Einleitung zur Artikelreihe der Autorin Kerstin Paulussen
Gruppen im sozialpädagogischen Kontext
Diese Reihe befasst sich vorab mit Grundlagen zur Gruppe: Gruppendefinition, Gruppenbeobachtung, Gruppendynamik und deren jeweilige Anwendung auf die Vielzahl an unterschiedlichen sozialpädagogischen Gruppen. Mit pädagogischen Notwendigkeiten, abgeleitet aus fundierten und verantwortungsvoll erhobenen Gruppenbeobachtungen und Gruppenanalysen, sowie mit Methoden zur Erfassung und Analyse von Gruppensituation in verschiedenen sozialpädagogischen Kontexten.
Bedeutung von Gruppen
Die fundamentale Bedeutung der Gemeinschaft für die Entwicklung des Menschen ist bekannt. Die Sozialisationsentwicklung wird als ein ko-konstruktiver Prozess bezeichnet, der Wechselwirkung des Einzelnen in und mit Gruppen wird eine große Bedeutung eingeräumt. Bereits Kurt Lewin hat mit seinen grundlegenden Arbeiten die Relevanz und die Determinanten der Gemeinschaft zum Individuum aufgezeigt. Die u.a. daraus erfolgende zunehmende Bedeutung systemischer Erkenntnistheorien hatte Einfluss auf eine Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen.
Der damit verbundenen Notwendigkeit zur interdisziplinären Forschung und Lehre folgend, wurden Einzeldisziplinen zu Fächerbündelung zusammengefasst. Pädagogik, Psychologie und Soziologie wurden Erziehungswissenschaften.
Die Inhalte dieser drei Fachdisziplinen werden daher in Erziehungswissenschaften oder in der Fächerbündelung Sozialpädagogische Theorie und Praxis zusammengefasst, erforscht und unterrichtet.
Pädagogische Überlegungen und Handlungen beziehen sich jedoch meist auf Individuen. Entwicklungspsychologie, Bindungstheorie, Transition, um einige exemplarisch zu nennen, sind Fachkenntnisse, die den einzelnen Menschen, teils im Vergleich zu anderen oder im Erleben und Bewältigen der sozialen Bedingungen, fokussieren. Kinder, deren Interaktion zu Bezugspersonen, deren biografischer Verlauf, etc. werden beobachtet.
Dazu passend erfolgen Zielformulierungen und Methodenentwicklungen. Dies wird auf der Grundlage des Situationsorientierten Ansatzes gelehrt und ist so grundlegend für die pädagogische Planung und Praxis.
Gruppenpädagogische Herausforderungen
Unsere Gesellschaft macht Teamarbeit und Kooperation erforderlich. Eine individuelle Identitätsentwicklung (vgl. Marcia, erarbeitete Identität) in Korrespondenz dazu stellt eine Herausforderung dar. Sozialisation ist ein vielfältiger und wechselseitiger Anpassungsprozess, der zunehmend komplex wird. (vgl. K. Hurrelmann, Modell der produktiven Realitätsverarbeitung)
Zur Bewältigung dieser Herausforderung sind soziale Kompetenzen erforderlich, die im sozialen Kontext erworben werden. Die pädagogische Begleitung von Gruppen hat daher im sozialpädagogischen Zusammenhang eine hohe Relevanz. Art und Strukturen von sozialpädagogischen Gruppen sind in den vielfältigen Arbeitsfeldern unterschiedlich. Gruppendefinition, Gruppendynamik, Wirkmechanismen, Notwendigkeiten und Bedarfe müssen daher differenziert wahrgenommen und betrachtet werden, um adäquat pädagogisch handeln zu können und spezifisch notwendige Rahmenbedingungen schaffen zu können.