Vanessa Klingen
Darum geht es
Mikrotransitionen sind kleine Übergänge im Krippen- oder Kindergartenalltag, die Bezugspersonen und Kinder täglich und oft erleben. Mit diesen Übergangssituationen sind Wechsel der Räume, der Aktivitäten oder der Personen gemeint. Solche Mikrotransitionen verursachen im pädagogischen Alltag oft Stresssituationen und können Kinder verunsichern. Deswegen ist es wichtig den Tagesablauf gut zu strukturieren und Übergänge klar kenntlich zu machen, um die Übergänge behutsam und friedlich zu gestalten.
So geht’s
Wer?
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Bezugspädagogin/Bezugspädagoge
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Wie oft?
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Täglich bei allen Übergängen
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Wann?
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Bei allen Übergängen von
- Personen: Bringe/Abholphase/Schichtwechsel
- Räumen: Bezugsraum/Funktionsräume/Bad/Cafeteria/Garten
- Aktivitäten: Frühstück/Morgenkreis/Angebot/Freispielphase/Ruhephase/Vesper/Abschlusskreis
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Womit?
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- Gute Strukturierung und Planung des Tagesablaufs
- Klare Kennzeichnung der Übergänge
- kleine Rituale bei Übergängen
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Worauf achten?
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- Stresssituationen vermeiden
- Stimmung der Kinder wahrnehmen, gut mit den Kindern kommunizieren
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Checkliste zur Selbstevaluation
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Habe ich den Tag gut geplant und strukturiert?
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Habe ich mit den Kindern kleine Rituale eingeführt, um kurze Wartezeiten zu überbrücken (z.B. Fingerspiele, kleine Bewegungsspiele)
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Teile ich den Kindern kommende Schritte und Aktivitäten für den geplanten Übergang zugewandt mit?
Gebe ich ihnen stetig einen Überblick über die Tagesstruktur?
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Achte ich besonders bei den Übergängen auf die Stimmung der Kinder?
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Reflektiere ich im Team über die Übergangssituationen und hole mir, wenn nötig Hilfe beim Team? (wenn es z.B. sinnvoll ist eine Gruppe für den nächsten Tagespunkt aufzuteilen)
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Umgang
Bei Übergängen im Krippen- oder Kindergartenalltag müssen Kinder sich auf neue Situationen einlassen. Dazu ist es wichtig, dass die Kinder die kleinen Teilschritte einer Übergangssituation kennen, damit sie sich sicher zu fühlen und das Einlassen auf die neue Situation erleichtert wird. Um den Kindern eine Orientierung und damit Sicherheit zu verschaffen eignet sich der Skript-Ansatz. Kinder bauen in der Familie und in Krippe und Kindergarten eine Art inneres Drehbuch von sich häufig wiederholenden Schlüsselsituationen auf. Dieses Drehbuch oder Skript erwerben die Kinder durch die täglichen Wiederholungen der Alltagssituationen, wie z.B. dem Ablauf des Morgenkreises mit den darauffolgenden Tagesstationen. Deswegen ist es wichtig mit den Kindern die Routinen des Tagesablaufs und die dazu gehörigen Übergängen immer ähnlich und übersichtlich zu gestalten. Das gibt den Kindern Sicherheit. Dazu ist es im Team und für die einzelnen Pädagogen und Pädagoginnen wichtig den Tagesablauf gut zu planen und den Entwicklungsstand der Kinder bei der Planung mit einzubeziehen, damit er auf die Kindergruppe abgestimmt ist. Neben der Planung des Tagesablaufs ist es wichtig die Kinder vor, während und nach einem Übergang durch ein sensibles und abgestimmtes Verhalten zu begleiten. Dazu ist es notwendig sich den Kindern vertrauensvoll zuzuwenden und einzugreifen, am besten bevor eine Situation kippt. Eine ruhige und positive Mimik, Gestik und Ansprache an die Kinder sowie ein Aufteilen der Gruppe kann dafür sorgen, dass Übergänge angenehm gestaltet werden können. So kommt es beispielsweise in der Garderobe nicht zu Stau und Frustrationen, die eine kleine Alltagskrise hervorrufen können.
Hintergrund
Mikrotransitionen stellen in der pädagogischen Arbeit eine besondere Herausforderung dar. Bei den Übergängen zu neuen Aktivitäten, die meistens auch einen Ortswechsel beinhalten, brauchen besonders die kleineren Kinder noch viel Unterstützung. Das kann zu Wartezeiten führen, die zum einen Stress bei den Kindern auslösen können. Zum anderen kann es Stress auslösend sein, wenn die Kinder eine zeitliche und räumliche Unterbrechung erleben, die durch fehlende Orientierung und Unüberschaubarkeit der Abläufe gekennzeichnet ist. Des Weiteren kann das Phänomen der Gefühlsansteckung dazu führen, dass wenn ein Kind anfängt auf den Stress zu reagieren z.B. durch Weinen, dass plötzlich die halbe Gruppe weint. Die vorangegangenen Beschreibungen zeigen, dass bei Mikrotransitionen eine erhöhte Gefahr des Verlusts der emotionalen Selbstregulation bei den Kindern besteht. Insgesamt können Übergangssituationen im pädagogischen Alltag zu erhöhtem Stress bei den Pädagogen und Pädagoginnen sowie bei den Kindern führen. Dies gilt es durch eine kluge Planung und sensible Begleitung der Kinder zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Gutknecht, D. (2018). Responsive Gestaltung von Mikrotransitionen in der inklusiven Kita. Verfügbar unter: https://www.kita-fachtexte.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/KiTaFT_Gutknecht_2018_MikrotransitioneninderinklusivenKita.pdf. (Zugriff am 20.11.2020).
Autorin
Vanessa Klingen arbeitet in der KLAX- GmbH im Produktmanagement – Schwerpunkt: Frühkindliche Bildung.