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Zitiervorschlag

Aus: Was + Wie 2000, Heft 4, S. 138-139

Klärungen der Begriffe: Segnung, Weihe und Sakrament

Michael Schnabel


"Am Sonntag weihte der Bischof den Pfarrkindergarten ein ... Die Geistlichen beider Konfessionen weihten die Brücke ... Vor der Abfahrt wurde der Reisesegen gesprochen ... Das gesegnete Osterwasser wurde an die Gläubigen verteilt..." So oder ähnlich berichten Zeitungen, Kirchenblätter oder auch Pfarrbriefe. Manch Leser und manche Leserin werden sich fragen: Wann wird korrekt von einer Segnung und wann von einer Weihe gesprochen? Wo liegen die Unterschiede?

Die nachfolgenden Ausführungen zeigen aus katholischer Sicht, welche Unterschiede zwischen einer Segnung, einer Weihe und einem Sakrament bestehen.

Die Segnung

"Jesus legte den Kindern die Hände auf und segnete sie" (Mk 10,16). Die Kindersegnung - eine biblische Erzählung, die Kindern häufig in Kindergärten erzählt wird. Sie berichtet, wie Jesus die Kinder liebt und sie segnet.

Segnen bedeutet: dem Menschen Heil Schutz, Glück und Erfüllung im Namen Gottes zu zusprechen. Jm Segen preisen wir den Schöpfergott als Quelle allen Guten, allen Segens und allen Heils in der Geschichte. Neben dem Lobpreis Gottes ist eine Segnung auch ein Bekenntnis der Christen in das Vertrauen auf Gottes Hilfe und Schutz.

Christen segnen im Namen Jesu, und vergegenwärtigen sich die Erlösung durch Jesu Tod und Auferstehung.

"Im Namen des Vater, des Sohne und des Heiligen Geistes. Amen." In jedem Segen wird Gott in seiner Dreifaltigkeit angerufen und durch das Kreuzzeichen sein Wirken sichtbar.

Jeder Christ kann Gegenstände, Tiere und Menschen segnen. Wenn er das Kreuz über sich schlägt, so segnet er sich selbst.

Täglich begegnet uns der Tischsegen und der Abendsegen, den Eltern vor dem Schlafengehen ihren Kindern spenden.

Im Laufe des Kirchenjahres und bei bestimmten Anlässen gibt es besondere Segnungen, z.B. Wettersegen, Reisesegen, Kräutersegen, Segnung eines Hauses, einer Wohnung, eines Autos u.a.

Durch den Segen werden Gegenstände und Tiere nicht verändert. Sie erhalten keine magischen oder sonstigen Kräfte. Vielmehr sollen sich die Einstellung und die Beziehung des Menschen zu ihnen ändern: Der Mensch nimmt sie als Schöpfung bzw. Geschenke Gottes an und möchte sie in diesem Sinne segensvoll nutzen.

Die Weihe

Eine Weihe ist für Menschen und Gegenstände reserviert, die in besonderer Weise für den Dienst Gottes bestellt sind. So spricht man von der Priesterweihe ( Sie ist in der Katholischen Kirche ein Sakrament!), von der Abtweihe und der Weihe für Ordensleute. Weiterhin werden geweiht, beispielsweise Kirchen, Altäre, Kerzen, Kelche, Glocken und Wasser - alles Gegenstände, die nur für den Gottesdienst vorgesehen sind.

Bei einer Weihe werden neben dem Segensgebet und Kreuzzeichen meist zusätzliche Zeichen und Riten verwendet, z.B. Besprengen mit Weihwasser, Salbung mit Öl und Gebrauch von Weihrauch.

In der Theologie werden Segnungen und Weihen auch Sakramentalien bezeichnet: Sie sind sozusagen der Vorgarten zum Gnadengebäude der Sakramente.

Nach diesen Darlegungen können die einleitenden Kurzinformationen berichtigt werden. Es muss heißen: Der Bischof segnet den Pfarrkindergarten. Die Geistlichen segneten die Brücke. Aber: Das Osterwasser wurde geweiht.

Das Sakrament

Im Sakrament begegnet Gott dem Menschen in seiner Ganzheit. Der Mensch als geistiges und körperliches Wesen erfährt Sinn in Worten, Bildern, Handlungen, in seinen Stimmungen und Emotionen, in der Vielfalt seiner sinnlichen Wahrnehmungen. In den Sakramenten erlebt der Mensch die Liebe und Gnade Gottes mit all seinem sinnlichen und geistigen Vermögen.

In den Sakramenten begegnet uns Christus ganzheitlich: die Christen hören seine Botschaft, sie spüren, schmecken und berühren ihn. Daher sind die Sakramente die innigste Begegnung mit Christus und Teilhabe am göttlichen Leben. Durch die Sakramente sind die Christen hineingenommen in Jesu Erlösungswerk: in seinen Tod und in seine Auferstehung.

Verglichen mit Erfahrungen des Familienlebens: Beten und Segnen kann als Anlehnen an Gott gesehen werden, wie sich Kinder oft liebevoll an ihre Eltern anlehnen. Im Sakrament nimmt Gott uns geradezu in seine Arme, wie Eltern ihre Kinder in die Arme schließen und an sich drücken, wenn sie Abschied nehmen oder sich herzlich begrüßen.

Für ein Sakrament gelten folgende Merkmale: Es besteht aus einem äußeren Zeichen und vermittelt Gottes Gnade und Segen. Die Sakramente gehen auf Weisungen Jesu zurück, sie werden durch die Kirche gespendet und die Kirche legt die Form der Spendung fest. Daher wird die Spendung im Normalfall von kirchlichen Amtsträgern (Priester, bzw. Bischof) durchgeführt.

Das Merkmal "äußeres Zeichen" eines Sakraments besteht aus folgenden zwei Elementen: einem sinnenfälligen Zeichen ( z.B. Brot und Wein bei der Eucharistie; Wasser bei der Taufe, Handauflegung bei der Priesterweihe) und den begleitenden Worten (beispielsweise Taufformel).

Die Sakramente begleiten den Christen durch das ganze Leben und besonders an den Lebensübergängen: Aufnahmen in die christliche Gemeinde - Taufe; Eintritt ins Erwachsenenalter - Firmung; Schließung einer Ehe - Ehesakrament; Übernahme des Priesteramtes - Priesterweihe; bei Krankheit - Krankensalbung. In der Eucharistie und im Sakrament der Buße erlebt der Christ durchgängig die Nähe und Liebe Gottes.

Sakramente wurden auch "Feiern des Lebens" genannt, weil sie dem Christen aufzeigen, dass er zu einem Leben in Fülle berufen ist.