Andrea Erkert: „Ich war das aber nicht!“ – Wie Kinder lernen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Dortmund: verlag modernes lernen Borgmann GmbH & Co KG 2023. 173 Seiten, EUR 19,95 – direkt bestellen durch Anklicken
Die Autorin, die vielen Erzieher:innen sicherlich schon durch einige ihrer Bücher wie beispielsweise „Im Morgenkreis den Teamgeist wecken“, „Kinder brauchen Herzensbildung“, „Mobbing fängt klein an“ oder „Weniger ICH, mehr WIR“ bekannt ist, hat nun ein weiteres Buch im ‚verlag modernes lernen‘ veröffentlicht. Dieses Mal zieht sich der Publikationsschwerpunkt „Entwicklungsunterstützung von Ehrlichkeit“ wie ein roter Faden durch alle Spiel-/Impulsangebote, die als Praxisideen vorgestellt werden.
Dabei setzt sich der Inhalt aus 7 Kapiteln zusammen. Im ersten Kapitel geht es darum, dass Kinder Regelverstöße, Missgeschicke oder Irrtümer bemerken und auch in Worte fassen können. Kapitel zwei stellt Spiele vor, um Wahrheiten und Unwahrheiten unterscheiden zu können und im dritten Kapitel werden Spielimpulse offeriert, um (Hinter)Gründe fürs Lügen kennenzulernen. Kapitel vier bietet Spielimpulse an, um sich in andere hineinfühlen und Empathie entwickeln zu können und im fünften Kapitel finden Erzieher:innen Interaktionsvorschläge zur Frage, warum Ehrlichkeit wichtig ist. Im Kapitel sechs dreht sich alles um Einsicht und Wiedergutmachung und das siebente Kapitel geht in spielerischer Form der Frage nach, was man aus Fehlern lernen kann. Es folgen zehn Tipps, wie Streit und Konflikte zwischen Kindern in konstruktive Bahnen umgelenkt werden können. Alle 70 Praxisideen bestehen nach einer sehr kurz gefassten Kapiteleinführung aus einem konkreten Vorschlag zum Spielverlauf unter Nennung des gegebenenfalls benötigten Materials und des Zeitbudgets und zusätzlich befindet sich auf den jeweils rechten Buchseiten ein passendes Foto zum vorgestellten Spiel/ Aktionsimpuls.
Dieses Praxisbuch hat – entsprechend dem Untertitel – einen überaus hohen Anspruch, losgelöst von Biographie relevanten Realitäten und vorherrschenden, struktur- und prozessbedingten Merkmalen in der Kindertagesstätte. Es wäre daher aus systemischer Sicht unter beziehungs- und bindungsorientierten Aspekten unbedingt angebracht, diese Vernetzungen zu berücksichtigen und zumindest in einem kurzen Kapitel zu thematisieren, damit die Praxisvorschläge nicht zu funktionsorientierten Übungen eingesetzt werden, wodurch lediglich die Kinder mit einer erwartungsorientierten Bringschuld belegt werden. Doch unabhängig davon sind die überwiegend spannenden und auch teilweise kreativen Vorschläge durchaus geeignet, in Kindern Handlungs- sowie Denkimpulse anzuregen und zu aktivieren, um eigene Verhaltens- und Kognitionsmuster aus einer sozial-emotionalen Perspektive zu überdenken und im besten Fall auch ansatzweise zu verinnerlichen.