Martin R. Textor: Die Zukunft von Sexualität, Familie, Kindheit und JugendMit Implikationen für Kindertagesbetreuung und Jugendhilfe. Norderstedt: Books on Demand 2018 – Online-Buch

(auch im ursprünglichen Buch-Layout)

Inhalt

Einleitung

Die Zukunft der Sexualität

Die totale Aufklärung
Die „Pornografisierung“ sexueller Skripte
Sexting – erotische Botschaften versenden
Chatrooms – nicht nur „dirty talking“
Der neue Partnermarkt
Cybersex und Remote Sex
Spielzeug zur Steigerung sexueller Empfindungen
Vom Robotersex zur Roboterliebe
Prostitution

Die Zukunft der Familie

Ausdifferenzierung weiterer Familienmilieus
Die Geburtenentwicklung
Eltern unter Druck
Schrumpfende Familienzeit
Wechselseitige Entfremdung
Steigende Erwartungen der Eltern an ihre Kinder
Technisierung des Haushalts
Konsumverhalten
Mediennutzung in der Familie
Kommunikation in Zeiten von Internet und Handy

Die Zukunft von Kindheit und Jugend

Kita-Kindheit
Kitas als Bildungseinrichtungen
Schulkindheit
Erziehende und betreuende Lehrer/innen
Glückliche Kinder und Jugendliche
Medienkindheit

Implikationen für die Kinder- und Jugendhilfe

Konsequenzen für Kindertageseinrichtungen
Problematische Entwicklungen bei Kindern und Jugendlichen
Konsequenzen für die „klassische“ Jugendhilfe

Schlusswort

Literatur

Anmerkung

Autor

Einleitung

Liebe Leserinnen und Leser,

wir leben in einer Zeit des sich ständig beschleunigenden Wandels: Wissenschaftler/innen produzieren immer schneller neues Wissen; die Industrie stellt mehr technisch neuartige oder zumindest verbesserte Waren her; Wirtschaft und Arbeitswelt verändern sich rasant; in der Gesellschaft entstehen fortwährend weitere Subkulturen und Milieus.

Wie wirken sich solche Entwicklungen auf Ehe und Familie, auf Erziehung und Bildung, auf Kindertageseinrichtungen und Schulen aus? Wie verändern sich Kindheit und Jugend? Welche Auswirkungen hat der für Jugendliche unbegrenzte Zugang zu pornografischen Websites auf deren sexuelle Entwicklung? Wie verändert sich das Sexualverhalten von Erwachsenen? Wie prägt die zunehmende Verwendung neuer Medien die Entwicklung der Familienmitglieder und zwischenmenschliche Beziehungen?

Um solche und ähnliche Fragen geht es in diesem Buch. Ich beschreibe aktuelle Trends und schreibe sie für die nächsten 10 bis 20 Jahre fort. Dies geschieht aus der relativ neutralen Position eines Beobachters heraus: Ich präsentiere die Zukunftsentwicklungen als „Tatsachen“ (trotz aller bei Prognosen zu erwartenden Unsicherheiten!), versuche also, sie nicht emotional zu bewerten. Das wird bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sicherlich anders sein. Hierfür gibt es mindestens drei Gründe:

  1. Im Vergleich zu früheren Jahrhunderten laufen Entwicklungen in Bereichen wie Umwelt, Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft viel schneller ab. Darauf sind Menschen – evolutionsbiologisch gesehen – nicht vorbereitet: Wir haben schließlich jahrtausendelang in einer Welt gelebt, die sich kaum verändert hat. Zudem betreffen die heutigen Entwicklungen nicht nur einen einzigen Lebensbereich, sondern alle. Wir reagieren darauf oft – bewusst oder unbewusst – mit Ängsten („Das ist ja alles schrecklich!“) oder mit Verleugnung („So schlimm wird es schon nicht werden!“). Stattdessen sollten wir die Entwicklungen so nehmen, wie sie sind bzw. wie sie sich in den kommenden Jahren entfalten werden. Vielleicht können wir die eine oder andere sogar noch in ihrem Verlauf beeinflussen. Jedoch sind die meisten Trends – wie z.B. die Alterung der Bevölkerung, die Entstehung neuer Subkulturen aufgrund der Zuwanderung oder die zunehmende Müttererwerbstätigkeit – nicht mehr aufzuhalten.
  2. Je nach Bereich sehen wir die Entwicklungen eher positiv oder eher negativ. So werden die Wissensexplosion im Bereich der Wissenschaften, technische Innovationen und medizinische Fortschritte zumeist befürwortet: Wer möchte nicht das neuste Smartphone haben oder ein Auto mit den modernsten Assistenzsystemen besitzen? Wer freut sich nicht darüber, dass immer mehr Krankheiten behandelt werden können und die Lebenserwartung kontinuierlich steigt? Hingegen sehen wir Trends in Bereichen wie Klimawandel oder neue Medien eher negativ.
  3. Insbesondere bei der Bewertung von gesellschaftlichen Entwicklungen spielen eigene Erfahrungen und Einstellungen eine große Rolle. Wenn ich also Veränderungen im Familienleben oder in der Kindheit skizziere und in die Zukunft hinein fortschreibe, vergleichen ältere Leserinnen und Leser meine Aussagen damit, wie sie als Kinder oder als junge Eltern gelebt haben. Und oft sagen sie dann: „Das ist ja schrecklich: Heute sitzen Kinder fortwährend vor dem Bildschirm! War das doch schön in unserer Kindheit, als wir die meiste Zeit draußen in der Natur waren und uns jeden Nachmittag mit unseren Freunden treffen konnten!“ Oder: „Jetzt geben Mütter schon ihre einjährigen Kinder in ‚Fremdbetreuung‘. Was sie da wohl ihren Sprösslingen antun! Meine Frau war daheim, bis unsere Kinder aufs Gymnasium gingen!“ Dabei vergessen sie, dass in den letzten 100 Jahren jede Generation eine ganz andere Kindheit erlebt hat – denken wir nur an Kindheit im Dritten Reich, Kindheit im Nachkriegsdeutschland, Kindheit in den 1960er und 1970er Jahren, Kindheit in der DDR usw. Selbstverständlich leben die Kinder von heute anders, als wir Erwachsenen als Kinder gelebt haben oder Kinder im Jahr 2030 leben werden. Sie leben ihre Kindheit – und wir sollten diese nicht schlecht machen, indem wir sie mit unseren, im Rückblick oft geschönten Kindheitserinnerungen vergleichen!

Also versuchen Sie bitte, die in meinem Buch vorgestellten Entwicklungen „neutral“ zu sehen und nicht durch die Brille der eigenen Kindheitserinnerungen oder des eigenen Familienleitbildes!

Beim Lesen werden Sie feststellen, dass ich in die Breite gegangen bin und viele Themen nur angerissen habe – Sie erhalten die wichtigsten Informationen und gleichzeitig viele Anstöße zum Nachdenken. Da ich vor allem „Laien“ erreichen möchte, habe ich großen Wert auf eine gute Lesbarkeit des Textes gelegt und häufig auf Literaturhinweise verzichtet. Da ich beruflich und privat viel mit Erzieher/innen, Sozialarbeiter/innen und Psycholog/innen zu tun habe, habe ich allerdings im Schlussteil des Buches Konsequenzen für diese Berufsgruppen herausgearbeitet, die sich aus den skizzierten Zukunftstrends ergeben. Sie dürften aber auch für andere Leser/innen interessant sein...

Es wünscht Ihnen eine interessante, spannende und anregungsreiche Lektüre

Ihr
Martin R. Textor

Die Zukunft der Sexualität

Während bei den frühen Menschen der Geschlechtsverkehr – wie bei Primaten – wohl an die fruchtbaren Tage der Frau und an die Jahreszeit gebunden war (Säugetiere gebären nicht in einer Jahreszeit, in der das Nahrungsangebot knapp ist), wurde im weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichte die Sexualität immer mehr von der Fortpflanzung abgekoppelt und hinsichtlich der Praktiken verfeinert. Die Gefühlsebene gewann an Bedeutung (Minne, romantische Liebe...); die arrangierte Ehe wurde zunehmend durch die Heirat aus Liebe abgelöst; die gesellschaftliche Kontrolle des Sexualverhaltens (bis hin zu Eheverboten) nahm ab; kirchliche Vorschriften verloren an Bedeutung (z.B. Verbot des vorehelichen Geschlechtsverkehrs); die Entdeckung immer besserer Verhütungsmittel führte zur Entkoppelung von Sexualität und Zeugung; „neue“ Sexualpraktiken verbreiteten sich schnell, als sie von den Medien bekannt gemacht wurden; technische Hilfsmittel und Medikamente zur Steigerung des sexuellen Empfindens wurden entwickelt.

Solche Veränderungsprozesse sind noch längst nicht abgeschlossen. In diesem Kapitel werde ich einige ausgewählte Entwicklungstrends skizzieren und in die nahe Zukunft fortschreiben.

Die totale Aufklärung

In den letzten Jahren hat sich die Menge an Informationen zum Themenkreis Sexualität vervielfacht. Zeitschriften, Zeitungen und Bücher wetteifern mit dem Internet, wer noch detailliertere Texte und entsprechende Fotos (bzw. Videos) veröffentlicht. Die Bandbreite der Informationen reicht von lexikalisch-komplex über zielgruppenspezifisch-umfassend, journalistisch-korrekt und erotisch-literarisch bis hin zu aufreißerisch-vulgär. Bücher wie z.B. „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche oder die Roman-Trilogie „Fifty Shades of Grey“ von E.L. James sind zu Bestsellern geworden; entsprechende Filme haben eine weite Verbreitung gefunden.

Jeder Mensch – egal ob Kind oder Senior – kann sich inzwischen mühelos und (auch) kostenfrei Informationen über alle nur denkbaren sexuellen Fragestellungen besorgen. Dies hat eindeutig zu einer enormen Zunahme der Breite und Differenziertheit entsprechender Kenntnisse bei Menschen jeder Altersgruppe geführt – wobei sie in der Regel bei jüngeren Personen umfassender und komplexer als bei älteren sind. Kinder werden immer früher mit Informationen und Darstellungen rund um das menschliche Sexualverhalten konfrontiert. Insbesondere bei älteren Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden kann man eine „Sexualisierung“ ihrer sozialen und kulturellen Lebenswelt beobachten.

Es ist schwer vorstellbar, dass in den kommenden Jahren neue Aspekte des Sexualverhaltens „entdeckt“ werden, die noch nicht thematisiert wurden. Versuche, Kindern den Zugang zu Informationen, Bildern und Videos über Sexualität zu erschweren, dürften auch in Zukunft weitgehend erfolglos bleiben, da sie innerhalb ihrer Peergroups weit verbreitet sind. Mit der Alterung der Generationen werden die Kenntnisse zukünftiger Senior/innen über das menschliche Sexualverhalten umfassender und differenzierter sein als dies heute der Fall ist.

Die „Pornografisierung“ sexueller Skripte

Das individuelle Wissen über Sexualität wird zunehmend durch pornografische Bilder und Filme geprägt, die im Internet ohne den geringsten Aufwand von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen konsumiert werden können – auf vielen Websites anonym und kostenfrei. Im Jahr 2013 bestanden 13% aller Webseitenaufrufe in Deutschland aus Zugriffen auf pornografische Seiten (Arthur 2013); schätzungsweise 30% des gesamten Datenverkehrs umfasst Pornografie (Biermann 2012).

Derzeit sind knapp drei Viertel aller Nutzer von Internet-Pornografie männlich. Dementsprechend sind die meisten Filme an ihre „Vorlieben“ angepasst: Der Sexualakt in allen Variationen steht im Mittelpunkt, wobei sich die Frauen eher passiv verhalten. Besonders häufig wurde 2013 nach Filmen mit Teens und mit analem Geschlechtsverkehr gesucht (Brandes 2013).

Schon laut der „Dr.-Sommer Studie Liebe! Körper! Sexualität!“ aus dem Jahr 2009 hatten 69% aller Jungen und 57% aller Mädchen pornografische Bilder oder Filme gesehen (Bravo 2010). Der Konsum von Pornos nahm ab dem 13. Lebensjahr deutlich zu – bei den 17-Jährigen hatten bereits 93% der Jungen und 80% der Mädchen solche Videos genutzt. Eine aktuellere Befragung von 1.077 Personen im Alter zwischen 12 und 21 Jahren ergab, dass Pornografie für sie zu einer Alltagserscheinung geworden ist: „Das durchschnittliche Einstiegsalter liegt bei 14 Jahren. In diesem Alter lässt sich auch die häufigste Rezeption ausmachen“ (Rihl 2013, S. 57).

Da das Durchschnittsalter beim ersten Geschlechtsverkehr 16 bis 17 Jahre beträgt (s.u.), haben Jugendliche bis dahin schon zwei bis drei Jahre lang Erfahrungen mit Pornos gemacht – alleine, im Freundeskreis, mit einem Partner oder auf dem Schulhof. So ist davon auszugehen, dass solche Filme zunehmend ihre sexuellen Vorstellungen und Erwartungen prägen. „Durch sich verändernde Informations- und Kommunikationsstrukturen und die Präsenz des Sexuellen im medialen und öffentlichen Raum, aber auch durch die frühe Konfrontation mit Pornografie gehen heutige Jugendliche im Vergleich zu früheren Generationen mit viel mehr Wissen in die ersten eigenen sexuellen Begegnungen. Aufgrund dieser ‚Overscription‘ verfügen Jugendliche und Kinder schon lange vor ihrem eigenen sexuellen Handeln über viel mehr Wissen, aber auch Halbwissen zur Sexualität. ... Dieses Wissen kann das Handeln erleichtern, gefühlte Informationslücken (Anatomie, Praktiken) schließen oder entsprechendes Problembewusstsein wecken. Es kann aber auch verunsichern, zu Leistungsgedanken oder anderen überzogenen Ansprüchen an partnerschaftliche Sexualität führen“ (Kuhle/ Neutze/ Beier 2012, S. 26).

Beispielsweise kann Pornografiekonsum dazu führen, dass Jugendliche (und Erwachsene) die reale Häufigkeit von oralem und analem Sex überschätzen. So befürchten Mädchen häufig, dass sie entsprechende Praktiken ausüben müssen, oder fühlen sich durch ihre Partner unter Druck gesetzt, die pornografische Skripte („Drehbücher“) umsetzen wollen. Manche Jungen (und Männer) machen sich Sorgen, weil ihre Penisse nicht so groß wie die von Porno-Darstellern sind oder sie nicht dieselbe Ausdauer zeigen (Kuhle/ Neutze/ Beier 2012).

Die meisten Jugendlichen und (jungen) Erwachsenen sehen aber Porno-Szenen kritisch und sind sich bewusst, dass diese nicht der Realität entsprechen. Bei ihnen sind keine schädlichen Auswirkungen des Pornografiekonsums festzustellen (z.B. Schmidt/ Matthiesen 2011; Starke 2010). Nur ein kleiner Teil der (jungen) Männer scheint – insbesondere bei regelmäßigem Konsum harter bzw. gewalttätiger Filme – negativ beeinflusst zu werden: Sie betrachten Frauen als Sexobjekte, akzeptieren bzw. tolerieren sexuelle Aggressivität, glauben Vergewaltigungsmythen (dass manche Frauen zum Sex gezwungen werden wollten oder bei einer Vergewaltigung Lust empfänden) und sind mit ihrem Sexualleben unzufrieden, da sie es mit Pornos vergleichen (z.B. Foubert/ Brosi/ Bannon 2011; Hill 2011; Krahé 2011). Auch tendieren sie dazu, den Pornografiekonsum zu steigern und immer mehr deviante Sexualpraktiken zu betrachten (z.B. Endrass/ Rossegger/ Borchard 2014).

Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass die Pornografieerfahrungen Jugendlicher keinesfalls zu einer Verfrühung sexueller Aktivität oder zu einem häufigeren Partnerwechsel geführt haben. Im Vergleich zu den 1980er und 1990er Jahren findet der erste Geschlechtsverkehr sogar eher später statt (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2010). Bei einer Befragung von 15-Jährigen, die in den Jahren 2009 und 2010 durchgeführt wurde, gaben nur 25% der 869 Mädchen und 20% der 670 Jungen an, Geschlechtsverkehr gehabt zu haben bzw. zu haben (Bucksch/ Glücks/ Kolip 2013). Laut einer repräsentativen Studie über 15- bis 17-jährige Jugendliche hatten 34% der 4.185 Befragten Koituserfahrung: 20% der 15-jährigen Mädchen und 17% der Jungen bzw. 49% der 17-jährigen Mädchen und 51% der Jungen (Wendt/ Walper 2013). Der geschätzte Median beim ersten Geschlechtsverkehr betrug 17,1 Jahre. Nur 26% der Befragten berichteten von einer festen Partnerschaft, die im Durchschnitt seit 8,5 Monaten bestand. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2010) hatten 48% der 14- bis 17-jährigen sexuell aktiven Mädchen und 40% der Jungen bisher einen Sexualpartner; 11 bzw. 21% hatten schon mehr als drei Partner. Im Gegensatz zu früheren Studien gaben mehr Befragte an, bisher nur einen Partner gehabt zu haben.

Auch bei Student/innen ist kein häufiger Partnerwechsel festzustellen. So ergab eine Befragung von 2.082 Studierenden, dass sie zu Beginn des Studiums durchschnittlich in ihrer zweiten und am Ende des Studiums in ihrer dritten festen Beziehung lebten; die aktuellen Partnerschaften bestanden im Durchschnitt seit 40 Monaten (Matthiesen/ Böhm 2013). Ferner hatten sie mit ca. drei weiteren Personen ein kurzes sexuelles Verhältnis gehabt; über 90% der Sexualakte fanden aber in festen Beziehungen statt. Die schon etwas ältere Sexstudie „So liebt Deutschland 2008“, für den 55.000 Deutsche befragt wurden, ergab eine durchschnittliche Zahl der Sexualpartner von 6,7 bei Frauen und 10,2 bei Männern (Sexstudie 2008). Viele Erwachsene haben Erfahrungen mit verschiedenen Sexualpraktiken gesammelt: Laut Statista (2015a) hatten z.B. 86% der Frauen und 83% der Männer Oralverkehr, 57% bzw. 47% Analverkehr, 12 bzw. 11% Gruppensex und 10 bzw. 8% Sado-Maso-Spiele ausprobiert.

In Zukunft werden nahezu alle älteren Kinder, Jugendlichen und (jüngeren) Erwachsenen pornografische Websites nutzen. Der mehr oder minder kontinuierliche Pornografiekonsum wird dazu führen, dass der Geschlechtsverkehr variantenreicher wird. Auch wird sich bei jüngeren Menschen immer mehr die Intimrasur durchsetzen (Matthiesen/ Mainka 2011). Da Pornos den Sexualakt fokussieren, dürften Aktivitäten wie Schmusen, Kuscheln, Küssen, Petting bzw. Vorspiel an Bedeutung verlieren. Mehr Menschen werden auch Erfahrungen mit gleichgeschlechtlichen Partnern sammeln – angeregt durch entsprechende Videos.

Sexting – erotische Botschaften versenden

Seit einigen Jahren können sich Menschen dank Handy, Smartphone und Tablet sexuell aufreizende Botschaften und erotische Fotos des eigenen Körpers bzw. von Körperteilen senden. Problematisiert wird, dass sie beim Sexting die Kontrolle über das intime Bildmaterial verlieren, das in Einzelfällen – z.B. nach einer Trennung – auf Websites eingestellt oder im Bekanntenkreis verschickt wurde („sexualisiertes Mobbing“). Inzwischen sind sich aber die meisten Jugendlichen und Erwachsenen dieser Gefahr bewusst und praktizieren entweder überhaupt kein Sexting oder beachten Vorsichtsmaßnahmen (versenden z.B. keine erotischen Fotos, auf denen ihr Gesicht zu erkennen ist).

Laut einer Pilotstudie (Döring 2012) betreibt in Deutschland weniger als ein Fünftel der Jugendlichen Sexting. Junge Erwachsenen verschicken häufiger intime Fotos – zumindest in den USA: Laut einer Studie der Universität von Michigan hatten 43% der 3.447 befragten Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren sexuell aufreizende Botschaften und erotische Fotos verschickt bzw. empfangen (The Huffington Post 2012).

Auch in den kommenden Jahren wird sicherlich Sexting praktiziert werden, vermutlich in etwas größerem Umfang als heute. Dies wird überwiegend im Kontext längerfristiger Partnerschaften geschehen, gelegentlich aber auch als Mutprobe. Sexting wird insbesondere von Jugendlichen als eine Form der Selbstdarstellung verstanden werden.

Chatrooms – nicht nur „dirty talking“

In den letzten Jahren sind im Internet immer mehr Chatrooms, Blogs und Foren entstanden, die von älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zum Austausch mit anderen genutzt werden. Inzwischen gibt es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 16,5 Mio. Personen, die häufig bzw. regelmäßig Chats oder Instant Messenger nutzen; weitere 8,9 Mio. sind gelegentliche Nutzer/innen (Statista 2015b). Nahezu alle Jugendlichen und Heranwachsenden verwenden diese Kommunikationswege.

Hinsichtlich des Sexualverhaltens haben Chatrooms drei verschiedene Funktionen:

  1. Information und Beratung: Insbesondere Foren und Chatrooms, die von öffentlich finanzierten Stellen betrieben werden, ermöglichen den Austausch über Fragen rund um die Sexualität. Oft ist auch eine (anonyme) Beratung durch Fachleute möglich.
  2. Sexualisierte Interaktion: Viele Chatrooms und Foren dienen dem (anonymen) Austausch erotischer Fantasien – bei weitgehender Abwesenheit von Hemmungen und Schamgefühlen. Häufig sind sie auf besondere Zielgruppen (z.B. Homosexuelle, Fetischisten usw.) spezialisiert.
  3. Anbahnung sexueller Kontakte: Über Chatrooms lassen sich auch Sexualpartner finden – für One-Night-Stands, kurzfristige oder längerfristige Beziehungen.

Die Nutzung von Chatrooms wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich weiter zunehmen. Eine Pilotstudie über 160 junge Frauen und Männer im Alter von 16 bis 19 Jahren zeigte, dass sich ein Drittel der Interviewten schon mindestens einmal mit einer Person getroffen haben, die sie im Internet kennen gelernt hatten (Martyniuk/ Matthiesen 2011). Es war den Befragten bewusst, dass z.B. auch Pädophile diesen Weg nutzen, um an potenzielle Opfer zu gelangen („Cyber-Grooming“), und so ließen sie sich Zeit mit dem ersten Treffen, telefonierten vorab mehrmals mit der Person, trafen sie im öffentlichen Raum oder ließen sich bei der persönlichen Kontaktaufnahme von Freund/innen begleiten.

Der neue Partnermarkt

Seit einigen Jahren nutzen vor allem Erwachsene – neben Chatrooms und sozialen Netzwerken – zunehmend Kontaktbörsen oder Partnervermittlungen im Internet, um entweder (kurzfristige) Sexualkontakte herbeizuführen oder längerfristige partnerschaftliche Beziehungen anzubahnen. Im Jahr 2017 gab es rund 136 Mio. Mitgliedschaften bei deutschsprachigen Online-Dating-Börsen – aber nur 8,6 Mio. aktive Nutzer/innen, die somit in der Regel bei mehreren Börsen registriert waren (Statista 2018a).

Kontaktbörsen bieten gegenüber Zeitungsannoncen den Vorteil, dass sich die jeweilige Person umfassender, detailreicher und aussagekräftiger präsentieren kann. Allerdings kann sie ihren „Online-Steckbrief“ auch „schönen“. So ist das erste Treffen oftmals enttäuschend, wird die Beziehung schnell wieder abgebrochen.

Online-Börsen, die (anonyme) sexuelle Kontakte vermitteln, erleichtern „Seitensprünge“ und können damit die Stabilität einer bereits bestehenden Partnerschaft bzw. Ehe gefährden. Sie können aber auch Personen mit speziellen sexuellen Bedürfnissen, die in der dauerhaften Beziehung nicht befriedigt werden, helfen, einen entsprechenden Partner zu finden (z.B. bei Bisexualität).

Single-Börsen erleichtern die Suche nach einer festen Beziehung. Daneben gibt es Online-Partnervermittlungen, die sich von Kontaktbörsen z.B. dadurch unterscheiden, dass sie von Wissenschaftler/innen entwickelte Persönlichkeitstests einsetzen, Profile redaktionell überarbeiten und nur sehr wenige, dafür aber gezielte Vorschläge machen.

Laut einer repräsentativen Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos aus dem Jahr 2014, bei der 1.000 Internetnutzer/innen zwischen 16 und 70 Jahren befragt wurden, suchen nur 16% der Nutzer/innen von Online-Portalen nach erotischen Kontakten, hingegen 25% nach einer festen Partnerschaft. In der erstgenannten Gruppe waren 52% der Befragten erfolgreich. In der zweiten Gruppe fanden 56% der Personen einem festen Partner.

Inzwischen beginnt etwa jede dritte Partnerschaft im Internet. Bedenkt man, dass in den nächsten Jahren das Arbeitsleben eher noch stressiger werden wird, mehr Menschen an Abenden oder an Wochenenden arbeiten müssen und die berufliche Mobilität weiter zunehmen wird, so werden Single-Börsen und Online-Partnervermittlungen wahrscheinlich noch an Bedeutung gewinnen: Sie erleichtern es Menschen, trotz dieser Lebensbedingungen potenzielle Partner/innen zu finden. Zugleich erweitern sie den Partnermarkt über den (kleinen) Kreis von Freunden, Bekannten und Kollegen hinaus.

Cybersex und Remote Sex

In den letzten Jahren wurden Singleplayer- und Multiplayer-Online-Rollenspiele entwickelt, bei denen die Spieler/innen die von ihnen gesteuerten Avatare auch sexuelle Handlungen ausführen lassen können (siehe z.B. http://www.multiplayersexgames.com). Dabei kann eine eigenständige virtuelle Identität aufgebaut werden, die nicht der eigenen Realität entspricht (so kann z.B. eine Frau einen Mann verkörpern).

Dank der Entwicklung von Webcams können sich Partner bzw. Fremde, die sich an verschiedenen Orten befinden, bei sexuellen Aktivitäten zuschauen. Außerdem gibt es Websites, bei denen dies gegen Bezahlung möglich ist. Dabei kann auch interaktives Sexspielzeug wie z.B. ein ferngesteuerter Dildo oder eine künstliche Vagina eingesetzt werden, die digitalen Input in körperliche Empfindungen übertragen – und umgekehrt („Teledildonics“).

Auch bei einigen der bereits erwähnten Online-Rollenspiele ist es inzwischen möglich, die Handlungen der Avatare mit Hilfe von interaktiven Sexspielzeugen unmittelbar mitzuerleben oder zu kontrollieren. Manche Geräte können zudem mit speziell für sie produzierten Pornofilmen synchronisiert werden.

Cybersex und Remote Sex werden sicherlich auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Das physische Erleben wird durch verbessertes Sexspielzeug noch gesteigert werden. Auch wird es in einigen Jahren Datenhelme und Ganzkörperanzüge geben, die das sexuelle Ausdrucks- und Erfahrungsspektrum erweitern werden.

Spielzeug zur Steigerung sexueller Empfindungen

In den letzten Jahren wurden auch „analoge“ Sexspielzeuge entwickelt und verbessert. Dazu gehören Vibratoren, Masturbatoren, Dildos, Liebeskugeln, Anal-Plugs u.v.a.m. Von den erstgenannten Geräten gibt es viele verschiedene Ausführungen, die sich zum Teil mit mehr als 30 Einstellungen steuern oder mit Hilfe eines Computers den eigenen Vorlieben entsprechend programmieren lassen. Die verwendeten Materialien und Flüssigkeiten würden „lebensechte“ Eindrücke vermitteln.

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Sexspielzeugen stark angestiegen. So werden sie nicht mehr wie früher nur in Sexshops oder von spezialisierten Versandhäusern vertrieben, sondern auch von „normalen“ (Online-) Händlern. Laut der „Durex Global Sex Studie 2012“, für die 29.000 Erwachsene aus 36 Ländern befragt wurden (darunter 1.006 Deutsche), benutzen 43% der österreichischen, 32% der deutschen und 31% der schweizerischen Paare Sexspielzeuge (Durex 2012). Insbesondere Frauen könnten von der Verwendung von Sextoys profitieren, da nur etwa 25% aller Frauen regelmäßig beim Sex einen Orgasmus erleben würden – bis zu 10% würden nie zum Höhepunkt kommen (Hasse 2005). In Abhängigkeit vom Beziehungsstatus haben 22% der Singles mit Dates, 35% der verheirateten und 42 bis 43% der in einer Beziehung lebenden Frauen häufig einen Orgasmus (Statista 2018b); bei Männern liegen die entsprechenden Werte mit 77 bis 87% viel höher (Statista 2018c).

In den kommenden Jahren wird die Verwendung von Sexspielzeugen wahrscheinlich weiter zunehmen: Je mehr Menschen erleben, dass sie mit diesen Hilfsmitteln ihr sexuelles Empfinden steigern können, umso eher wird dies als „normal“ bewertet und umso häufiger werden Vibratoren, Dildos, Masturbatoren usw. genutzt werden.

Vom Robotersex zur Roboterliebe

Auch Sexpuppen sind in den letzten Jahren weiterentwickelt worden – inzwischen gibt es sie z.B. mit herausnehmbarem Vagina- und Anus-Einsatz aus hautähnlichem Gleitmaterial, mit Vibrations-Händen oder mit Zusatzgeräten wie einem Vibro-Ei. Im Jahr 2010 brachte die amerikanische Firma TrueCompanion den ersten weiblichen Sexroboter auf den Markt: Roxxxy (Gold) würde sich dank eines künstlichen Skeletts fast wie eine echte Frau bewegen; hinsichtlich ihres Gesichts, ihrer Frisur, ihrer Haarfarbe, ihrer Haut usw. kann zwischen verschiedenen Varianten gewählt werden. Man kann mit ihr ein einfaches Gespräch führen, mit ihr simsen oder ihr E-Mails senden. Die Interaktion und ihr Verhalten sind davon abhängig, welche der fünf einprogrammierten (und veränderbaren) Persönlichkeiten von ihrem Besitzer ausgewählt wurde. Inzwischen gibt es auch einen männlichen Sexroboter namens Rocky.

Laut dem Omnibus-Umfrage aus dem Jahr 2013 (YouGov 2013), bei dem 1.000 erwachsene US-Amerikaner/innen interviewt wurden, konnten sich 9% der Befragten vorstellen, Sex mit einem Roboter zu haben (11% waren unsicher, 81% verneinten die Frage). 18% der Amerikaner/innen waren der Meinung, dass es im Jahr 2030 Sexroboter geben würde.

So könnte in naher Zukunft eintreffen, was Levy (2007) in seinem Buch „Love and Sex with Robots“ vorausgesagt hatte: Bereits um das Jahr 2025 herum würde es viele Menschen geben, die einen Roboter als Freund, Partner und Liebhaber besitzen werden, und um das Jahr 2050 herum würden sie ihren Roboter auch heiraten dürfen. Bedenkt man, dass beispielsweise der japanische Robotiker Hiroshi Ishiguro bereits seit Jahren Roboter baut, die wie Menschen aussehen, wäre es nicht verwunderlich, wenn sich Erwachsene in solche Androiden verlieben würden...

Prostitution

Bis Roboter menschliche Sexualpartner ersetzen können, werden also rund zwei Jahrzehnte vergehen. Aber auch dann wird es sicherlich noch viele Erwachsene geben, die lieber Prostituierte aufsuchen werden, da sie z.B. auch nach menschlicher Zuwendung und Kommunikation trachten.

In Deutschland gibt es ca. 400.000 Sexarbeiter/innen (davon 5% männlich), die täglich von mehr als 1 Mio. Freiern besucht werden (Nagel 2013). Viele Deutsche – darunter immer mehr Frauen – suchen auch Prostituierte im Ausland auf („Sextourismus“). Darunter befinden sich z.B. Pädophile, die ihre Bedürfnisse in Deutschland nicht befriedigen können. Nach Schätzungen von UNICEF sind weltweit ca. 3 bis 4 Mio. Kinder und Jugendliche Opfer von Kinderprostitution.

Wegen der in diesem Kapitel beschriebenen Entwicklungstrends ist davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren die Prostitution an Bedeutung verlieren wird: Es gibt immer mehr Alternativen...

Die Zukunft der Familie

Der Familienwandel wird durch viele Einflüsse und Entwicklungen in Bereichen wie Wirtschaft, Arbeitsleben und Gesellschaft geprägt. Dazu gehören beispielsweise die folgenden Trends:

  1. Globalisierung: Deutsche Unternehmen stehen in einem immer schärfer werdenden Wettbewerb mit Firmen in anderen Industrieländern, in Schwellen- und Entwicklungsländern. Der auf Erwerbstätigen lastende Druck wird weiter zunehmen und sich auch auf deren Familien auswirken.
  2. Wissensexplosion: Es gibt weltweit immer mehr Wissenschaftler/innen, die eine rasant wachsende Menge von Forschungsergebnissen produzieren. Will Deutschland den Anschluss an die Wissensgesellschaft nicht verlieren, müssen die Anforderungen an Schüler/innen und Student/innen steigen. Bei Erwerbstätigen wird lebenslanges Lernen die Regel sein.
  3. technologischer Wandel: Immer mehr Menschen sind als Ingenieure und Techniker tätig. Manche der von ihnen entwickelten Produkte verändern das Leben von Familienmitgliedern – z.B. ihr Freizeitverhalten, die Haushaltsführung oder die Kommunikation miteinander.
  4. Schuldenkrise: In Deutschland beträgt die Staatsverschuldung 2 Billionen Euro bzw. rund 23.500 Euro pro Einwohner/in (Bund der Steuerzahler 2018). Da aufgrund des Bevölkerungsrückgangs immer weniger Erwerbstätige diese Last tragen werden, dürften die Schulden zunehmend die Handlungsspielräume von Bund, Ländern und Gemeinden einschränken. So werden in Zukunft vermutlich weniger Mittel für Familien, Bildungswesen und Jugendhilfe zur Verfügung stehen.
  5. Bevölkerungsalterung: Die finanziellen Spielräume des Staates werden außerdem dadurch begrenzt, dass aufgrund der demographischen Entwicklung die Ausgaben für Senior/innen und Pflegebedürftige rasant ansteigen werden. Da diese die meisten Wähler stellen und auch in den Parteien überrepräsentiert sind, dürften ihre Interessen von der Politik immer stärker berücksichtigt werden – z.B. im Vergleich zu den Interessen von Familien, Kindern und der mit ihnen arbeitenden Berufsgruppen.

Die erstgenannten Trends, also Globalisierung, Wissensexplosion und technologischer Wandel, werden immer mehr das Berufsleben und Einkommen von Eltern und anderen Erwerbstätigen bestimmen.

Da in den kommenden Jahren noch mehr Arbeitsgänge in Fabriken von Robotern übernommen werden dürften, werden weniger Eltern als Arbeiter tätig sein. Der Dienstleistungssektor wird hingegen an Bedeutung gewinnen, wobei aber auch hier einfache Tätigkeiten zunehmend automatisiert werden. Dementsprechend werden niedriger qualifizierte Stellen seltener werden – und die Konkurrenz um sie größer. Dies wird zu stagnierenden oder sogar schrumpfenden Einkommen führen.

Viele Eltern werden Teilzeitjobs oder befristete Stellen annehmen müssen, zeitweise freiberuflich tätig sein bzw. zwischen verschiedenen Beschäftigungsformen wechseln, mal mehr, mal weniger verdienen. Dies wird keinesfalls nur für gering qualifizierte Erwerbstätige gelten, sondern auch für viele Akademiker/innen mit einem „falschen“ Hochschulabschluss. Ferner wird die Zahl der Arbeitnehmer/innen mit Zweitjobs weiter zunehmen – im Jahr 2014 hatten laut Statistischem Bundesamt (2015) bereits 2 Mio. Menschen einen Nebenjob.

Trotz Bevölkerungsrückgang und Fachkräftemangel wird es auch in Zukunft eine hohe Arbeitslosenquote geben. Un- und angelernte Arbeitnehmer/innen sowie solche ohne verwertbare Qualifikationen werden es noch schwerer als heute haben, eine Beschäftigung zu finden. So wird es auch in Zukunft viele armutsgefährdete Familien geben, insbesondere wenn aufgrund der Staatsverschuldung und der hohen Kosten für Senior/innen die finanzielle Unterstützung von Arbeitslosen und Geringverdienern zurückgehen sollte. Zum Jahresende 2016 erhielten laut Statistischem Bundesamt (2017b) bereits 7,9 Mio. Menschen in Deutschland soziale Mindestsicherungsleistungen. Und dabei boomt die Wirtschaft...

Hoch qualifizierte Fachkräfte werden hingegen auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragt sein. Sie werden zwischen verschiedenen Stellenangeboten wählen können und viel verdienen. Jedoch werden Leistungsdruck und dadurch bedingter Stress weiter zunehmen.

Die unterschiedliche Einkommensentwicklung bei hoch und bei niedrig bzw. falsch qualifizierten Erwerbstätigen wird in den nächsten Jahren die Spaltung der deutschen Gesellschaft verstärken. Diese wird sich auch in der Vermögensverteilung zeigen: Schon jetzt verfügen die reichsten 10% der Haushalte über fast 60% des Nettovermögens (Deutsche Bundesbank 2016).

„Klassische“ Stellen mit einer Arbeitszeit zwischen 8 und 17 Uhr werden immer seltener werden. Einerseits wird ein großer Teil der Eltern flexible Arbeitszeiten haben. Dies wird auch bei den meisten hochqualifizierten Fachkräften der Fall sein – die aber in der Regel mit der „üblichen“ Wochenarbeitszeit von 40 Stunden nicht auskommen werden. Andererseits werden mehr Eltern im Schichtdienst, an Abenden, in der Nacht und an Wochenenden tätig sein. So mussten im Jahr 2016 schon 25% aller Erwerbstätigen ständig oder regelmäßig abends, 9% nachts, 25% an Samstagen und 14% an Sonn- oder Feiertagen arbeiten (Statistisches Bundesamt 2017a).

Außerdem werden Arbeitnehmer/innen häufiger den Wohnort wechseln – entweder weil sie eine andere Stelle antreten oder weil sie von ihrem Arbeitgeber versetzt werden. Diese Mobilität wird zu mehr Vereinzelung und zu mehr Wochenend-Ehen führen.

In den kommenden Jahren wird die Arbeitswelt zunehmend „feminisiert“ werden: Spätestens im Jahr 2030 werden mehr Frauen als Männer erwerbstätig sein. Da junge Frauen inzwischen bessere Schul-, Berufs- und Hochschulabschlüsse erwerben als Männer, da sie immer häufiger keine Kinder bekommen (derzeit bleibt mehr als ein Fünftel aller Frauen kinderlos) und da die Familiengründung seltener als früher ein Karrierehindernis ist (wegen einer nur kurzen Elternzeit und der Ganztagsbetreuung von Kindern), werden sie in den nächsten Jahren zunehmend in Führungspositionen hinein rücken. Mehr Mütter werden dann mit dem Problem „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ konfrontiert werden.

Ausdifferenzierung weiterer Familienmilieus

Da die Berufsaussichten, die Einkaufsmöglichkeiten, die medizinische Versorgung und die Freizeitangebote in den Städten besser sind, wird in den kommenden Jahren die Urbanisierung weiter zunehmen. Gleichzeitig werden sich Villenviertel und reichere Stadtteile verstärkt von ärmeren Vierteln und sozialen Brennpunkten abgrenzen. Je nach ihrer finanziellen Lage werden Familien somit in verschiedenen Stadtteilen wohnen und unterschiedliche Lebensstile haben.

Aber nicht nur entsprechend der Höhe des Einkommens und Vermögens werden sich andersartige Familienmilieus herausbilden. Eine noch größere Rolle werden kulturelle Unterschiede spielen. So gibt es inzwischen mindestens vier große, in sich weiter differenzierte Gruppen von Zuwanderern:

  1. Menschen, deren Vorfahren vor zwei oder drei Generationen zugewandert sind, werden mehr oder weniger ihrer Herkunftskultur verhaftet sein.
  2. Personen, die erst nach der Jahrhundertwende gekommen sind, stammen größtenteils aus anderen Ländern und damit aus anderen Kulturkreisen.
  3. Seit 2014 strömen viele Flüchtlinge und Asylbewerber/innen nach Deutschland, die überwiegend aus den Balkanstaaten, dem Nahen Osten und aus Afrika kommen, also wiederum aus anderen Kulturkreisen.
  4. In den kommenden Jahren sollen aufgrund des größer werdenden Fachkräftemangels hoch qualifizierte Ausländer/innen angeworben werden und sofort eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Viele von ihnen werden vermutlich aus Süd- und Ostasien und vielleicht auch aus Lateinamerika kommen und sich nicht nur hinsichtlich ihrer Kultur, sondern auch wegen ihrer (guten) Einkommensverhältnisse von anderen Menschen mit Migrationshintergrund unterscheiden.

Alle diese Menschen werden ihre Kultur leben wollen. So werden sich immer mehr Soziotope und Milieus herausbilden, in denen die Menschen besondere Lebensstile, Werte, Verhaltensnormen, religiöse Praktiken usw. praktizieren, die zunehmend die ganze Bandbreite der Kulturen dieser Welt widerspiegeln werden. In Zukunft werden die Mitglieder eines Milieus immer weniger über die anderen Milieus wissen, da sich insbesondere in Großstädten immer mehr Mitglieder einer Bevölkerungsgruppe in einem bestimmten Quartier ballen.

Die Geburtenentwicklung

Nachdem die Geburtenrate jahrzehntelang gesunken ist, hat sie sich jetzt auf dem Niveau von 1,5 Kindern je Frau eingependelt – und wird wohl auch in den nächsten Jahren so niedrig bleiben. Die Geburtenziffer liegt unter der gewünschten Kinderzahl von durchschnittlich zwei Kindern; viele Kinderwünsche werden somit nicht realisiert.

Erwachsene werden in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch später als heute heiraten bzw. in einem höheren Lebensalter Kinder bekommen. Viele Paare werden ihren Kinderwunsch nicht bzw. nicht vollständig realisieren, weil sie sich schließlich zu alt für ein Kind fühlen oder infertil geworden sind. Mehr Kinder werden in Zukunft aber auch mit Hilfe der Reproduktionsmedizin „gezeugt“ werden. Dabei dürfte zunehmend auf eingefrorene Eizellen zurückgegriffen werden („Social Freezing“).

Die aufgrund der demographischen Entwicklung weniger werdenden Kinder werden mehr Eltern und Großeltern – bedingt durch Trennung, Scheidung, Wiederheirat, Spendersamen, Leihmütter, die höhere Scheidungsquote bei Patchwork-Familien usw. – sowie Urgroßeltern – bedingt durch steigende Lebenserwartung – haben. Immer mehr Großmütter und Großväter werden noch erwerbstätig sein oder an entfernten Orten leben. Sie werden somit seltener als heute Eltern bei der Betreuung von (Klein-) Kindern unterstützen können.

Eltern unter Druck

Aufgrund von Wanderungsbewegungen innerhalb Deutschlands werden mehr Familien in Ballungsräumen wie dem Münchner, Stuttgarter oder Frankfurter Raum wohnen. Dort werden sie weiterhin mit hohen Mieten konfrontiert werden – während in Abwanderungsregionen immer mehr Häuser und Wohnungen leer stehen und zu „Schleuderpreisen“ angeboten werden.

Hohe Ausgaben für Mieten und Wohneigentum werden aber nicht die einzigen von der Tendenz her steigenden Belastungen vieler Familien sein. Hinzu kommen beispielsweise:

  • höhere Wohnnebenkosten, da die Energiepreise steigen dürften,
  • dementsprechend höhere PKW-Kosten bzw. Ausgaben für den öffentlichen Nahverkehr,
  • höhere Lebenshaltungskosten, da Nahrungsmittel aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage und durch den Klimawandel bedingter Produktionsrückgänge teurer werden dürften – und andere Produkte des täglichen Bedarfs aufgrund höherer Rohstoffpreise,
  • steigende Steuern, da auch Deutschland irgendwann einmal die „Schuldengrenze“ erreicht sein wird und weil aufgrund der demografischen Entwicklung immer weniger Personen die öffentlichen Schulden zurückzahlen können,
  • höhere Sozialversicherungsbeiträge aufgrund der Überalterung der Bevölkerung sowie
  • steigende Ausgaben für Kindertagesbetreuung, Schule und Hochschule, da der Staat hierfür getätigte Ausgaben vermutlich zugunsten der Altenhilfe umschichten wird.

Zudem werden bei einem niedrigen Lebenseinkommen in Verbindung mit den in den kommenden Jahren sinkenden Rentenniveaus immer mehr Senior/innen von Altersarmut bedroht sein. Manche werden dann eine finanzielle Unterstützung seitens ihrer erwachsenen Kindern erhalten.

All diese Belastungen können von den meisten Familien nur bewältigt werden, wenn nicht nur die Väter, sondern auch die Mütter (Vollzeit) berufstätig sind. Im Jahr 2016 waren laut Statistischem Bundesamt (2017c) bereits 70% aller Mütter erwerbstätig – 24% in Vollzeit und 46% in Teilzeit. Bei älteren Kindern waren es mehr Frauen, bei jüngeren Kindern weniger. Beispielsweise waren nur 44% der Mütter mit Kindern im Alter von 1 Jahr erwerbstätig (2008: 36%), aber schon 58% der Mütter, deren jüngstes Kind 2 Jahre alt war (2008: 46%).

Schrumpfende Familienzeit

Wenn berufstätige Eltern aufgrund der gestiegenen Anforderungen ausgepowert nach Hause kommen und dann oft noch weiterarbeiten müssen, werden sie wenig Zeit für die Pflege der Paarbeziehung und gemeinsame Freizeitaktivitäten haben. Entfremdung, Stress und Konflikte werden die Partnerbeziehungen labiler machen, und so wird es häufig zu Trennung, Scheidung und Alleinerzieherschaft kommen. Viele Väter werden getrennt von ihren Kindern leben.

Eltern werden aufgrund der längeren Arbeitszeiten auch immer weniger Zeit für ihre Kinder und deren Erziehung haben. Auf der Website des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend befand sich die Aussage, dass in den 1960er Jahren ein Ehemann – der damals in der Regel Alleinverdiener war – 48 Stunden in der Woche arbeitete, während heute Mann und Frau zusammen durchschnittlich mehr als 70 Stunden im Beruf verbringen. In den letzten 50 Jahren ist also die Zeit, die Eltern zur Erfüllung ihrer Familienpflichten haben, um 22 Stunden pro Woche gesunken. Bei Vollerwerbstätigkeit der Frau werden weitere 8 Stunden pro Woche dazukommen – plus Überstunden und Wegezeiten. Damit dürfte die Familienzeit gegenüber den 1960er Jahren um knapp 40 Stunden schrumpfen...

Wechselseitige Entfremdung

Aufgrund längerer und flexibler Arbeitszeiten, von Überstunden, Abend-, Nacht- und Wochenendarbeit werden Eltern immer häufiger nicht zu Hause sein, wenn ihre Kinder nach dem Besuch der Kindertageseinrichtung oder der (Ganztags-) Schule heimkommen. In einigen Fällen werden sie ihre Kinder nur an Wochenenden sehen, wenn sie während der Woche an einem weit entfernten Ort arbeiten oder sich ihr Schichtdienst über den Nachmittag und Abend erstreckt. An manchen Tagen wird die Kommunikation mit den Kindern nur über das Telefon bzw. Smartphone oder per Skype erfolgen.

Die Familienzeiten der einzelnen Familienmitglieder werden sich in Zukunft immer weniger überschneiden. Neben den unterschiedlichen Arbeitszeiten und den verschiedenen Aufenthaltszeiten in Kita und Schule tragen dazu auch Aktivitäten bei, die alleine außerhalb der Wohnung erfolgen. Dazu gehören auf Seiten der Eltern z.B. Einkäufe, sportliche Betätigungen, Besuche eines Fitnessstudios oder Treffen mit Arbeitskollegen und auf Seiten älterer Kinder Aktivitäten mit Freunden nach der Schule, am Abend bzw. am Wochenende, die Mitgliedschaft in einem (Sport-) Verein oder die Nutzung zusätzlicher Bildungsangebote (Musikschule, Nachhilfe usw.).

Wenn Eltern und Kinder für immer weniger Zeit gemeinsam in der Wohnung sind – und dann oft noch in verschiedenen Zimmern – werden die Familienbeziehungen lockerer werden. Da die Familienmitglieder zu unterschiedlichen Zeiten nach Hause kommen, werden sie nur selten gemeinsam speisen, sondern sich zumeist selbst versorgen (z.B. mit Convenience-Lebensmitteln oder Junkfood) – sofern sie ihren Hunger nicht schon an ihrem Arbeitsort, in der Kita bzw. Schule oder auf dem Heimweg gestillt haben. So wird es auch immer seltener zu Tischgesprächen kommen. Die Familienkommunikation wird sporadischer und weniger intensiv werden.

Dennoch fühlen sich derzeit die meisten Kinder nicht vernachlässigt, wenn beider Elternteile arbeiten. So gaben bei der im Jahr 2013 veröffentlichten 3. World Vision Kinderstudie 84% der befragten 6- bis 11-Jährigen mit zwei vollerwerbstätigen Eltern an, dass ihre Eltern hinreichend Zeit für sie hätten – bei einem Vollzeit und einem Teilzeit arbeitenden Elternteil waren es sogar 92%. Überraschenderweise meinten hingegen nur 71% der Kinder mit arbeitslosen Eltern, dass diese genügend Zeit für sie hätten...

Steigende Erwartungen der Eltern an ihre Kinder

Wenn Eltern immer weniger Zeit für ihre Kinder haben, ist es nicht verwunderlich, dass deren Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu zentralen Erziehungszielen geworden sind. Dazu gehört auch, dass Kinder so früh wie möglich lernen sollen, Beziehungen zu Betreuungspersonen und mit ihnen nicht verwandten Kindern aufzubauen.

Eltern wollen ihren Kindern sowohl Selbstkompetenzen (Charakterstärke, Selbstvertrauen, Unabhängigkeit usw.) als auch Sozialkompetenzen vermitteln (z.B. Verantwortungsbewusstsein, Kommunikationsfertigkeiten, Teamfähigkeit). Zugleich werden die Pflichtwerte im Vergleich zu den Selbstentfaltungswerten wieder stärker betont. So werden zunehmend Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft, ein gutes Benehmen und Ähnliches als wichtige Erziehungsziele genannt.

Eltern werden älteren Kindern auch immer mehr Freiräume hinsichtlich der eigenen Wertorientierung einräumen, da tradierte Denk- und Orientierungsmuster an Bedeutung verlieren. Beispielsweise ist der christliche Glaube für viele Familien bedeutungslos geworden: So glauben nur noch 58% der Deutschen an Gott; in den neuen Bundesländern sind es sogar nur 25% (Statista 2018d). So werden ältere Kinder, Jugendliche und Heranwachsende vermehrt durch eigene Anstrengung individuelle Wertvorstellungen und Denkweisen entwickeln müssen. Dies kann mit Ängsten und Orientierungslosigkeit verbunden sein – aber auch zum Rückzug in die vertraute Heimat führen, sodass entsprechende Identitäten und kulturellen Besonderheiten bewahrt werden. Bei anderen jungen Menschen besteht hingegen eine große Weltoffenheit.

Die Erwartungen von Eltern an die Schulleistungen ihrer Kinder werden vermutlich weiter steigen. Zum einen wirkt sich hier die Angst vor dem sozialen Abstieg aus: Eltern wollen ihren Kindern die besten Entwicklungschancen bieten, damit diese später den immer größer werdenden Leistungserwartungen der globalen Wissensgesellschaft entsprechen und ein gutes Einkommen erzielen können. Zum anderen greifen sie die durch die Medien verbreiteten Erkenntnisse der Hirnforschung, der Lern- und der Entwicklungspsychologie auf.

Mangels Zeit werden Eltern aber immer seltener die Hausaufgabenbetreuung übernehmen können. So wird das Lernen für die Schule zunehmend von Dritten angeleitet und überwacht werden: Immer mehr Kinder werden eine Hausaufgabenbetreuung in der (Ganztags-) Schule erfahren oder ein Nachhilfeinstitut besuchen. Laut der Bertelsmann Stiftung (2016) erhalten 14% der Schüler/innen zwischen 6 und 16 Jahren privat finanzierte oder kostenfreie Nachhilfe – insgesamt rund 1,2 Mio. Kinder und Jugendliche. Ihre Eltern geben dafür jährlich 879 Mio. Euro aus. Da immer mehr Kinder noch nachmittags in der Schule sind, wird der Nachhilfeunterricht zunehmend am Abend und am Wochenende erfolgen.

Auch in den kommenden Jahren werden viele Eltern beim Umsetzen ihrer Erziehungsziele auf Probleme stoßen. So ist weiterhin mit einer großen Erziehungsunsicherheit zu rechnen, da junge Erwachsene vor der Geburt eigener Kinder seltener als früher Erfahrungen mit anderen Babys und (Klein-) Kindern sammeln (wegen deren zurückgehenden Zahl) und da sie auch in Zukunft seitens der Medien mit widersprüchlichen Erziehungskonzepten und -ratschlägen konfrontiert werden. Die Gefahr, dass Eltern Erziehungsschwierigkeiten erleben oder problematische Erziehungsstile entwickeln, wird groß bleiben.

Dennoch ist auch in Zukunft von weitgehend positiven Eltern-Kind-Beziehungen auszugehen. Bei der 3. World Vision Kinderstudie von 2013 waren 54% der befragten 6- bis 11-Jährigen sehr zufrieden mit der elterlichen Fürsorge und weitere 34% zufrieden; nur 12% antworteten neutral oder negativ. Laut der 17. Shell Jugendstudie von 2015 hatten mehr als 90% der Jugendlichen und Heranwachsenden im Alter von 12 bis 25 Jahren ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern. Auch waren sie weitgehend mit deren Erziehung zufrieden: Fast drei Viertel der jungen Menschen würden ihre eigenen Kinder so erziehen, wie sie selber erzogen wurden.

Technisierung des Haushalts

In den kommenden Jahren werden die Wohnungen „intelligenter“ werden: Heizung, Klimaanlage und viele andere Geräte werden von einem Computer gesteuert werden. Die Familienmitglieder können dann über das Internet auf die Geräte zugreifen. Mit Hilfe von Smartphones und Tablets können schon heute Heizung, Klimageräte, Alarmanlage, Rollläden etc. aus der Ferne gesteuert und Räume (z.B. mit einem schlafenden Baby) überwacht werden. Solche Apps werden in einigen Jahren weit verbreitet sein.

Damit wird sich auch das Wohnen ändern: Die Haustür wird entweder mit einer App auf dem Smartphone geöffnet oder geht erst nach der Überprüfung biometrischer Charakteristika auf. Bei Dunkelheit wird das Licht im Flur (oder einem anderen Zimmer) automatisch eingeschaltet – und geht wieder aus, wenn das Familienmitglied den jeweiligen Raum verlässt. Displays an den Wänden werden auf Wunsch Nachrichten, Fotos, Grafiken, Gemälde oder Filme zeigen. Beim Telefonieren werden die Gesprächspartner auf einem der Displays erscheinen – oder als 3-D-Hologramme im Raum. Fühlt sich ein Familienmitglied krank, werden diagnostische Computerprogramme z.B. Krankheitssymptome abfragen oder den Urin bzw. eine Blutprobe analysieren. Je besser solche Apps werden, umso häufiger wird dann der Weg zum Arzt entfallen.

Viele Haushaltsgeräte werden vernetzt sein, sodass z.B. der Inhalt des Kühlschranks auch von außerhalb der Wohnung erfasst werden kann. Regelmäßig benötigte Lebensmittel und Haushaltsartikel werden – sofern gewünscht – automatisch bestellt. Beleuchtung, Zimmertemperatur, Hintergrundmusik usw. werden entsprechend der Wünsche und Voreinstellungen der Bewohner variiert werden. Haushaltsroboter werden bei Bedarf die Böden wischen, Teppiche saugen und Fenster putzen.

Die Hausarbeit wird in den kommenden Jahren an Bedeutung verlieren, da immer mehr Aufgaben von Geräten und Robotern übernommen werden. Auch wird immer seltener für die ganze Familie gekocht werden, da zumindest an Werktagen in Kantinen, Kitas und Schulen oder in der Nähe des Arbeitsplatzes gespeist wird. Laut dem „Ernährungsreport 2018“ kochen schon jetzt nur noch 43% der Menschen ab 14 Jahren so gut wie täglich und weitere 38% zwei- bis dreimal in der Woche – und jüngere Menschen seltener als Senior/innen (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2017). Zudem wird immer mehr Hausarbeit „ausgelagert“ werden, indem z.B. die Wäsche in die Reinigung gebracht wird oder Pizzas und andere Gerichte bei Lieferdiensten bestellt werden. Hausfrauen wird es in Zukunft kaum noch geben; die Familienarbeit wird für Mütter im Vergleich zur Erwerbstätigkeit einen immer geringer werdenden Stellenwert haben.

Konsumverhalten

Seit kurzem wird in Deutschland wieder mehr konsumiert; und dieser Trend wird sich vermutlich in den kommenden Jahren fortsetzen. Vor allem wächst das Bedürfnis nach emotionalen Konsumerlebnissen, nach Vergnügen und Genuss. So werden z.B. Musik-, Kunst- und Sportveranstaltungen immer mehr inszeniert und vermarktet, um möglichst viele Zuschauer anzulocken. Laut Zellmann und Opaschowski (2005) werden insbesondere Jugendliche und Heranwachsende eine Konsummentalität des „alles sofort“, „immer mehr“, „immer hastiger“ und „immer überdrüssiger“ entwickeln.

Viele Familienmitglieder werden sich weiterhin über ihren Konsum definieren („Ich kaufe, also bin ich“). Außerdem werden sie zunehmend sich selbst als „Ware“ sehen, die es zu „verkaufen“ gilt: z.B. mit Hilfe der richtigen Bekleidung oder einer möglichst positiven Selbstdarstellung auf sozialen Webseiten. Im Internet ist Aufmerksamkeit zu einer neuen Währung geworden, die sich in der Zahl sich selbst registrierender Freunde zeigt.

Die Familienmitglieder werden weiterhin in Supermärkten einkaufen, allerdings immer öfters bargeldlos – und dank RFID und Bezahlfunktion auf dem Smartphone ohne Personal an den Kassen. Schon jetzt wechselt laut der Deutschen Bundesbank (2018) nur noch bei der Hälfte der Einkäufe Bargeld den Besitzer.

Aus Angst vor dem Alter, vor Krankheit und Pflegebedürftigkeit werden immer mehr Familien Wert auf eine gesunde Lebensführung legen. Sie werden mehr „Health Food“ und Nahrungsergänzungsmittel kaufen, häufiger Sport treiben – allerdings eher seltener in Vereinen – und regelmäßig in ein Fitnessstudio gehen.

Ferner wird es mehr Familien geben, die aufgrund der Belastung der Nahrungsmittel mit Pestiziden und Herbiziden sowie wegen der zunehmenden Weiterverarbeitung von Lebensmitteln und ihrer „Anreicherung“ mit künstlichen Substanzen auf ökologisch erzeugte und naturbelassene Produkte zurückgreifen werden – die oft selbst angebaut werden. Hier wird der Gartenarbeit, dem Kochen und den gemeinsamen Mahlzeiten eine große Bedeutung zukommen.

Mediennutzung in der Familie

In den kommenden Jahren werden Familienmitglieder weiterhin klassische Printmedien wie Bücher, Zeitungen und Zeitschriften nutzen. Es wird aber nur noch selten für eine längere Zeitdauer gelesen, sondern eher in Pausen oder in „Häppchen“. Hingegen wird das Internet zum Unterhaltungsmedium Nummer eins werden: Immer mehr Familienmitglieder werden Filme und Texte sowohl auf dem Fernseher bzw. dem PC als auch auf dem Smartphone, Laptop oder Tablet anschauen. Das Angebot an Videos, Fernsehkanälen und komplexen Computerspielen im Internet wird weiter wachsen.

Das „klassische“ Fernsehen wird eine immer unbedeutendere Rolle spielen: Dank „Time-Shifting“ werden Sendungen dann angeschaut, wenn das jeweilige Familienmitglied Zeit und Lust hat. Pay-TV wird zunehmend genutzt werden, da hier die störenden Werbeunterbrechungen fehlen. Immer häufiger werden Filme aus dem Internet heruntergeladen werden – nicht nur auf den Computer, sondern auch auf Fernsehbildschirme und Wanddisplays. Auch Nachrichten werden zunehmend aus dem Internet kommen, da sie aktueller als Fernsehnachrichten sind und immer besser entsprechend der eigenen Interessen gefiltert werden können.

In den nächsten Jahren werden PC-Spiele immer mehr von Online-Spielen verdrängt werden. Letztere sind kostenlos bzw. relativ preiswert, werden schneller weiterentwickelt und lassen sich auch mit Freunden oder Unbekannten spielen, die an anderen Orten wohnen. Im Jahr 2018 spielten bereits 34 Mio. Menschen in Deutschland zumindest gelegentlich Computer- und Videospiele (Statista 2018e); ein Jahr zuvor lagen die Ausgaben für Games (inkl. Hardware) bei 3,4 Mrd. Euro (Statista 2018f).

Auf viele Familienmitglieder haben Medienkonsum und Internetnutzung eine eher verdummende Wirkung: Sie verbringen fast ihre gesamte Freizeit mit dem Anschauen von Filmen und Fernsehshows, mit elektronischen Spielen, mit Surfen, Tweeten, Simsen usw. So bekommen sie nur wenig vom Weltgeschehen, von politischen Problemen, wissenschaftlichen Entdeckungen, technischen Neuerungen oder gesellschaftlichen Entwicklungen mit. Mangels Information wird die Welt für sie immer unverständlicher...

Kommunikation in Zeiten von Internet und Handy

Auch das soziale Leben wird zunehmend durch das Internet bestimmt: Anstatt Verwandte, Freunde und Bekannte zu treffen und mit ihnen direkt zu kommunizieren, wird mit ihnen der Kontakt über das Internet gepflegt, was sehr zeitaufwändig sein kann. So bleibt weniger Zeit für Gespräche – bei denen das Smartphone immer im Blickfeld ist.

Inzwischen können nahezu alle Deutsche jederzeit erreicht werden – ihre Handys bzw. Smartphones sind immer eingeschaltet. Die (auch in Tablets, Laptops etc.) eingebauten Kameras und Programme wie „Skype“ ermöglichen den Blickkontakt während des Telefonats. Zudem kann dem Gesprächspartner schnell ein Eindruck von dem Ort vermittelt werden, an dem sich das Familienmitglied gerade befindet, oder von dort ablaufenden Ereignissen (z.B. den ersten Krabbelversuchen eines Babys).

Kleinkinder und jüngere Schulkinder werden in den nächsten Jahren immer häufiger die Erfahrung machen, dass für ihre Eltern Telefon, Smartphone und Tablet Vorrang haben: Diese unterbrechen Spiele oder Gespräche mit ihren Kindern, sobald ein Handy klingelt oder eine Textnachricht eingeht – und oft wird aus der Unterbrechung ein Abbruch der gemeinsamen Beschäftigung. Aber auch bei bestimmten Fernsehsendungen oder Aktivitäten an Tablet bzw. Laptop sind Eltern nicht ansprechbar. So erleben sich die Kinder als weniger wichtig, interagieren sie immer seltener (für längere Zeit) mit ihren Eltern.

Inzwischen sind die meisten (jungen) Familienmitglieder in sozialen Netzwerken aktiv. Am bekanntesten ist „Facebook“, das erst im Jahr 2004 online ging – und 2017 schon rund 30 Mio. Mitglieder in Deutschland hatte (Statista 2018g). Inzwischen werden soziale Netzwerke von vielen Familienmitgliedern als öffentliche digitale Arenen genutzt, in denen sie sich selbst inszenieren: Sie dokumentieren nahezu jeder Tag, stellen fortwährend Fotos und Videos ein, beschreiben besondere Erlebnisse und die dadurch geweckten Gefühle. Zwischen vielen jungen Menschen ist ein Wettbewerb entstanden, wer mehr „Freunde“ und „Likes“ z.B. auf seiner „Facebook“-Seite sammelt. Von diesen Freunden gehen Updates ein, wenn sie ihre eigenen Seiten ergänzt haben, und so ist es nicht verwunderlich, wenn sich Jugendliche und Heranwachsende nahezu jeden Tag mehrere Stunden lang in sozialen Netzwerken aufhalten.

Je mehr Informationen über sich selbst junge Menschen im Internet veröffentlichen, umso transparenter wird ihr Leben. Dies kann in Einzelfällen auch zu mehr sozialer Kontrolle oder gar zu negativen Reaktionen aus der Verwandtschaft führen, wenn z.B. Eltern erst beim Surfen in sozialen Websites entdecken, dass ihr Sohn homosexuell ist oder ihre Tochter ein Semester vertrödelt hat.

Insbesondere jüngere Menschen sind sich auch nicht bewusst, dass Freunde und Sexualpartner negative Informationen über sie auf Websites hochladen können, und viele haben im Internet schon Fotos von ihrem letzten Saufgelage entdeckt – oder sogar Nacktfotos, die ihr Expartner aus Rache veröffentlicht hat. Inzwischen suchen immer mehr Arbeitgeber vor Neueinstellungen nach der jeweiligen Person im Internet und werden dann durch solche Bilder oder vergleichbare Texte abgeschreckt, selbst wenn es hier nur um „Jugendsünden“ ging.

In Zukunft wird es also immer wichtiger werden, die Kontrolle über im Internet veröffentlichte Informationen zu behalten, die zumeist nicht endgültig gelöscht werden können. Schon Kinder müssen mit Hilfe ihrer Eltern und Lehrer/innen lernen, die eigene Privatsphäre zu schützen. Erwachsene Familienmitglieder werden beruflich und privat viele Daten (z.B. E-Mails) verschlüsseln oder auf andere Weise vor unerwünschten Zugriffen schützen.

Die Zukunft von Kindheit und Jugend

Aufgrund der zunehmenden Erwerbsquote bei jungen Müttern werden Eltern ihre Kleinkinder immer früher und immer länger von Erzieher/innen und Tagespflegepersonen betreuen lassen. So werden Kindertageseinrichtungen und Tagespflegestellen in den kommenden Jahren eine größere Bedeutung als Sozialisationsinstanzen erhalten.

Kita-Kindheit

Im Jahr 2016 wurden laut Tabelle 1 nahezu alle 3- bis 6-Jährigen und ein Drittel der jüngeren Kinder in Kitas und in Kindertagespflege betreut – in den neuen Bundesländern sogar die Hälfte der unter 3-Jährigen. Die letztgenannten Durchschnittswerte täuschen, da fast alle Babys noch von ihren Eltern versorgt werden. Rechnet man sie heraus, so lag 2016 die Versorgungsquote bei 36% aller 1-Jährigen und 61% aller 2-Jährigen.

Tabelle 1: Kinder in Kitas und in Kindertagespflege am 01.03.2016

Region

Kinder in Tagesbetreuung im Alter von … bis unter … Jahren

0 – 3

3 – 6

Betreu-ungsquote

durchgehend mehr als 7 Stunden (Ganztagsquote)

Betreu-ungsquote

durchgehend mehr als 7 Stunden (Ganztagsquote)

Deutschland

32,7

18,3

93,6

44,8

Westdeutschland

28,1

13,1

93,2

37,7

Ostdeutschland

51,8

39,9

95,2

73,5

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2016)

Rund die Hälfte der Kinder befindet sich laut Tabelle 1 täglich mehr als sieben Stunden in Tagesbetreuung. Aufgrund des Drucks seitens der Eltern, der Wirtschaft und der Politik werden in den nächsten Jahren die Öffnungszeiten von Kindertageseinrichtungen noch flexibler werden. In einigen Jahren wird auch nicht mehr ignoriert werden können, dass immer mehr Eltern am Abend oder am Wochenende arbeiten müssen. Dann wird es wegen des Geburtenrückgangs wieder viele freie Plätze geben, und so werden Kindertagesstätten aus dem Konkurrenzdruck heraus ihre Öffnungszeiten stark ausweiten. Laut einer Ipsos-Studie von 2013 sprechen sich bereits vier von 10 Bundesbürgern für Ganztagsbetreuung auch an Wochenenden und in den Ferien aus (Die Welt 2013). Deshalb hat das Bundesfamilienministerium im Januar 2016 das Förderprogramm „KitaPlus“ gestartet. Es unterstützt Betreuungsangebote vor 8.00 Uhr bzw. nach 16.00 Uhr, an Wochenenden und in der Nacht – und zwar in Frage kommende Kitas mit bis zu 200.000 Euro und Tagespflegepersonen mit bis zu 15.000 Euro pro Jahr.

Sozialisation, Erziehung und Bildung von Kleinkindern werden also zunehmend von Erzieher/innen und Tagesmüttern übernommen. Dementsprechend wird die Bedeutung der Familienerziehung sinken. Tabelle 2 verdeutlicht, dass an Werktagen Kleinkinder bei Ganztagsbetreuung nur noch wenige Stunden bei ihren Eltern sind.

Tabelle 2: Ganztagsbetreuung: Was bleibt an Familienzeit?

Alter

1 Jahr

2 Jahre

3 Jahre

4 Jahre

5 Jahre

Schlafdauer1

14 Std.

13 Std.

12 Std.

30 Min.

12 Std.2

11 Std.

30 Min.2

Wachzeit

10 Std.

11 Std.

11 Std.

30 Min.

12 Std.

12 Std.

30 Min.

Ganztags-betreuung

8 Std.

8 Std.

8 Std.

8 Std.

8 Std.

Fernsehzeit3

0 Min.

43 Min.

43 Min.

43 Min.

43 Min.

Familienzeit

2 Std.

2 Std.

17 Min.

2 Std.

47 Min.

3 Std.

17 Min.

3 Std.

47 Min.

1 laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2015)
2 gerundet
3 laut Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2015)

Bei Ganztagsbetreuung umfasst die Familienzeit an Werktagen je nach Alter des Kleinkindes nur noch zwischen zwei und vier Stunden – und in diese Zeit fallen der Transport zur Kindertageseinrichtung bzw. Tagespflegestelle und zurück, Einkäufe auf dem Heimweg, zwei Mahlzeiten und die Körperpflege.

In Zukunft werden viele Kleinkinder also das Krabbeln, Laufen und Sprechen nicht mehr zu Hause, sondern in Kindertagesstätten oder Tagespflegestellen lernen. Erzieher/innen bzw. Tagesmüttern werden immer häufiger die Sauberkeitserziehung übernehmen und Kleinkindern beibringen, wie man sich an- bzw. auszieht und wie man ordentlich isst. So werden sie immer mehr Aufgaben erfüllen, die traditionell der Familienerziehung zugerechnet wurden.

Erzieher/innen werden für Kleinkinder immer wichtigere Bezugspersonen werden. Aufgrund der langen Öffnungszeiten werden sie aber zunehmend Schicht arbeiten müssen und immer häufiger alleine in ihren Gruppen sein, wenn dort nur wenige Kinder anwesend sind und sich deshalb eine Zweitkraft nicht finanzieren lässt. Kleinkinder werden somit während ihrer flexibel gestalteten Betreuungszeit in der Regel von mehreren Personen betreut werden. Dies dürfte das Entstehen von Bindungen bzw. von engen Beziehungen erschweren, aber auch das Erfassen, Beurteilen und Fördern der kindlichen Entwicklung seitens der Fachkräfte. Nahezu alle Kleinkinder gehen aber gerne in „ihre“ Kita, fühlen sich dort wohl und genießen das gemeinsame Spiel bzw. die Aktivitäten mit anderen Kindern.

Je früher Eltern ihr Baby einer Kindertageseinrichtung oder Tagespflegestelle anvertrauen, umso weniger Zeit bleibt ihnen, ihr Kind und seine Bedürfnisse wirklich kennenzulernen und die richtigen Reaktionen auf seine noch nonverbalen Signale zu finden. Erleben sie dann, wie professionell Erzieher/innen und Tagesmütter mit ihrem Kind umgehen, tendieren viele Eltern dazu, ihnen immer mehr Verantwortung für deren Erziehung zu übertragen.

Kitas als Bildungseinrichtungen

So können wir in den letzten Jahren nicht nur eine Vergesellschaftung der Erziehung und Bildung von Kleinkindern beobachten, sondern auch eine zunehmende Delegation von Erziehungsverantwortung an Erzieher/innen und Tagespflegepersonen seitens der Eltern. Diese Entwicklung wird dadurch verstärkt, dass Kindertagesstätten in den letzten Jahren zu Bildungseinrichtungen weiterentwickelt wurden. So sollen sie laut den von den zuständigen Länderministerien verabschiedeten Bildungsplänen mathematische, naturwissenschaftliche, technische, sprachliche, ästhetische, musikalische, religiöse, interkulturelle, Umwelt- und Medienbildung leisten, aber auch soziale und emotionale Erziehung, Gender Mainstreaming, Gesundheits-, Bewegungs- und Ernährungserziehung. So übertragen Eltern guten Gewissens auch Bildungsaufgaben an die Kindertageseinrichtung.

Aber auch aus anderen Gründen wird der auf Erzieher/innen und Kindern lastende Leistungsdruck in den kommenden Jahren noch größer werden:

  • Die meisten Eltern haben hohe Erwartungen an das Bildungsangebot und die individuelle Förderung ihrer Kinder. So ist die Bedeutung der frühen Kindheit für den späteren Schulerfolg inzwischen allgemein bekannt. Bildungspläne, aber auch Medienberichte über besondere Modelleinrichtungen oder über „ausgefallene Angebote“ einzelner Kindertagesstätten, zeigen Eltern, was sie ihres Erachtens von „ihrer Kita“ erwarten können. Damit bei den Kindern wirklich nichts verpasst wird, werden sie auch in Zukunft häufig bei Einrichtungen wie z.B. Computer-, Musik- und Ballettschulen oder Sportvereinen angemeldet werden.
  • Wirtschaft und Bildungspolitik forcieren die frühkindliche Bildung, was sich z.B. in besonderen Förderprogrammen und Projekten – vor allem im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich – zeigt. Sie erwarten von Erzieher/innen mehr Wissensvermittlung, was vielerorts zu einer Verschulung von Kitas geführt hat. Auch sollen sich die Fachkräfte verstärkt mit Aufgaben wie z.B. Beobachtung und Dokumentation, Integration behinderter Kinder, Erfassen von Kindeswohlgefährdung, Elternberatung und Kooperation mit der Schule befassen. So wird eher weniger Zeit für das einzelne Kind bleiben.
  • Schließlich wird der kompensatorischen Erziehung eine immer größere Bedeutung beigemessen, nicht nur hinsichtlich der Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund, sondern auch mit Blick auf Kinder aus bildungsfernen Schichten. So haben PISA-, IGLU- und andere Studien immer wieder gezeigt, dass solche Kinder bei weitem schlechtere Bildungschancen haben als Kinder aus der Mittelschicht. Nun wird in nahezu allen Kindertageseinrichtungen viel Wert auf die Sprachförderung gelegt, die oft nach vorgeschriebenen oder empfohlenen Förderprogrammen abläuft.

Mit diesen Anforderungen verbunden ist eine „Normierung“ der frühen Kindheit, da die (Sprach-) Leistungen der Kinder zunehmend anhand von (vorgegebenen) Beobachtungsbögen und Tests erfasst und mit Normwerten verglichen werden müssen. Auf ähnliche Weise werden Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Problemen und Entwicklungsverzögerungen ermittelt.

In vielen Fällen, in denen bei Kindern besondere Bedarfe ermittelt wurden, findet eine „Pathologisierung“ statt: Es muss eine Diagnose gestellt werden, um medizinische, heilpädagogische und therapeutische Maßnahmen beantragen zu können. Damit ist die Gefahr verbunden, dass das Problem am jeweiligen Kind festgemacht und ausschließlich es behandelt wird, also Ursachen für die Problematik in seinem sozialen Umfeld unberücksichtigt bleiben und somit nicht behoben werden. Da Screening-Verfahren wahrscheinlich in naher Zukunft ausgeweitet werden, wird diese „Therapeutisierung“ eine eher noch größere Rolle als heute spielen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (2013) erhält bereits ein Drittel aller Kleinkinder professionelle Förder- und Therapiemaßnahmen.

In der nahen Zukunft wird sich zeigen, ob das neue Paradigma der Inklusion zu weniger Etikettierungen führen wird, da dann alle Kinder als Individuen mit besonderen Bedürfnissen, Stärken und Schwächen angesehen werden sollen und nicht mehr wie bisher z.B. als „behindert“, „sprachauffällig“ oder „hyperaktiv“ klassifiziert werden dürfen.

Schulkindheit

In den kommenden Jahren ist damit zu rechnen, dass die Aufenthaltsdauer von Kindern in Grund- und weiterführenden Schulen ausgeweitet wird, sodass ihre Eltern (Vollzeit) erwerbstätig sein können. Im Jahr 2016 gingen laut KMK bereits 43% aller Schüler/innen an allgemeinbildenden Schulen ganztags zur Schule – wobei es große Unterschiede zwischen den Bundesländern gab: Die Extreme waren 93% in Hamburg und 22% in Bayern (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland 2018). Der Bedarf bleibt groß: Bei der 3. JAKO-O Bildungsstudie von 2014 gaben 70% der Eltern an, dass sie ihre Kinder am liebsten auf eine Ganztagsschule senden würden (TNS Emnid 2014).

Kindheit spielt sich somit immer mehr in Institutionen ab, zu denen beispielsweise auch Nachhilfeinstitute, Musikschulen oder Sportvereine zu rechnen sind. Deshalb wird bereits seit langem von einer „Institutionenkindheit“ gesprochen. In „pädagogisch besetzten Sonderumwelten“ werden Kinder kontinuierlich von Erwachsenen überwacht, die ihnen mit einer Unterweisungsabsicht gegenüber treten. Da Kinder immer mehr Zeit in diesen Institutionen verbringen, haben sie nur relativ wenige Gelegenheiten, über ihr Leben frei zu verfügen, selbstbestimmt und spontan zu handeln, ihren eigenen Interessen zu folgen und momentane Bedürfnisse zu befriedigen. Abenteuer in der freien Natur, Treffen mit Freunden auf der Straße, Herumtollen und unbeaufsichtigtes Spielen werden immer seltener werden. Zudem wird der Tagesablauf durch die Aufenthaltszeiten in den Institutionen „zerstückelt“. Insbesondere bei der Nutzung vieler Angebote wird das Leben dieser Kinder durch Zeitpläne bestimmt.

Viele der zuvor beschriebenen Trends gelten jedoch nur für die alten Bundesländer. In der DDR hingegen hatten in der Regel beide Elternteile Vollzeit gearbeitet; der Erziehungsurlaub war auf ein Jahr begrenzt („Babyjahr“). Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen waren Ganztagseinrichtungen, die Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichten.

Erziehende und betreuende Lehrer/innen

In den kommenden Jahren werden sich Schulen von Bildungsstätten zu bildenden Erziehungseinrichtungen weiterentwickeln: Lehrer/innen werden immer häufiger erzieherisch tätig werden müssen, da ihre Schüler/innen seltener von daheim Verhaltensweisen, Werte und Motivationen mitbringen werden, die zu einer hohen Lernbereitschaft und zu einem angemessenen Verhalten in der Klasse führen. So beklagten bei einer 2012 veröffentlichten Befragung der Vodafone Stiftung Deutschland schon 31% der Lehrkräfte, dass sie immer häufiger Aufgaben übernehmen müssten, die eigentlich Sache des Elternhauses seien.

Hier spielen auch die bereits erwähnten Delegationsprozesse eine große Rolle: Eltern übertragen an Lehrer/innen nicht nur die Bildung ihrer Kinder, sondern zunehmend auch deren Erziehung. Solange sich Lehrkräfte dieser neuen Aufgabe nicht mit all ihren Kräften widmen, werden sie mit Kritik und Unzufriedenheit rechnen müssen: Beispielsweise waren nur 44% der Eltern bei der 3. JAKO-O Bildungsstudie von 2014 der Meinung, dass an Schulen viel Wert auf soziales Verhalten gelegt würde (TNS Emnid 2014).

In Zukunft werden sich Lehrer/innen also weniger als Unterrichtende und mehr als Erziehende verstehen müssen. Sie werden somit mehr Verantwortung für die Leistungen, das Verhalten und die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Schüler/innen übernehmen. Außerdem werden Lehrer/innen zunehmend Betreuungsaufgaben übernehmen müssen, insbesondere an Ganztagsschulen und in sozialen Brennpunkten. Unter Betreuung wird hier nicht z.B. die Aufsichtsführung in Pausen oder beim Mittagessen in der Schulmensa verstanden, sondern folgende drei Aufgabenbereiche:

  • der Schutz vor körperlichen und seelischen Gefahren, also beispielsweise vor Gewalt auf dem Schulhof, vor Mobbing oder Schulangst. Dies beinhaltet auch ein Tätigwerden bei einer Gefährdung des Kindeswohls außerhalb der Schule, z.B. in der Familie oder Gleichaltrigengruppe. Insbesondere jüngere Schüler/innen fühlen sich in der Klasse auch sicherer, wenn durch Regeln eine gewisse Struktur geschaffen wird und Lehrer/innen einen autoritativen Erziehungsstil praktizieren.
  • die Fürsorge durch Befriedigung emotionaler Bedürfnisse nach Wertschätzung, Zuwendung, Zugehörigkeit usw. Dies geschieht weitgehend auf der Beziehungsebene im Lehrer-Schüler-Verhältnis, das vielleicht wieder mehr im Sinne Herman Nohls als „pädagogischer Bezug“ oder im Sinne Martin Bubers als „Ich-Du-Beziehung“ verstanden werden müsste. Zur Fürsorge gehören die Beratung von Schüler/innen bei persönlichen Problemen sowie die Förderung der Klassengemeinschaft durch einen beziehungsstiftenden Unterrichtsstil, aber auch durch Gespräche, Feste, Ausflüge usw.
  • die Pflege durch das Sicherstellen der Befriedigung körperlicher Bedürfnisse, also z.B. nach Bewegung, Frischluft, Entspannung und gesunder Ernährung. Die Integration bzw. Inklusion behinderter Schüler kann mit besonderen Pflegetätigkeiten verbunden sein.

Da die Zahl der Kinder zurückgeht, die Unternehmen aber mehr gut qualifizierte Schul- und Hochschulabgänger benötigen, werden Wirtschaft und Politik den Druck auf Schulen erhöhen, einerseits alle Jugendlichen zu einem Abschluss zu führen, auf dem die Berufsausbildung aufbauen kann, und andererseits mehr Abiturient/innen zu „produzieren“. So wird der auf Lehrer/innen lastende Leistungsdruck wachsen, zumal Vergleichsarbeiten und zentrale Abschlussprüfungen Rückschlüsse auf die Qualität ihrer Arbeit zulassen. Die Schüler/innen werden mehr lernen müssen und ihre Leistungen werden häufiger bewertet werden.

In den kommenden Jahren wird ein immer größer werdender Anteil eines Geburtsjahrgangs das Abitur erwerben. Unter ihnen werden Frauen überrepräsentiert sein: Schülerinnen sind kommunikativer und verbal geschickter, wodurch sie im Unterricht eher „glänzen“ als Schüler. Zudem wenden sie mehr Zeit für Hausaufgaben auf, sitzen sie weniger vor dem Fernseher, dem Computer oder der Spielkonsole. Bereits seit dem Geburtsjahr 1972 erzielen Frauen häufiger die Hochschulreife als Männer (Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2015).

Der Anteil der Schüler/innen mit Migrationshintergrund wird weiter zunehmen. Insbesondere Kinder von Flüchtlingen und Asylant/innen, die erst vor kurzem nach Deutschland gekommen sind, werden mangels Sprachkenntnissen und aufgrund traumatischer Erfahrungen besonders viel Zeit und Energie der Lehrkräfte beanspruchen – die für den Umgang mit ihnen bisher nicht qualifiziert wurden. Zudem beinhaltet die größere Heterogenität der Schülerschaft die Gefahr von mehr ethnischen Konflikten.

Lehrer/innen werden aber auch häufiger mit Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Problemen, (Cyber-) Mobbing, Drogenmissbrauch, Schulverweigerung und Ähnlichem konfrontiert werden, was das Gefühl der beruflichen Überlastung verstärken wird. So waren schon 50% der Lehrkräfte bei einer 2012 veröffentlichten Befragung der Vodafone Stiftung Deutschland der Meinung, dass das Unterrichten im Verlauf der letzten fünf bis zehn Jahre deutlich schwieriger geworden sei.

Zudem werden Lehrer/innen immer häufiger selbst Opfer von Gewalt: Laut einer Forsa-Umfrage von 2016 waren 6% der Lehrkräfte Ziel physischer Gewalt; 23% hatten psychische Gewalt in der Form von Beschimpfungen, Beleidigungen oder Bedrohungen und 2% Mobbing über das Internet erlebt – allerdings nicht nur durch Schüler/innen, sondern auch durch Eltern, Vorgesetzte oder Kolleg/innen.

Lehrer/innen werden auch mehr präventiv handeln müssen, z.B. durch die Durchführung von Programmen zur Sucht- und Gewaltprävention oder durch den Abschluss von Verhaltensvereinbarungen mit ihren Schüler/innen. Ferner werden sie intensiver mit Schulsozialarbeiter/innen und Schulpsycholog/innen, mit Erziehungsberater/ innen und Jugendamtsmitarbeiter/innen kooperieren müssen, wenn bei einzelnen Kindern bzw. bei ihren Eltern ein größerer Unterstützungsbedarf besteht.

Auch die Umsetzung der in der „UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ geforderten Inklusion wird Lehrer/innen mehr erzieherische und heilpädagogische Kompetenzen abverlangen. Die Lehrkräfte werden mehr behinderte und verhaltensgestörte Schüler/innen unterrichten und mit den sie zusätzlich betreuenden ehemaligen Förderschullehrer/innen kooperieren müssen. Schließlich werden sie sich intensiver Schüler/innen mit Lernschwierigkeiten widmen (z.B. durch individuelle Lernbegleitung, Vertiefung oder Förderunterricht), da sie diese nicht mehr an Förderschulen überweisen können und zu einem Schulabschluss führen müssen.

Glückliche Kinder und Jugendliche

Selbst wenn der Anteil der Schüler/innen mit Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Störungen, Lernschwierigkeiten oder anderen Problemen in den letzten Jahren zugenommen hat und in der nahen Zukunft weiter steigen könnte, bedeutet dies keinesfalls, dass ein Großteil der Kinder und Jugendlichen unglücklich ist. Beispielsweise waren laut der 2013 veröffentlichten 3. World Vision Kinderstudie 59% der Kinder sehr zufrieden mit ihrem Leben, 32% zufrieden, 8% weder/noch und nur 1% unzufrieden. Im gleichen Jahr berichtete das UNICEF-Forschungsinstitut „Innocenti“, dass sich fast 85% der befragten Kinder und Jugendlichen als glücklich erlebten (Adamson 2013). Laut der 16. Shell-Studie waren knapp drei Viertel der Jugendlichen mit ihrem Leben zufrieden oder sogar sehr zufrieden, wobei dies allerdings weniger für Jugendliche aus unteren sozialen Schichten galt (Shell 2010; vgl. Bertram 2013). Wenn die meisten Kinder und Jugendliche unter den heutigen Lebensbedingungen glücklich sind, dürfte dies auch in den kommenden 10 bis 15 Jahren der Fall sein...

Medienkindheit

In den kommenden Jahren wird das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen zunehmend durch die neuen Medien geprägt werden. Tabelle 3 verdeutlicht, in welch hohem Maße bereits jetzt Medien genutzt werden: Bei Kleinkindern summiert sich die Nutzungsdauer auf 96 Minuten, bei 6- bis 13-Jährigen auf 235 Minuten und bei 12- bis 19-Jährigen sogar auf 484 Minuten an Werktagen und 509 Minuten am Wochenende. Die „wahre“ Nutzungsdauer dürfte aber bei Schulkindern und Jugendlichen um mindestens ein Viertel niedriger sein. Der Grund hierfür ist das „Multitasking“: Die jungen Familienmitglieder nutzen häufig mehrere Geräte gleichzeitig. Beispielsweise schauen sie einen Film an und telefonieren dabei mit Freunden, senden eine WhatsApp-Nachricht oder surfen im Internet. Oder sie nutzen ihre Spielkonsole und hören gleichzeitig Radio. Zudem können auf Fernseh- und Computerbildschirmen mehrere Fenster geöffnet werden, sodass z.B. gleichzeitig Fernsehprogramme angeschaut, Websites und Blogs genutzt oder Botschaften mit Twitter verschickt werden können. Aber auch wenn man dieses Nutzungsverhalten berücksichtigt, ist es gerechtfertigt, jetzt und in der nahen Zukunft von einer „Medienkindheit“ bzw. „Medienjugend“ zu sprechen.

Tabelle 3: Nutzungsdauer bei verschiedenen Medien

Medium

2- bis 5-Jährige (2014; laut Haupterzieher)

6- bis 13-Jährige (2016; laut Haupterzieher)

12- bis 19-Jährige (2017; laut Jugendlicher)

Lesen

26 Min.1

22 Min.

63 Min.2

Fernsehen

43 Min.

88 Min.

116 Min.

Radio

18 Min.

28 Min.

Internetnutzung

2 Min.

39 Min.

221 Min.2

PC-/Konsolen­spiele

3 Min.

32 Min.

84 Min. an
Werktagen;
109 Min. am Wochenende

Handy-/Smart­phonespiele

2 Min.

19 Min.

Spiele am Tablet

2 Min.

7 Min.

1 Beschäftigung mit Büchern
2 montags bis freitags

Quellen: „miniKIM 2014“, „KIM-Studie 2016“ und „JIM-Studie 2017“ des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest, Stuttgart

Kinder und Jugendliche nutzen die neuen Medien auf ganz unterschiedliche Weise. Dies verdeutlicht z.B. die 17. Shell Jugendstudie, bei der eine Typologie der Internetnutzer/innen im Alter von 12 bis 25 Jahren entwickelt wurde (Shell 2015). Unterschieden wurden:

  • Die „Info-Nutzer“ (25%), eher weibliche, ältere, besser gebildete Jugendliche, suchen im Internet vor allem nach Informationen (wöchentliche Internetnutzung: 17,8 Stunden).
  • Die „Medienkonsumenten“ (24%), unter denen Schüler/innen (inkl. Gymnasiasten) überrepräsentiert sind, nutzen das Internet vor allem zur Unterhaltung (wöchentliche Internetnutzung: 19,9 Stunden).
  • Die „digitalen Bewohner“ (20%), überwiegend männlich und älter, verwenden das Internet allumfassend (wöchentliche Internetnutzung: 24,9 Stunden).
  • Die „Gelegenheitsnutzer“ (19%) sind zumeist eher jüngere Jugendliche mit etwas geringerem Bildungshintergrund (wöchentliche Internetnutzung: 11,2 Stunden).
  • Die „interaktiv-orientierten Selbstdarsteller“ (12%) nutzen vor allem die interaktiven Möglichkeiten des Internets (wöchentliche Internetnutzung: 16,0 Stunden).

Mindestens einmal am Tag greifen rund 57% der Befragten auf soziale Netzwerke zu, suchen 42% nach gerade benötigten Informationen im Internet, nehmen 37% an Chats teil, hören 27% Musik bzw. laden diese herunter und beschäftigen sich 24% mit Online-Spielen und Games.

In den nächsten Jahren werden Konsolen- und Computerspiele noch komplexer, abwechslungsreicher und anspruchsvoller werden. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können hier strategische und taktische Fähigkeiten entwickeln, feinmotorische und technische Kompetenzen schulen, neue Welten entdecken und Fantasien ausleben. Bei Online-Rollenspielen sind sie Mitglied in einem Team (Gilde, Sippe, Clan, Kampfgruppe usw.), kommunizieren mit den (zumeist nicht persönlich bekannten) Mitspielern und erfahren von ihnen (positives) Feedback. Das Gefühl, im Team gebraucht zu werden, und die Angst, etwas zu versäumen, da die Handlung weiterläuft, wenn ein Spieler offline ist, führen oft dazu, dass Jugendliche und Heranwachsende jeden Tag viele Stunden vor dem Computer verbringen. Zumeist vernachlässigen sie dann ihre Pflichten (Schule, Beruf, Familie, Freundeskreis usw.).

Eine solche Spielsucht kann auch bei Online-Glücksspielen auftreten. Während Kinder und Jugendliche in Spielhallen keinen Zutritt haben, können sie sich denselben bei entsprechenden Websites leicht verschaffen.

In den kommenden Jahren werden Avatare eine immer größere Rolle spielen – Stellvertreter einer echten Person im Internet bzw. in virtuellen Welten. Dieser Avatar kann ein Mensch oder ein Fantasiewesen sein. Wird die jeweilige Rolle über Monate und Jahre über viele Stunden pro Woche gespielt, wird sich die Person mehr und mehr mit ihr identifizieren. Zudem wird sie für andere Avatare Gefühle wie Liebe, Hass und Eifersucht entwickeln – und das umso mehr, je realistischer virtuelle Welten und die dort agierenden Wesen werden und je besser Technologien werden, mit denen man auch physisch auf virtuelle Partner reagieren kann. So werden die Grenzen zwischen der realen und den virtuellen Identitäten immer mehr verschwimmen, werden manche Spieler/innen „multiple Persönlichkeiten“ entwickeln.

Bei einer besonders intensiven Internetnutzung besteht insbesondere bei Kindern und Jugendlichen die Gefahr, dass soziale Kompetenzen nur noch unzureichend entwickelt werden. Einige Fachleute vertreten jedoch die Meinung, dass interpersonale und kommunikative Fertigkeiten auch auf sozialen Webseiten und in virtuellen Welten erprobt und erworben werden können. Außerdem könnte man sich in Internet-Netzwerken „verankert“ fühlen, würden immer mehr Jugendliche und Heranwachsende dort Freund/innen finden, die sie später oft persönlich kennenlernen.

In den nächsten Jahren werden mehr junge Menschen „E-Persönlichkeiten“ (Aboujaoude 2012) entwickeln, d.h. sie werden sich auf sozialen Webseiten anders präsentieren als sie in Wirklichkeit sind. Die mit einer falschen Identität verbundene „Freiheit“ wird manche Jugendliche auch grausamer werden lassen, wie z.B. die vielen Fälle eines „Cybermobbings“ zeigen. So sind etwa 13% aller Schüler/innen schon online gemobbt worden (Sadigh 2017).

Auch die Sprache wird zunehmend durch die neuen Kommunikationstechnologien geprägt. Zum einen lesen Kinder und Jugendliche weniger – aber auch schlechter und oberflächlicher, weil sie zunehmend Texte im Internet lesen, die nur kurz und einfach geschrieben sind. Diese Texte werden zumeist überflogen – die durchschnittliche Verweildauer auf einer Webseite beträgt laut dem Statistik-Unternehmen Nielsen/NetRatings rund 40 Sekunden. Und auch dieses flüchtige Lesen wird in den kommenden Jahren seltener werden, da Sprachassistenten wie Alexa, Siri und Cortana intensiver genutzt werden dürften. Zum anderen erfolgt die schriftliche Kommunikation inzwischen weitgehend per E-Mail, WhatsApp, Twitter usw., wo kurze Aussagen und Abkürzungen die Regel sind. Somit wird die Schriftsprache mit ihren viele Adjektiven und Adverbien, mit Nebensätzen und anspruchsvollen grammatikalischen Strukturen immer weniger verwendet.

Je mehr Kinder und Jugendliche nur noch kurze Texte und Videoclips aufnehmen, je mehr sie sich auf die Rechtschreibprüfung von Textverarbeitungsprogrammen verlassen, je häufiger sie Daten wie z.B. Telefonnummern in Handys und Smartphones abspeichern, umso weniger müssen sie sich konzentrieren. Immer weniger junge Menschen können längere Zeit ruhig dasitzen und über etwas intensiv nachdenken. John J. Ratey, Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School, spricht hier von „erworbenen Aufmerksamkeitsstörungen“.

Implikationen für die Kinder- und Jugendhilfe

Die Kindertagesbetreuung bildet den größten Bereich der Kinder- und Jugendhilfe: Hier sind mehr als zwei Drittel aller Mitarbeiter/innen tätig. Im Jahr 2016 entfielen mit rund 28,5 Mrd. Euro 63% der Bruttoausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden für Kinder- und Jugendhilfe auf die Kindertagesbetreuung (Statistisches Bundesamt 2018).

In diesem Kapitel wird zwischen Konsequenzen der Wandels von Sexualität, Familie, Kindheit und Jugend (1) für Kindertageseinrichtungen und (2) für die „klassische“ Kinder- und Jugendhilfe differenziert, da sie für beide Bereiche unterschiedlich sind.

Konsequenzen für Kindertageseinrichtungen

Wie bereits erwähnt, werden die Öffnungszeiten von Kindertageseinrichtungen in den kommenden Jahren aufgrund des Drucks seitens der Eltern, der Wirtschaft und der Politik noch länger und flexibler werden, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser gewährleistet werden kann. Immer mehr Kitas werden auch am Abend, am Wochenende oder an 24 Stunden pro Tag geöffnet sein. Die meisten Kleinkinder werden täglich mehr als acht Stunden lang betreut werden.

Je länger sich Kleinkinder in Kindertageseinrichtungen aufhalten, umso mehr werden sie versuchen, dort ihre Bindungsbedürfnisse zu befriedigen. Erzieher/innen werden für sie immer wichtigere (potenzielle) Bezugspersonen werden. Jedoch werden diese ihnen nur für einen kleiner werdenden Teil der gesamten Betreuungszeit zur Verfügung stehen. Das hängt zum einen mit der weit verbreiteten Teilzeitbeschäftigung zusammen – nur rund ein Drittel der Erzieher/innen ist Vollzeit erwerbstätig. Zum anderen werden die Fachkräfte aufgrund der immer länger werdenden Öffnungszeiten zunehmend Schicht arbeiten müssen. In den Randzeiten – wenn nur wenige Kinder anwesend sind – ist häufig eine Fachkraft alleine in ihrer Gruppe. Vielerorts werden dann auch zwei Gruppen zusammengelegt.

Kleinkinder werden somit während ihrer flexibel gestalteten Betreuungszeit in der Regel von mehreren Personen betreut werden. Dies trifft erst recht auf Kindertageseinrichtungen zu, in denen die Gruppen ganz oder teilweise aufgelöst wurden („offenes“ oder „halboffenes“ Konzept). Kleinkindern dürfte es in Zukunft also immer schwerer fallen, ihre Bindungsbedürfnisse in der Tagesstätte zu befriedigen bzw. eine enge Beziehung zu einer (Bezugs-) Erzieherin aufzubauen, was insbesondere für unter 3-Jährige psychisch belastend sein könnte.

Zugleich wird diese Situation das Erfassen, Beurteilen und Fördern der kindlichen Entwicklung seitens der Fachkräfte erschweren. So müssten sich die Erzieher/innen, die im Verlauf einer Woche ein bestimmtes Kind betreuen, regelmäßig austauschen – erst recht, wenn es einen besonderen Erziehungsbedarf geben sollte oder ein Elterngespräch bevorsteht. Dafür dürfte aber auch in Zukunft die Zeit fehlen...

Sicherlich hat dieser „Kontaktverlust“ zum einzelnen Kind dazu beigetragen, dass Beobachtungsbögen und Entwicklungsskalen eine größer werdende Rolle in Kindertageseinrichtungen spielen. Hinzu kommt, dass der kompensatorischen Erziehung immer mehr Bedeutung insbesondere von der Wirtschaft und der Politik beigemessen wird – nicht nur hinsichtlich der Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund, sondern auch mit Blick auf Kinder aus bildungsfernen Schichten.

Da der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund an allen betreuten Kindern in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird, dürfte der Sprachförderung in Zukunft eine noch größere Bedeutung zukommen. Jedoch werden Fördermaßnahmen derzeit dadurch erschwert, dass sich diese Kinder in einzelnen Kitas ballen. Laut dem gemeinsam von Bund und Ländern in Auftrag gegebenen Bericht „Bildung in Deutschland“ sprach 2015 an knapp 10% der westdeutschen Kindertagesstätten mehr als die Hälfte der Kinder zu Hause kein oder wenig Deutsch (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2016). Das bedeutet zugleich, dass über ein Drittel der Kinder mit nicht deutscher Familiensprache Kitas besucht, in denen die Mehrheit der anderen Kinder zu Hause ebenfalls wenig Deutsch spricht. In westdeutschen Großstädten trifft dies sogar auf mehr als die Hälfte dieser Kinder zu. In Zukunft müssten diese Kinder gleichmäßiger auf alle Kindertageseinrichtungen einer Region verteilt werden.

Neue Herausforderungen bringt auch die zunehmende Zahl von Kindern aus Flüchtlings-, Asylbewerber- und Asylantenfamilien mit sich. Sie (und natürlich auch ihre Eltern) sprechen zum Teil Sprachen, für die sich vor Ort keine Dolmetscher/innen finden. Für viele zugewanderte Kleinkinder ist diese „Sprachlosigkeit“ (die Erfahrung, sich plötzlich nicht mehr mit anderen Menschen verständigen zu können) verstörend – und dazu kommen noch traumatische Erfahrungen aus dem Heimatland (aufgrund von Krieg, Verfolgung, Diskriminierung, Hunger usw.), von der Flucht und von der Zeit in Aufnahmelagern und Notunterkünften.

Derzeit sind Erzieher/innen erst teilweise und begrenzt für den Umgang mit traumatisierten Kindern qualifiziert worden – hier gibt es noch einen großen Fortbildungsbedarf. Bei psychischen Problemen oder Verhaltensstörungen, die aus den Vorerfahrungen der Kinder oder aus ihrer Isolation in der Kindergruppe resultieren (wenn sie mangels Sprachbeherrschung mit niemandem kommunizieren können), werden sie den Kindern und ihren Eltern auch entsprechende Therapiemaßnahmen erschließen müssen – falls es solche vor Ort überhaupt gibt und falls sich die Therapeut/innen mit dem Kind irgendwie verständigen können...

Sprachförderung, die Unterstützung traumatisierter Kinder, die Zusammenarbeit mit psychosozialen Diensten und die Kontaktaufnahme mit Eltern, die erst vor kurzem aus ganz verschiedenen Ländern zugewandert sind, werden immer mehr Arbeitszeit und Arbeitskraft der Erzieher/innen binden. Allerdings sind die hier zur Verfügung stehenden Kapazitäten sehr begrenzt, denn den Fachkräften wurden in den letzten Jahren bereits viele neue Aufgaben aufgebürdet: Beobachtung und Dokumentation, Integration behinderter Kinder, Erfassen von Kindeswohlgefährdung, Inklusion, Elternberatung, Familienbildung, Kooperation mit Grundschulen usw. Hinzu kommt, dass – wie bereits erwähnt – Kindertagesstätten in den letzten Jahren zu Bildungseinrichtungen weiterentwickelt wurden. So müssen die Erzieher/innen mehr Bildungsangebote machen.

Die Zusammenarbeit mit Eltern wird aufgrund der weiter oben genannten hohen Erwartungen an die pädagogische Arbeit und aufgrund der Delegation von Erziehungsverantwortung schwieriger werden. Aufgrund der langen und unterschiedlichen Arbeitszeiten der Eltern und der flexiblen Öffnungszeiten der Kindertageseinrichtungen wird die Beziehung zwischen Erzieher/innen und Eltern schwächer werden: Schon jetzt ergeben sich kaum noch Gelegenheiten für Tür- und Angelgespräche, denen vor allem eine beziehungsaufbauende Funktion zukommt. In den kommenden Jahren werden Eltern auch immer seltener zu Elternveranstaltungen kommen, da sie dann noch arbeiten, auf dem Heimweg sind oder sich aufgrund des Leistungsdrucks so ausgepowert fühlen, dass sie nur noch zu Hause entspannen wollen. Entweder müssen dann Angebote für Eltern – einschließlich von Termingesprächen – auf das Wochenende verlegt werden oder Erzieher/innen müssen mehr Gebrauch von Telefon, Smartphone, E-Mails, Newslettern, Websites und Blogs machen, um zum einen Eltern allgemein über ihre pädagogische Arbeit zu informieren und um zum anderen sich mit ihnen über ihr Kind und seine Entwicklung auszutauschen.

Schon jetzt ist der auf Erzieher/innen lastende Leistungsdruck sehr groß – und wird in den nächsten Jahren noch größer werden. Aufgrund der vielen (neuen) Aufgaben bleibt tendenziell immer weniger Zeit für das einzelne Kind. Schon seit langem entsprechen die Qualifikation der Fachkräfte, Rahmenbedingungen (wie Gruppengröße oder Erzieherin-Kind-Relation) sowie die Zeitkontingente für die Vorbereitung von Bildungsangeboten, Teambesprechungen, Gesprächen mit Eltern oder die Kooperation mit Schulen und psychosozialen Diensten nicht mehr den gestiegenen Anforderungen.

Derzeit ist die pädagogische Qualität der weitaus meisten Kindertageseinrichtungen mittelmäßig, wie zuletzt bei der „Nationalen Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit“ (NUBBEK) herausgefunden wurde (Tietze et al. 2012). Weniger als 10% der Betreuungsangebote waren von guter, aber deutlich mehr als 10% von unzureichender Qualität – und wir wissen schon seit Mitte der 1990er Jahre, dass bei der Einschulung Kinder aus „guten“ Kindergärten in ihrer Entwicklung Kindern aus „schlechten“ Kindergärten um ein ganzes Jahr voraus sein können (Tietze 1998).

Auch gibt es viele Unterschiede zwischen Kindertagesstätten in (Groß-) Städten und auf dem Land sowie zwischen kommunalen, freigemeinnützigen, betrieblichen und privaten Tageseinrichtungen. Oft ist die pädagogische Qualität in kommerziellen und betrieblichen Kitas größer, da dank der höheren Elternbeiträge und der Zuschüsse des jeweiligen Unternehmens bessere Rahmenbedingungen gewährleistet werden können. Hier sind besonders viele Kinder aus Familien der (oberen) Mittelschicht zu finden. Kinder aus armen Familien, mit seit langem arbeitslosen Eltern oder aus sozialen Brennpunkten ballen sich hingegen in einzelnen (kommunalen) Einrichtungen.

Für die kommenden Jahre wird von großer Bedeutung sein, ob es gelingt, die hier angedeuteten Probleme den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung bewusst zu machen. Es muss ihnen verdeutlicht werden, dass Kindertageseinrichtungen inzwischen die wichtigsten Sozialisationsinstanzen im Kleinkindalter sind – hier findet der größere Teil der frühkindlichen Entwicklung, Erziehung und Bildung statt. Nur wenn der mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr verbundene quantitative Ausbau des Kita-Bereiches durch Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und -sicherung ergänzt wird und hierfür die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt werden, können Erzieher/innen den zuvor skizzierten Anforderungen gerecht werden.

Problematische Entwicklungen bei Kindern und Jugendlichen

Die Folgen der in diesem Buch skizzierten Zukunftstrends für Kinder und Jugendliche wurden zum Teil schon angedeutet und sollen deshalb nun nur schlagwortartig zusammengefasst werden:

  • vernachlässigte Bedürfnisse: Aufgrund zu wenig miteinander verbrachter Zeit werden Babys und Kleinkinder für ihre Eltern oft „unbekannte Wesen“ bleiben. Diese werden häufig ihre Signale nicht verstehen, also die jeweiligen Bedürfnisse nicht erkennen. Ferner werden sie diese aufgrund mangelnden Wissens bzw. zu wenig Erfahrung oft unbefriedigt lassen. Aber auch für ältere Kinder und Jugendliche werden viele Eltern zu wenig Zeit haben. Sie werden unzureichend Einblick in deren Psyche haben und somit häufig Bedürfnisse nicht wahrnehmen bzw. verstehen.
  • schwächere, eher unsichere oder ambivalente Bindungen: Aufgrund der lockeren Beziehungen zu ihren Eltern werden bei vielen (Klein-) Kindern Gefühle der Sicherheit und Geborgenheit unzureichend ausgeprägt sein.
  • bindungsähnliche Beziehungen zu Erzieher/innen und Grundschullehrer/innen: Solche, die schwache Bindung an Eltern teilweise ausgleichenden Beziehungen können nur entstehen, wenn diese Personen relativ konstant sind (weniger gegeben bei offenen Gruppen oder Schichtarbeit) und das Bindungsangebot annehmen (kaum möglich bei großen Gruppen bzw. Klassen). Dann müssen die Kinder aber häufig Beziehungsabbrüche bei Personalfluktuation während des Jahres, beim Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Schule oder bei der Versetzung in die nächste Klassenstufe verkraften.
  • Erfahrung der kontinuierlichen Überwachung, Verhaltenskontrolle, Erziehung und Bildung durch Erwachsene: Da Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit an „pädagogisch besetzten“ Orten verbringen, erleben sie ihr Handeln nur selten als selbstbestimmt. Sie werden kaum noch unbeaufsichtigt spielen oder sich mit Freunden auf der Straße treffen können.
  • Bewegungsmangel, unzureichende Körperbeherrschung, Adipositas: Da Kinder den ganzen Tag in Einrichtungen verbringen und in ihrer Freizeit überwiegend Medien nutzen, bewegen sie sich zu wenig. Zudem werden in Zukunft immer mehr Kinder fehlernährt sein, da sie in ihren Familien weder Frühstück noch Mittagessen erhalten und somit oft Junkfood, Süßigkeiten und Gebäck verspeisen.
  • materielle Verwöhnung: Zum Teil aus ihrem schlechtem Gewissen heraus werden viele Eltern ihre Kinder mit Spielsachen, exklusiven Kleidungsstücken und Geschenken überhäufen. Insbesondere in der Mittel- und Oberschicht werden Jugendliche über viel Geld und Besitztümer wie ein eigenes Fahrzeug verfügen.
  • größerer Leistungsdruck: Viele Kinder und Jugendliche werden sich überfordert fühlen, einige sich deswegen den Anforderungen entziehen (Leistungsverweigerung, Absentismus). Manche Schüler/innen werden in der Schule auch häufig abschalten, weil sie sich für die Unterrichtsinhalte nicht interessieren, weil sie sich langweilen oder weil ihre Aufmerksamkeit nicht gefesselt wird, da sie an spannende Computerspiele und erlebnisreiche virtuelle Welten gewöhnt sind.
  • mehr psychische Probleme und Verhaltensauffälligkeiten, mehr Mobbing und Gewalt: Ursachen werden z.B. Erziehungsfehler der Eltern oder deren Trennung bzw. Scheidung sein, aber auch Zukunftsängste und das Erleben von Gewalttätigkeiten in Videos und Computerspielen.
  • weniger Zeit für Freundschaften: Bei ganztägigem Besuch von Kitas und Schulen müssen Freundschaftsbeziehungen (aber auch Vereinstätigkeiten und Hobbys) weitgehend auf das Wochenende beschränkt werden. Manche Kinder und Jugendlichen werden mehr „virtuelle“ Freunde als reale haben.
  • Internetabhängigkeit: Laut dem Drogen- und Suchtbericht 2016 (Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung 2016) sind schon jetzt etwa 4% der 14- bis 16-Jährigen computerspiel- und internetabhängig, verbringen also täglich mindestens vier Stunden am Computer. Weitere 15% der Jugendlichen dieses Alters gelten als gefährdet.
  • Ausbildung von „E-Persönlichkeiten“ oder von „multiplen Persönlichkeiten“: Im ersten Fall präsentieren sich Jugendliche auf verschiedenen sozialen Websites unterschiedlich und im zweiten Fall identifizieren sie sich mit den Rollen, die sie über einen längeren Zeitraum hinweg bei Online-Spielen übernehmen.
  • mangelnde Fähigkeit, längere Artikel zu lesen und zu verstehen sowie komplexere Texte zu verfassen: Die Ursachen hierfür liegen darin, dass Kinder und Jugendliche immer weniger lesen, Texte im Internet nur überfliegen und sich durch das Schreiben von Tweets und WhatsApp-Nachrichten einen knappen Schreibstil mit vielen Symbolen statt Wörtern angewöhnt haben. Die Informationsflut durch viele, oft gleichzeitig genutzte Medien bedingt auch eine gewisse Oberflächlichkeit; es bleibt kaum noch Zeit zum Nachdenken.
  • mehr Diskriminierung: Darunter werden vor allem Kinder aus armen Familien, mit Migrationshintergrund oder aus neu zugewanderten Gruppen (z.B. Klimaflüchtlinge) leiden. Letztere werden auch häufig die Erfahrung von Kulturkonflikten machen.

Die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie ihre Eltern werden oft einer besonderen Beratung und Unterstützung durch Psycholog/innen und Sozialarbeiter/innen bedürfen. Darauf wird im nächsten Abschnitt eingegangen.

Konsequenzen für die „klassische“ Jugendhilfe

In den kommenden Jahren wird die Kinder- und Jugendhilfe (ab hier ohne Berücksichtigung von Kindertageseinrichtungen) wahrscheinlich mit noch mehr überforderten und gestressten Eltern konfrontiert werden – und das zu einer früheren Zeitpunkt als heute: So tritt Erziehungsunsicherheit immer häufiger schon bei „frischgebackenen“ Eltern auf, für die ihr Baby ein „unbekanntes Wesen“ bleibt, das sie nicht verstehen. In Zukunft wird der Elternbildung und den Frühen Hilfen somit eine eher noch größere Bedeutung als heute zukommen; entsprechende Netzwerke werden weiter ausgebaut werden (müssen). Familien mit älteren Kindern werden häufig(er) einer Beratung, eventuell auch einer intensiveren Unterstützung bedürfen, wenn die Beziehungen zwischen den Mitgliedern nur schwach ausgeprägt sind und kaum miteinander kommuniziert wird, wenn Erziehungsschwierigkeiten auftreten oder wenn es oft zu Konflikten kommt.

Die Kinder- und Jugendhilfe wird auch weiterhin viel mit Kindern und Jugendlichen aus Scheidungsfamilien zu tun haben. Sie wird nicht nur Beratung und Unterstützung in der Trennungssituation anbieten müssen, sondern zunehmend auch in den Jahren danach: Da geschiedene Eltern seit der Kindschaftsrechtsreform von 1998 in der Regel die gemeinsame Sorge behalten, können fortwährende Konflikte zwischen ihnen die Entwicklung ihrer Kinder über einen langen Zeitraum hinweg beeinträchtigen.

Die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe werden in Zukunft vermehrt Kleinkinder behandeln, da diese aufgrund der weiter oben skizzierten Familien- und Betreuungssituation häufiger Verhaltensauffälligkeiten entwickeln werden – und dank der in Kindertageseinrichtungen verwendeten Screeningverfahren frühzeitig identifiziert werden. Da mehr Probleme älterer Kinder durch neue Unterstützungssysteme in den Schulen aufgefangen werden dürften (z.B. durch Beratungslehrer/innen, Schulsozialarbeiter/innen, Schulpsycholog/innen oder den Einsatz von Förderschullehrer/innen, insbesondere in inklusiven Klassen), wird es die Kinder- und Jugendhilfe vor allem mit „schweren“ Fällen zu tun bekommen (z.B. Drogenmissbrauch, Komasaufen, Verwahrlosung, Gewalttätigkeit, Kriminalität). Damit werden die Anforderungen an die therapeutischen Kompetenzen der Fachkräfte steigen.

Eine eher noch wachsende Klientengruppe werden ältere Kinder und Jugendliche bilden, die unter Leistungsdruck und Schulstress oder unter Überforderung aufgrund zu früher Selbständigkeitserwartungen leiden. Hier werden die Fachkräfte mit Lernschwierigkeiten, Schulangst und -verweigerung, mangelnder Konzentrationsfähigkeit, Burnout, Nervosität, psychosomatischen Störungen und diffusen Belastungsbildern konfrontiert werden. Hinzu werden mehr Abhängigkeiten kommen, beispielsweise von Psychopharmaka und Mitteln für Hirndoping (die teilweise noch in Entwicklung sind).

Eine größere Rolle als heute werden Schwierigkeiten spielen, die sich aus dem exzessiven Medienkonsum ergeben, wie z.B. mangelnde soziale Fähigkeiten (mehr virtuelle als reale Freundschaften). Die Fachkräfte werden bei Computer- und (Glücks-) Spielsucht konsultiert werden und mit „erworbenen Aufmerksamkeitsstörungen“, mit Irritationen der Selbstwahrnehmung durch „E-Persönlichkeiten“ und mit Persönlichkeitsspaltung aufgrund „multipler Persönlichkeiten“ zu tun bekommen. Auch werden sie Kindern und Jugendlichen helfen müssen, die Opfer von „Cybermobbing“, „Sexting“ oder „Happy Slapping“ (d.h. Körperverletzung durch oft unbekannte Personen, die dabei ihr Opfer filmen und später das Video im Internet veröffentlichen) geworden sind oder die im Internet gezielt von Erwachsenen angesprochen wurden, die sich dann mit ihnen getroffen und sie sexuell missbraucht haben.

Jugendliche und Heranwachsende werden vermehrt der Sexualaufklärung und -beratung bedürfen, wenn sie aufgrund des häufigen Pornografiekonsums (durch die eigene Person und/oder den Partner) hinsichtlich ihrer sexuellen Fähigkeiten verunsichert sind, falls von ihnen abgelehnte Praktiken ausgeübt werden sollen oder wenn ihre emotionalen Bedürfnisse nicht befriedigt werden, weil der Partner immer gleich zum Geschlechtsakt übergeht.

Auch Hyperaktivität, Erziehungsschwierigkeiten, Krisensituationen, Kindeswohlgefährdung und Traumatisierungen werden in Zukunft zu den vorherrschenden Problemlagen gehören. Hinzu werden Schwierigkeiten wie (Zukunfts-) Ängste, Gefühle der Leere, Orientierungslosigkeit, Werteverlust und Entscheidungskonflikte wegen Pluralisierung der Lebensoptionen kommen. Aber auch das Streben nach immer extremeren Erlebnissen und Erfahrungen könnte zu einer Nutzung von Angeboten der Kinder-und Jugendhilfe führen, wenn diese Aktivitäten z.B. mit einer Gesundheitsgefährdung verbunden sind.

Die Kinder- und Jugendhilfe wird es in Zukunft mit immer mehr Klient/innen aus Familien mit Migrationshintergrund zu tun bekommen, deren Sprache von den zuständigen Fachkräften nicht verstanden wird. Diese werden häufig nur wenig über deren Heimatland, Kultur, Religion, Rollenleitbilder, Erziehungsvorstellungen usw. wissen – selbst nach einer Internetrecherche. Die Probleme werden bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen noch größer sein, weil diese ganz alleine und oft stark traumatisiert sind. So werden regionale und landesweite Dolmetscherdienste aufgebaut werden (müssen), die auch „exotische“ Sprachen abdecken können. Ihr Einsatz wird oft über das Internet erfolgen (z.B. via Skype), da die Dolmetscher/innen für (kurze) Gespräche nicht anreisen können. Sinnvoll dürfte es auch sein, für größere Migrantengruppen besondere Websites aufzubauen, wo sie relevante Informationen in ihrer Heimatsprache vorfinden – und möglichst auch online von einer Fachkraft beraten werden können, die ihre Sprache spricht.

Sozial schwache Familien werden weiterhin eine große Klientengruppe bilden. Wie Familien mit Migrationshintergrund nutzen sie von sich aus kaum präventive und ambulante Hilfen. So werden für beide Zielgruppen verstärkt zugehende Angebote der Elternbildung und Beratung geschaffen werden (müssen). Seit vielen Jahren gibt es z.B. positive Erfahrungen mit Hausbesuchsprogrammen wie „Opstapje“, „HIPPY“, „Rucksack“ und „Griffbereit“, die bisher aber nur in einigen wenigen Jugendamtsbezirken zu finden sind. Sie werden teilweise von Ehrenamtlichen durchgeführt, die entsprechend geschult und begleitet werden müssen. Daneben gibt es aufsuchende Angebote wie z.B. Erziehungsbeistandschaft und Sozialpädagogische Familienhilfe, die vermutlich an Bedeutung gewinnen werden – zumal die erstgenannte Maßnahme relativ wenig Kosten verursacht.

In den kommenden Jahren werden präventive und ambulante Angebote wahrscheinlich zunehmend dort gemacht werden, wo alle Kinder und Eltern – egal ob hilfebedürftig oder nicht – anzutreffen sind und wo insbesondere sozial schwache Familien und solche mit Migrationshintergrund erreicht werden können. Hier ist vor allem an Kindertagesstätten und Schulen zu denken. In diesen Bildungseinrichtungen können erstens sucht- und gewaltpräventive Programme angeboten werden, die bereits vor vielen Jahren entwickelt und hinsichtlich ihrer Wirkungen wissenschaftlich evaluiert wurden. Zweitens könnten hier Kinder und Jugendliche durch Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe unterstützt werden, die von ihren Eltern nie in einer Frühförder- bzw. Beratungsstelle oder gar im Jugendamt vorgestellt werden würden. Positive Erfahrungen mit mobilen Diensten liegen seit langem vor – allerdings gibt es derzeit diese Angebote nur sporadisch. Drittens können in Kindertagesstätten und Schulen auch Eltern von Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe erreicht werden, entweder im Einzelfall dank der Vermittlung durch Erzieher/innen, Lehrer/innen und Schulpsycholog/innen oder als Gruppe durch eigene Angebote wie z.B. die Mitwirkung an Elternabenden, die Leitung eines Gesprächskreises zu Erziehungsfragen oder eine offene Beratungsgruppe. Bestimmte Fachkräfte könnten auch regelmäßig in der Bildungseinrichtung präsent sein (wie z.B. in den nordrhein-westfälischen Kindertagesstätten, die zu Familienzentren ausgebaut wurden) und dann von hilfebedürftigen Eltern konsultiert werden. Viertens wird sicherlich die Schulsozialarbeit weiter ausgebaut werden.

Aber auch mit den Erzieher/innen und Lehrer/innen selbst werden die Mitarbeiter/innen der Kinder- und Jugendhilfe in Zukunft wahrscheinlich enger zusammenarbeiten. Zum einen werden sie diese fortbilden, z.B. über den Umgang mit traumatisierten Flüchtlingskindern oder mit verhaltensauffälligen, behinderten und psychisch kranken Kindern (zwecks Umsetzung der politischen Vorgabe „Inklusion“), über das richtige Verhalten bei ethnischen Konflikten, Kindeswohlgefährdung und (Cyber-) Mobbing sowie zur Vermittlung von Kompetenzen in Bereichen wie Gesprächsführung, Elternberatung und Familienbildung. Zum anderen werden sie die Pädagog/innen vermutlich häufiger hinsichtlich eines Einzelfalls beraten oder ihnen sogar eine Supervision ermöglichen.

Aber auch bei Kindern und Jugendlichen, die in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe beraten oder behandelt werden, macht es Sinn, mit deren Erzieher/innen bzw. Lehrer/innen zusammenzuarbeiten: Wenn alle „an einem Strang ziehen“, ist die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Jugendhilfemaßnahme größer. In diesem Kontext werden häufig Konflikte gelöst werden müssen, die sich z.B. aus der Normierungstendenz von Bildungseinrichtungen und dem Autonomiestreben von Kindern und Jugendlichen oder aus unterschiedlichen Werten und Normen von Institutionen und Familien (aus anderen Kulturen) ergeben.

In den kommenden Jahren werden Jugendämter, Beratungsstellen, Kindertageseinrichtungen, Schulen, niedergelassene Therapeut/innen, Frühförderung, Gesundheitsämter, Familienhebammen und andere für Familien relevante Dienste wahrscheinlich noch besser miteinander vernetzt werden. Dann könnten auch bisher auf bestimmte Altersstufen begrenzte Hilfen leichter miteinander verzahnt werden, also z.B. eine Maßnahme der Frühförderung nach der Einschulung von mobilen Förderlehrer/innen an der Grundschule fortgeführt werden.

Für die Mitarbeiter/innen der Kinder- und Jugendhilfe wird es in den kommenden Jahren immer schwieriger werden, während der üblichen Öffnungszeiten ihrer Einrichtungen Eltern, Kinder und Jugendliche zu erreichen, da diese vollerwerbstätig sind bzw. den ganzen Tag lang eine Kindertagesstätte bzw. Schule besuchen. So wird sich eine längerfristige Beratung oder ambulante Behandlung von Kindern und Jugendlichen nur unter großen Schwierigkeiten planen lassen. Deshalb werden die Fachkräfte vermehrt am frühen Abend arbeiten und häufiger von Telefon, Smartphone und E-Mails Gebrauch machen müssen. Zudem wird Websites, Foren, Chats und sozialen Netzwerken eine immer größere Bedeutung zukommen – entweder um hier online zu beraten (auch anonym) oder um für Eltern und Jugendliche relevante Informationen (über die kindliche Entwicklung, zu Erziehungsfragen, über Sexualität usw.) anzubieten.

Die Ruhelosigkeit der Gesellschaft wird sich auch in der beruflichen Tätigkeit von Mitarbeiter/innen der Kinder- und Jugendhilfe widerspiegeln: Sie werden einerseits zunehmend als „Feuerwehr“ tätig werden müssen, andererseits weniger Zeit für Gespräche und Interventionen, für eine mittel- oder langfristige Begleitung haben. Zu Letzterem wird außerdem die „notorische“ Knappheit an finanziellen Mitteln beitragen, die in Zukunft eher noch zunehmen wird, da aufgrund der Alterung der Gesellschaft immer mehr Gelder in die medizinische Versorgung, das Rentensystem und die Altenhilfe umgeschichtet werden dürften. Zudem wird der Verwaltungsaufwand vermutlich weiter steigen, z.B. durch die Orientierung an Qualitätsstandards und durch zeitaufwändige Dokumentationen (wegen der Nachprüfbarkeit von Entscheidungen).

Schlusswort

In der nahen Zukunft kommen auf Kindertagesstätten und Einrichtungen der „klassischen“ Kinder- und Jugendhilfe somit viele neue Herausforderungen zu. Sie werden nur gemeistert werden können, wenn zusätzliche Mittel in diesen Bereich fließen. Überall fehlt Personal, müssten die Rahmenbedingungen verbessert und die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität der Leistungen erhöht werden.

Deshalb sollten alle im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe tätigen Fachkräfte und ihre „natürlichen Verbündeten“ (die Familien) gemeinsam den Druck auf Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker/innen erhöhen, die benötigten Gelder zur Verfügung zu stellen. Die Zeit, in der dies erreicht werden könnte, wird aber immer knapper: In wenigen Jahren wird die öffentliche Hand die noch verfügbaren Mittel aufgrund der Bevölkerungsalterung vor allem für Senior/innen und Pflegebedürftige benötigen....

Literatur

Vorbemerkung: Alle Links wurden am 21.08.2020 überprüft und zum Teil aktualisiert. Texte mit schwarzen Links können nicht mehr aufgerufen werden.

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Anmerkung

Dieses Buch beruht auf früher veröffentlichten Artikeln bzw. Textbausteinen, die zum Teil überarbeitet, aktualisiert und ergänzt wurden. Dazu gehören vor allem:

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Textor, M.R. (2014): Das unsichtbare Netz: Gegenwart und Zukunft. https://www.ipzf.de/Netz.html

Textor, M.R. (2015): Die Zukunft von Familie und Kindheit – die Zukunft der Kinder- und Jugendhilfe. http://www.SGBVIII.de/s173.html

Textor, M.R. (2018): Zukunftstrends und deren Folgen für das Kinderbetreuungssystem. http://www.kindergartenpaedagogik.de/2439.html

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