Big Family. Die phantastische Reise in die Vergangenheit

Michael Schmidt-Salomon, Anne-Barbara Kindler: Big Family. Die phantastische Reise in die Vergangenheit. Aschaffenburg: Alibri Verlag 2022, 36 Seiten, EUR 17,00 – direkt bestellen durch Anklicken

The Big Family Rezension

Ein faszinierendes Buch für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter, das sie weit in die Vergangenheit der Menschheit zurückführt! Der Philosoph und Autor Michael Schmidt-Salomon, der neben vielen Fachbüchern bereits mehrere Kinderbücher veröffentlicht hat, erklärt auf kindgemäße Weise die Evolution. Dabei geht er von den Menschen aus. So lädt er Kinder ein, zunächst den eigenen Stammbaum zu erkunden. Dann sollen sie sich vorstellen, dass ihre weiblichen Vorfahren eine lange Menschenkette bilden, an der die Kinder entlang spazieren bzw. fahren können. Nach zehn Metern kämen sie dann zu einer Vorfahrin, die vor 200 Jahren lebte und „noch ohne Strom, ohne Fernseher, Radio und Kühlschrank“ auskommen“ musste (S. 10). Nach 100 Metern würden sie ihre „Römer-Oma“ erreichen, die vor 2000 Jahren im Römischen Reich, vielleicht aber auch in einem germanischen Dorf oder auf einem anderen Kontinent lebte. Nach einem Kilometer kämen sie zur ersten „Steinzeit-Oma“, nach zehn Kilometern zur „Oma sapiens“, nach 90 Kilometern zur „Erectus-Oma“ (die auch die Vorfahrin der Neandertaler war), nach etwa 200 Kilometern zu „Oma Australopithecus“ und nach rund 300 Kilometern zu „Oma Chimpman“, von der auch die Schimpansen abstammen.

Dann sind die Vorfahren der Menschen nicht mehr menschenähnlich – dafür aber auch die Vorfahren von immer mehr Lebewesen: Von „Oma Trockennase“, die vor rund 60 Millionen Jahren lebte, stammen Menschen und Affen ab, während „Oma Spitzmaus“, die sich vor 200 Millionen Jahren entwickelte, die Vorfahrin aller Säugetiere ist. Die „Echsen-Oma“ war vor 320 Millionen Jahre die „Urmutter“ aller Säugetiere und Reptilien, inklusive der Dinosaurier und Vögel. Dann kommt man zu „Oma Amphibia“, dem ersten Lebewesen mit Lungen, das somit auch auf dem Land leben konnte, zu „Oma Fischmaul“, zu „Oma Schwammkopf“ und schließlich zu den „Omapas“, geschlechtslosen Einzellern, von denen alles Leben auf der Erde abstammt und die sich bereits vor 3.500 Millionen Jahren entwickelten. Im Grunde sind also die Menschen mit allen anderen Lebewesen verwandt – wir bilden eine „Big Family“!

Das Bilderbuch fasziniert aber nicht nur durch seinen Inhalt, sondern auch durch die naturalistischen und detaillierten kolorierten Bleistiftzeichnungen von Anne-Barbara Kindler. Beispielsweise erhielt jede der 19 Vorfahrinnen in der bereits erwähnten Menschenkette ein Kleid, das zu ihrer Zeit von wohlhabenden Frauen getragen wurde. So können Kinder auf dieser Doppelseite ganz unterschiedliche Moden entdecken…

Aber wieso schrieb ein bekannter Philosoph, der viele Fachbücher und wissenschaftliche Artikel verfasst hat, Vorträge hält und Vorstandsmitglied mehrerer Institute ist, ein Bilderbuch? Diese Frage hat Michael Schmidt-Salomon in einem Interview beantwortet: „Nun, zunächst einmal steht fest, dass die Evolutionstheorie die wichtigste Grundlage des modernen Weltbildes ist. Wer die Prozesse der Evolution nicht begreift, kann kein realistisches Verständnis seiner selbst entwickeln und sich in einer modernen Wissenschaftsgesellschaft nicht zurechtfinden. Deshalb halte ich es für einen ausgesprochenen Skandal, dass Kinder in öffentlichen Schulen mit religiösen Schöpfungsmythen gefüttert, aber über die realen Hintergründe der Entwicklung der Arten im Unklaren belassen werden“ (https://hpd.de/artikel/12563, abgerufen am 20.12.2022).

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