Aus:
KinderTageseinrichtungen aktuell, KiTa Bay, 2001, 13. Jg., Heft 11, S. 220-223
Herbert Österreicher, Ute Gelhaar und Veronika Kettner
Der langgestreckte Innenhof hinter den großen Mietshäusern ist nicht nur räumlich ungeteilt: Die verschiedenen Spiel- und Ruhezonen, Pflanzbereiche oder befestigten Flächen werden weder durch abgrenzende Zäune unterteilt, noch könnte man sagen, dass einzelne Bereiche nur bestimmten Personen zur Verfügung stehen: Hausbewohner wie Besucher jeden Alters, die Kinder der städtischen Kinderkrippe und deren Eltern und natürlich das Personal dieser Kinderbetreuungseinrichtung - sie alle nutzen den gesamten Hof nach Lust und Laune und Gelegenheit, sind beteiligt an gestalterischen Veränderungen und Weiterentwicklungen, kümmern sich gemeinsam um Erhalt und Pflege, stets miteinander abgestimmt und in bestem Einvernehmen...
So ist es natürlich nicht. Oder genauer: Es ist nicht ganz so wie geschildert, aber vielleicht könnten wir auch sagen: Es ist noch nicht ganz so weit.
Das folgende Beispiel, wie in einem dicht bebauten Münchner Stadtteil zahlreiche Mietparteien und eine städtische Kinderkrippe einen gemeinsamen Innenhof nutzen, ist zwar in mancher Hinsicht noch nicht befriedigend, aber weit mehr als ein kurzlebiges Experiment. Aus der Sicht der öffentlichen Einrichtung, der Kinderkrippe, ist es ein heute schon vielfach gelingender, spannender und entwicklungsfähiger Ansatz, zwischen den sehr unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansprüchen der institutionellen Kinderbetreuung und denen der höchst individuellen Hausbewohner eine tragfähige Beziehung zu schaffen.
Autofreie Grünoase, Kinderspiele, ein Kreis alter Kastanienbäume
Eines sei gleich zu Beginn gesagt: Der Innenhof, um den es hier geht, ist keiner der häufigen Beton-Auto-Mülltonnen-Innenhöfe. Mülltonnen finden sich zwar (im hinteren Hofbereich unter Sträuchern), für Autos ist der ungefähr 2.600 qm große Hof aber ausnahmslos gesperrt. Stattdessen gibt es etliche Bäume und Sträucher, eine größere Rasenfläche sowie den Garten der städtischen Kinderkrippe, teilweise von einem niederen Holzzaun und einer Johannisbeerhecke eingefasst.
Innerhalb dieses Areals befindet sich auch der sicherlich interessanteste und merkwürdigste Bestandteil der Hofanlage. Es sind acht riesige, hoch gewachsene Rosskastanienbäume, die so gepflanzt wurden, dass sie einen Kreis von etwa 15 Meter bilden. Ihr Alter dürfte bei rund 100 Jahren liegen. Aufgrund des relativ engen Pflanzabstandes sind die Bäume sehr hochwüchsig und bilden - steht man im Zentrum dieses Kreises - einen Raum, der ein wenig an das Innere eines Doms erinnert. Dieser Bereich gehört erst seit wenigen Jahren zum Außengelände der Kinderkrippe, und es kann nur als Glücksfall bezeichnet werden, dass diese Geländeerweiterung möglich wurde: Die ursprüngliche Fläche von rund 200 qm konnte auf etwa 600 qm verdreifacht werden. Aber davon später mehr.
Um sich die Nachbarschaftsbeziehungen innerhalb dieses Anwesens besser vorstellen zu können, muss man wissen, dass in diesen älteren, fünfstöckigen Mietshäusern etwa 50 Parteien wohnen. Es handelt sich dabei um vier aneinander gebaute Häuser, an deren Rückseite der gemeinsame, ansonsten durch Mauern begrenzte Innenhof liegt. Ungefähr ein Viertel der Mietparteien sind Familien mit Kindern, die anderen teils kinderlose Paare, teils Alleinstehende. Das Mietniveau ist trotz der Zentrumsnähe eher unterdurchschnittlich, was an der älteren Bausubstanz und der einfacheren Grundausstattung der Wohnungen liegen mag.
Der gemeinsame Hof trägt sicherlich von vorneherein dazu bei, Nachbarschaftsbeziehungen auch über die Häuser hinweg zu fördern. Jedenfalls werden die vier Bänke, die am Rand der Rasenfläche stehen, im Sommer gerne genutzt. Mehr noch zieht die Grünfläche auch Kinder aus umliegenden Häusern an, denn Spielplätze sind in diesem dicht besiedelten Stadtteil Mangelware. Dann wird gerne Fußball gespielt, aber auch das bloße Zusammentreffen lässt sich hier genießen. Dabei handelt es sich meist um Kinder bis zum Grundschulalter; für Jugendliche bietet der Hof offenbar keine geeigneten Anreize mehr.
Vermutlich mit Seltenheitswert: Ein Gartenraum, der größer wird
Wenn in Ballungsräumen die Rede auf Spiel- und Aufenthaltsräume für Kinder kommt, wird - zu Recht - fast stets von Platzmangel und Raumnot gesprochen. Insofern stellt die Entwicklung unseres "Hof-Gartens" durchaus einen Sonderfall dar, der sein Zustandekommen sehr unterschiedlichen Faktoren verdankt: Zum einen sind da günstige Voraussetzungen wie der relativ große, autofreie und großzügig begrünte Innenhof, aber auch die seitens der Bewohner weitgehend tolerierten Spiele der Kinder im Hof. Zum anderen gab es aber auch seit Jahren Überlegungen des Krippenteams, wie sich für die Kinder der Einrichtung mehr Raum schaffen ließe: Wenn man schon mit den beengten Verhältnissen im Haus zurechtkommen müsse, dann solle doch wenigstens im Außengelände, also im Hof, mehr Platz zur Verfügung stehen. Dies führte schließlich zu Gesprächen mit der Hausverwaltung, die rasch und sehr hilfsbereit reagierte und die bereits geschilderte Vergrößerung des Krippengartens ermöglichte.
Im Rahmen einer Neugestaltung des Kleinkinder-Spielbereichs wurden beinahe alle Spieleinrichtungen verändert, erneuert oder ergänzt, wobei vereinbart wurde, dass insbesondere die Kinder der Hausbewohner den erweiterten und umgestalteten Krippengarten in Absprache mit dem pädagogischen Team ebenfalls nutzen dürfen. Ein zusätzliches Gartentor erleichtert den Zugang. Für die Erwachsenen wurde hier ein Sitzplatz mit geeigneten Gartenmöbeln angelegt, der zwar in erster Linie durch die Krippe genutzt wird (Team-Mitglieder, Eltern), aber auch - gerade am Wochenende - den Bewohnern des Anwesens zur Verfügung steht.
Ein Sitzplatz eigener Art entstand unmittelbar nach der Geländeerweiterung im "Kastanienkreis": Dort wurden sieben große Granitfindlinge gesetzt, jeweils zwischen 800 und 1200 kg schwer, die ihrerseits einen zweiten Kreis innerhalb des Baumkreises bilden. Diese Steine dienen als Sitz- und Kletterfelsen und zum Runterspringen - bei den Kindern ebenso beliebt wie bei den Erwachsenen. Abgesehen von den Sandspielmöglichkeiten für die Kinder der Krippe bietet der Garten noch einen kleinen Spielhügel, einen phantasievollen, von den Eltern der Krippenkinder selbst gepflasterten Fahrweg und einen schattig-dunkleren Gehölzbereich im hinteren Gartenteil, wo sich gerade auch die Nachbarskinder gerne aufhalten.
Die Tatsache, dass der Krippengarten durch einen Zaun vom übrigen Gelände abgetrennt ist, hat vielleicht weniger mit Fragen der Aufsichtspflicht als vielmehr mit allgemein rechtlichen und organisatorischen Aspekten zu tun. Dazu gehört natürlich auch die Frage des Unterhalts, d.h. der Kosten für die Pflege und Wartung des Areals. Allerdings spielen hier auch tradierte Vorstellungen von Sicherheit und Geborgenheit eine gewisse Rolle, und auch praktische Erwägungen sind wichtig. Insgesamt nimmt der Krippengarten nun beinahe ein Viertel der Hoffläche ein, der niedere Holzzaun wird nicht als störende Barriere wahrgenommen.
Erste Erfahrungen - leider nicht nur positive...
Es war allen Beteiligten von Anfang an klar, dass die Erweiterung des Krippengartens manche Überraschungen bereithalten und auch nicht nur auf Zustimmung stoßen würde. Ein solches Projekt ist nicht in allen Details und Auswirkungen planbar, es handelt sich immerhin um ein prozesshaftes Geschehen, dessen Eigendynamik in sehr unterschiedliche Richtungen führen kann. Insgesamt überwiegen bis zum heutigen Zeitpunkt zwar die positiven Aspekte, aber es gibt auch einige weniger angenehme Erfahrungen. Dabei lässt sich nur selten klar zwischen "gut" und "schlecht" trennen, die meisten derartigen Situationen und Geschehnisse führen eine Art "Doppelleben".
Im Wesentlichen lassen sich hier folgende drei Bereiche unterscheiden:
- Impulse, Aktionen und Wechselwirkungen mit den Nachbarschaftskindern und Eltern dieser Kinder, soweit sie während der Öffnungszeiten der Kinderkrippe den Krippengarten gemeinsam nutzen,
- veränderte persönliche Einstellungen und Verhaltensweisen der Mitglieder des Krippenteams gegenüber den "Mitbenutzern" des Krippengartens, und
- Reaktionen der Hausbewohner insgesamt auf die Erweiterung und Öffnung des Krippengartens, neue Formen der Hofnutzung.
Die Tatsache, dass Kinder aus der Nachbarschaft den Krippengarten mitbenutzen dürfen, führt zu einer ganzen Reihe von Fragen und Einzelfallentscheidungen. An erster Stelle sind hier vielleicht rechtliche Aspekte wichtig wie zum Beispiel die Unterscheidung, dass die Krippenkinder unter der Aufsichtspflicht des pädagogischen Personals stehen, während die Verantwortung für die anderen Kinder bei deren Eltern liegt. Da diese aber in den meisten Fällen nicht direkt ansprechbar sind bzw. eine Information oder ein Meinungsaustausch bezüglich einer bestimmten Situation meist nur nachträglich möglich ist, ergibt sich - beispielweise bei Konfliktfällen unter den Kindern - immer wieder die Notwendigkeit, gleichsam eine "pädagogische Entscheidung unter Vorbehalt" zu treffen.
Bislang hat sich diese Vorgehensweise bewährt, wenn sie auch im Einzelfall stets neu überlegt und verantwortet werden will. Schwierig ist es etwa bei "Problemkindern", deren Verhalten einerseits immer wieder pädagogische Interventionen erfordert, deren Eltern andererseits aber kaum oder gar nicht ansprechbar sind. Und dann gibt es auch schon mal den Fall eines Vaters, der sein Kleinkind wortlos in den Krippengarten bringt und sich dann still und leise verziehen möchte: Sein Kind würde hier schon betreut werden...
Zu den Erfahrungen, die das Krippenteam mit den Eltern verschiedener Kinder aus der Nachbarschaft macht, gehören aber auch zahlreiche positive Erlebnisse, wo die Eltern, die mit ihren (Klein-) Kindern in den Krippengarten kommen, sich auch mit den Krippenkindern auseinander setzen. Das bringt der Einrichtung nicht nur neue und interessante Impulse, sondern ganz konkret auch eine gewisse Entlastung für die Mitglieder des pädagogischen Teams - bedeutet aber selbstverständlich keine Entbindung von der entsprechenden Aufsichtspflicht.
Die Haltung der Mitarbeiterinnen und Kolleginnen der Kinderkrippe gegenüber der neuen Gartensituation ist etwas uneinheitlich. Die Erweiterung des Gartens wird zwar von allen sehr begrüßt, die Mitbenutzung durch die Kinder der Hausbewohner löst aber immer wieder auch zwiespältige Gefühle aus, frei nach dem Motto: "Die Braven sind willkommen, die anderen sollten sich besser anderswo austoben".
Diese Haltung ist allerdings nicht durchgängig vorhanden, sondern wird vor allem durch das Auftauchen eines ganz bestimmten, ungefähr 7-jährigen Jungen "aktiviert". Dieser Junge, sehr lebhaft und häufig aggressiv um seine Interessen kämpfend, erfordert dann von den Betreuerinnen besondere Aufmerksamkeit und Wachsamkeit für die Krippenkinder. Die Eltern des Jungen gehören zu denjenigen Hausbewohnern, die den Eskapaden ihres Kindes anscheinend ähnlich gleichgültig gegenüberstehen wie dem Geschehen im Krippengarten. Aber innerhalb eines Nachbarschaftsprojekts sind derartige Konstellationen und Auswirkungen eben nicht auszuschließen, und es gilt, damit möglichst gelassen umzugehen und in Konfliktfällen nach den jeweils bestmöglichen Lösungen zu suchen. Jedenfalls zeigt die bisherige Entwicklung auch, dass innerhalb des Teams Toleranz und Geschick im Umgang mit Nachbarkindern gleichermaßen wachsen - ein offenkundig notwendiger Lernprozess in eigener Sache.
Der dritte angesprochene Bereich, die Reaktionen der Hausbewohner insgesamt betreffend, zeigt ganz überwiegend die positiven Seiten dieses Projekts: Nach anfänglicher Skepsis mancher zeigen inzwischen viele Mieter Wohlwollen, Interesse und Zustimmung. Vor allem die Mithilfe vieler Eltern von Krippenkindern bei der Umgestaltung des Gartengeländes in den beiden letzten Jahren weckte die Neugier vieler Hausbewohner. Wenn zum Beispiel an einem kalten, regnerischen Samstagmorgen an die zwanzig Erwachsene und Kinder in durchaus fröhlicher Stimmung mit der Arbeit im Garten begannen, standen schon mal einige der Hausbewohner im Morgenmantel auf ihren Balkonen - staunend, ungläubig.
Inzwischen ist die Neugestaltung des Gartens beinahe abgeschlossen; die Anlage eines befestigten Sitzplatzes war eine der letzten geplanten Arbeiten. Und für die Aufstellung der Gartenmöbel auf diesem Platz - verbunden mit einem kleinen Informationsbrief der Kinderkrippe an alle Hausparteien - erhielt die Einrichtung ein sehr positives Echo und den ausdrücklichen Dank verschiedenster Hausbewohner. Hierher gehören auch die ersten Erfahrungen mit Veranstaltungen und Festen der Kinderkrippe, zu denen auch die Nachbarn eingeladen werden: Ein Martinsfest etwa, zu dem der Baumkreis mit den Granitfelsen einen ganz besonderen Rahmen abgibt, oder ein Sommerfest, das heute durchaus als ein richtiges, gemeinsames Hoffest vorstellbar ist.
Noch herrscht hinsichtlich der Nutzung des Innenhofs ein gewisses "Nebeneinander" von Kinderkrippe und Hausbewohnern vor, aber die gemeinsamen Interessen werden spürbar stärker. Wesentlich häufiger als früher kommen die Mieter mit Fragen und Anliegen auch direkt auf die Mitarbeiterinnen der Kinderkrippe zu, werden Nachrichten, Ideen und Erfahrungen ausgetauscht. Die Öffnung der Einrichtung für die Umgebung und die Nachbarschaft hat ein Anfangssignal gesetzt und "das Haus bewegt sich mit".
Es versteht sich beinahe von selbst, dass die hier getroffene Unterscheidung der drei Bereiche in erster Linie der besseren Darstellbarkeit der beobachteten Phänomene dient. Im Grunde sind diese Bereiche eng miteinander verzahnt, miteinander verbunden - nicht zuletzt durch die bereits angesprochene Eigendynamik.
Gute Nachbarschaft: (k)ein Rezept mit vielen Zutaten
Es gibt zahlreiche Formen und Möglichkeiten, wie eine Kinderbetreuungseinrichtung ihr Arbeitsfeld gegenüber der Nachbarschaft präsentieren und erklären kann. Tage der Offenen Tür oder Basare zu bestimmten Anlässen sind vermutlich die gängigsten Formen einer solchen Selbstdarstellung. Wichtig ist hier neben der Sachinformation zu Fragen rund um die institutionelle Kinderbetreuung immer auch die Werbung für die eigene Sache, Werbung für die eigene Einrichtung. Aber solche Veranstaltungen können auch etwas bewirken, das weniger leicht fassbar ist und sich nur in Annäherungen beschreiben lässt: Gute Öffentlichkeitsarbeit verbessert entscheidend auch die Nachbarschaftskontakte, schafft Transparenz und Vertrauen. Diese Effekte sind allerdings ungleich stärker, wenn über den Ereignischarakter einer einzelnen Veranstaltung hinaus das ganze Jahr über eine gewisse Verbindung aufrechterhalten wird. Die gemeinsame Nutzung von (Außen-)Räumen wie im Fall unseres Innenhof-Beispiels ist eine derartige Möglichkeit.
Selbstverständlich hängt der Erfolg solcher Projekte von vielen Faktoren ab, die letztlich in jedem Einzelfall bestimmt und bewertet werden müssen - viele "Zutaten" sozusagen, die zwar in Menge und Abfolge ihrer Verwendung richtig eingesetzt sein wollen, trotzdem aber wohl nie ein "Rezept" ergeben. Wenn wir im Folgenden dennoch die nach unserer Erfahrung wichtigsten Bestandteile (nicht nur) eines Nachbarschaftsprojekts zusammenfassen, so bitten wir Sie, diese Einsicht nicht aus dem Auge zu verlieren.
Geordnet in der hauptsächlichen zeitlichen Reihenfolge sind wichtig oder sinnvoll:
- "Wollen und können wir überhaupt?" Klärungen und Abstimmungen innerhalb des pädagogischen Teams hinsichtlich der grundsätzlichen Öffnung der Einrichtung nach außen, Bereitschaft zur Darstellung der eigenen Arbeit, organisatorisch-zeitliche Kapazitäten in der Zusammenarbeit mit Nachbarn und Außenstehenden (entscheidend in der Anfangsphase).
- "Wo wollen wir hin und wie könnte das gehen?" Entwicklung und Formulierung einer konkreten Zielvorstellung einschließlich bestimmter Schritte zur Verwirklichung des Vorhabens; zeitliche, organisatorische und technische Fragen, gebündelt nach Aufgabenstellung und eigenen personellen Zuständigkeiten.
- "Worin bestünde ein Erfolg, worin ein Misserfolg?" Klärung der Erwartungshaltung, individuell wie hinsichtlich der Arbeit der Einrichtung; Diskussion grundlegender Voraussetzungen wie Engagement, Ausdauer, Geduld...
- "Wer muss einverstanden sein und/oder kann uns dabei unterstützen?" Vorgespräche, Genehmigungen und Abstimmungen mit entscheidenden zuständigen Stellen wie Fachberatung und Träger der Einrichtung, Hausverwaltung und/oder Eigentümer.
- "Könnte es überhaupt klappen?" Informationsgespräche mit Leuten der betreffenden Nachbarschaft, also einer wichtigen Zielgruppe des Vorhabens; Ermittlung verschiedener Detailinformationen und Klärung offener Einzelfragen.
- "Was brauchen wir zum Erfolg?" Erstellung einer detaillierten Checkliste zur Umsetzung und Ausführung des Projekts sowie zu den Erwartungshaltungen der beteiligten Personen, gegebenenfalls unter besonderer Berücksichtigung klar formulierter Regeln und Vorschriften; hinreichend genaue Informationen für alle Beteiligten, möglichst aktuell, direkt, deutlich.
- "Was machen wir mit dem Ergebnis?" Eine Frage, die hier unbeantwortbar ist, deshalb: Dokumentation des Prozesses wie der (Einzel-)Ergebnisse von Anfang an, um je nach Bedarf oder Wunsch eine (rückblickende) Auswertung zu ermöglichen; Materialsammlung für die Präsentation der (eigenen) Arbeit; Grundlage für spätere Pläne und Projekte.
Zwischenbilanz und der Versuch eines Ausblicks
Einerlei, ob ein Nachbarschaftsprojekt wie das geschilderte "nur" die gemeinsame Nutzung eines Spielgartens für Kinder betrifft oder gar Gebäude und Räume: Die Zusammenarbeit verschiedener Einzelpersonen und Gruppen bis hin zu Institutionen wird in Zukunft noch wesentlich an Bedeutung gewinnen, gerade auch im Bereich nachbarschaftlicher Beziehungen - davon sind wir jedenfalls überzeugt. Dabei wird entscheidend sein, Ziele und Verfahren im Konsens der Beteiligten auszuhandeln und festzulegen, und sie nicht von vornherein als gegeben anzusehen.
Demgegenüber mag unser Beispiel wenig repräsentativ erscheinen, denn hier wurden sämtliche Grundsatzentscheidungen im erweiterten Kreis der Kinderkrippe (Träger, Vermieter) getroffen, die Nachbarn und Hausbewohner erfuhren erst nach und nach von diesem Projekt. Das lässt sich in diesem Fall auch gut begründen und erklären, dennoch meinen wir, dass derartige Vorhaben auch anders gestaltet werden könnten - und vielleicht auch anders gestaltet werden sollten: Je früher alle betreffenden Personen in ein bestimmtes Projekt einbezogen werden, desto überzeugender werden gemeinsame Ziele, denn "sie alle (...) sind beteiligt an gestalterischen Veränderungen und Weiterentwicklungen..." - Sollte das wirklich eine Vision bleiben?
Aller Hoffnung zum Trotz sei aber noch zwei kleine Warnungen hinzugefügt. Beide beziehen sich auf Grundsätzliches. Zum einen erfordert jedes Vorhaben, bei dem man Neuland betritt, einen gewissen Mut und etwas Glück - beides ist wohl nicht selbstverständlich. Zum zweiten dürfte Klugheit nötig sein, mehr jedenfalls, als wenn man sich auf gewohnten Bahnen bewegt - oder mit den Worten von Elisabeth Borchers:
Alle Wege führen nach Rom.
Nicht einer.
Was tun.
Autor/innen
Herbert Österreicher, Dipl. Ing. (FH), ist als freiberuflicher Planer für Außenanlagen an Kindertageseinrichtungen verschiedener Träger sowie als Weiterbildungsreferent im Bereich der Umweltbildung und Naturkunde tätig. Kontakt über: http://www.kinderfreiland.de
Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Ute Gelhaar und Veronika Kettner, Leiterin bzw. Gruppenerzieherin einer Kinderkrippe der Stadt München.