Klaus Sarimski: Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten in der Kita. Praxis-Know-how für Fachkräfte. München: Ernst Reinhardt Verlag 2019, 113 Seiten, EUR 19,90 - direkt bestellen durch Anklicken
Klaus Sarimski, Professor für sonderpädagogische Frühförderung und allgemeine Elementarpädagogik an der PH Heidelberg, möchte Erzieher/innen das „Handwerkszeug“ (S. 8) vermitteln, wie sie besser mit belastenden Verhaltensweisen von Kleinkindern umgehen können. Besonderen Wert legt er darauf, dass sie sich im Team auf ein systematisches Vorgehen einigen. Dies könnte z.B. auf Grundlage des Konzepts der „Positiven Verhaltensunterstützung“ geschehen, das er in seinem gut lesbaren Buch beschreibt.
Im ersten Kapitel unterscheidet Sarimski verschiedene Formen von Verhaltensauffälligkeiten im Kleinkindalter wie z.B. emotionale Probleme, Störungen des Sozialverhaltens, ADHS und die Autismus-Spektrum-Störung. Dann geht er kurz auf die Diagnostik ein, die als Aufgabe von Fachärzten und klinischen Psychologen beschrieben wird. Erzieher/innen könnten aber hierzu einen Beitrag durch die Einschätzung von Verhaltensmerkmalen leisten - z.B. anhand der deutschen Version des „Strengths and Difficulties Questionnaire“ (SDQ) oder der „Verhaltensskalen für das Kindergartenalter“ (VSK). Dabei sollten sie auch die Kompetenzen des jeweiligen Kindes erfassen.
Im zweiten Kapitel skizziert Sarimski die sozial-emotionale Entwicklung im Kleinkindalter, wobei er insbesondere auf Fähigkeiten wie Emotionswissen und -regulation, soziale Kompetenzen und Selbstregulationsfähigkeiten fokussiert. Ferner geht er kurz auf Temperamentsmerkmale und familiäre Entwicklungsbedingungen ein.
Im dritten Kapitel stellt Sarimski die „Positive Verhaltensunterstützung“ vor: Es „ist ein empirisch gut fundiertes Konzept zur Veränderung von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern unterschiedlichen Alters, bei dem die gezielte Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen eine zentrale Bedeutung hat. Das Grundprinzip der Positiven Verhaltensunterstützung ist, problematische Verhaltensweisen als kommunikatives Verhalten anzusehen, die in Abhängigkeit vom sozialen Kontext auftreten und von den Konsequenzen aufrecht erhalten werden, die das Kind für sein Verhalten erlebt“ (S. 36). Dieses Konzept wird im Folgenden ausführlich erläutert, wobei vor allem auf die Bedeutung positiver Fachkraft-Kind-Beziehungen, einer entwicklungsförderlichen Umgebung in der Kita, konsistenter Tagesstrukturen, klar formulierter Gruppenregeln, der bewussten Bestärkung erwünschten Verhaltens und der Förderung sozial-emotionaler Kompetenten eingegangen wird. Ferner beschreibt Sarimski, wie bei verhaltensauffälligen Kindern eine „funktionale Analyse“ durchgeführt wird (zwecks Erfassung der Auslöser eines problematischen Verhaltens, des situativen Kontextes und der es aufrechterhaltenden Konsequenzen) und wie Interventionen geplant, durchgeführt und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit überprüft werden.
Im vierten Kapitel geht es um die Zusammenarbeit mit den Eltern verhaltensauffälliger Kinder, mit den Kolleg/innen im Kita-Team und mit Fachkräften anderer Einrichtungen, die bei Kindern mit besonders herausforderndem Verhalten, bei hoch belasteten Familien oder bei Behinderungen hinzugezogen werden. Zum Schluss gibt es noch einen Checkliste, anhand derer Erzieher/innen überprüfen können, ob sie das Konzept der „Positiven Verhaltensunterstützung“ vollständig umsetzen.