Christel van Dieken, Julian van Dieken: Ganz nah dabei - Alltagssituationen in Kitas für 0- bis 3-Jährige. Arbeitsmaterial für Teamfortbildung, Ausbildung und Elternabend. DVD mit Begleitheft. Berlin: Cornelsen 2014, 45 Minuten/72 Seiten, EUR 28,99 - direkt bestellen durch Anklicken
In dem Video werden drei Alltagssituationen in Gruppen für unter Dreijährige vorgestellt und pädagogisch "durchleuchtet". Die Filmaufnahmen wurden in neun Kitas aus Nord- und Ostdeutschland gemacht. Neben Erzieher/innen kommen auch einige Expert/innen wie z.B. Heidegret Bosche, Gabriele Haug-Schnabel, Matthias Buck und Ilse Wehrmann zu Wort.
Zunächst geht es um "genussvolle Mahlzeiten": das gemeinsame bzw. das offene Frühstück, den Vormittags- und den Nachmittagssnack sowie das gemeinsame bzw. das offene Mittagessen, das auch in einem "Kinderrestaurant" erfolgen kann. Angesprochen werden Kriterien für eine gesunde Ernährung, das Verhalten der Erzieher/innen (sollten mitessen und dabei als Vorbild wirken, Kinder das Essen selbst wählen und auf den Teller tun lassen, ein "Nein" der Kinder und Reste auf dem Teller akzeptieren usw.) sowie die Lernerfahrungen der Kinder (Sinneswahrnehmungen beim Essen, Selbständigkeit, Esskultur, Tischgespräche etc.). Im "Bonus-Material" finden sich noch einige Vorschläge zur Gestaltung von Essräumen (z.B. mit wegklappbaren bzw. wegschiebbaren Tischen oder mit Sitznischen).
Im zweiten Teil des Videos wird auf die Schlafsituation eingegangen. Anfangs wird betont, dass Kitas für unter Dreijährige nicht vor 15 Uhr schließen sollten, da die Kinder ansonsten künstlich wachgehalten oder aus dem Schlaf gerissen werden müssten, wenn sie von ihren Eltern zu einem früheren Zeitpunkt abgeholt werden - was negative Folgen für die Wahrnehmung des eigenen Schlafbedürfnisses und die Fähigkeit des Sich-Entspannens hätte. Ein Ausruhen sollte während des ganzen Tages möglich sein. Auch sollte es keine feste Schlafenszeit geben, da dann (bereits) wache Kinder ruhig gehalten werden müssten. Ferner werden verschiedene Schlaforte vorgestellt - bis hin zu einer "Schlafpodestlandschaft".
Der letzte Teil des Videos ist der "beziehungsvollen Pflege" gewidmet. Hier wird beschrieben, dass das Wickeln als eine intime und entspannte Situation gestaltet werden sollte, in der die Wünsche und Bedürfnisse des jeweiligen Kindes respektiert werden. Das Wickeln sollte möglichst in einem separaten Raum mit Sichtverbindung zum Gruppenraum erfolgen. Empfohlen werden eine feste Treppe am Wickeltisch und ein großer Spiegel über der Wickelauflage. Abschließend rufen Expert/innen und Erzieher/innen in einem kurzen Ausblick zum Experimentieren, zur Suche nach dem eigenen Weg und zur ständigen Reflexion der pädagogischen Praxis auf.
Im Begleitheft befinden sich Informationen zum Video, zu den besuchten Kitas und zu den Interviewpartnern. Den größten Raum nehmen aber Vorschläge ein, wie einzelne Filmszenen in Teambesprechungen oder in Fortbildungen genutzt werden könnten - z.B. zur Analyse, inwieweit die Partizipation von unter Dreijährigen in den jeweiligen Alltagssituationen ermöglicht wird, oder als Anregung zum Überdenken und Neugestalten von Mahlzeiten, Ruhezeiten und pflegerischen Aktivitäten. Dabei kann auch auf abgedruckte Passagen aus den Interviews mit den Expert/innen, auf kurze Auszüge aus Fachartikeln, auf Vorschläge zur Raumgestaltung, auf Qualitätskriterien zur Bewertung der Alltagssituationen und auf diesbezügliche Tipps für die Elternarbeit zurückgegriffen werden.
Fazit: Erfahrene Fachkräfte werden aus dem Film keine neuen Erkenntnisse ziehen. So ist das Video meiner Einschätzung nach eher für den Unterricht an Berufsfachschulen und Fachschulen für Sozialpädagogik geeignet. Die Realisierung einiger Vorschläge zur Raumgestaltung und Möblierung dürfte recht kostspielig sein und Um- bzw. Anbauten bei bereits bestehenden Gebäuden voraussetzen.