Rezension

Helge Nyncke: KINDERKUNST und KREATIVITÄT. Praxis und Philosophie. Freiburg im Breisgau: spielen und lernen, c/o Körner Medien UG 2023, 193 Seiten, EUR 25,00 – direkt bestellen durch Anklicken

Endlich! Endlich ist ein Praxisbuch mit dem Schwerpunkt >Kreativität und Kinderkunst< erschienen, das >Kinderkunst< im originären Sinne versteht und gleichzeitig >Kreativität< von der ursprünglichen Bedeutung >creare = erschaffen/ ins Leben rufen/ zur Welt bringen< aufgreift. Somit hebt sich dieses impulssetzende Buch einerseits von der unüberschaubaren Bücherflut zum Thema Kreativität wohltuend ab, die unter diesem Begriff vor allem schablonierte Bastelvorlagen oder immer wiederkehrende, funktionale Produktionsvorschläge mit Kindern vorstellt und andererseits denjenigen Kindheitspädagog:innen in Kindertageseinrichtungen die Augen öffnet, was fachlich korrekt unter einer Kreativitätspädagogik mit ihren grenz-/ norm-/ traditionsüberschreitenden Möglichkeiten zu verstehen ist. Hier werden vergeblich langweilige Bastelvorlagen für transparente, normierte Fensterbilder, wo ein Bild dem anderen gleicht oder Tiermobiles, die an Zimmerdecken aufgehängt werden und in Erwachsenen die Frage aufkommen lassen, was aufgehängte schwarze Katzen an der Decke baumelnd zu suchen haben, gesucht.

So hat der Autor, ein sehr praxiserfahrener Kreativitätspädagoge, eine Publikation erstellt, die sowohl in der Seitengestaltung als auch durch die Praxisimpulse/ Fragen/ Beispiele/ Anregungen das kreative Moment vollständig zum Ausdruck bringt. Kreativität ist eine Form der Lebensgestaltung, die sich wie ein roter Faden durch die Persönlichkeit eines Menschen zieht und die sich in seinen Ausdrucksformen zeigt: so auch in der Kunst, in der Gestaltung von Erlebnisräumen, im Erfinden und der Durchführung von Projekten, im Entdecken von künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, in der Art der Zusammenstellung verschiedener Materialen und in einer vollkommen neuartigen Umsetzung ungewohnter Ideen.

So fällt es schwer, das Buch mit seinen über 700 Fotos und sehr informativen Textbegleitungen aus der Hand zu legen, weil eine „Brille mit Protest-Gehirn-Aufsatz“, „Kosmische Vögel“, „Marionettentiere“, „Papp Ladys“, „Kugel-Röhren-Libellen“, Streichholzvögel“, „durchgedrehte Clowns“, „Angstmonster“, „Gesichterpuzzles“, „Giraffenausguckreiter“ oder „fliegende Zauberwesen“ für ein permanentes Staunen sorgen. Alle in dem Buch aufgeführten Aktionen, Objekte und Fotos sind aus der Praxis geborene Impulsbeispiele. Zudem sind die Praxisimpulse stets kommentiert, werfen Fragen auf, geben auch Antworten und Hinweise und regen zu eigenen, vielleicht sogar ganz neuartigen Gedanken an: was für ein großartiger Schatz! Dem Verlag und dem Autor sei daher in besonderem Maße gedankt, wobei der Autor (und damit auch der Verlag) durchaus eine Ehrung durch die >Stiftung Buchkunst“ verdient hätten.

Armin Krenz