Jacob Bausum & Heike Karau: Traumapädagogik: Kita-Kinder sensibel begleiten. Basiswissen, Fallbeispiele, Reflexionsfragen und Checklisten für Team- und Elternarbeit. München: Don Bosco Medien GmbH 2024, 91 Seiten + 60 Bildkarten, EUR 28,00 - direkt bestellen durch Anklicken
In diesem Medienpaket, das aus einem Fachbuch und einem Kartenset sowie einem Downloadcode für Zusatzmaterial besteht, finden elementarpädagogische Fachkräfte ein sehr hilfreiches Bündel an aktuellen und fachlich notwendigen Grundlageninformationen im Hinblick auf eine professionelle Orientierung sowie basale Hinweise für eine Entwicklungsbegleitung traumatisierter Kinder.
In den letzten Jahren wird der Begriff „Trauma“ recht schnell in der Elementarpädagogik/ Entwicklungspsychologie und auch immer häufiger genutzt – ausgelöst durch Kinder, die eine Fluchterfahrung hinter sich haben oder innerfamiliale Gewalt bzw. andere schwerwiegende Belastungen erfahren mussten. Dabei stellt sich natürlich als Erstes die Frage, was ist überhaupt ein Trauma, grenzt es sich von andauernden Sorgen bzw. anhaltenden Ängsten ab und wenn ja: wie, wird dieser Begriff vielleicht zu häufig und vorschnell in der Praxis genutzt oder werden vielleicht Traumata gar nicht als solche bei Kindern entdeckt? Fragen über Fragen, die zuvorderst auch aus fachlicher Sicht einer dringenden Beantwortung bedürfen.
So haben sich der Autor Jacob Bausum, Traumapädagoge und Mitglied im Vorstand des Fachverbandes Traumapädagogik e.V. und die Autorin Heike Karau, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin sowie Traumapädagogin das Ziel gesetzt, eine fundierte Einführung in die Psychotraumatologie zur Verfügung zu stellen, um für eine professionelle Handhabung dieses Themenschwerpunkts und gleichzeitig für eine Handlungssicherheit in der sensiblen Begleitung traumatisierter Kita-Kinder zu sorgen. Um es schon im Vorwege zu sagen: beides ist den Autoren in vollem Umfang gelungen!
Nach konkreten Hinweisen zum Einsatz der beigefügten sechzig Bildkarten, die erstens aus Reflexionskarten, zweitens aus Diskussionskarten und drittens aus Fallbeispielkarten bestehen und Hinweisen zum kostenlosen Herunterladen des Downloadmaterials, das aus zwei Fragebögen, einer Checkliste und aus vier Arbeitsblättern besteht, wenden sich Bausum und Karau sieben Inhaltsschwerpunkten zu:
Zunächst gehen sie der Frage nach, was man unter einem >Trauma< versteht und welche Ereignisse zu einem Trauma bei Kindern führen können, welche langfristigen Folgen sich für das kindliche Verhalten ergeben können und wie dann die Auswirkungen auf die pädagogischen Beziehungen aussehen. Es folgen Begriffsbestimmungen zur >Traumapädagogik< und deren Grundsätze, um dann der Frage nachzugehen, was traumatisierte Kinder dringend brauchen, damit sie zu einer stabilen Selbstbemächtigung zurückfinden können. Das vierte Kapitel betrachtet traumatisierte Kinder im Gruppenkontext und im fünften Kapitel wird die Rolle der Eltern in den Betrachtungsmittelpunkt gerückt, was schließlich darin mündet, wie ein professionell gestaltetes, traumapädagogisches Handeln in der Elternarbeit aussehen sollte. Im sechsten Kapitel werden die drei wichtigsten Hilfsaspekte für geflüchtete Kinder und ihre Familien vorgestellt und im siebenten Kapitel erfahren elementarpädagogische Fachkräfte, die mit traumatisierten Kindern arbeiten, wie sie selbst eine psycho-soziale bzw. wo sie eine institutionelle Unterstützung in ihrer anstrengenden Tätigkeit erhalten können.
Alle inhaltlichen Ausführungen sind bei einer gleichzeitig überaus umfangreichen Fachinhaltsmenge in Kürze gefasst und beschrieben, so dass die jeweiligen Schwerpunkte ohne Umschweife und in leicht verständlicher Form auf den Punkt gebracht wurden. Es geht in diesem Buch um eine Einführung in einen vielseitig vernetzten Bereich, und dabei ist eine solche Kurzfassung als Einstieg in ein hochkomplexes Gebiet, wie sie hier vorliegt, absolut gelungen! Für diejenigen Personen, die den notwendigen und fachlich angezeigten Impuls spüren, sich noch intensiver und differenzierter mit der Psychotraumatologie zu beschäftigen, sind am Ende des Buches einige weiterführende Literaturhinweise aufgeführt [Anmerkung: besonders sei hier auf das Buch von >Udo Baer: Traumatisierte Kinder sensibel begleiten< hingewiesen]. Zudem gibt es dazu bundesweite Fort- und Zusatzausbildungen.
Es darf zum Schluss auf keinen Fall vergessen werden, der Illustratorin, Frau Manuela Olten, für ihre Illustrationen im Buch und für die Gestaltung der Karteikarten zu danken. Die Art der Personendarstellungen, vor allem die Mimikwiedergabe, trifft wunderbar den Fokus der dazugehörenden Textschwerpunkte.