Die Wirkung von Farbe - Farbpsychologie in der Raumgestaltung

Eva Wohlmann

Wenngleich Farbe und ihre Wirkung bereits vor Jahrtausenden von Priestern und Herrschern zu kultischen Zwecken und zur Manipulation des Volkes genutzt wurden, fand Farbpsychologie an den Universitätsfakultäten erst im 20. Jahrhundert Einzug und ist somit ein relativ junges Forschungsgebiet der Psychologie.

Vor fast 20 Jahren konnten verschiedene Studien die Wirkung von Farben auf den Körper und Geist von Menschen beweisen. Die Forschungsergebnisse belegten, dass Rot zu vermehrter Unruhe und erhöhter Herzfrequenz führt, während Blau eine gegenteilige Wirkung hat, d.h. beruhigt und den Puls nachweisbar senkt. So ermittelten Wissenschaftler, als sie Probanden durch eine blaue bzw. rote Folie blicken ließen und dabei deren Herzfrequenz maßen, zwischen den beiden Farben eine Differenz von durchschnittlich 10 Schlägen pro Minute.

In den vergangenen Jahren sind die farbpsychologischen Forschungen zunehmend vorangeschritten, und mittlerweile sind die Wirkungen von Farben auf den menschlichen Körper nahezu unumstritten. Sie beeinflussen unser Verhalten, unsere Emotionen und Gefühle. Auch die farbliche Gestaltung eines Raumes wirkt sich auf unsere Psyche aus: Ist sein Farbkonzept gut durchdacht, fühlen wir uns - ohne dass uns klar wird, warum - merklich wohler.

Exkurs: Farbe - das Nichtvorhandensein von Licht

Farbe basiert auf Licht. Weißes Licht setzt sich aus Lichtwellen des gesamten Farbspektrums zusammen, von Ultraviolett über Blau, Grün, Gelb, Orange und Rot bis hin zu Infrarot. Erst wenn Licht auf einen Gegenstand trifft, wird dieser - bzw. das Licht - sichtbar. Ausschlaggebend hierbei ist der Wechsel des Ausbreitungsmediums des Lichts von Luft zum Material des Objektes. Durch diesen Übergang wird von dem Objekt ein Teil der Lichtstrahlen absorbiert, während der Rest abgelenkt und reflektiert wird. Lediglich diesen reflektierten Teil können wir mit unseren Augen wahrnehmen. Nur weil also ein Teil des Lichtspektrums fehlt, können wir die Farbe eines Objektes sehen.

Die Faktoren gelungener Raumgestaltung: Nutzergruppe, Verwendungszweck und Aufenthaltsdauer

Ein gutes Innenraum-Farbkonzept ist von verschiedenen Faktoren abhängig, vor allem von der Nutzergruppe, für die der Raum bestimmt ist, sowie von dessen Verwendungszweck bzw. der daraus resultierenden Aufenthaltsdauer im Raum.

Nutzergruppe

Besonders bei kleinen Kindern ist auf eine an sie angepasste Farbgestaltung zu achten. Abgesehen von altersbedingten Präferenzen - eine Studie ermittelte z.B., dass Kindergartenkinder tendenziell eher warme, Grundschulkinder dagegen kühle Raumfarben bevorzugen - sind vor allem farbpsychologische Aspekte zu beachten, die neben dem Farbton auch Helligkeit und Farbsättigung berücksichtigen.

Eine wichtige Regel ist: je jünger die Nutzergruppe, desto dezenter die Kontraste. Denn zu bunte und aufdringliche Farben können zu einer Reizüberflutung führen; die Kinder kommen nicht zur Ruhe und sind aufgedreht. Stattdessen benötigen sehr kleine Kinder einen Raum, der ihnen Geborgenheit und Ruhe vermittelt. Deshalb sind pastellige Töne und Farben mit sehr hohem Weißanteil besonders für Kinderkrippen geeignet.

Für ältere Kleinkinder kommen dagegen auch etwas kräftigere Kontraste infrage. Einige zusätzliche und gut durchdachte Farbakzente im Raum laden die Kleinen gezielt zum Entdecken ein. Einzelne bunte Elemente an Möbeln und Spielhäusern lockern den Gesamteindruck auf.

Verwendungszweck und Aufenthaltsdauer

Auch die Funktion, die ein Raum später erfüllen soll, sollte bei der Planung des Farbkonzepts berücksichtigt werden. Denn Farben sind dazu in der Lage, z.B. das Lernverhalten positiv zu beeinflussen, den Appetit anzuregen oder aktive Bewegung zu fördern (s.u.).

Eng mit der Raumfunktion verbunden ist die Aufenthaltsdauer. Sie ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium, das es bei der Raumplanung zu beachten gilt. Gruppenräume von Kindergärten, in denen sich die Kinder beinahe den ganzen Tag aufhalten, sollten unbedingt in zurückhaltenden, hellen Farben gehalten sein. Die Farbgebung von Räumen mit einer kurzen Verweildauer (z.B. Flure oder Garderoben) kann dagegen deutlich farbintensiver ausfallen. Die kräftigen Farben sind aufregend und spannend, führen wegen des kurzen Aufenthalts im Raum aber nicht zu einer Reizüberflutung.

Farbpsychologie in der Raumgestaltung

Bei der Gestaltung von Räumen kann zwischen verschiedenen Farbstimmungen gewählt werden.

Warme Farbtöne vermitteln Geborgenheit und Sicherheit, können aber auch eine anregende Wirkung haben. Erdige Brauntöne, auch das Beige von Echtholzmöbeln, sind Symbol für Solidität und strahlen somit ein Gefühl der Sicherheit aus. In Kombination mit einem freundlichen Orange verlieren sie sogar ihr konservatives Image und gewinnen dafür an Vitalität. Orange- und Gelbtöne strahlen zudem Lebensfreude aus, fördern die Kreativität und wirken anregend auf den Geist. Hellgrüne Elemente symbolisieren ähnlich wie Braun Geborgenheit und Sicherheit, verbinden dies jedoch mit Frische und Lebhaftigkeit. Dunkle Grüntöne dagegen wirken entspannend, ausgleichend und regenerierend.

Kühle Farben schaffen eine friedliche, beruhigende und konzentrationsfördernde Atmosphäre. Blautöne haben eine Sicherheit und Behaglichkeit ausstrahlende Wirkung und senken zudem den Puls. Daher eignen sie sich besonders für Ruhe- und Schlafräume. Eine Farbkombination aus Blau, Weiß und hellem Grau bzw. Silber wirkt konzentrationsfördernd und symbolisiert Klugheit, weshalb sie sich gut für Fachräume eignet, die zum Lernen und Forschen genutzt werden. Frische Grün-, Gelb- und Orangetöne fördern ebenfalls die Konzentration, aber auch die Leistungsbereitschaft der Kinder im Raum. Gelb wirkt zudem kommunikationsfördernd und dynamisch sowie steht symbolisch für Logik und Weisheit.

Ein beispielhaftes Raumkonzept für den Kindergarten ist grow.upp. Hier sorgen naturnahe Farben und Formen für ein völlig neues Raumerlebnis. Die ungewöhnliche Geometrie der Möbel in Kombination mit dem naturnahen Farbkonzept schafft die perfekte Balance zwischen Geborgenheit und spannender Herausforderung - und unterstützt dabei das kindliche, neugierige Erkunden der Umwelt im Raum.

Weitere Informationen und Anregungen finden Sie unter grow-upp.info.

Unternehmen

Seit über 75 Jahren ist Wehrfritz Komplettausstatter für Krippen und Kindergärten. Das Sortiment umfasst innovative Möbel, Raumkonzepte, Außenspielgeräte sowie ausgewählte Spiel- und Lernmaterialien.

Anzeige: Frühpädagogik bei Herder