Ali Etman
Ich werde im Folgenden versuchen, Ihnen an einem Aspekt zu zeigen, dass es aus meiner Untersuchung an den ägyptischen Kindergärten einige Befunde gibt, die folgende Arbeitshypothesen zumindest zum Teil belegen:
- Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen der Ausbildung der Eltern und ihren Erwartungen an das Lesen- und Schreibenlernen im Kindergarten.
- Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen der Bildung der Eltern und ihrer Bereitschaft, ihr Kind zum Kindergarten zu schicken.
- Es gibt einen Zusammenhang zwischen Lesen im Kindergarten und den Büchern vom Ministerium, die das Lesen der Kinder fördert.
Zunächst interessiert mich, warum die Eltern in der ägyptischen Gesellschaft Wert auf Lesen und Schreiben legen: Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder eine bessere Ausbildung erhalten.
Meine Frage nach der Ausbildung der Eltern zeigt, dass die meisten Eltern einen höheren Bildungsstand besitzen. Es wurden Eltern mit verschieden langer und unterschiedlich qualifizierter Schulbildung/ höherer Ausbildung ausgewählt. Daraus lässt sich schließen, dass Eltern mit höherer Ausbildung ihre Kinder eher in den Kindergarten schicken - vielleicht weil ihnen bewusst ist, was der Kindergarten für ihre Kinder bedeutet und sie über die erforderlichen finanziellen Mittel verfügen. Das zeigt auch deutlich, dass der Kindergarten in der ägyptischen Gesellschaft als Ergänzung zur Erziehung in den Familien angesehen wird; jedoch nur dann, wenn die Eltern über eine Schulbildung/ Ausbildung verfügen.
Meine Untersuchung zeigt, dass die Mehrheit der Eltern eine akademische Ausbildung (57,5%) hat; an zweiter Stelle kommen die Eltern, die einen Gymnasial-Abschluss haben (32%). Die Eltern mit einem Hauptschulabschluss (2,8%) stehen an vorletzter Stelle und die kleinste Gruppe bilden die Eltern mit anderen Schulbildungen (5,7%) oder ohne Ausbildung (1,2%).
Lesenlernen spielt eine große Bedeutung im Vorschulalter in Ägypten. Es geht nicht nur um das Lesenlernen, sondern auch um das Fördern von Schreiben und Rechnen durch die Pädagogen im Kindergarten. Erzieherinnen und andere Fachkräfte finden ein umfangreiches Angebot, um Lesenlernen zu unterrichten. In der Regel besuchen Kinder bereits ab vier Jahren den Kindergarten. Das Lesen wird im Kindergarten von Erzieherinnen erteilt.
Alle Einrichtungen in Ägypten haben den Schwerpunkt "Lesenlernen". Der Grund dafür ist, dass die Einrichtungen Bücher von Erziehungsministerium erhalten und sie nach den Lehrplänen arbeiten müssen. Die Einrichtungsträger sind das Erziehungsministerium, das Religions- und Sozialministerium sowie die Privaten Kindergärten, die mit Grundschulen zusammen untergebracht sind, mit dem Ziel, die Kinder auf den regulären Schulbesuch vorzubereiten. Die von Grundschulen angebotene Vorschulerziehung untersteht der Aufsicht des Erziehungsministeriums bzw. des Religionsministeriums. Andere Einrichtungen, wie das Sozialministerium oder die Privaten Kindergärten, erhalten keine Bücher vom Erziehungsministerium, da sie mit eigenen Lehrplänen und unterschiedlichen Angeboten zu arbeiten versuchen.
Die Vorgaben für die Arbeit im Kindergarten werden vom Sozial-, Erziehungs- und Religionsministerium zusammen entwickelt. Dieser einheitliche Entwurf für die pädagogische Arbeit in dieser Phase beinhaltet die hohe Qualifikation der akademisch ausgebildeten Erzieherinnen und die begleitende Betreuung der Kinder in den Vorschuleinrichtungen; die Berufe Erzieherin und Lehrer/in genießen dementsprechend eine hohe gesellschaftliche Wertschätzung. Die Erzieherausbildung dauert acht Semester an der Universität, genauso lang wie die Lehrerausbildung. Daher sind Erzieherinnen und Lehrer/innen auf der gleichen Ebene anzusiedeln hinsichtlich:
Das heißt, durch diese Ausbildung können Erzieherinnen die Kinder in verschiedenen Bereichen wie Sprache, Lesenlernen etc. fördern. Die Erzieherinnen an vorschulischen Einrichtungen (Erziehungsministerium und Religionsministerium) arbeiten nicht in Gruppen, sondern in Klassen. Besonderes das Religionsministerium ist eine alte traditionelle Institution, deren zentrales Anliegen die Vermittlung islamischen Wissens ist.
Kinder in Ägypten besuchen genauso gerne den Kindergarten wie Kinder in Deutschland. Aber es gibt große Unterschiede im Vergleich zu Ägypten: In Deutschland haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für ihr Kind ab dem 3. Lebensjahr. Im Gegensatz dazu können nur wenige Kinder in Ägypten die Einrichtungen der verschiedenen Träger besuchen: Nach Angaben des Erziehungsministeriums beträgt die Zahl zur Zeit elf Prozent. Der Besuch ist jeweils abhängig von den finanziellen Mitteln der Eltern und der Anzahl der Kindergärten und Kindergartenplätze.
Die Lebensbedingungen der Kinder im Vorschulalter in Ägypten könnten verbessert werden, wenn der Staat bereit wäre, mehr Verantwortung für die Lage der Kindergärten in verschiedenen Bereichen zu übernehmen, also wenn mehr qualifiziertes Personal und mehr finanzielle Mittel bereitgestellt würden. In Ägypten sind die meisten Kindergärten mit der Grundschule zusammen untergebracht. Anders als in Deutschland sind Kindergärten im Erziehungsministerium und Religionsministerium ein fester Teil des Schulsystems.
Meine Untersuchung zeigt, dass Lesenlernen in fast allen Einrichtungen zu den wichtigsten Aktivitäten gehört. "Falls die Kinder ohne Fehler sprechen, gut Lesen und Schreiben können, freuen sich die Eltern sehr, und deshalb wollen sich die Kinder im Kindergarten auf die vielfältigen Formen der Buchstaben und auf das Lesen miteinander konzentrieren; das Lesen ist der Schlüssel zu schulischem Erfolg. Deshalb sollte Lesenlernen schon vor der Grundschule beginnen" (aus einem der Interviews mit Eltern aus verschiedenen Einrichtungen).
Eine weitere Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass alle Eltern am Lesenlernen ihrer Kinder interessiert sind. Eltern fühlen sich für den späteren schulischen Erfolg ihrer Kinder und damit für eine gelungene Ausbildung an der Universität selbst verantwortlich. Das Interesse der Eltern am Lesenlernen ihrer Kinder im Kindergartenprogramm wächst, und die Motivation der Eltern führt zu hohen Erwartungen an das Kindergartenteam.
Nach der bestehenden Richtlinie soll der Kindergarten dem Kind Anregungen zum Lernen geben, nicht aber gezielt in Lesen und Schreiben unterrichten. Dies ist erst Aufgabe der Grundschule. In vielen ägyptischen Kindergärten wird diese Richtlinie jedoch nicht streng eingehalten. Die Kinder machen umfangreiche Schreib- und Leseübungen.
Der Erziehungsminister hat einen Erlass über das Lernen im Kindergarten herausgegeben. Danach ist es verboten, dass Kinder einen Stift in die Hand nehmen sowie richtigen Unterricht im Kindergarten erhalten. Das Kind darf lediglich mit Bildern und Abbildungen lernen. Aber trotzdem zeigen die Untersuchungsdaten, dass auch im Kindergarten des Erziehungsministeriums und des Religionsministeriums die Kinder das Lesen und Schreiben lernen (Erziehungsministerium, Kairo).
In Ägypten wurden zahlreiche Eltern durch den Fragebogen und durch das Interview zum Lesenlernen im Kindergarten angeregt, und stellen neue Ansprüche an die Kindergartenpädagogen. Sie wünschen eine gute Vorschulerziehung, die ihren Kindern gute Startchancen für die Grundschule vermittelt. Die ägyptischen Kinder kennen Buchstaben, noch bevor sie in die Grundschule kommen, und viele von ihnen können ganze Worte lesen, weil bereits im Kindergarten spielerisch ein Gefühl für Buchstaben entwickelt wurde. Die Buchstaben sollen bekannt sein. Natürlich spielt zurzeit im Kindergarten auch der Computer eine große Rolle bei der Aufgabe, in diesem Alter Lesen und Schreiben zu erlernen.
Die ägyptischen Eltern wissen eher, was Lesen und Schreiben in der Phase der Grundschule bedeutet, weil in der Grundschule offiziell Unterricht stattfindet. Im Interview wiesen die Eltern darauf hin, dass durch das Lesenlernen im Kindergarten die Basisfertigkeiten der Sprache, der Wortschatz, das Nachsprechen, die Aussprache und andere wichtige Elemente bei ihren Kindern verbessert würden. Die Eltern meinen, dass Lesenlernen in vorschulischer Erziehung ihren Kindern Freude macht.
Die folgende Tabelle zeigt, dass Lesenlernen zu den Aktivitäten im Kindergarten gehört. Damit bleibt für andere Aktivitäten weniger Zeit. Dabei gibt es kleinere Unterschiede zwischen den Einrichtungen, insbesondere in Kindergärten des Sozialministeriums wird wenig gelesen, weil sie unabhängig von den Schulen bestehen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass in dem meisten Einrichtungen (89,0%) Lesen gelehrt wird, und somit nur ganz wenige Einrichtungen kein Lesen im Programm haben.
"Lernt das Kind in der Einrichtung lesen?"
Lernt das Kind im KG Lesen?
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Nennung
|
Kindergarten des
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Gesamt
|
Erziehungs-
ministeriums
|
Sozial-
ministeriums
|
Private KG
|
Religions-
ministeriums
|
KG in einer Moschee
|
%
|
Ja
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88,5%
|
78,9%
|
95,2%
|
93,0%
|
100,0%
|
89,0%
|
Nein
|
11,5%
|
21,1%
|
4,8%
|
7,0%
|
0,0%
|
11,0%
|
Gesamt
|
100,0%
|
100,0%
|
100,0%
|
100,0%
|
100,0%
|
100,0%
|
Jedoch gehört Lesenlernen in allen Einrichtungen zum Programm des Kindergartens, auch wenn die Unterschiede signifikant sind (a <0,045).
Nach Angaben einer Leiterin eines Kindergartens des Religionsministeriums gibt es folgende Konzepte: "Die Kinder sollen lernen, die vielfältigen Formen der Buchstaben miteinander zu vergleichen, sie voneinander zu unterscheiden und zunächst richtig einzuordnen. Unsere Kindergärten setzen vielfältige Bildungsangebote ein. Deshalb schicken viele Eltern ihre Kinder in unsere Einrichtungen, weil wir Koran, Mathematik, Lesen, Schreiben, Natur und anderes im Kindergarten unterrichten können" (nach einem Interview mit einer Leiterin eines Kindergartens des Religionsministeriums).
Nach Aussage der Erzieherinnen in den Kindergärten des Erziehungsministeriums sind laut der Lehrpläne für die Vorschulerziehung Bücher mit verschiedenen Abbildungen zu verwenden, die die Kinder in diesem Alter nicht gut verstehen können: "Wir sind keine Schule, Lesen und Schreiben sind nicht unsere Aufgaben. Das ist der Auftrag der Schule und nicht der des Kindergartens" (nach einem Interview mit Erzieherinnen in den Kindergärten des Erziehungsministeriums).
Die Ergebnisse meiner Untersuchung bestätigen, dass in allen Einrichtungen Lesen und Schreiben im Kindergarten gelehrt wird. Dies entspricht dem großen Interesse der Eltern am Lesenlernen im Kindergarten. Auch durch die Erzieherinnen sind Lesenlernen und Fremdsprachen positiv bewertet worden.
Ich denke, dass die Erzieherinnen in ägyptischem Kindergarten das kindliche Lernen nicht klar verstehen, weil in allen Einrichtungen die Tische und Stühle und Tafeln wie in der Grundschule aufgestellt sind. Doch sollten die Kindergärten an erster Stelle als ein Ort für Aktivitäten, Spiele etc. betrachtet werden, und dieser Grundsatz sollte erste Priorität im Kindergarten erhalten, so dass der Kindergärten ein Ort für das Freispiel der Kinder wird.
Meine Untersuchungen ergeben, dass an erster Stelle für die Eltern steht, dass die Kindergärten wichtig seien, um Lesen und Schreiben zu lernen. Das heißt, auf Wunsch der Eltern wurde den Kindern (altersgemäß) das Alphabet beigebracht (Lesen und Schreiben), besonders in Einrichtungen des Religionsministeriums und des Erziehungsministeriums. Ein bedeutsamer Aspekte stellt dabei die Vorbereitung der Kinder für die Grundschule dar.
Aus diesem Resümee kann abgeleitet werden, dass alle Beteiligten dieselben Ziele für die Kindergärten verfolgen. Alle (Eltern, Kindergärtnerinnen, Leitung des Kindergartens) behalten im Auge, dass die Kinder im Kindergarten Lesen und Schreiben lernen. Das heißt, ein Vergleich der Erzieherinnen-, Eltern- und Verwaltungsfragebögen zeigt, dass die Vorbereitung auf die Schule als Aufgabe der Einrichtungen gesehen wird. Diese Erwartungen werden aus Sicht der Eltern und der Pädagogen dargestellt.
Die PISA-Studie in Deutschland zeigt zum Thema Lesenlernen, das dies als Kernaufgabe der Schule zu betrachten ist. Aus diesem Grund sollte im Kindergarten das Lernen der Sprache durch Vorlesen, Spiele, Bastelarbeit, Filme, Erzählung, Bilderbücher im Vordergrund stehen. Das ist die wichtigste Voraussetzungen für die spätere Leseentwicklung. Das Spielen in seinen verschiedenen Formen im Kindergarten ist elementare Voraussetzung für die Motivation der Kinder hinsichtlich des Lesenlernens vor der Einschulung. Im Kindergarten spielt das Bedürfnis der Kinder eine große Rolle für das Lernen. Die Vorschulerziehung ist wichtig für die persönliche Entwicklung des Kindes; sie bietet eine Entlastung bei der Betreuung der Kinder, während die Eltern bei der Arbeit sind. Des Weiteren ist sie eine Vorstufe für die Grundschule, weil im Kindergarten den Fähigkeiten entsprechend kognitive, motorische und soziale Entwicklungen gefördert werden. Im Kindergarten lernen Kinder stärker mit- und voneinander. Große Bedeutung im Lernprozess des Kindes im Vorschulalter hat die Entwicklung einer positiven emotionalen Beziehung zum Lesen. Die Tätigkeit des Kindes im Vorschulalter hat einen positiver Effekt durch Spaß am Forschen und Erkennen und am eigenen Erfolg.
Schlussfolgerung
Der Autor ist der Ansicht, dass Lesenlernen im Kindergarten zu früh für Kinder in diesem Alter ist und auch nicht erforderlich ist, da das Kind gerne durch Vorlesen, Spiele, Basteln, verschiedene Aktivitäten und Materialien lernen möchte. Diese Aktivitäten sind Grundlage zum Lesenlernen in den ersten Lebensjahren. Die Erzieherinnen sollten im Vorschulalter versuchen, die emotionale und soziale Bildung der Kinder zu verknüpfen.
Insgesamt ist in diesem Artikel ein großes Interesse der Eltern an der Förderung des Lesenlernens in Kindergärten laut geworden. Allerdings muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass diese Debatte um das Lesenlernen nur ein kleiner Teil der ägyptischen Eltern verfolgt, denn nur elf Prozent aller Kinder genießen eine staatliche Vorschulerziehung im Alter zwischen vier und sechs Jahren (Almessa Zeitung vom 26.12.1999, Kairo).
Nach meiner Auffassung ist der Erfolg der Kindergartenprogramme nicht davon abhängig, ob das Lesen im Kindergarten durchgeführt wird, sondern ob die Fähigkeiten und Fertigkeiten des einzelnen Kindes in diesem Alter gefördert werden. Es ist wichtig für Ägypten, dass Kindergartenträger darauf achten, dass bei neuen Kindergärten Spielmaterial, Außenspielflächen, Räumlichkeiten und Einrichtung so beschaffen sind, dass sie den Bedürfnissen, Fähigkeiten, Entwicklungen und Interessen der Kinder entsprechen.
Literatur
Etman, A. Ali: Vorschulische Erziehung: Ägypten und Deutschland. Vergleichsstudie unter besonderer Berücksichtigung der Erzieherausbildung. Berlin: Wissenschaftlicher Verlag 2004.
Erziehungsministerium, Abteilung für Kindergarten, Kairo, 2004.
Al-Azharministerium, Kindergartenabteilung, Kairo, 2005.
Sozialministerium, Abteilung für Kinder und Familie, Kairo, 2005.