Theresa Bodner: In mir drin ist´s bunt. Innsbruck, Wien: Tyrolia Verlag 2020, 26 Seiten, EUR 16,95 – direkt bestellen durch Anklicken
Vor mir liegt ein Buch über Gefühle. Eigentlich ein schwieriges Thema, besonders für Kinder.
Theresa Bodner ist es gelungen, mit farbigen Papieren und Graupappe Collagen zu erstellen, dazu Fragen zu formulieren, die sich das Kind selbst stellen kann, und dann die Vielfalt der Begriffe für Gefühle zu verdeutlichen. Mit diesem „Handwerkszeug“ versucht Frau Bodner, das Thema Gefühle in den Griff zu bekommen und Kinder zu motivieren, sich mit der eigenen Gefühlswelt auseinander zu setzen.
Die Altersempfehlung sollte auch Erwachsene einbeziehen. Das Buch verlangt nach einfühlsamen Erwachsenen. Und diese haben oft größere Probleme als Kinder, wenn es um die eigenen Gefühle geht. Sie haben viel von der kindlichen Spontaneität in ihrem Erwachsenenleben eingebüßt.
So möchte ich empfehlen, das Buch vielleicht vorab in der Elternarbeit, in Eltern- oder Familienseminaren einzusetzen – aber auch in der Ausbildung von Erzieher/innen und anderen sozialen Berufsgruppen.
Gerade deshalb, weil die kindliche Gefühlswelt für viele Erwachsene nicht wirklich fassbar ist. Können sie das Kind annehmen, wie es ist? Verstehen sie, warum das Kind vorsichtig und zurückhaltend, wütend, grantig, ängstlich, mutlos, energiegeladen, traurig, entspannt oder ausgeglichen ist?
Es ist somit notwendig, dass Erwachsene – gleich ob Berufspädagog/innen, Eltern oder Großeltern – sich selbst mit dem Buch beschäftigen, sich die Fragen der Autorin selbst stellen. Das wird ihnen helfen, Kinder besser zu verstehen. Sie werden auch entdecken, dass das Buch kein Vorlesebuch sondern ein Buch zum Entdecken ist.
Die Fragen, die die Autorin ganz bewusst in blasser Farbe gestaltet hat, werden teilweise vom Kind selbst gestellt. Es kommt schnell zu einer Art philosophischem Gespräch. Vielleicht wagt das Kind auch, über seine Gefühle zu sprechen. Das verlangt offene, sensible und zuhörende Erwachsene. Der Umgang bzw. die Beschäftigung mit dem Buch braucht viel Zeit. So kann das Kind Vertrauen schöpfen und sich verstanden fühlen.
Im Gespräch mit Kindern lässt sich auf der Basis des Buches auch ein pantomimisches Ratespiel entwickeln. Ohne Worte zeigt ein Kind ein Gefühl durch Mimik und Gestik, und dieses muss von den anderen erkannt werden. So lernen Kinder und Erwachsene sensible Wahrnehmung ihrer Mitmenschen.
Spüren Sie als Leser/in dieser Rezension, was alles in dem Buch steckt? Es kann ein Wegbegleiter im Alltag sein und helfen, das Gegenüber anzunehmen wie es ist, aber auch selbst zu den eigenen Gefühlen zu stehen.
Der Abschluss des Buches weist auf die Sicherheit hin, die das Kind daheim in seiner Familie – aber auch in der Kita – spüren kann. Eine sichere Bindung erleichtert das Zulassen der eigenen Gefühle.
Das Buch beginnt mit dem kleinen Text:
„Nimm mich an
so wie ich bin
dann kann ich
ich sein
bei dir und
in mir drin“
Ja, die Autorin verzichtet auf Punkt und Komma, auf Wenn und Aber.
Greifen Sie zu diesem Buch und nehmen Sie sich viel Zeit!