Spielen macht Kinder stark

Christiane Kutik: Spielen macht Kinder stark. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2013, 199 Seiten, EUR 19,90 - direkt bestellen durch Anklicken

Christiane Kutik, Erzieherin, Fortbildnerin und Eltern-Coach, verteidigt in ihrem Buch das freie, eigenständige Spiel des Kleinkindes gegenüber Reizüberflutung, reinem Konsumieren, Leistungsdruck, Verschulung und Verhäuslichung. In der heutigen Welt brauche es Eltern und Erzieher/innen, die bewusst die natürliche kindliche Spielfreude zulassen und fördern.

Laut Kutik sollten Bewegungsdrang, Nachahmungstrieb und Entdeckerfreude der Kinder als ein "Schatz" verstanden werden, den es zu hüten gilt: Nur Kinder, die diese Anlagen im eigenaktiven, interessegeleiteten Spiel ausleben können, würden sich gesund entwickeln. Allerdings benötigen sie dazu die "Elternsonne": Sie wollen, dass Erwachsene ihr Spielen wahrnehmen, sie liebevoll anschauen und ihnen auf diese Weise Rückhalt geben. Auch möchten Kleinkinder nicht immer nur mit Spielsachen spielen, sondern auch Aktivitäten der Eltern nachahmen, also z.B. beim Kochen, Putzen, Aufräumen, Reparieren und Gärtnern helfen. Außerdem beobachten sie gerne das Verhalten von Erwachsenen, die z.B. auf einer Baustelle oder in einer Werkstatt arbeiten oder ihren Hobbys nachgehen.

Durch den Vergleich "Spiel einst und jetzt" verdeutlicht Kutik, woran es heute Kindern mangelt - vor allem am unbehelligten Spielen in der Natur, am eigenständigen Ausleben von Abenteuerlust und Forschergeist, am ungestörten Sich-Vertiefen in die jeweilige Aktivität sowie an Rückzugsräumen zum Entspannen und Träumen.

Insbesondere Jungen leiden darunter, dass sie sich zu wenig bewegen können: Sie wollen auch einmal toben, ihre Kräfte messen, laut sein, miteinander balgen, etwas riskieren... Ihre Bedürfnisse werden heute zu wenig befriedigt, und so ist es nicht verwunderlich, dass sie häufiger als Mädchen verhaltensauffällig werden. Zudem mangelt es in Kita und Grundschule an männlichen Vorbildern. So sind Jungen vor allem auf ihre Väter angewiesen - die viel mit ihnen unternehmen müssten (z.B. gemeinsames Werken oder ein Vater-Kind-Wochenende).

Christiane Kutik beschreibt die drei Spielphasen im Vorschulalter (0-3, 3-5, 5-7 Jahre), also die vorherrschenden Spielbedürfnisse und -aktivitäten. In diesem Kontext betont sie z.B. die Bedeutung des mehrfachen Wiederholens von Spielhandlungen, des Vorlesens und Erzählens, des gemeinsamen Singens und Tanzens, von Fantasie und Regeln. Auch geht die Autorin auf magische Figuren, unsichtbare Spielgefährten, Wartespiele, Aktivitäten in der Natur, Spielunlust, spielverhindernde und spielstärkende Verhaltensweisen von Eltern, das Malen und das Spielen mit Naturmaterialien ein. Dann beschreibt sie Spielsachen wie Puppen, Springseile, Bälle, Spieltücher, Märchenwolle und Wachs. Zum Schluss gibt sie Tipps, wie Aufräumstress reduziert werden kann.

Das mit vielen Beispielen und doppelseitigen Farbfotos ausgestattete Buch ist eine empfehlenswerte Lektüre für Eltern. Sie gibt ihnen Kraft, sich von Beschäftigungsprogrammen, Kursen für Kleinkinder, mit Plastikspielzeug überfüllten Kinderzimmern, dem Fernsehen als "Babysitter" und anderen modernen Medien zu distanzieren. Stattdessen werden sie ihren Kindern Freiräume für das unbehelligte Spielen lassen sowie viele Spiel- und Alltagsaktivitäten mit ihnen gemeinsam machen. Die glücklichen Augen ihrer Kinder werden sie dafür belohnen...

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