Christiane Hofbauer: Kinder mit Fluchterfahrung in der Kita. Leitfaden für die pädagogische Praxis. Freiburg, Basel, Wien: Herder 2016, 120 Seiten, EUR 19,99 - direkt bestellen durch Anklicken
Dr. Christiane Hofbauer, Mitbegründerin des Instituts für Sprache und Kommunikation in Prävention, Rehabilitation und Bildung, möchte mit ihrem Buch Erzieher/innen die Unsicherheit im Umgang mit Flüchtlingskindern nehmen. Sie schreibt: "Die meisten von ihnen sind Kinder wie alle anderen auch - mit Ecken und Kanten, mit Stärken und Schwächen. Kinder mit Fluchterfahrungen benötigen sprachliche Förderung (...) und die pädagogischen Fachkräfte interkulturelle Kompetenzen (...), damit die Kinder gut in Deutschland und in der Kita ankommen und leben können - wie viele andere Gleichaltrige mit Migrationshintergrund auch. Daneben gibt es natürlich auch Kinder, die traumatisiert sind (...) und daher Verhaltensweisen aufweisen, die sowohl pädagogische Fachkräfte als auch andere Kinder belasten - dies ist jedoch die Ausnahme und keinesfalls die Regel" (S. 8).
Im Kapitel "Rechtliche Grundlagen" beschreibt Hofbauer, welche Gruppen von Flüchtlingen seitens der Gesetzgebung unterschieden werden und wie sich der jeweilige Status auf Sozialleistungen, Wohn- und Arbeitsbedingungen, medizinische Versorgung, Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung und die Schulpflicht auswirkt. Dann skizziert die Autorin im Kapitel "Auf der Flucht" die Fluchtursachen, die Fluchtrouten nach Europa und die Erfahrungen, die Erwachsene und Kinder auf der Flucht machen. Anschließend befasst sie sich unter dem Titel "Lebensbedingungen in Deutschland" mit der Wohnsituation von Flüchtlingsfamilien und anderen Belastungsfaktoren. Im Kapitel "Gesundheitszustand und Infektionsgefahr" geht es dann um bei Flüchtlingskindern häufig auftretenden Krankheiten und deren (eingeschränkte) Gesundheitsversorgung. Danach wird unter der Überschrift "Traumatisierung und ihre Folgen" auf die Entstehung von Traumatisierungen, Traumafolgestörungen (mit einer Auflistung typischer Symptome), Schutz- und Risikofaktoren, therapeutische Hilfen (mit einer Liste von ca. 30 Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer) und die Traumapädagogik eingegangen.
Im Kapitel "Sprachliche Hürden und Ressourcen" beschreibt Hofbauer den Umgang mit Flüchtlingskindern ohne Deutschkenntnissen, Forschungsergebnisse zum Zweitspracherwerb, die additive und die alltagsintegrierte Sprachförderung, sprachförderliche Interaktionsstrategien und die Erziehungspartnerschaft mit Eltern, die kein oder kaum Deutsch sprechen. Unter der Überschrift "Kulturelle Hürden und Ressourcen" behandelt sie, was unter Kultur verstanden wird, welche Ansätze der interkulturellen Pädagogik unterschieden werden, wie verschiedene Kulturen in der Kita berücksichtigt werden können und wie sich kulturelle Hürden in der Zusammenarbeit mit Eltern abbauen lassen. Im letzten Kapitel "Unterstützung für Kitas durch Vernetzung" werden Behörden, Beratungsstellen für Migranten sowie Organisationen für Flüchtlinge als potenzielle Kooperationspartner genannt.
Christiane Hofbauer setzt sich in ihrem Buch eher allgemein mit der Situation von Flüchtlingsfamilien und -kindern (inkl. Schulkindern) auseinander. Konsequenzen für die pädagogische Arbeit in Kitas werden auf zwei, drei Seiten am Ende des jeweiligen Kapitels behandelt. Nur die Kapitel "Sprachliche Hürden und Ressourcen" und "Kulturelle Hürden und Ressourcen" sind stärker frühpädagogisch ausgerichtet.
Das Buch ist leicht lesbar; die einzelnen Kapitel sind gut untergliedert; der Text wird durch Kästchen, farbliche Hervorhebung von Merksätzen und einige Abbildungen aufgelockert. Das Buch enthält auch Fallbeispiele, die sich aber nur zum Teil auf Kleinkinder beziehen.