Aus: Becker-Textor, I./Textor, M.R.: Der offene Kindergarten - Vielfalt der Formen. Freiburg, Basel: Verlag Herder, 2. Aufl. 1998, S. 13-20
Ingeborg Becker-Textor
Im Alltag sozialer Einrichtungen wird sehr viel über Integration gesprochen, häufig gepaart mit dem Begriff der Eingliederung oder Eingliederungshilfe (wir finden dazu gesetzliche Grundlagen u.a. in § 39 BSHG - Bundessozialhilfegesetz). Wenn Menschen "eingegliedert" werden sollen, dann muss sie wohl jemand irgendwann "ausgegliedert" haben. Was waren Gründe für diese "Ausgliederung"?
Im Bereich des Kindergartens verbinden wir mit dem Begriff der Integration meist nur die gemeinsame Erziehung, Bildung und Betreuung behinderter und nichtbehinderter Kinder. In einer Veröffentlichung zum offenen Kindergarten muss aber die ganze Vielfalt der Integration beleuchtet werden. Integration ist dabei zu verstehen als Öffnung des Kindergartens für alle Kinder - gleich welcher Herkunft, Hautfarbe, Kultur, gleich ob sie gesund, krank oder behindert sind.
Es lohnt sich, zum Begriff der Integration einen Blick in das Duden-Herkunftswörterbuch zu werfen. Zum Wort "integer" steht dort: unbescholten, makellos. Es kommt von lateinisch "integrare", wiederherstellen, ergänzen, ein Ganzes ausmachen, bzw. von lateinisch "integratio", die Wiederherstellung eines Ganzen. Wenn wir diese Wortbedeutung zur Erklärung des Begriffes "Integration" anwenden, können wir sagen, dass wir durch Integration bzw. Integrationshilfen etwas Ganzes herzustellen versuchen. Die Anerkennen des Andersseins verschiedener Menschen in einer Gemeinschaft oder die Gestaltung eines harmonischen Miteinanders trotz bestehender Unterschiede wäre eine aus meiner Sicht sinnvolle "Übersetzung" des Wortes "Integration".
Ein harmonisches Miteinander in einer Kindergartengruppe setzt aber voraus, dass alle Gruppenmitglieder offen füreinander sind. Niemand wird an den Rand gestellt. Ein entsprechendes Verhalten wird von den Kindern ebenso erwartet wie von den Erzieherinnen oder den Müttern und Vätern.
Über viele Jahre hinweg wurde in der öffentlichen Erziehung nahezu systematisch die Ausgliederung von bestimmten Kindern betrieben. Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, so war es Anfang der 50er Jahre normal, dass z.B. lernbehinderte oder geistig behinderte Kinder in einer Regelklasse mitbetreut wurden. Eine Ausnahme bildeten Kinder, die einer zusätzlichen Pflege bedurften. In den folgenden zwei Jahrzehnten folgte dann eine starke Differenzierung. Es entstanden nicht nur Sonderkindergärten, nein, diese wurden zudem nochmals nach Behinderungsarten differenziert. Ähnlich war es zeitweise mit ausländischen Kindern, die in sogenannten Nationalitätengruppen betreut wurden. Nur in diesen "Spezialeinrichtungen" oder -gruppen schien eine den Bedürfnissen des einzelnen Kindes adäquate Förderung gesichert. Außer Acht gelassen wurde dabei aber die soziale Komponente. So wurden die Kinder aus ihrem sozialen Umfeld gerissen. Zugleich hatten die Kinder im Wohngebiet keine Chance, den Umgang mit diesen "anderen" Kindern als Normalität in ihrem Kinderalltag und ihrer Spielwelt zu erleben.
Das Anderssein wurde aus der Kindergartenpädagogik ausgeklammert. Kognitive Ziele bis hin zur "schulischen" Förderung wurden zum pädagogischen Ziel erklärt. Dementsprechend stand nicht mehr das Spiel im Mittelpunkt des Kinderlebens. Auch wurde die Bezeichnung "Vorschule" eingeführt, erreichten "Methoden" wie Vorschulblätter eine schreckliche Dominanz.
Integration im Kindergarten bedeutet auch die Integration bzw. das Zusammenführen von Methoden und pädagogischen Ansätzen. Dies ist eine Notwendigkeit, wenn Kinder verschiedensten Wesens gemeinsam erzogen werden sollen. Je nach Eigenart der Kinder brauchen sie unterschiedliche Rahmenbedingungen und Integrationshilfen.
1. Kinder mit Behinderungen
Über die Integration behinderter Kinder in sogenannten Regelgruppen wurde wohl am meisten geschrieben. Auch wurden bundesweit zahlreiche Modellversuche durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Die Integration nichtbehinderter Kinder in Gruppen behinderter Kinder wurde hingegen vernachlässigt. Warum? Warum werden nur immer "schwächere" Kinder in die sogenannte Normalität geführt? Haben sie keine Stärken, die für die Regelgruppe von Bedeutung wären? Könnten nicht gesunde Kinder eine Menge von ihnen lernen? Die Wissenschaft hat sich bisher kaum damit befasst, welche Lernerfolge für gesunde Kinder aus der Integration resultieren können. Der Blick wurde meist nur auf sozial-emotionale Verhaltensweisen und Aspekte gerichtet.
Ich erinnere mich an viele behinderte Kinder, die regelrecht Lehrmeister für die Gruppe waren. Da war zum Beispiel Karl. Er war linksseitig spastisch gelähmt und sehr unsicher in den Bewegungen. Regelmäßig kam die Krankengymnastin zu uns in den Kindergarten. Daheim verweigerte Karl nämlich schon längst seine Übungen. Er brauchte Zuschauer, die auch die kleinsten Fortschritte wahrnahmen. Besonders glücklich war er, wenn die Kinder seine Übungen nachmachen wollten und es ihnen nicht gelang. So manches Kind plagte sich mit der Luftrolle. Was so einfach aussah, war doch so schwierig.
Dann denke ich an Tim. Er war geistig behindert, ein Downsyndrom-Kind. Er brachte die wildesten "Rowdies" zur Ruhe, wenn er seine Hände in die Hüfte stemmte und seine Zunge die Nasenspitze berühren ließ. Dann standen die anderen staunend daneben. Einige Kinder konnte man immer wieder im Waschraum vor dem Spiegel beobachten - beim Training, es Tim gleichzutun. Tim wusste sehr wohl, wie er den anderen imponieren konnte. Natürlich versuchte er auch, manchen Aufgaben zu entrinnen. Er liebte z.B. nicht das Aufräumen von Spielsachen. Nicht selten reagierte er mit: "Kann nicht!" Hier bedurfte es besonderer Motivation und Unterstützung. Wenn ein anderes Kind sich anbot, ihm zu helfen, dann ging es. Heute lebt Tim in einer Wohngemeinschaft und arbeitet in der angeschlossenen Landwirtschaft. Er weiß sich durchzusetzen und geht einen guten Weg. Nach dem Kindergarten befragt, lacht er und klappt die Zunge zur Nasenspitze... Ein letztes Beispiel:
Herbert war stark entwicklungsverzögert und hatte große Sprachschwierigkeiten. Er konnte kein S, K, F etc. sprechen. Da Herbert ein Ganztagskind war, nützte ich oft die ruhige Mittagszeit, um mit ihm einige Sprachspiele zu machen. Wir bliesen Federn um die Wette und versuchten, einen Bleistift zwischen Oberlippe und Nase zu klemmen, um so zum SCH zu gelangen. Oft gesellten sich noch andere Kinder dazu und "spielten" einfach mit. Nach einigen Tagen beobachtete ich Sandra, die Herbert fragte: "Spielst Du mit mir Sprechen?" Herbert nickte begeistert (bei mir zeigte er nicht so viel Enthusiasmus). Über eine Stunde lang übten die Kinder gemeinsam. Fortan überließ ich das Feld der Sprachförderung der sechsjährigen Sandra.
Nach einigen Wochen kamen die beiden strahlend zu mir. "Wir müssen Dir mal was zeigen. Also, der Herbert kann jetzt F ohne Blasen und SCH ohne Bleistift." Herbert ergänzte: "Stimmt wirklich, pass auf!" Er spitzte die Lippen, es funktionierte. Die anfängliche körperliche Anspannung war bei Herbert wie weggeblasen. Dann nahmen sich die beiden an der Hand und liefen weg. Bei unserer Kindergartenkonferenz, zwei Tage später, meldete sich Sandra zu Wort: "Also hört mal zu, der Herbert und ich, wir wollen euch was zeigen..." Die Kinder applaudierten spontan. Herbert und seine "Lehrerin" waren sehr stolz.
Kinder lernen von Kindern. Hoffen wir, dass die gemeinsame Erziehung von behinderten und nichtbehinderten Kindern bald selbstverständlich sein wird. Der Lernerfolg ist für beide Seiten gegeben.
2. Ausländische Kinder, Kinder aus Flüchtlings- und Spätaussiedlerfamilien
Es gibt wohl beinahe keinen Kindergarten mehr, in dem nicht auch Kinder spielen und lernen, die (noch) nicht Deutsch sprechen und verstehen. Oft sind in einer Einrichtung viele Nationen vertreten. Erstaunlich ist, wie schnell und wie gut sich die Kinder untereinander verstehen, obwohl sie unterschiedliche Sprachen sprechen. Auch hier sind Kinder großartige Lehrmeister und "unterrichten" ihre Freunde ganzheitlich, unter Verwendung konkreter Objekte. So zeigen sie auf Gegenstände und nennen den Begriff dazu. Karla erklärt Suzanne: "Tür". Sie zeigt auf die Tür. Suzanne wiederholt das Wort. Karla ist zufrieden. Suzanne zeigt auf die Tür und sagt: "la porte". Jetzt ist Karla dran. Sie wiederholt das französische Wort. Beim Abholen erklärt sie ihrer Mutter: "Wir sprechen jetzt im Kindergarten deutsch-französisch. Tür heißt porte." Glücklicherweise zeigt die Mutter Interesse und Verständnis. Das ist leider nicht immer der Fall.
Aber es gibt nicht alleine die Sprache - Erfahrungen aus dem anderen Kulturkreis, der anderen Religion u.a. kommen dazu. Hier sind die Erzieherinnen besonders gefordert. Für sie heißt es, sich über die Traditionen und Lebensformen in anderen Kulturkreisen zu informieren. Aber auch alle Eltern und Kinder sind gefordert, sie sind aufgefordert zur Öffnung und Offenheit. Dann ist die multinationale Gruppe eine große Chance für die Völkerverständigung und ein Beitrag zum Frieden in der Welt. Offensein für das Andere, das (noch) Fremde, wird für alle zum Gewinn. Natürlich müssen hier andere Wege in der Pädagogik gegangen werden. Außerdem wird sich Elternarbeit anders gestalten müssen, denn auch hier sind Sprachbarrieren zu überwinden.
Die Öffnung des Kindergartens für ausländische Eltern bringt Lebendigkeit in die Einrichtung. So singt eine türkische Mutter den Kindern Lieder aus ihrem Heimatland vor und bereitet mit anderen Müttern einen kleinen Imbiss für den Elterntreff vor. Eine Erzieherin berichtet:
"Für meine türkischen Eltern war der Kochkurs das große Erlebnis. Vorausgegangen war das Sommerfest. Einige türkische Mütter hatten Gebäck zur Verfügung gestellt. Es wurde nicht nur verzehrt, sondern es bestand auch ein reges Interesse an den Rezepten. Also initiierten wir einen Back- und Kochkurs. Trotz der Sprachbarrieren wurde viel gelacht, und es entstand eine ganz gelöste Atmosphäre. Gegen Ende des Abends wurden sogar noch einige Volkstänze vorgestellt und dann gemeinsam geübt. Warum nicht häufiger einmal einen Volkstanzabend? Seither wiederholen wir solche Veranstaltungen immer wieder. Es entstehen Kontakte, Nachbarschafts- und Elternselbsthilfe. Ein solches Angebot ist m.E. für Kinder, Familien und Kindergarten gewinnbringender als so mancher Vortrag oder belehrende Elternabend."
Der Bericht überzeugt. Vorsicht aber bei der Nachahmung: Es muss nicht immer ein Kochkurs sein! Wichtig ist, dass Sie als Erzieherin beobachten, wo Stärken Ihrer Eltern liegen, so daß Sie diese aufgreifen können. Öffnung und Integration sind individuelle Prozesse, zu denen jeder einzelne seinen Beitrag leistet. Es gibt demnach kein allgemeingültiges Konzept, wie Integration gelingen kann. Übrigens sind Kinder für jede Form der Integration offener als wir Erwachsenen. Sie gehen vorbehaltlos auf andere zu. Vielleicht sollten wir uns die Kinder zum Vorbild nehmen?
Noch ein Hinweis bezüglich Kinder aus Spätaussiedlerfamilien: Diese kommen als Deutsche zu uns in die Bundesrepublik und sprechen dennoch kaum oder gar nicht Deutsch. Sie sind überzeugt, dass sie z.B. in Estland, Russland oder der Ukraine das deutsche Kulturgut bewahrt haben, erleben aber jetzt, dass die Realität in der Bundesrepublik sich ganz gewaltig von ihren Vorstellungen und Erwartungen unterscheidet, dass ihnen die Traditionen ebenso wie die Wertvorstellungen unserer Gesellschaft nahezu fremd sind. Ihre Kinder bekommen hingegen sehr schnell Anschluss und finden sich ohne große Probleme zurecht. Schwieriger wird es schon bei den Jugendlichen. Sie wurden durch die Aussiedlung aus ihrem sozialen Umfeld gerissen und mussten ihre Freunde aufgeben. Nun finden sie in der Bundesrepublik nur sehr schwer Anschluss an Gleichaltrige. Und noch schwieriger ist es für viele Erwachsene: Sie können nur schwer beruflich Fuß fassen und finden oft lange keinen adäquaten Arbeitsplatz. Dies wirkt sich auf das Familienleben aus und wird auch von den Kindern erspürt. Auch kommt es zu Konflikten zwischen Kindern und Eltern, da erstere schnell in das neue soziale Umfeld und soziale Gruppen integriert werden, letztere aber an den mitgebrachten Rollenvorstellungen und Werten festhalten. Als familienunterstützender Einrichtung kommt hier dem Kindergarten eine besondere Bedeutung zu. Erzieherinnen müssen für viele neue Fragestellungen und Probleme offen werden sowie Hilfen anbieten. Dies erfordert oft die Kooperation mit sozialen Diensten. Der Kindergarten muss sich somit für neue Aufgaben öffnen.
3. Kinder mit chronischen Krankheiten
Die Zahl der chronischen Erkrankungen im frühen Kindesalter nimmt stetig zu. Die Medizin bietet viele Hilfen und ermöglicht den Kindern die Teilhabe am täglichen Leben, d.h. unter bestimmten Voraussetzungen auch den Besuch des Kindergartens. So finden wir beinahe in jedem Kindergarten Kinder mit Allergien, Stoffwechselerkrankungen, Diabetes, chronischer Bronchitis, Krupp-Husten, Leukämie oder anderen Krebserkrankungen, vielleicht sogar AIDS. Eine abschließende Aufzählung ist gar nicht möglich.
Bei der Aufnahme eines Kindes in den Kindergarten wird vorausgesetzt, dass es von ansteckenden Krankheiten frei ist, da manche Kinderkrankheit verheerende Folgen haben kann. Dies ist von besonderer Bedeutung, wenn ein chronisch krankes Kind angemeldet wird. So bedarf es bei seiner Aufnahme einer Reihe von Vorsorgemaßnahmen. In intensiven Gesprächen zwischen den Eltern, der Leiterin, dem Träger und gegebenenfalls einem Arzt sollten im Vorfeld notwendige Informationen ausgetauscht werden. Ist über die Aufnahme entschieden, bedarf es der Vorbereitung der Kinder und der Übermittlung bestimmter Informationen an die Eltern. Da z.B. für ein Leukämiekind eine gewöhnliche Kinderkrankheit lebensgefährlich sein kann, müssen Erkrankungen anderer Kinder (auch schon der bloße Verdacht) umgehend dem Kindergarten mitgeteilt werden, so dass die Information an die Eltern des chronisch kranken Kindes weitergegeben werden kann. Sie können dann gemeinsam mit ihrem Arzt entscheiden, ob ein Fernbleiben ihres Kindes vom Kindergarten angezeigt erscheint oder nicht.
Die Aufnahme chronisch kranker Kinder in den Kindergarten macht eine gegenseitige Öffnung und einen vertrauensvollen Umgang aller Personen im Umfeld des Kindes miteinander unverzichtbar. Bei notwendigen Besuchspausen lässt sich der Kontakt zum Kindergarten auch auf anderen Wegen aufrecht erhalten. Ein tägliches Telefonat ermöglicht dem kranken Kind den Austausch mit seinen Freunden. Vielleicht bietet sich auch ein Hausbesuch einiger Kinder an. Auch werden Tonbandkassetten, Briefe und Bilder ausgetauscht. So erfährt das kranke Kind, dass sein Kindergarten ihm verlässliche Kontakte sichert und die Rückkehr in die Gruppe nicht wieder einen Neuanfang bedeutet.
Oft sind die Kinder täglich gefordert. Beispielsweise leidet Sebastian an einer ausgefallenen Stoffwechselkrankheit und muss eine strenge Diät einhalten. Viele Nahrungsmittel sind von seinem Speiseplan total gestrichen. Hier ist es unverzichtbar, mit allen Kindern über Sebastians Krankheit zu sprechen. Allen muss klar sein, dass Sebastian nur das essen darf, was die Mutter der Erzieherin am Morgen übergeben hat. Ich habe selbst erlebt, dass Kinder von sich aus beschlossen haben, manche Dinge nicht mehr in den Kindergarten mitzubringen. "Sonst ist es so schwer für Basti, wenn er sieht, dass wir das essen, und er darf nicht, weil er sonst todkrank wird", erklärte die vierjährige Ruth. Sebastian erfährt viel Verständnis und Unterstützung durch die Kindergruppe. Ein anderes Beispiel:
Eine Gruppe backt Diabetikerplätzchen. "Weil, der Arno, der hat halt Zucker. Das ist so eine Krankheit. Er war schon mal ohnmächtig deswegen. Er darf halt keine normalen, sondern nur andere Plätzchen essen", kommentiert Paul und fährt fort: "Mein Opa ist auch so krank, und eine Oma vom Altersheim hat auch erzählt, dass sie zuckerkrank ist. Für die backen wir dann auch solche Gesundplätzchen." All dies bedeutet keine Mehrarbeit für den Kindergarten, sondern erfordert Flexibilität im Denken und Handeln. Dies führt zu einer Bereicherung für alle Beteiligten.
4. Integration von Mitarbeiterinnen
Viele ausländische Mitbürger leben bereits in der zweiten Generation in Deutschland. Ihre Kinder haben hier die Schule besucht und eine Ausbildung abgeschlossen. Sie sind in zwei Kulturen aufgewachsen, kennen das Heimatland der Eltern aber oft nur aus Ferienaufenthalten bei Verwandten. Den ausländischen Kindern in unseren Kindergärten geht es oft nicht anders.
Leider ist es aber für so manchen Träger noch keine Selbstverständlichkeit, eine ausländische Mitarbeiterin anzustellen und so den Schritt zu einem multikulturellen Team zu wagen. Gerade für Kindergärten mit einem hohen Anteil ausländischer Kinder ist dies die Chance für eine multikulturelle Erziehung - anstatt der "Anpassung" an die Gegebenheiten des Gastlandes. So ist die ausländische Kollegin mit Sicherheit eine Bereicherung für das Team, und ebenso für die Kindergruppe.
Je mehr sich die Grenzen innerhalb Europas und darüber hinaus öffnen, umso mehr Mobilität wird es auch auf dem Arbeitsmarkt geben. Verschiedenste Fähigkeiten und Fertigkeiten werden aufeinander stoßen und zu einem ganzheitlichen Handeln verschmelzen - dies gilt ebenfalls für den Bereich der Erziehung. So kann in einem Kindergartenteam ein ganzheitliches Konzept leichter umgesetzt werden, wenn die Individualität jeder pädagogischen Mitarbeiterin akzeptiert wird und im Erziehungsalltag ihren Platz findet. Dass dies Offenheit und Öffnung im Team erforderlich macht, ist selbstverständlich. Aber gerade die Unterschiedlichkeit unter den Mitarbeiterinnen lässt die Arbeit in Team spannend werden. Probleme sind natürlich nicht ausgeschlossen. Supervision oder Praxisberatung kann bei der Überwindung von Problemen ebenso hilfreich sein wie bei der Konzeptentwicklung.