Gisela Braun, Martina Keller: Ich sag Nein! Arbeitsmaterialien gegen den sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Mülheim: Verlag an der Ruhr, 2. Aufl. 2008, 76 Seiten, EUR 19,50 - direkt bestellen durch Anklicken
"Geh nicht im Dunkeln weg. Geh nicht in den Wald. Zieh Dich anständig an." Mit solchen und ähnlichen Ratschlägen glauben viele Erwachsene, ihr Kind vor sexuellen Übergriffen schützen zu können. Doch sie täuschen sich und unterschätzen dabei möglicherweise, dass der Missbraucher oder die Täterin meist aus dem vertrauten Umfeld des Kindes kommt. Diese herkömmliche Art der "Prävention" kann zu Verängstigung, Vermeidungsverhalten und Einschränkung der Selbstständigkeit führen und verstärkt die Abhängigkeit von den Eltern.
Daran erinnern die Autorinnen des Klassikers der Präventionsarbeit "Ich sag NEIN!", Gisela Braun und Martina Keller. Der vom pädagogischen Verlag an der Ruhr herausgegebene Titel, der sich besonders für den Einsatz in Kindergarten, Grund- und Förderschule sowie in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit eignet, ist nun in aktualisierter Form erschienen. Er bietet Erzieherinnen und Erziehern, Pädagoginnen und Pädagogen sensible und bis ins Detail durchdachte Arbeitsmaterialien, die dem Grundsatz folgen: Starke Kinder sind weniger gefährdet.
Der Einsatz von "Ich sag NEIN!" fördert Selbstbewusstsein, Autonomie und Abgrenzung. Spielerisch wird das Problembewusstsein der Kinder geschärft - ohne Angst einzuflößen. Sie erfahren: "Du bist stark! Du kannst Dich wehren! Sag Nein! Vertraue Deinem Gefühl! Dein Körper gehört Dir! Du hast Rechte!" Das lernen die Kinder etwa, wenn sie überlegen, wer sie berühren und wie er oder sie es darf.
Die Neuauflage von "Ich sag NEIN!" arbeitet mit äußerst sensiblen Bildern der bekannten Illustratorin Dorothee Wolters und wurde ergänzt durch Informationen zum Missbrauch im Internet (etwa sexuelle Übergriffe im Chat). Sie bietet als Neuerung nun zusätzlich eine konkrete Handreichung für eine mehrstündige Unterrichtseinheit in der 3. und 4. Klasse (oder für ein Projekt im Kinderhort).
In ihrem Buch geben die Autorinnen ihren Kolleginnen, aber auch Eltern, darüber hinaus wertvolle Hinweise, wie und woran sie betroffene Kinder möglicherweise erkennen und wie sie reagieren können, wenn sie Missbrauch vermuten. Sie erfahren, warum Ess- und Sprachstörungen, die Körperhaltung, aber auch Leistungsstörungen Alarmsignale darstellen können. Alarmsignale, die Kinder aussenden, in der Hoffnung auf Menschen, die sagen: "Ich helfe Dir!"