Glück und Unglück am Gartenzaun: Bindungsfreude und TrennungsschmerzDas Kind bei der täglichen Übergabe im Kindergarten: Versuch einer persönlich gefärbten, aber doch fachlich reflektierten Analyse

Marguerite Dunitz-Scheer

Die Kindergartenzeit ist für viele Eltern die erste, zeitlich begrenzte Begegnung mit einer neuen sozialen Welt. Sie begleiten ihr Kind dabei in seinen ersten Wirkungskreis außerhalb der Familie. Ursache und Notwendigkeit dieser Begegnung ist die Existenz des Kindes an sich und seine unbeirrbar voran schreitende Entwicklung. Der Kindergarten fungiert dabei als erstes sozial prüfendes extrafamiliäres Integrationssystem. Eltern möchten den ausgesuchten Kindergarten weder beeinflussen noch kritisieren, noch revolutionieren noch sonst wie verändern; sie wollen ihr Kind "einfach nur" in den allerbesten Händen wissen. Bei den Begegnungszeiten der bisherigen (Familie) und der neuen Welt (Kindergarten) kommt es nun zu kommunikationsgeschwängerten Grenzerfahrungen im wörtlichen Sinne, aus denen zumindest die beteiligten Erwachsenen bewusste Schlüsse ziehen. Mit dem Ausdruck "Übergabe" ist die Szene der realen täglichen Übergabe des Kindes an die Kindergartenpädagog/innen beim Bringen morgens und beim Abholen nachmittags gemeint, als "Übergang" die ganze Zeit des neuen Wechsels aus der bisherigen meist familiären Betreuungswelt in die öffentlichere und größere des Kindergartens.

Als Fachfrau und betroffene Mutter (6 Kinder, 20 Jahre Kindergartenzeit) aus dem Gebiet der seelischen Gesundheit des Kleinkindes (www.gaimh.de) kommend, möchte ich den Versuch wagen, das Dilemma des bisweilen dramatischen oder sogar traumatischen Übergangs vom Vorkindergartenkind zum Kindergartenkind zu reflektieren.

Warum ist das so?

1. Der Konfliktstoff ist da: Das Kind muss/ will/ darf/ soll in die neue Welt.

2. Die handelnden Konfliktpartner sind da: Die bisherigen familiären Hauptbezugspersonen und die Neuen; das Kind steht dazwischen.

3. Das Projekt ist ein gemeinsames: Die Integration des Kindes durch begleitende Erwachsene in die öffentliche soziale Lernwelt.

4. Lösungsmöglichkeiten: von weich-graduell bis zur "Ruck Zuck"-Methode.

Welche Impulse aus dem Fachgebiet der Entwicklungspsychologie, der Bindungstheorie und der Interaktionsforschung als auch Erfahrungen von gelingender Kommunikation und Kooperation können als Anregungen für Fort- und Weiterbildung für junge und engagierte angehende Kindergartenpädagog/innen angedacht werden? Was können bemühte Eltern tun, um ihrem Kind möglichst gute Voraussetzungen für seinen Übergang zu geben? Ich möchte damit ganz bewusst die Aufmerksamkeit der Leser/innen auf ein bisher eher wenig diskutiertes Gebiet (der Übergang in den Kindergarten) lenken. Und das spannungsvolle Thema der unvermeidbaren, aber stark emotionalisierten Konkurrenz der meist noch kinderlosen jungen Pädagog/innen und der verunsicherten, aber abhängigen Mütter und Väter ansprechen.

Ad 1) Die notwendige Veränderung der Lebenswelt des Kindes selbst ist der primäre Konflikt. Jede Veränderung verunsichert, jede Verunsicherung verändert. Das muss so sein. Die Entwicklung des Kindes, sein Heranwachsen, sein Älterwerden sind der Grund für die Veränderungen. Diese lebensphasenspezifischen Veränderungen passieren von selbst; die Frage, ob Genetik oder Umwelteinflüsse mehr prägend mitbeteiligt sind, ist alt und nicht Thema dieses Artikels.

Theoretischer Hintergrund: Bindung hat mit Halt und Sicherheit vermitteln und mit Loslassen lernen zu tun. Loslassen kann ich mein Kind aber erst, wenn es angstfrei und selbstbewusst die neue, fremde Kindergartenwelt genießen kann und sich dort so sicher fühlt, dass sich soziales, emotionales und geistiges Lernen entwickeln und entfalten kann.

Ein Kind mit sicherer Bindungserfahrung weiß, dass es seine Unsicherheit in unbekannten Situationen zeigen kann, und erwartet aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen, dass ein Erwachsener zuverlässig zur Verfügung steht, Anzeichen für seine Unsicherheit wahrnimmt, darauf eingeht, es tröstet und ermutigt.

Ein Teil der Kinder mit unsicheren Bindungserfahrungen wirkt auf den Beobachter eher autonom, aber auch wenig emotional. Aus der Bindungsforschung ist jedoch bekannt, dass diese Kinder ihre Verunsicherung weniger in beobachtbarem Verhalten zeigen. Physiologische Werte wie beispielsweise eine vermehrte Cortisol-Ausschüttung weisen jedoch darauf hin, dass sie ebenfalls deutlich belastet sind. Andere Kinder mit unsicheren Bindungserfahrungen fällt es extrem schwer sich zu trennen, auch dann, wenn die Bezugsperson noch anwesend ist. Wenn dann noch die Mutter sich nicht ganz sicher ist, ob dieser oder jener Kindergarten der Richtige sein wird oder ob der Zeitpunkt der Integration der Richtige ist, wird sie ihrem Kind keinen sicheren Rückhalt geben können. Damit wird sie ihr Kind unabsichtlich behindern und sein Integrationspotential schmälern. Das Kind wird die Verunsicherung der Mutter spüren, sich dadurch zeitlich und emotional überdurchschnittlich mit seinen Bindungsbedürfnissen und Trennungsangst beschäftigen und für die notwenige soziale Integration und die vielen neuen Erfahrungen weniger Energie freistellen können.

Kinder brauchen in den ersten Tagen im Kindergarten die Anwesenheit der bisher vertrauten Bindungsperson und die Chance, in ihrem individuellen Tempo die neuen Erwachsenen, die fremden Kinder und Erwachsenen und die neue Umgebung kennen zu lernen., sich gegebenenfalls von der Bindungsperson trösten und ermutigen zu lassen und allmählich zu lernen, dass auch die Pädagogin Bindungs- und Explorationsbedürfnisse wahrnimmt und beantwortet. Dafür gibt es mittlerweile praktikable Eingewöhnungskonzepte, die eigentlich in jeder Ausbildung von Erzieher/innen vermittelt werden und Bestandteil eines jeden Kindergartenkonzeptes sein sollten.

Österreich hinkt in der Gepflogenheit früher Integrationspraktiken von Kleinstkindern in soziale Gruppen im internationalen Vergleich stark nach. So gibt es beispielsweise in Frankreich und den skandinavischen Ländern seit fast 60 Jahren flächendeckend Angebote von Kleinstkindbetreuungs- und Begleitungseinrichtungen (ab dem 4.-6. Lebensmonat), welche schichtunabhängig auf wissenschaftlich nachvollziehbare Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie und Bindungslehre zurückgreifen. Die Erfahrungen bezüglich der Förderung kognitiver, emotionaler und sozialer Fertigkeiten in der Gleichaltrigengruppe, die dabei gemacht wurden, sind sehr gut. Das Image früher Gruppenbetreuung in Österreich ist jedoch noch immer schlecht: Dies ist schade; denn obschon auch hier die Mehrzahl von Müttern innerhalb der ersten drei Lebensjahre des Kindes wieder in die Arbeitswelt zurückkehrt, hängt das Klischee der "bösen Mutter," die ihr Kind "so/zu früh" schon in Betreuungseinrichtungen abgibt, in der Luft und belastet viele junge Eltern.

In dieser verunsicherten und verwundbaren Situation schießen gut gemeinte aber bisweilen unnötig bösartige Bemerkungen - "Ratschläge" genannt - der Kindergartenpädagog/innen an die Eltern - eher an die Mütter als an die Väter - wie Pfeile ins rohe Fleisch und schmerzen oftmals Jahrzehnte lang.

Ein letztes Argument für zu erwartende Spannungen ist der unterschwellig gärende - vom Kind selbst gänzlich unabhängige Konfliktstoff der "heiligen Kuh", nämlich des 9-wöchigen Sommerurlaubes und der fast 14 Wochen dauernde Jahresurlaub der im Kindergarten arbeitenden Pädagog/innen. Grundsätzlich ist diese Urlaubsregelung in der allgemeinen Berufswelt von Erwachsenen einmalig; keine der Eltern - außer es sind auch Pädagog/innen - der Kindergartenkinder haben annähernd bei relativ geringer Anzahl von Pflichtstunden pro Arbeitswoche soviel Urlaubsanspruch, und sie arbeiten oft in Berufswelten, welche gegenüber der Tagesgestaltung von Kindergartenkindern (Abholzeiten, Bringzeiten) wenig bis kein Verständnis haben. Feste wie Laternenfest, Sommerfest, Gartenfeste etc., etc. stellen für viele berufstätige Eltern oftmals fast unüberwindliche Hürden dar, die, wenn sie es nicht schaffen, sich frei zu nehmen, bisweilen viel Enttäuschung beim Kind und eine ungute Nachrede bewirken. Ebenso bewirkt die lange Sommerpause besonders bei allein erziehenden Eltern bisweilen fast unüberwindliche Schwierigkeiten punkto qualitativ hochwertiger Betreuungskontinuität, welche glücklicherweise in den letzten Jahren doch zunehmend zum Entstehen von neuen flexibleren Lösungen Anlass gegeben hat. Die Schwierigkeit auf beiden Seiten, sich die unterschiedlichen Gegebenheiten der anderen Erlebniswelten und Berufskulturen vorzustellen, bewirken Spannungen und unausgesprochene Erwartungen, die auch implizit zu konfliktreichen Kommunikationen in den Übergabesituationen mit beitragen können.

Ad 2) Wer hat mit wem welchen Konflikt? Es gibt gezwungenermaßen die Übergeber (Eltern) und die, denen übergeben wird (Kindergartenpädagog/innen). Niemand ist dabei besser als der oder die andere; niemand ist mehr oder weniger bemüht und aktiv und niemand ist schuld, wenn es schwer geht. Jeder tut in der neuen und nicht einfachen Situation sein Bestes; kein Elternteil in der Welt will sein Kind in diesem Übergang aktiv behindern. Und kein junger Mensch wählt den Beruf der Kindergartenpädagogin bewusst aus, um sich erschwerend in diesen Prozess einzubringen. Es sind alles nur beeinflussende Variabeln.

Es geht also darum, wie der Übergang der meist gut überschaubaren und geschützten Welt des Krabbelkindes (meist 1-5 Hauptbezugspersonen) in die sicherlich komplexere Welt des Kindergartens (meist 20-30 neue Menschen) am besten, am leichtesten und am wenigsten aufwendig mitgestaltet werden kann. Konflikte haben - wenn sie manifest sind - die beteiligten Erwachsenen miteinander; sie werden jedoch grundsätzlich über das Kind und eben meist im Rahmen der Übergabezeiten ausgetragen.

Eines der grundsätzlichen Ressentiments der Kindergartenpädagog/innen betrifft das Thema der Elternkonkurrenz, welches immer wieder aber ohne Aussicht auf wirkliche Annäherung diskutiert werden kann. Beide Seiten wollen für das Kind letztlich "besser" sein, mehr geliebt werden und verlangen vom Kind unterschwellig "gute" Begegnungsszenen, wenn sich die zwei Welten berühren.

Der zweite Grund der erschwerten Ausgangssituation ist das pädagogische Grundkonzept des "Rechthabens" und der scheinbaren Existenz eines "richtigen" Elternseins bzw. Erziehungskonzeptes. Relativierende Akzeptanz der Tatsache, dass es wahrscheinlich sehr viele unterschiedliche elterliche Erziehungs- und Verhaltensweisen gibt, die in einer selbigen Situation für das Kind richtig sind, sind unter Pädagog/innen eher selten. Und die Erkenntnis, dass die Meinung der Pädagog/innen über ihre Ansicht zur Art und Weise, wie Eltern sich zu ihrem Kind verhalten, selten bis nicht gefragt sind.

Die bekanntesten Schwierigkeiten von Kindergartenkindern lassen sich analog der Interaktionsgrundtypen in vier Kategorien einteilen:

  1. Expansives Verhalten,
  2. Regressives/introvertiertes Verhalten,
  3. Normale Anpassungsverhaltensweisen,
  4. Irreguläres, unerwartetes Verhalten.

Erfahrene Kindergartenpädagog/innen kennen diese und können damit gut umgehen. Die meisten sind nur während der ersten Tage bis Wochen zu beobachten und normalisieren sich von selbst. Wenn ein Kind nun länger als die anderen Kinder Schwierigkeiten zeigt und beispielsweise weint und klammert, klammert natürlich der mit betroffene Erwachsene und ist unsicher, ob der Übergang dem kleinen Kind zugemutet werden kann, und wünscht sich zugleich, es möge gelingen. Diese Ambivalenz ist normal, sie ist ein Teil des Übergangs und läuft bei allen Kindern ab; sichtbar werden jedoch meist nur außergewöhnliche und exzessive Verhaltensäußerungen der Kinder aus meist durch zusätzliche Traumen (Gewalt, Psychiatrische Erkrankung, Suchterkrankung, Armut, Arbeitslosigkeit, Paarkonflikt etc.) verunsicherten Familien.

Der häufige Ratschlag, der verunsicherte Elternteil möge sich doch rasch und entschlossen entfernen, ist zwar häufig effektiv, aber psychologisch unfair, weil sie den Trennungskonflikt durch eine brutale Trennung ersetzt, die dem Kind keine selbst gewählte emotionale Alternative lässt. Es hört zwar meist sofort zu weinen auf (da es sich nicht blamieren will und abgelenkt ist); dies korreliert jedoch nicht mit Reife oder emotionaler Sicherheit, aus welcher heraus die Szene erlebt wird. Und solange Mütter sich selbst nicht sicher sind, dass die tägliche Übergabe gut vom Kind geschafft wird, schwingt eine elterliche emotionale Verunsicherung in jeder Übergabesituation mit, die das Kind mitbelastet. Gutgemeinte Sätze wie: "Susi, hat sich dann sofort beruhigt, als Sie weg gegangen sind", oder: "Sie hätten ja sehen müssen, dass es heute regnet und Kurti die Regenstiefel mitgeben", oder: "Bitte schauen Sie, dass Paul bis spätestens zum Gruppenkreis da ist, da er sonst den Anschluss verpasst" sind dabei nur Ausdruck unnötiger und unsensibler Struktur- und Machtdemonstrationen. Vulgärpsychologische Interpretationen über mögliche Ursachen des unerwünschten oder unangepassten kindlichen Verhaltens in den Übergabeszenen (z.B.: "Das Kind hat es wahrscheinlich zuhause momentan schwer") werden meist völlig unaufgefordert angeboten und dienen dann nur dazu, den jungen und im Umgang mit Eltern eigentlich unsicheren Kindergartenpädagog/innen ein Gefühl von Wichtigkeit und Pseudoautorität zu vermitteln. Meist geht dies jedoch gründlich daneben.

Ad 3) Der Übergang in den Kindergarten ist für die eine Seite (die der Pädagog/innen) ihr Job und für die elterliche Seite die Begleitung eines notwendigen sozialen Schrittes des heranwachsenden Kindes in unsere Gesellschaft. Beide Seiten sind von einander unabhängig und zugleich abhängig; wenn Eltern ihre Kinder nicht in den Kindergarten bringen würden, wären Kindergärten leer. Es ist ein Dienstleistungsbetrieb, ganz ähnlich wie der eines Krankenhauses, der vom wohlwollenden Vertrauensvorschuss der Eltern an die Welt der Pädagog/innen gekennzeichnet ist. Eltern geben ihr Liebstes her, die Pädagog/innen übernehmen das Kind als Leihgabe, das Kind ist die Gabe. Diese Grundsituation soll auch bei vorkommenden Schwierigkeiten oder einfach vermisster Anerkennung durch die Eltern nicht vergessen werden; die Erwartung von elterlicher Dankbarkeit durch das Kindergartenteam ist nicht angemessen. Warum es aber immer wieder zu einer scheinbaren Umkehr der Abhängigkeitsverhältnisse kommt, bei welcher sich Eltern den Bemerkungen und der Meinung des Kindesgartens gegenüber hilflos ausgeliefert fühlen, ist vor allem durch die höhere Betroffenheit und größere emotionale Empfindsamkeit der Eltern zu erklären.

Ad 4) Was will der das Kind bringende und holende Elterteil nun hören? Er/sie will hören, wie wunderbar, goldig, entzückend, kompetent, kreativ und unproblematisch das Kind sich tagsüber in der Gruppe verhalten hat. Das und nichts anderes!!!

Was bekommen sie aber zu hören? "Ja, es ging die erste halbe Stunde ganz gut...", oder: "Ja, das Kind sei herzig, aber kenne die für sein Alter angemessenen Verhaltensregeln in der Gruppe noch nicht", oder: "Ja, das Kind sei kreativ, akzeptiere aber keine Strukturen", etc., etc. Immer: "Ja, aber….!" Und die Eltern gehen als begossene Pudel mit ihrem Kind nach Hause, möchten heulen, aber das geht ja nicht, und so versuchen sie, mit gutem Zureden ihrem Kind eine gesündere Jause und kluge Ratschläge für den kommenden Tag einzupacken.

Warum laufen diese täglichen Übergabeszenen so oft schief? Kindergartenpädagog/innen werden - vermute ich jedenfalls - nicht dazu ausgebildet und erzogen, Kinder zu übernehmen und deren Eltern zu loben. Und deshalb wissen sie nicht, dass nur wertgeschätzte und gelobte Eltern sich angenommen fühlen können und dass ihnen dies hilft, das Kind loszulassen. Da Kinder an sich fast immer gerne mit anderen Kindern sein wollen (also gerne im Kindergarten sind) und gleichzeitig nach einigen Stunden meist gerne wieder in ihre Familie zurückkehren, sollte hier keiner der Erwachsenen den jeweils anderen bekehren, überzeugen oder auch nur belehren versuchen!

Unaufgeforderte Ratschläge sind keine gute Elternkommunikation, und gewünschte Elternintegration kann nicht durch indirekte Kommunikationsangebote im Sinne verpackter Kritik erzwungen werden. So brauchen Erzieher/innen auch eine Haltung und Kenntnisse, die es ihnen erlauben, mit Eltern wertschätzend auf Augenhöhe zu kommunizieren, damit sie gemeinsam die ersten und die täglichen Übergänge und eventuelle Schwierigkeiten meistern und sich an der Entwicklung der Kinder im Kindergarten und in der Familie erfreuen können.

Fazit

Der Kunde hat immer Recht. Dies gilt für die Wirtschaft genauso wie in der Welt des Kindergartens; das Kind ist der Kunde, ohne Kinderkunden kein Kindergarten. Und ohne Eltern werden keine Kinder hingebracht, also sind die Eltern auch Kunden. Die Gefühle, Gedanken, Bedürfnisse und Verhaltensäußerungen der Kinder haben oberste Priorität, ganz unabhängig davon, wie sie interpretiert oder bewertet werden. Das heißt nicht, dass sich Kinder alles erlauben können und sollen; es heißt auch nicht, dass die Gefühle der anderen Menschen im Kindergarten, weder die der anderen Kinder noch die der Betreuer/innen, egal sind. Im Zweifelsfall gilt aber die Grundregel, alles ist o.k., was nicht selbst- und fremdgefährdend ist. Und Gefühle sind grundsätzlich weder recht noch richtig, sie sind immer zu respektieren, wenn sie authentisch und echt sind. Dann sind sie Ausdruck dessen, was dort geschieht, in welcher Atmosphäre sich das Leben dort abspielt, und dessen, wie das Geschehen dort verarbeitet wird.

Wenn es gut zugeht, zeigen Kinder wenig bis keine so genannten Verhaltensstörungen. Und verhaltensauffällige Kinder - auch solche, die es zuhause schwer haben - haben genauso wie unauffällige und ausgeglichene Kinder das Bedürfnis, normal und integriert zu sein, und halten sich an Normen und Regeln, wenn diese klar und transparent kommuniziert werden.

Kindergartenpädagog/innen sind bisweilen gefragt, Konflikte zwischen den Kindern zu schlichten; dies kann die Notwendigkeit eines Kompromisses als Lösungsweg verlangen, der dann eben verhandelt werden muss. Das heißt, das Kind lernt eine neue Welt kennen, in der neue Normen und Regeln gelten; eine wichtige, ja unerlässliche Vorbereitung für den nächsten sozialen Schritt, das Schulalter. Je wertschätzender, sanfter und selbstverständlicher der Übergang und die täglichen Übergaben verlaufen, desto unproblematischer wird das Kind vom einen in das andere System wechseln. Denn glücklicherweise hat das Kind nun zwei Lebenswelten, welche seinen Lebensweg begleiten und ihm Sicherheit, Explorationserlebnisse und Autonomie vermitteln können.

In diesem Sinne bitte ich alle angehenden und bereits tätigen Kindergartenpädagog/innen um Verständnis und Nachsicht, wenn sie mit den empfindlichsten aller Kund/innen, nämlich den Eltern kommunizieren. Lernt zuhören, Fragen beantworten und bitte, bitte - besonders in den Übergabemomenten - kommentiert und interpretiert nicht unaufgefordert das Verhalten der Kinder! Es ist kontraproduktiv, schmerzt wochenlang und nützt niemandem.

Unsere gemeinsame Aufgabe und das gemeinsame Bemühen aller involvierten Erwachsenen - Pädagog/innen wie Eltern - sollte sein, den Kindern die Chance auf einen guten Übergang in den Kindergarten als Basis und Modell für ähnliche Übergänge im weiteren Leben zu ermöglichen.

Widmung

Ich möchte diesen Artikel in Dankbarkeit und positiver Verbundenheit Frau Hildegard Steingruber, Kindergarten Steingruber in Graz, widmen, bei welcher ich selbst als junge Mutter vor über 20 Jahren eine mütterlich sichere Instanz fand, die mich begleitete, meine Kinder leicht und froh in die große weite Welt loslassen zu können.

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