Frank Francesco Birk & Sandra Mirbek
Einleitung
Bodyshaming wird durch Social Media vielfach diskutiert. Oftmals erfahren Jugendliche auf Plattformen wie z.B. Facebook, Instagram oder Tik Tok Diskriminierungen aufgrund ihrer Körperlichkeit. Hier erhalten hochgeladene Fotos negative Kommentare und Jugendliche erfahren Cybermobbing in Foren bezüglich ihres Körpers oder werden ignoriert, wenn sie nicht den perfekten Körper haben. Das Phänomen Bodyshaming ist nicht nur für Jugendliche bedeutsam, sondern für Menschen in der ganzen Lebensspanne. Viele Menschen orientieren sich an dem Ideal der ewigen Jugend. Auch Kinder in Kindertagesstätten sind davon betroffen, denn ihre Eltern und Großeltern bewegen sich in (virtuellen) sozialen Räumen, wo u.a. der BMI (Body-Mass-Index), die (ewige) Jugend und die Perfektion des Körpers für viele Menschen ausschlaggebend sind. Durch die aktive Auseinandersetzung der Eltern mit Schönheitsidealen, welche auch mit digitalen Manipulationen (z.B. Filterfunktion, Bildbearbeitung oder Belichtung), Schönheitsoperationen (z.B. Brustvergrößerung, Lifting, Lippenkorrektur, Nasenkorrektur, Ohrenkorrektur, Stirnlifting, Haartransplantation, Augenlidkorrektur) und/oder der Technisierung des Körpers (u.a. Exoskelett, Augen lasern) einhergehen können, wird auch der Alltag der Kinder von Optimierungen bzw. Veränderungen der Körperlichkeit geprägt (vgl. Birk & Mirbek 2020, S. 174).
Die Kinder erfahren früher, dass das Aussehen wichtig ist, indem sie beispielsweise positiven Zuspruch erhalten, wenn sie hübsch, niedlich oder stark sind und hören abwertende Kommentare in ihrem Umfeld z.B., wenn die Mutter mit einer Freundin z.B. über ihren dicken Bauch oder die hässlichen Schwangerschaftsstreifen oder schlaffe Haut am Oberarm (Winkearme) bzw. die (Groß-)Eltern oder Geschwister, über das Aussehen anderer Leute (und deren Körperbau, Haut- oder Haarfarbe etc.) lästern. Scheinbar kleine und harmlose Bemerkungen über den eigenen Körper oder den anderer Menschen können den Kindern dabei im Gedächtnis bleiben und Bodyshaming begünstigen. Nicht zu vergessen ist, dass es auch Eltern gibt, welche ihre Themen/ihre Ideale auf die Kinder projektzieren, sodass Kinder bereits sehr körperbetont angezogen sind, ihre Schönheit in Social Media zur Schau gestellt wird, die Kinder modeln oder an Schönheitswettbewerben teilnehmen.
Bodyshaming in der Kindertagesstätte
„Unter Bodyshaming (engl. body: Körper; to shame: jemanden beleidigen, beschämen) sind unterschiedliche Diskriminierungsformen rund um die Körperlichkeit zu verstehen“ (Birk & Mirbek 2021, S. 143). Dies meint, dass Kinder beispielsweise direkt von anderen gesagt bekommen, dass sie zu dick, zu dünn, zu groß und zu klein sein oder sie aufgrund körperlicher Merkmale gemieden oder ausgeschlossen werden. Es kann auch in Bezug auf die Hautfarbe sein, die z.B. als zu dunkel oder zu hell benannt wird. Somit wird auch die Verbindung von Bodyshaming mit anderen Diskriminierungsformen wie Ethnizismus, Ableismus, Sexismus und Antisemitismus, Ageismus/Adultismus deutlich. Dabei stellt Bodyshaming als körperliche Diskriminierung eine eigenständige sowie eine übergreifende Diskriminierungsform dar (vgl. ebd.). Die Kita soll jedoch ein Ort für alle sein. Die Segregation ist in der Kita tendenziell geringer als in der (Grund-)Schule, denn in vielen Kitas findet sich eine große Vielfalt an Kinder und deren Familien wieder und inklusive Bildung wird hier großgeschrieben.
„Inklusive Bildung zielt darauf ab, Vielfalt wertzuschätzen und alle Kinder – Jungen und Mädchen, Kleine und Grosse, Kinder mit Migrationshintergrund, anderen Sprachen und Kulturen, Kinder mit Beeinträchtigungen, erhöhtem Entwicklungsbedarf und besonderen Begabungen – als Lerngemeinschaft zu betrachten“ (Schweizerische UNESCO-Kommission 2016, S. 32).
Aus diesem Grund ist eine diversitäts- und inklusionssensible Haltung eine wichtige Grundlage für die pädagogische Arbeit. Denn auch in der Kita werden Kinder aufgrund ihrer Körperlichkeit diskriminiert und ausgeschlossen. Dazu gehören beispielsweise abwertende Kommentare aufgrund körperlicher Vielfalt bzw. Abweichungen wie z.B. ein dicker Bauch, kurze Beine oder eine krumme Nase. Kinder aus sozio-ökonomisch benachteiligten Familien weisen beispielsweise tendenziell eine geringere Gesundheitsversorgung z.B. aufgrund einer ungesunden Ernährung und unangemessenen Wohnbedingungen auf und sind überproportional häufig von schlechter Körperhygiene betroffen, was zu Bodyshaming führen kann. Auch Kinder mit Behinderungen und damit einhergehenden körperliche Abweichungen sind oftmals diskriminierenden und verletzenden Kommentaren ausgesetzt.
Beim Sport oder anderen Bewegungsspielen bzw. dem Klettern im Außengelände kann es auch dazu kommen, dass Kinder aufgrund körperlicher Merkmale als letztes gewählt werden oder gar nicht mitspielen dürfen und somit soziale Ausschlusserfahrungen machen.
„Diese sozialen Ausschlusserfahrungen können beispielsweise (…) aufgrund einer ethnischen Zugehörigkeit, eines Migrations- oder Fluchthintergrunds oder eines besonderen Gewichts entstehen (Wagner-Willi 2018, S. 325)“ (Mirbek 2021, S. 38) und stehen oftmals in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Körper bzw. dessen Leistungsfähigkeit.
Kinder mit Migrationshintergrund erfahren beispielsweise wegen ihrer Hautfarbe, Haarstruktur oder Augenform Diskriminierung. 81 Prozent der drei- bis sechsjährigen mit Migrationshintergrund besuchen eine Kita (vgl. Statistisches Bundesamt 2021, o.S.). Somit besuchen relativ viele Kinder mit Migrationshintergrund die Kita. Auf diese sollte nicht nur wegen ihrer Herkunft sensibel umgegangen werden, sondern auch bezüglich der Körperlichkeit.
Übergewicht ist ebenfalls ein sehr bedeutsames Thema in der Kita. Die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) des Robert Koch-Institut wurde von September 2014 bis August 2017 durchgeführt. Diese Studie ist eine Querschnittsstudie (einmalige Erhebung; Momentaufnahme) sowie Längsschnittstudie (mehrfache Erhebungen in einer längeren Zeitspanne). Hierbei sind die Querschnittsdaten von Bedeutung, wobei 15.023 Kinder und Jugendliche im Alter von 0-17 Jahren an der Studie teilgenommen haben. Diese Studie fand u. a. folgendes heraus: „der Anteil von übergewichtigen Kindern liegt bei den 3- bis 6-jährigen Mädchen bei 10,8% und bei den Jungen bei 7,3%“ (Robert Koch-Institut 2018, S. 18).
Die Ergebnisse stellen dar, dass jedes 10. Mädchen im Vorschulalter Übergewicht hat. Bei den Jungen sind es etwas weniger (7,3%). Durch diese relativ hohe Anzahl an Kindern, welche in einem sehr frühen Alter bereits Übergewicht haben, ist das Diskriminierungspotential in Bezug auf das Gewicht in der Pädagogik der frühen Kindheit recht hoch. Das Übergewicht eine Herausforderung sein kann, zeigt sich beispielsweise in Bewegung und Spiel u.a. im Bewegungsraum. Bei manchen Spielen kann es vorkommen, dass die Kinder mit Übergewicht evtl. weniger Ausdauer haben oder weniger Erfahrungen bzw. Geschicklichkeit in Bewegung aufweisen.
Insgesamt ist anzuerkennen, dass die Kita ein pädagogischer Raum ist, bei dem sich viele unterschiedliche Kinder wiederfinden: Kinder aus unterschiedlichen Nationen, mit unterschiedlichen Hautfarben, unterschiedlichen Körpergewicht, mit und ohne Behinderung sowie mit unterschiedlichen Geschlechtern besuchen die Kita. Aus diesem Grund sollte eine Wertschätzung der Diversität sowie die Vielfalt von Körpern, Körperlichkeit und das Wohlfühlen in den eigenen Körper thematisiert werden. Dabei ist es nicht nur wichtig den Kindern untereinander einen wertschätzenden Umgang mit Körperlichkeit beizubringen, auch diskriminierende Äußerungen von Kindern oder anderen Familienmitgliedern gegenüber pädagogischen Fachkräften oder anderen Eltern sollten aufgegriffen werden.
Ein Beispiel hierfür ist der 6-järhige Benjamin, der zu seiner Erzieherin sagt, dass sie einen fetten Po hat und deshalb hässlich ist. Solche Situationen können von den Fachkräften aufgegriffen werden und anhand dieser (u.a. auch unter Nutzung entsprechender Bilderbücher) die Unterschiedlichkeit von Popos aufgegriffen werden und somit für eine Wertschätzung körperlicher Vielfalt geworben werden. Zudem ist es wichtig, den Kindern auch abseits der konkreten Bildungssituationen zu Bodyshaming Bodydiversität vorzuleben und z. B. im Beisein der Kinder keine abwertenden Aussagen über den eigenen Körper oder den Körper anderer Menschen zu tätigen, da auch diese die kindliche Wahrnehmung und Bewertung von Körpern beeinflussen.
Intersektionalität und Bodyshaming
Intersektionalität ist auch im Kontext von Bodyshaming bedeutsam. Als erstes wird das Fallbeispiel erläutert und dann auf Intersektionalität eingegangen.
Fallbeispiel zu Bodyshaming: In der Kita Wiesensprung erfährt Emilie von anderen Kindern der Gruppe Tausendfüßler wegen ihres Gewichts und ihres Migrationshintergrund Mobbing. Emilies Mutter stammt aus Nigeria und der Vater kommt aus Deutschland. In einer bewegten Spielsituation wurde Emilie das Mitspielen von den anderen Kindern verweigert, weil sie erstmal abnehmen sollte. Sie sei ja zu dick und würde nur beim Spielen stören. Zudem ist Emilie immer wieder rassistischen Kommentaren aufgrund ihres Migrationshintergrundes ausgesetzt. Das betrifft beispielsweise Aussagen, dass sie nicht die richtige Hautfarbe hätte als auch Forderungen, dass sie sich besser waschen solle, weil sie immer so dreckig aussieht bis hin zu Aussagen, dass ihr Papa ihre Mama nicht lieben würde, weil die Frauen aus Nigeria gekauft seien.
In dem Fallbeispiel wird deutlich, welche Vorurteile die Kinder bereits im Kita-Alter haben können (Hautfarbe ist nicht richtig, Haut ist dreckig, dicke Kinder können nicht richtig spielen) und welche absurden Behauptungen sie bei anderen Kindern und Jugendlichen bzw. Erwachsenen gehört haben (Frauen aus Nigeria seien gekauft). In Emilies Fall werden verschiedene Diskriminierungsmerkmale sichtbar, denn die Diskriminierung erfolgt nicht nur über das Übergewicht, sondern auch über die Hautfarbe und den Migrationshintergrund. Treffen mehrere Diskriminierungsmerkmale auf eine Person zu, spricht man von Intersektionalität.
Intersektionalität (engl.: intersection = Schnittpunkt, Kreuzung) meint die Parallelität sowie die Überlagerung von verschiedenen Diversitätskategorien (u.a. Geschlecht, Behinderung, Migrationshintergrund, Ethnie, Alter, sexuelle Orientierungen, Religion/Weltanschauung, sozio-ökonomischer Status, Körper) (Penkwitt 2021, o.S.). Diese Intersektionalität kann dazu führen, dass Menschen, die von mehreren Diskriminierungskategorien betroffen sind, stärker oder zumindest anders von Diskriminierungen betroffen sind, als diejenigen Menschen, auf die nur ein Merkmal zutrifft. Der Körper ist auch im Kontext von Intersektionalität von großer Bedeutung, denn körperliche Abweichungen überschneiden sich oftmals mit anderen Diversitätskategorien. Ein Beispiel dafür ist, wenn ein Kind aufgrund einer Behinderung (z.B. Querschnittslähmung, Amputation, Muskeldystrophie, Glasknochenkrankheit) körperliche Abweichungen aufweist oder aufgrund eines geringen sozio-ökonomischen Status des Elternhauses mangelnde Körperhygiene aufweist und deshalb gemieden oder verspottet wird. In diesem Beitrag liegt der Schwerpunkt auf der körperlichen Diskriminierung. Nach den oben genannten Beispielen, werden als nächstes Methoden für die frühkindliche Bildung in Bezug auf Bodydiversität (Wertschätzung der körperlichen Vielfalt) vorgestellt.
Methoden für die frühkindliche Bildung in Bezug auf Bodydiversität
Bodyshaming in der Kindertagesstätte zu bearbeiten ist sehr bedeutsam. Deshalb halte ich es wichtig, dass die Kinder lernen, dass Körper unterschiedlich sind und dies gut ist. Hierfür sollten Angebote durchgeführt werden, welche die Lebenswelt der Kinder einbeziehen und den Fokus darauflegen, dass die Kinder sich in ihrem Körper wohlfühlen. Wichtige Ziele sind:
- Die Kinder erlangen durch vielfältige Bewegungserfahrungen eine positive Körperwahrnehmung.
- Die Kinder lernen, dass es den einen normalen Körper nicht gibt, sondern alle Körper unterschiedlich und so in Ordnung sind.
- Die Kinder erfahren die Vielfalt der Körperlichkeit (Bodydiversität) als Ressource.
- Die Kinder erfahren, dass körperliche Diskriminierungen verletzend sein können und daher unterbleiben sollen.
Bedeutsam ist hierbei, dass nicht ausschließlich auf das enge Verständnis von Bodyshaming eingegangen wird, welches das Körpergewicht fokussiert, sondern ein weites Verständnis von körperlicher Diskriminierung berücksichtig wird, dass u.a. Geschlecht, Behinderung, Körpergröße, Alter und Krankheit bzw. Gesundheit einbezieht. Daneben sollte eine Sensibilisierung aller pädagogischen Fachkräfte für die Thematik stattfinden (z.B. über Auswirkungen von Bodyshaming informieren, Bewusstsein für die Thematik schaffen). In die Elternarbeit sollte das Thema Bodyshaming ebenfalls einbezogen werden, da die Familien als Vorbilder auf die Kinder wirken. Folgende Methoden bzw. Medien haben sich der praktischen Arbeit mit den Kindern bewährt:
Bilderbücher für Kinder:
Cave, Kathryn & Riddell, Chris (1994): Irgendwie anders. Hamburg: Oetinger Verlag.
Eismann, Sonja (2020): Wie siehst du denn aus?: Warum es normal nicht gibt. Weinheim: Beltz & Gelberg.
Eugenia, Maria (2019): Tintenklecks, das Krikelkrakel-Mädchen. Heidelberg: Carl-Auer Verlag.
Feder, Tyler (2022): Körper sind toll: Ein fröhliches Liebe-Deinen-Körper-Bilderbuch. Durch Selbstakzeptanz und Body Positivity das Selbstbewusstsein von Kindern stärken. Berlin: Zuckersüß Verlag.
Fiske, Anna (2019): Alle haben einen Po. München: Carl Hanser Verlag.
Leone, Annika (2020): Überall Popos. Leipzig: Klett Kinderbuch. Leipzig: Klett Kinderbuch.
Tebiri, Milena; Lörzer Anna-Charlotte; Kuitunen, Paula & Hetterich Stefan (2022): Die Hungerwolke. Ein Kinderfachbuch über Essanfälle. Frankfurt am Main: Mabuse.
Von der Gathen, Katharina (2021): AnyBody: Dick & dünn & Haut & Haar: das große Abc von unserem Körper-Zuhause. Stuttgart: Klett Kinderbuch.
Von Kitzing, Constanze (2021): Ich bin anders als du – Ich bin wie du: Das große Bilderbuch zum Vor- und Mitlesen. Hamburg: Carlsen Verlag.
Malbücher:
ulila Verlag (2021): ulila Malbuch für Mädchen und Jungs - ICH, DU, WIR für eine starke Persönlichkeit. Köln: ulila Verlag.
Lieder:
Rolf Zuckowski: Das eine Kind ist so, das andre Kind ist so
Robert Metcalf: Anders als du
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Teamarbeit und Bodyshaming
Im pädagogischen Team können beispielsweise folgende Fragen reflektiert werden:
- „Wie gehen wir mit körperlichen Unterschiedlichkeiten im Team um?
- Werden körperliche Unterschiede als Ressource wahrgenommen?
- Welche Bedeutung nimmt der Körper in den Alltag der Kita ein?
- Welches Bild vom Körper besteht?
- Wie wird das Thema Bodydiversität mit den Kindern erarbeitet?
- Welche Diskriminierungen im Hinblick auf Körperlichkeit können wir in unserer Kita beobachten?
- Wie gehen wir damit um, wenn wir Bodyshaming bei den Kindern beobachten?“ (Birk & Mirbek 2022, S. 22).
Abschließende Betrachtung
Bodyshaming ist ein bedeutsames Thema in der Kindertagesstätte. Das Thema Bodyshaming ist bislang kaum im Diskurs der Pädagogik der frühen Kindheit bzw. Kindheitspädagogik angekommen. Es ist nicht nur bedeutsam, da sich die Eltern und Geschwister der Kinder intensiv mit dem Thema Körper beschäftigen. Die Familien sind auch Vorbilder für die Kinder. Wenn die Kinder beobachten, dass die anderen Familienmitglieder sehr viel Zeit mit dem Smartphone bzw. in Social Media verbringen und sehr viele Fotografien (von sich) produzieren, diese stark bearbeiten bzw. viel an sich und ihrem Körper (oder dem Anderer) zu bemäkeln haben, hat dies auch eine Wirkung auf die Kinder. Auch die Fachkräfte sind hierbei Vorbilder und können die Kinder mit ihren Aussagen und Verhaltensweisen beeinflussen. Hierbei ist zu bedenken ist, dass es nicht nur mögliche Abwertungen der kindlichen Körper sind, sondern jegliche Form von negativen Kommentaren über menschliche Körper und deren Unterschiedlichkeiten, welche die kindliche Wahrnehmung und das Denken über körperliche Vielfalt betreffen.
Die Kita sollte ein Raum sein, in dem vielfältige Erfahrungen ermöglicht und begrüßt werden. Dazu gehören auch vielfältige Körper- und Bewegungserfahrungen. Denn körperliche Erfahrungen sind zentral für die kindliche Entwicklung. Das Thema Körper/Körperlichkeit sollte mit den Kindern altersgerecht erarbeitet werden. Bedeutsam ist hierbei u.a. den Kindern zu vermitteln, dass Körper sehr unterschiedlich sein können und, dass diese Differenzen normal sind. Dabei sollten die verschiedenen körperlichen Diskriminierungspraktiken sowie deren Verschränkung mit anderen Diskriminierungskategorien (z.B. Behinderung, Migrationshintergrund, Geschlecht) beachtet werden.
Wenn Bodyshaming vorkommt, sollte dies mit den Kindern aufgriffen und bearbeitet werden, sodass sowohl die Situation geklärt wird als auch die Kinder mit unterschiedlichen Methoden (z.B. Bilderbüchern, Liedern) Bodydiversität (körperliche Vielfalt) erfahren. Bei Bodyshaming zwischen den Kindern ist es besonders bedeutsam, dass die Fachkräfte das diskriminierte Kind schützen und es dabei unterstützen, seinen Körper anzunehmen und wertzuschätzen sowie ein positives Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen aufzubauen. Ziel ist, dass die Kinder früh Bodydiversität erfahren und somit (körperliche) Diskriminierung keinen Raum erfährt.
Literatur
Birk, Frank Francesco & Mirbek, Sandra (2020): Bodyshaming - der diskriminierte Körper - Diskriminierungssensible Arbeit als ein Thema der Psychomotorik. In: Praxis der Psychomotorik. Zeitschrift für Bewegungs- und Entwicklungsförderung, Jg. 45 (3), Seite 172-175.
Birk, Frank Francesco & Mirbek, Sandra (2021): Bodyshaming, Bodypositivity, Bodyneutrality und Bodydiversity: Körperlichkeit als zentrale (Anti-) Diskriminierungsthematik. In: körper - tanz - bewegung. Zeitschrift für Körperpsychotherapie und Kreativtherapie, Jg. 9 (3), Seite 142–150. https://reinhardt-journals.de/index.php/ktb/article/viewFile/153575/5835
Birk, Frank Francesco & Mirbek, Sandra (2022): Jeder Körper ist anders! In: Meine Kita - Das didacta Magazin für die frühe Bildung. Jg. 11 (3), Seite 20-23.
Penkwitt, Meike (2021): Intersektionalität. In: Lexikon Inklusion. http://www.inklusion-lexikon.de/Intersektionalitaet_Penkwitt.php (Zugriff am 04.01.2022).
Robert Koch-Institut (2018): Journal of Health Monitoring. KiGGS Welle 2 – Erste Ergebnisse aus Querschnitt- und Kohortenanalysen. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Journal-of-Health-Monitoring_01_2018_KiGGS-Welle2_erste_Ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile (Zugriff am 06.05.2023).
Schweizerische UNESCO-Kommission (2016): Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung. https://www.netzwerk-kinderbetreuung.ch/media/filer_public/eb/e4/ebe4a788-061e-44f9-aedf-f71e397d33bf/orientierungsrahmen_d_3_auflag_160818_lowres.pdf (Zugriff am 09.07.2020)
Statistisches Bundesamt (2021): Betreuungsquote von Kindern unter 6 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Kindertagesbetreuung/Tabellen/betreuungsquote-migration-unter6jahren-nach-laendern.html (Zugriff am 04.07.2023).
Wagner-Willi, Monika (2018): Schülerinnen und Schüler: Inklusion und Differenz in mehrdimensionaler Perspektive. In: Sturm, Tanja & Wagner-Willi, Monika (Hrsg.): Handbuch schulische Inklusion. Opladen: Verlag Babara Budrich, Seite 315-329.
Autor:innenangaben
Dr. Frank Francesco Birk:
Motologe M.A. Kindheitspädagoge B.A., Erzieher und systemischer Berater. Dozent an unterschiedlichen Hochschulen sowie Pädagoge in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit.
frankbirk2003@yahoo.de
Prof. Dr. Sandra Mirbek
Motologin M.A., Heilpädagogin B.A., staatlich anerkannte Heilpädagogin sowie systemische Beraterin. Prof. Dr. Sandra Mirbek ist Professorin für Heilpädagogik und Inklusionspädagogik an der IU Internationalen Hochschule.
sandra.mirbek@iu.org