Martin R. Textor (Redaktion)
Teil 1
Inhalt
1 Modellversuch "Intensivierung der Elternarbeit" - eine Einführung
Martin R. Textor
2 Erfahrungen aus dem Modellversuch - ein Interview mit den Projektbeteiligten
Brigitte Blank, Elisabeth Eder, Waltraud Erb und Peter Oberleitner
3 Erfahrungen aus dem Modellversuch - Praxisberichte
3.1 "Herbstmarkt". Praxisbericht aus dem Kindergarten "St. Josef", Hauzenberg
Waltraud Kramer und Johannes Seiser
3.2 "Steine". Praxisbericht aus dem Kindergarten Konrad von Parzham, Altötting
Irmgard Schwarzenböck
3.3 Umgestaltung unseres Kinder-"Gartens". Praxisbericht aus dem Kindergarten Schönau
Margit Ettinger
3.4 "Großelternwochen". Praxisbericht aus dem Kindergarten Mitterskirchen
Renate Lindinger
zu Teil 2
1 Modellversuch "Intensivierung der Elternarbeit" - eine Einführung
Martin R. Textor
Jeder Modellversuch hat eine mehr oder minder lange Geschichte - so auch der Modellversuch "Intensivierung der Elternarbeit". In den Jahren 1989 bis 1992 wurde vom Caritasverband für die Diözese Passau das Vorläuferprojekt "Familienunterstützende Maßnahmen im Kontext des Kindergartens" durchgeführt. Es diente der Überprüfung, inwieweit durch zusätzliches Fachpersonal - zwei halbtags arbeitende Sozialpädagoginnen - in den beiden Projektkindergärten
- neue, intensivere Formen der Elternarbeit eingeführt werden können,
- längerfristige Familienberatung geleistet werden kann sowie
- hilfebedürftige Familien identifiziert und an soziale Dienste vermittelt werden können.
Es zeigte sich im Verlauf des Modellversuchs, dass die drei Ziele dank der guten Zusammenarbeit mit dem Kindergartenpersonal in beiden Einrichtungen realisiert werden konnten. Viele Eltern wurden bei Erziehungsschwierigkeiten und Familienproblemen kurz- oder langfristig beraten. Benötigten sie besondere Hilfen, so wurden sie an die entsprechenden sozialen Dienste weitervermittelt. Auch wurden neue Formen der Elternarbeit wie Elterngruppen, Alleinerziehendentreffs, Gesprächsangebote für Aussiedlerfrauen, Ausleihmöglichkeiten für Bilderbücher und Spiele, Gruppenelternabende, Kindergartenzeitung usw. eingeführt. Die Projektkindergärten wurden mit Einrichtungen des Jugendhilfe- und Bildungsbereichs vernetzt.
Aus der Organisation des Modellversuchs "Familienunterstützende Maßnahmen im Kontext des Kindergartens" ergab sich jedoch das Problem, dass die Projektmitarbeiterinnen zu wenig Kontakt zu Eltern und Kindern hatten. Es zeigte sich, dass das Kindergartenpersonal mehr Einblick in das psychische Leben und Verhalten der Kindergartenkinder hatte und eher das Vertrauen der Eltern besaß. So musste es die Projektmitarbeiterinnen auf Problemfälle ansprechen und den Kontakt zwischen ihnen und den Familien herstellen. Dieses Verfahren erwies sich als sehr zeitaufwendig und nicht unproblematisch.
Damit wurde deutlich, dass eine Intensivierung der Elternarbeit und der familienunterstützenden Funktion des Kindergartens am besten erreicht werden kann, wenn das Kindergartenpersonal befähigt wird, diesen Aufgaben gerecht zu werden. Hier setzt nun der Modellversuch "Intensivierung der Elternarbeit" an, der ebenfalls vom Caritasverband für die Diözese Passau e.V. verantwortet wird. Die Durchführung obliegt Frau Blank und Frau Eder, die seit Projektbeginn bzw. seit Anfang 1995 beim Caritasverband angestellt sind.
Die Projektlaufzeit beträgt fünf Jahre; sie endet am 31.08.1997. Der Modellversuch wird wie das Vorläuferprojekt vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit gefördert sowie vom Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) fachlich begleitet. Die wissenschaftliche Evaluation erfolgte in den beiden ersten Projektjahren durch die freiberuflich tätige Erziehungswissenschaftlerin Yvonne Lüders; in den drei letzten Projektjahren ist der IFP-Mitarbeiter Martin R. Textor mit dieser Aufgabe befasst. Das Konzept des Modellversuchs, die ersten in diesem Kontext gesammelten Erfahrungen, die Befragungsergebnisse von Frau Lüders u.a. befinden sich in einem Zwischenbericht, der 1995 vom Sozialministerium veröffentlicht wurde.
Für den Modellversuch hatten sich zu zwei verschiedenen Zeitpunkten 77 der damals etwas mehr als 170 Kindergärten angemeldet, die dem Caritasverband für die Diözese Passau e.V. angeschlossen sind. Der Tabelle 1 kann entnommen werden, dass 16 Kindergärten während der Projektlaufzeit ausgeschieden sind - die Gründe hierfür wurden in einer Befragung erfasst (siehe Kapitel 4).
Tabelle 1: Für den Modellversuch angemeldete Einrichtungen und letztlich beratene Kindergärten
Anmeldungen 1992:
Nachmeldungen 1994:
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46 Kindergärten
31 Kindergärten
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Summe angemeldeter Einrichtungen: |
77 Kindergärten |
davon ausgetreten: |
16 Kindergärten |
nur an Regionalgruppentreffen teilgenommen:
(davon nur sporadisch:)
an Teamberatung und Regionalgruppen teilgenommen:
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16 Kindergärten
(12 Kindergärten)
45 Kindergärten
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Im Rahmen des Modellversuchs erhalten Kindergärten, in denen das ganze Team eine Verbesserung der Elternarbeit und -beratung wünscht, eine intensive, zeitlich befristete Intervallberatung. Mit der Teamberatung wird angezielt, dass das Kindergartenpersonal Nöte und Bedürfnisse der Eltern wahrnimmt sowie ein neues Selbstverständnis von Elternarbeit entwickelt. Insbesondere werden folgende Ziele verfolgt:
- Befähigung des Kindergartenpersonals zur Elternarbeit: Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen sollen neue Formen der Elternarbeit und Beratungstechniken vermittelt bekommen. Auch sollen Planungshilfen zur Weiterentwicklung der bisherigen Elternarbeit gegeben werden. Ferner sollen Angst und Unsicherheit im Umgang mit Eltern abgebaut werden.
- Öffnung des Kindergartens: Hierdurch soll zum einen mehr Transparenz erreicht werden. Zum anderen sollen die Eltern durch eine stärkere Beteiligung am Kindergartenleben aktiviert werden und die Möglichkeit erhalten, verstärkt Kontakte zu anderen Familien aufzunehmen. Auf diese Weise kann auch der Selbsthilfebereich gestärkt werden. Elternarbeit kann somit mehr und mehr zu einer Zusammenarbeit mit den Eltern am Kindergarten werden.
- Fachgespräch und kollegiale Beratung: Insbesondere durch die Teilnahme an Projektgruppentreffen und Fortbildungen wird es den Erzieherinnen ermöglicht, im Austausch mit Kolleginnen aus anderen Einrichtungen die eigene Sichtweise zur Elternarbeit zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Ferner profitieren sie von den in anderen Einrichtungen gesammelten Erfahrungen.
Voraussetzung für die Teilnahme am Modellversuch ist, dass das ganze Team des jeweiligen Kindergartens an der Intervallberatung teilnehmen will. Diese umfasst in der Regel fünf bis sieben mehrstündige Termine, vereinzelt bis zu 10 Treffen. Nach einem längeren Zeitabstand können ein bis zwei Reflexionsgespräche folgen. Erweist es sich aus zeitlichen Gründen oder anhand der zu bearbeitenden Themen als sinnvoll, weniger, aber dafür längere Termine zu vereinbaren, reduziert sich die Zahl der Treffen entsprechend.
Bei der Intervallberatung soll das Kindergartenteam dort abgeholt werden, wo es gerade steht. Gemeinsam werden Schwerpunkte und Inhalte der Elternarbeit erarbeitet, wobei die Situation des jeweiligen Kindergartens berücksichtigt wird. Dadurch kann die Ziel- und Schwerpunktsetzung der Beratung in den einzelnen Einrichtungen unterschiedlich sein.
Die Teamberatung zielt darauf ab, die Eigeninitiative der Mitarbeiterinnen zu wecken. Sie ist prozessbegleitend angelegt und kann beinhalten:
- die Analyse der Lebenssituation junger Familien im Einzugsbereich der Einrichtung,
- gemeinsames Erarbeiten und Erfassen von besonderen Bedürfnissen der Kindergartenkinder (z.B. Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen) und von Problemen ihrer Familien,
- Zielfindung in der Elternarbeit,
- Planung der Elternarbeit,
- Unterstützung bei der Entwicklung eines individuellen Konzeptes der Elternarbeit, das an die Gegebenheiten des jeweiligen Kindergartens angepasst ist,
- Impulse für die Umsetzung dieses Konzepts in die Praxis,
- Vorstellung verschiedener Formen der Elternarbeit,
- Hilfestellung bei der Vorbereitung von Elternveranstaltungen,
- Besprechung des Ablaufs der Veranstaltungen,
- Vor- und Nachbereitung von Elterngesprächen,
- Hilfe bei der Suche nach Entlastungsmöglichkeiten für das Kindergartenpersonal,
- Anregungen für die Aktivierung der Eltern, so dass mehr Zeit für die Elternarbeit bleibt.
Mit dem letztgenannten Punkt ist ein weiteres zentrales Ziel des Modellversuches angesprochen: So soll überprüft werden, ob und inwieweit Eltern in Beschäftigungen für Kinder als aktiv Mitwirkende einbezogen werden können und ob dies den Kindergartenalltag bereichert, Kindern neue Bildungsmöglichkeiten eröffnet und ihnen einen umfassenderen Einblick in die Erwachsenenwelt ermöglicht. Hierzu soll das Kindergartenpersonal Eltern motivieren, ihre besonderen Fähigkeiten (wie Schreinern, Töpfern, Weben) in den Kindergartenalltag einzubringen, Kinder an ihren Arbeitsplatz einzuladen, für sie ein Theater- oder Kasperlestück einzuüben, für sie einen Besuch im Museum, Rathaus, Theater, bei der Müllabfuhr usw. zu organisieren oder die Gruppe bei Ausflügen zu begleiten. Insbesondere den folgenden Praxisberichten (siehe Kapitel 3.1 bis 3.4) kann entnommen werden, wie Projekteinrichtungen Eltern in den Kindergartenalltag eingebunden haben.
Die Intervallberatung wird ergänzt durch übergreifende Fortbildungsveranstaltungen und Projektgruppentreffen. Die angemeldeten Kindergärten wurden drei Regionalgruppen zugeordnet, die dreimal im Jahr unter Leitung der Projektmitarbeiterinnen zusammentreffen. Die Treffen dienen der Vernetzung der Projektkindergärten miteinander und somit dem kollegialen Austausch. Im Rahmen der Projektgruppen werden Sachthemen zur Elternarbeit erarbeitet und diskutiert (siehe Kapitel 6.1).
Wie Tabelle 1 entnommen werden kann, nehmen 45 Kindergärten sowohl an der Teamberatung als auch an den Projektgruppentreffen teil. Weitere 16 Einrichtungen entsenden nur eine Vertreterin in die jeweilige Regionalgruppe. Die Gründe hierfür, Informationen über die Praxis der Teamberatung und der Projektgruppentreffen sowie die mit diesen Interventionen gemachten Erfahrungen werden vor allem in dem nachfolgenden Interview (siehe Kapitel 2) präsentiert, zum Teil werden sie auch in der Stellungnahme des Caritasverbandes für die Diözese Passau e.V. angesprochen (Kapitel 5).
Eine weitere Aufgabe der Mitarbeiterinnen des Modellversuchs ist das Zusammenstellen einer Arbeitsmappe zur Elternarbeit. Auf diese Weise erhalten die Projektkindergärten nach und nach schriftliche Materialien, die sie in den Teams diskutieren und auf die sie immer wieder zurückgreifen können. Viele Texte wurden bei den Regionalgruppentreffen eingeführt und konnten dort besprochen werden.
Durch die Veröffentlichung der Arbeitsmappe durch den Carl Link Verlag als Buch werden die im Modellversuch gesammelten Erkenntnisse über Elternarbeit (vergleiche Kapitel 2) allen Kindergärten zugänglich gemacht. Ein ähnliches, wenn auch nur auf Bayern bezogenes Ziel wurde mit der Verteilung der Broschüre "Elternmitarbeit: Auf dem Wege zur Erziehungspartnerschaft" durch das Sozialministerium an alle bayerischen Kindertageseinrichtungen, Fachakademien, Trägerverbände, Jugendämter usw. verfolgt. Diese Broschüre wurde größtenteils von Brigitte Blank und Martin R. Textor erarbeitet. Die gesammelten Erkenntnisse über Elternarbeit konnten auch durch eine Vielzahl anderer Publikationen (siehe Kapitel 6.2) und auf Veranstaltungen (Kapitel 6.3) weiterverbreitet werden. Außerdem wurde von Frau Eder ein Videofilm mit dem Titel "Elternmitarbeit: Auf dem Wege zur Erziehungspartnerschaft" gedreht, der vom Bayerischen Sozialministerium finanziert und an alle Fachakademien und Verbände verteilt wird.
Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung wurden u.a. eine Befragung der sozialpädagogischen Fachkräfte, die an dem Modellversuch teilgenommen haben, und eine Umfrage bei Eltern von 30 Projekteinrichtungen und einer fast gleich hohen Zahl anderer Kindergärten vorgenommen (siehe Kapitel 4). Diese Untersuchungsergebnisse belegen die hohe Zufriedenheit der Betroffenen - mit dem Modellversuch bzw. mit der Elternarbeit.
2 Erfahrungen aus dem Modellversuch - ein Interview mit den Projektbeteiligten
Brigitte Blank, Elisabeth Eder, Waltraud Erb und Peter Oberleitner
Die Fragen stellte Martin R. Textor.
F.: Weshalb hat der Caritasverband für die Diözese Passau e.V. den Modellversuch "Intensivierung der Elternarbeit" initiiert?
Erb: Kindergärten müssen heute eine andere Elternarbeit anbieten als noch vor 10 oder 15 Jahren. Sowohl die Familiensituationen als auch die Erwartungen der Eltern an den Kindergarten haben sich verändert. Kinder sind heute, von der täglichen Dauer und von der Gesamtzahl der Jahre her gesehen, länger im Kindergarten als früher. Darum ist es außerordentlich wichtig, dass der Kindergarten auf die Erziehungsarbeit des Elternhauses aufbaut. Dies setzt jedoch voraus, dass Erzieherinnen die konkreten Familiensituationen kennen und mit den Eltern kooperieren. Im Rahmen der Fachberatung stellten wir häufig fest, dass Kindergärten Begleitung und Unterstützung brauchen, um die für ihre Einrichtung passende Elternarbeit zu konzipieren. So entstand die Idee, im Rahmen eines Modellversuches Kindergartenteams auf ihrem Weg zu einer Erziehungspartnerschaft mit den Eltern zu begleiten. Darüber hinaus wollten wir herausfinden, welche Formen von Elternarbeit bedarfs- und zeitgerecht sind.
F.: Welche Beziehungen sehen Sie zwischen der Elternarbeit von Kindergärten und der kirchlichen Familien- bzw. Gemeindepastoral?
Oberleitner: Für viele Eltern bedeutet der Kindergarten eine fest eingeplante Regeleinrichtung - als Stütze für ihren Alltag und fachlicher Dienst in der Erziehung. Der kirchliche Kindergarten ist meist integriert in das Gemeindeleben einer Pfarrei und eröffnet dadurch weitere soziale und religiöse Beziehungsfelder. Seelsorger sind gut beraten, Kindergärten als Erfahrungsorte von Gemeinde zu sehen und den Kontakt zu den Familien, vor allem auch der Familien untereinander, zu pflegen und zu fördern. Hier hat das Modellprojekt neue Zugänge für die Gemeindepastoral eröffnet: Erzieherinnen gelingt es zusehends, die konkrete Situation und Problematik von Familien in den Blick zu nehmen und in den Zielen und in der Praxis des Kindergartens zu berücksichtigen. Über den Kindergarten bietet sich so die Chance eines diakonischen Gemeindeaufbaus, d.h. Kirche kann als lebensbegleitend erfahren werden. Liturgische Feiern, Gestaltung religiösen Brauchtums, religionspädagogische Elemente usw. können so noch besser mit dem Leben der Familie verbunden werden.
F.: Wie kann dies konkret in der Pfarrgemeinde aussehen?
Oberleitner: Mit der partnerschaftlich und diakonisch verstandenen Elternarbeit, die viele Kindergärten entwickelten, entstehen neue Formen des Kindergartenlebens und damit auch des Gemeindelebens. Mütter, die selbst ihre Treffen im Kindergarten organisieren, Eltern, die in Erzählrunden zusammenkommen, Vermittlung von Unterstützung und Hilfen, Familiengottesdienste, gemeinsame Ausflüge usw. sind Beispiele, wie aus institutioneller Kinderbetreuung Orte der Begegnung werden und Gemeinde wachsen kann.
F.: Beraten Sie auch Einrichtungen, die nicht dem Caritasverband für die Diözese Passau e.V. angeschlossen sind?
Erb: Zwei Kindergärten in kommunaler Trägerschaft, die von sich aus um Teilnahme am Modellversuch baten, wurden in die Beratung einbezogen.
F.: Was verstehen Sie eigentlich unter "Teamberatung"?
Blank: Unter Teamberatung verstehen wir eine prozesshafte Begleitung und Unterstützung aller Mitglieder eines Kindergartenteams. Die Beratungsthemen orientieren sich an der jeweiligen örtlichen Situation des Kindergartens.
F.: Wie lange dauert im Regelfall eine Teamberatung?
Eder: Ein Beratungstermin dauert in der Regel zwei bis drei Stunden. Meistens werden circa fünf bis sieben Termine vereinbart. In einzelnen Fällen können es auch bis zu 10 Termine sein.
F.: Welcher Abstand zwischen den einzelnen Treffen hat sich bewährt?
Eder: Zwischen den einzelnen Treffen erscheint im Regelfall ein Abstand von drei bis vier Wochen sinnvoll. Bei kürzeren Abständen hat das Team zu wenig Zeit zur Umsetzung, bei längeren Abständen verwischen sich die Beratungsergebnisse. Ein bis zwei weitere Beratungstermine nach circa ¾ bis 1 ½ Jahren zur Reflexion und zur Weiterentwicklung sind sinnvoll.
F.: Wie verläuft eine Teamberatung in einem Kindergarten?
Blank: Wie bereits erwähnt, gehen wir von der örtlichen Situation aus und machen zunächst mit dem Team eine Situationsanalyse. Meistens benutzen wir hierfür die Fragen zum "zielorientierten Planen", wie sie auch in der Broschüre "Elternmitarbeit" abgedruckt sind. Dies hat sich gut bewährt. Basierend auf den Wünschen, Erwartungen und Zielen der Teams werden dann die verschiedenen Themen erarbeitet und ein roter Faden für die Elternarbeit entwickelt. Dabei werden immer wieder persönliche Einstellungen zur Elternarbeit hinterfragt.
F.: Und wie verläuft ein einzelnes Treffen?
Eder: Das kann sehr unterschiedlich sein, da wir uns ja am Team und der Situation des Kindergartens orientieren. Während in manchen Einrichtungen eine Art "Erste Hilfe" notwendig ist und Ängste abgebaut werden müssen, z.B. vor der Durchführung eines Gruppenelternabends, können eventuell im nächsten Team Eltern-Kind-Projekte vorbesprochen oder grundsätzliche konzeptionelle Inhalte der Elternarbeit erarbeitet werden.
F.: Und was sind die zentralen Inhalte der Teamberatung?
Blank: Ein zentraler Inhalt aller Teamberatungen war die Sensibilisierung der Teams für die Lebenswirklichkeiten der Familien vor Ort. Aufgrund einer Situationsanalyse der Familien waren die Mitarbeiterinnen zu vermehrten Diskussionen und gegebenenfalls zur Neuorientierung - auch in Bezug auf die eigene Einstellung - gefordert. In einem weiteren Schritt wurden diese Überlegungen in die konkrete Planung der Elternarbeit einbezogen. Ich will dies an einem Beispiel verdeutlichen. Übergänge wie z.B. von der Familie in den Kindergarten oder beim Übertritt in die Schule sind bei vielen Eltern mit Ängsten und Unsicherheiten verbunden. Dies ist vielen Erzieherinnen oft nicht ausreichend bewusst und wird daher nicht immer im notwendigen Ausmaß berücksichtigt. In der Beratung versuchen wir zunächst, die Situation der Familien zu verdeutlichen, um dann mit dem Team entsprechende Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erarbeiten. Als Beispiele seien hierbei Schnuppertage, Miniclub, Informationsabende und Termingespräche genannt.
Eder: Weitere wesentliche Inhalte der Teamberatungen waren z.B. Förderung der Kommunikation im Kindergarten, Termingespräche mit Eltern, Planung der Elternarbeit, Erste Zeit im Kindergarten, Gestaltung von Eltern- und Gruppenelternabenden. Daneben spielten die Zusammenarbeit mit dem Kindergartenbeirat, die Elternarbeit im Situationsansatz, Fallbesprechungen sowie die Planung und Durchführung gemeinsamer Projekte wie Gartengestaltung, Eltern-Kind-Bücherei usw. eine Rolle. Außerdem wurden in einigen Beratungseinheiten Fragebögen für Elternbefragungen entwickelt.
F.: Welchen Zweck haben die nachbereitenden Treffen?
Eder: Wie bereits erwähnt, haben die Teams die Möglichkeit, nach circa ¾ bis 1 ½ Jahren Ziele und Inhalte der praktizierten Elternarbeit zu reflektieren. Dieses Gespräch dient zur Überprüfung und Kontrolle der konzeptionellen Inhalte und ermöglicht eine Weiterentwicklung der bereits veränderten Zusammenarbeit mit Eltern. Leider wurde diese Reflexionsberatung nur von wenigen Einrichtungen in Anspruch genommen. Da wir diesbezüglich keinen Kontrakt abgeschlossen hatten, konnte diese Beratung von uns nicht eingefordert werden. Vielleicht war auch der etwas zu lange Abstand zwischen Teamberatung und Reflexionsberatung mit ein Grund, dass die Reflexionsberatung von den einzelnen Teams so wenig gewünscht wurde.
F.: Mit welchen Schwierigkeiten von Erzieherinnen sind Sie überwiegend konfrontiert worden?
Eder: Erzieherinnen fühlen sich aufgrund der unterschiedlichen und vielfältigen Bedürfnisse von Eltern des Öfteren überfordert - z.B. von denen der Alleinerziehenden, berufstätigen Mütter, Hausfrauen, Ausländer, Aussiedler, Getrenntlebenden oder Personen in anderen Familiensituationen. Außerdem erlebten wir häufig bei Erzieherinnen Unsicherheiten in Bezug auf Elterngespräche, insbesondere bei Problem- oder Konfliktgesprächen. Kindergartenteams, die neue Wege in der Zusammenarbeit mit Eltern anstreben, berichten des Öfteren von Schwierigkeiten mit eingefahrenen Traditionen. Ein häufiges Beispiel dafür ist das Sommerfest, das oft seit Jahren in derselben Form durchgeführt wird. Manchmal kostet es den Mitarbeiterinnen ziemlich viel Energie, diese Traditionen durch zeitgemäße Formen der Elternarbeit zu ersetzen.
Blank: Ein weiteres Problem ist sicherlich der zeitliche Rahmen. Vor allem für Erzieherinnen, die in Wechselgruppen arbeiten, ist es äußerst schwierig, z.B. Termingespräche durchzuführen und auch in anderen Dingen den einzelnen Eltern gerecht zu werden. Aufgrund der verschiedenen Erziehungsansichten von Erzieherinnen und Eltern haben die Teams manchmal Schwierigkeiten, mit Eltern einen Konsens herzustellen. Oft geht das leichter, wenn für die Eltern die pädagogische Arbeit des Kindergartens transparenter wird. Schwierig ist es auch nach wie vor, und vor allem in Zeiten, wo Leistung sehr stark zählt, das situationsorientierte Arbeiten zu vertreten. Immer wieder wünschen Eltern Vorschulerziehung mit Vorschulmappen.
F.: Mit welchen Themen neben der Elternarbeit haben Sie es bei der Teamberatung zu tun bekommen?
Eder: Neue Wege in der Kindergartenpädagogik, z.B. der Situationsorientierte Ansatz, die Erarbeitung einer Einrichtungskonzeption und Schwierigkeiten im Team wurden neben anderen allgemeinen Kindergartenthemen immer wieder in die Beratung eingebracht.
F.: Wie viel Zeit haben Sie im Durchschnitt für solche Themen verwendet?
Eder: Das ist unterschiedlich. Soweit es zur Weiterentwicklung der Elternarbeit notwendig war, haben wir uns in den Teams mit diesen Themen auseinandergesetzt. Fielen die Anliegen aber zu sehr in den Aufgabenbereich der allgemeinen Fachberatung, haben wir an die jeweilige regionale Fachberaterin weitervermittelt.
F.: Mit welchen Methoden haben Sie bei der Teamberatung gearbeitet?
Blank: Die Methoden der Beratung richteten sich oft nach der Anzahl der Mitarbeiterinnen. In größeren Teams war es manchmal notwendig, in Kleingruppen zu arbeiten. Wir haben vor allem in den letzten drei Jahren verstärkt mit sogenannten "Zielfragen" gearbeitet. Dazu gehören: Wo stehen wir? / Wohin wollen wir? / Welche Wege gibt es? / Sind wir auf dem richtigen Weg? Mit diesen Fragen konnten viele Probleme und Planungsschritte gegliedert und "bearbeitbar" gemacht werden. Um alle Mitglieder eines Teams anzusprechen und um gemeinsame Lösungen zu finden, haben wir uns unterschiedliche Moderationstechniken zur Erarbeitung von Themen angeeignet.
F.: Was hat Ihnen bei der Teamberatung Schwierigkeiten gemacht?
Eder: Da im Laufe der Projektzeit die Fluktuation des Personals in den einzelnen Kindergärten sehr hoch war, war es manchmal schwierig, prozesshaft weiterzuarbeiten. Neue Kolleginnen mussten wieder neu integriert werden. Um einen einigermaßen gleichen Wissensstand zu vermitteln, mussten Beratungsinhalte häufig wiederholt werden. Blockierend wirkten sich auf die Teamberatung Konflikte und zu unterschiedliche Einstellungen innerhalb der Teams aus. Es kam auch vor, dass aus diesem Grund eine Teamberatung hinausgeschoben bzw. abgebrochen wurde. Diesen Teams wurde geraten, ihre Schwierigkeiten im Rahmen einer Supervision zu bearbeiten.
Blank: In manchen Teams gibt es dominante Mitarbeiterinnen und vor allem unter den Kinderpflegerinnen permanente "Schweiger". Manchmal war es auch einfach schwierig, einen geeigneten Termin zu finden, wo das gesamte Team Zeit hatte. Bei Kindergärten mit sehr langen Öffnungszeiten konnten die Mitarbeiterinnen nach einem langen Arbeitstag oft nur schwer motiviert werden.
F.: Wie haben Sie im Modellversuch zwischen Teamberatung und Supervision unterschieden?
Erb: Die Teamberatung im Projekt ist eine Form von thematisch begrenzter, inhaltsorientierter Beratung. Wenn in einem Team Probleme vorhanden sind, die nicht nur mit fachlichen Inhalten, sondern auch mit persönlichen oder zwischenmenschlichen Problemen zusammenhängen, ist Supervision angebracht.
F.: Und welche Unterschiede bestehen zwischen Teamberatung und dem Besuch von Fortbildungsveranstaltungen durch einzelne Mitarbeiterinnen?
Blank: An der Teamberatung ist das gesamte Team beteiligt; normalerweise wird eine Fortbildung nur von einer oder eventuell einem Teil der Mitarbeiterinnen besucht. Teamberatung ist prozessorientiert und behandelt ein Thema von der Situation vor Ort ausgehend.
Erb: Teamberatung, wie wir sie im Projekt praktiziert haben, ist für Mitarbeiterinnen eines Teams, die sich gemeinsam auf einem bestimmten Gebiet weiterqualifizieren wollen, eine sinnvolle Sache. Es wird aber immer auch allgemeine Fortbildung geben müssen, damit einzelne Mitarbeiter die Gelegenheit haben, sich speziell und individuell fortzubilden.
F.: Welche "Beziehungen" bestehen zwischen dem Modellversuch und dem Fortbildungsprogramm des Caritasverbandes für die Diözese Passau?
Erb: Die Projektmitarbeiterinnen waren an der Planung des Fortbildungsprogrammes beteiligt. Durch ihre Themenvorschläge konnten Projektinhalte im Fortbildungsprogramm berücksichtigt werden. Einige Kurse gestalteten sie selbst mit, oder sie übernahmen die Kursbegleitung.
F.: Was halten Sie für wichtige Qualifikationen, um als Teamberaterin arbeiten zu können?
Blank: Als wichtige Qualifikationen sehe ich fachliches Wissen in Bezug auf die Beratungsthemen sowie Kenntnisse über Grundlagen der Gruppendynamik. Außerdem ist es notwendig, mit viel Einfühlungsvermögen und Aufgeschlossenheit in die Teams zu gehen, um kreative Lösungen zu ermöglichen. Hilfreich ist hier ein methodisches Vorgehen.
Eder: Für meine Tätigkeit als Beraterin war es hilfreich, dass ich als langjährige Leiterin eines Kindergartens den Bereich "Elternarbeit" sehr gut kenne und meine eigenen Erfahrungen einbringen konnte.
F.: Was sind zentrale Rahmenbedingungen für eine Teamberatung?
Eder: Wichtig für eine Teamberatung ist, dass jede Mitarbeiterin bereit ist mitzuarbeiten, dass sie sich öffnet und motiviert ist, sich auf die Beratung einzulassen. Aber auch eine genaue Absprache mit dem Träger ist notwendig. Es sollten mit ihm der Zeitaufwand, also genügend Verfügungszeit, der finanzielle Aufwand und dergleichen geklärt werden. Außerdem ist der Zeitpunkt von Treffen so festzulegen, dass jedes Teammitglied Zeit für das Beratungsgespräch hat.
F.: Dreimal pro Jahr führen Sie ja auch Regionaltagungen durch. Was ist deren Zweck?
Blank: Die Regionaltreffen für Erzieherinnen im Modellversuch dienen in erster Linie der kollegialen Beratung und dem Erfahrungsaustausch untereinander, aber auch der Erarbeitung von relevanten Sachthemen.
F.: Welche Inhalte werden bei den Regionalgruppentreffen diskutiert?
Eder: Bei diesen Treffen werden Themen bezüglich der Elternarbeit behandelt. Dazu zählen beispielsweise: "Projektarbeit im Kindergarten", "Familien früher und heute", "Suchtvorbeugung im Kindergarten", "Umgang mit dem Kindergartenbeirat", "Neue Armut und deren Folgen" und "Elternarbeit im Situationsansatz". Einen breiten Raum nimmt der Erfahrungsaustausch ein. Gerade dabei holen sich die Teilnehmerinnen neue Ideen und haben die Möglichkeit, sich kollegial zu beraten.
Blank: Außerdem wird im Rahmen des Projekt von uns Beraterinnen eine Arbeitsmappe zu praxisorientierten Themen erarbeitet. Die jeweiligen Artikel werden in den Projektgruppen besprochen und an die Teilnehmerinnen verteilt.
F.: Welche Erfahrungen haben Sie mit Regionalgruppentreffen gemacht?
Eder: Die Teilnahme an den Regionaltreffen ist recht unterschiedlich. Ein Großteil der Kindergärten besuchte die Projektgruppentreffen regelmäßig, andere kamen nur sporadisch. Erzieherinnen, die regelmäßig teilgenommen haben, berichteten uns, dass gerade der Erfahrungsaustausch sehr hilfreich gewesen sei. Die Kolleginnen besprachen sehr offen ihre Erfahrungen. Es wurden auch Materialien ausgetauscht und gegenseitige Besuche vereinbart. Von einigen bekamen wir auch das Feedback, dass durch die Intensität der Treffen die Teamberatung vor Ort nicht mehr notwendig erschien.
Blank: Im Laufe der Projektjahre wurde außerdem sichtbar, dass sich bei vielen Erzieherinnen die Einstellung zu den Eltern verändert hat und eine intensivere Zusammenarbeit nicht mehr in Frage gestellt wird. Auch wird immer mehr eine bedarfsorientierte Elternarbeit angestrebt. Es gibt zwar immer wieder Schwierigkeiten mit einigen Eltern, aber es wird versucht, in partnerschaftlicher Art und Weise diese Probleme abzubauen bzw. zu klären.
F.: Welche Aktivitäten umfasst Ihr Tätigkeitsfeld noch?
Eder: Unsere Aktivitäten ergeben sich aus dem Konzept des Modellversuches. Als Schwerpunkte sind hier die Teamberatung, die Projektgruppentreffen, die telefonische Beratung und das Erstellen einer sogenannten Arbeitsmappe zur Elternarbeit zu nennen. Die Arbeitsmappe wurde von uns in Form einer Lose-Blatt-Sammlung als schriftliche Arbeitshilfe für die Projektkindergärten erarbeitet. Im Herbst 1997 soll diese Sammlung als Buch im Carl Link Verlag erscheinen. In den letzten zwei Jahren haben wir an einem Videofilm zum Thema "Elternmitarbeit" gearbeitet. Dieser Film zeigt verschiedene Möglichkeiten, wie ein partnerschaftliches Miteinander zwischen Kindergarten und Elternhaus entstehen kann. Gedacht ist dieser Film zum Einsatz in Fachakademien und Kinderpflegeschulen, in Fortbildungsveranstaltungen für Erzieherinnen sowie in Kindergärten - z.B. bei Teambesprechungen, Elternabenden oder Kindergartenbeiratssitzungen.
Blank: Sehr wichtig ist uns die Anbindung an das Fachberaterteam des Caritasverbandes. Daneben sind Kontakte zu verschiedenen Kooperationspartnern, regional und überregional, wichtige Projektaufgaben. Durch Veröffentlichungen in Zeitschriften und Fachbüchern, durch Veranstaltungen und Fortbildungsangebote haben wir Projektinhalte nach außen transparent gemacht.
F.: Welche Beziehungen bestehen zum Fachberaterinnenteam des Caritasverbandes?
Erb: Das Projekt ist grundsätzlich als erweitertes Angebot der Fachberatung des Referates Kindertagesstätten konzipiert. Deshalb ist die Koordination der allgemeinen Fachberatung mit der Beratung im Rahmen des Modellversuchs sinnvoll und notwendig. Dies geschieht in der Form, dass die Projektmitarbeiterinnen an den Dienstbesprechungen des Fachberaterteams teilnehmen. Zusätzlich finden regelmäßige Absprachen zwischen Fachberaterinnen und Projektmitarbeiterinnen statt, um Überschneidungen zu vermeiden und um gegenseitig die Arbeit zu ergänzen.
F.: Haben Sie auch mit "Außenstehenden" zusammengearbeitet? Weshalb?
Blank: Wie im Konzept vorgesehen, fand eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Referat Caritas und Pastoral und mit dem Referat Gemeindepastoral des Bischöflichen Seelsorgeamtes statt. Dabei wurden auch gemeinsame Veranstaltungen konzipiert und durchgeführt. Außerdem nahmen wir an Arbeitskreisen teil und arbeiteten themenbezogen mit verschiedenen Einrichtungen, wie z.B. der Erziehungsberatungsstelle, dem Suchtarbeitskreis, dem Referat Ehe und Familie und dem Kreisbildungswerk, zusammen.
F.: Wie waren Sie in das Modellprojekt eingebunden?
Oberleitner: Seit Bestehen des Modellprojektes findet ein regelmäßiger fachlicher Austausch statt. Die Rolle des Referates Caritas und Pastoral war es dabei, Elternarbeit im Kontext kirchlicher Gemeinden zu sehen. In einzelnen, gemeinsam durchgeführten Fortbildungen konnte die Verknüpfung von Elternarbeit und diakonischer Familienpastoral als Ansatz für Gemeindearbeit aufgezeigt werden.
F.: Wie könnte eine Weiterführung der Zusammenarbeit aussehen?
Oberleitner: Es wäre vorstellbar, die bisher gesammelten Erfahrungen, die auch in den Kurs "Kirchliche Sendung" eingeflossen sind, in einzelnen Kindergärten umzusetzen. Für Kindergärten, die sich als Gemeindekindergarten verstehen wollen, könnte ein Beratungsangebot erarbeitet werden, das von der Fachberatung und dem Referat Caritas und Pastoral gemeinsam durchgeführt wird.
F.: Welche Bedeutung hat für Sie die Kooperation mit dem Staatsinstitut für Frühpädagogik im Rahmen des Modellversuchs?
Erb: Auf eine Begleitung von "außen" haben wir von vornherein großen Wert gelegt. Bereits im vorhergehenden Projekt wurde die wissenschaftliche Begleitung von Ihnen (Martin R. Textor) wahrgenommen. Dass Sie auch das Nachfolgeprojekt begleiten, ist ein glücklicher Umstand, denn so konnte nahtlos weitergearbeitet werden. Die wissenschaftliche Begleitung haben wir als einen sehr bereichernden Faktor im Projekt erlebt. Wir erhielten zahlreiche konstruktive Vorschläge. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen waren eine Richtschnur für unsere Arbeit, und die letzte Befragung zeigt schließlich auch die Effektivität der durchgeführten Maßnahmen auf.
F.: Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie im Verlauf des Modellversuchs bezüglich der Elternarbeit gesammelt haben?
Eder: Erfahrungen im Projekt zeigen, dass eine "positive Einstellung" des Teams gegenüber Eltern eine Erziehungspartnerschaft erst ermöglicht. Bei der Planung und Gestaltung der Elternarbeit sollten sich die Erzieherinnen an den Bedürfnissen der Eltern und deren Lebenswirklichkeit orientieren. Die Umsetzung der Elternarbeit kann mit verschiedenen Methoden erfolgen, wobei das Gespräch immer eine zentrale Bedeutung hat.
F.: Welche Haltung gegenüber Eltern empfehlen Sie den Erzieherinnen?
Blank: Bestimmte Grundhaltungen wie z.B. gegenseitige Akzeptanz, Wertschätzung und Toleranz sind die Basis für eine positive Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Elternhaus. Daneben sind Kontaktfreude, Dialogbereitschaft, gegenseitiges Vertrauen, Offenheit für Ideen und die Bereitschaft zur Veränderung notwendig.
F.: Ist es für Kindergärten sinnvoll, eine besondere Konzeption für die Elternarbeit zu entwickeln? Muss Elternarbeit längerfristig geplant werden?
Eder: Ich denke, es ist in der pädagogischen Arbeit sowie auch in der Zusammenarbeit mit den Eltern wichtig, einen sogenannten "roten Faden" zu haben, an dem sich die Einrichtung orientieren kann. Im Laufe der Projektzeit wurden bei mehreren Teams der Wunsch und die Notwendigkeit der Erarbeitung einer Konzeption, auch in Bezug auf die Elternarbeit, offensichtlich.
Blank: Eine längerfristige Planung der Elternarbeit halte ich für notwendig, um bestimmte konkrete Schritte unternehmen zu können und um Stress zu vermeiden. Das soll aber nicht heißen, dass Geplantes immer ein Muss ist. Situations- und bedarfsorientierte Elternarbeit verlangt offene Planung.
F.: An der Teamberatung nehmen auch Kinderpflegerinnen teil. Wie sehen Sie deren Rolle im Bereich der Elternarbeit?
Blank: Sicherlich ist im Kindergarten eher die Erzieherin die Hauptansprechpartnerin für die Eltern, vor allem bei intensiveren Gesprächen und bei bestimmten Entscheidungsfragen. Dennoch finde ich es wichtig und notwendig, auch die Kinderpflegerin stets zu informieren und in die Planung und Erarbeitung von Elternaktionen miteinzubeziehen. Das Konzept der Einrichtung muss grundsätzlich vom gesamten Team getragen werden. Daher ist auch die Teilnahme von Kinderpflegerinnen an der Teamberatung zur Elternarbeit notwendig und sinnvoll.
F.: Welche Tipps geben Sie hinsichtlich der Gestaltung von Elternabenden?
Eder: Es ist nach wie vor wichtig und notwendig, pädagogische Themen mit den Eltern zu diskutieren und zu erarbeiten. Allerdings sollte dies mehr in Form von Gesprächskreisen und in kleineren Gruppen erfolgen. Wird ein Referent von außen eingeladen, ist es unbedingt erforderlich, sich im Vorfeld über das Ziel des Abends und das Thema abzustimmen. Bei der Themenauswahl sind Wünsche und Bedürfnisse der Eltern zu berücksichtigen. Vor allem zu Beginn des Kindergartenjahres haben sich Gruppenelternabende bewährt, bei denen "gruppeninterne" Themen besprochen werden. In diesem Rahmen ist es auch gut möglich, den Eltern die pädagogische Arbeit des Kindergartens transparent zu machen. Weitere Tipps können Sie in unserer Broschüre "Elternmitarbeit" nachlesen.
F.: Wie haben Sie Einfluss auf die Gesprächsbereitschaft von Erzieherinnen mit Eltern genommen?
Eder: Ob in den Teamberatungen oder in den einzelnen Projektgruppentreffen, die Bedeutsamkeit und die Notwendigkeit der Kommunikation zwischen Kindergarten und Elternhaus wurden stets als wichtige Grundhaltung in der Elternarbeit betont. Als grundlegende Formen des Dialogs wurden besonders das Aufnahmegespräch, das Termingespräch und die täglichen Tür- und Angelgespräche erarbeitet und diskutiert. Außerdem haben wir Erzieherinnen ermuntert, ihre Fertigkeiten in der Gesprächsführung durch Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen zu stärken. Viele Erzieherinnen haben durch intensives Begleiten der Familien gerade in der Anfangszeit sehr positive Erfahrungen gemacht. Dadurch hat sich die Gesprächsbereitschaft erhöht.
F.: Welche Vorschläge machen Sie Erzieherinnen, die Problemgespräche mit Eltern führen müssen?
Blank: Problemgesprächen wird von vielen Erzieherinnen eher mit Ängsten und Unsicherheiten entgegengesehen. Um dem vorzubeugen, sollten sie versuchen, mit den Eltern bereits im Vorfeld ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Eine gute Stimmung und eine angenehme Atmosphäre im Raum tragen zum Gelingen eines Gespräches bei. Ein Problemgespräch sollte gut vorbereitet und strukturiert sein. Gesprächsziele und -inhalte sollten den Gesprächspartnern bekannt sein. Positiv wirkt sich aus, wenn die Erzieherin die Regeln der Gesprächsführung befolgt, wie z.B. "Ich-Botschaften" oder "aktives Zuhören". Außerdem ist die Beachtung allgemeiner Grundhaltungen gegenüber Eltern eine wichtige Voraussetzung bei Gesprächen. Die Weiterqualifizierung durch Teilnahme an Fortbildungen und die kollegiale Vor- und Nachbereitung geben Sicherheit bei Problemgesprächen.
F.: Sieht man von Hospitationen ab, wurden Eltern laut der Elternbefragung in den Projekteinrichtungen nur selten in den Kindergartenalltag integriert. Was ist der Grund dafür, dass sie z.B. nicht häufiger in Projekte einbezogen werden oder ihre besonderen Talente in die pädagogische Arbeit einbringen können?
Eder: Ich muss sagen, dieses Ergebnis der Elternbefragung erstaunt mich etwas. Erfahrungen aus der Projektpraxis zeigen, dass die Einbeziehung von Eltern in das Kindergartengeschehen keine Seltenheit mehr ist. Einige Beispiele möchte ich kurz erwähnen: die Begleitung der Kindergruppe bei Wanderungen und Ausflügen; das Einbeziehen von Stärken, Hobbys und Fähigkeiten der Eltern, z.B. bei der Ausgestaltung von Kindergartenräumen, oder die Mitarbeit in Näh- und Bastelgruppen. Gerne werden die Berufe der Eltern im Kindergartenalltag vorgestellt bzw. genutzt, z.B. als Masseur, Schreiner, Arzt, Musiker, Maler...
Blank: Einige Projektkindergärten haben längerfristige Gartenprojekte oder Buchprojekte mit Eltern und Kindern geplant und durchgeführt. Das Befragungsergebnis erkläre ich mir so, dass Eltern dieses "Dabeisein" nicht unbedingt als Elternarbeit wahrnehmen.
F.: Welche Erfahrungen mit Familienselbsthilfe wurden im Modellversuch gemacht?
Eder: Familien unterstützen sich gegenseitig durch das Anbieten von Babysitterdiensten oder das Organisieren von Flohmärkten, bei Theaterfahrten und anderen Freizeitaktivitäten. Hier kann der Kindergarten künftig die Eltern sicher noch stärker unterstützen.
F.: Wie können Kindergärten "Raum" für eine intensive Elternarbeit schaffen?
Blank: Immer mehr Kindergärten erarbeiten Einrichtungskonzepte, in denen die Zusammenarbeit mit Eltern ein fester Bestandteil ist. Eine zielgerichtete Planung und Prioritätensetzung im Rahmen des Konzeptes können "Raum" für intensive Elternarbeit schaffen.
Eder: Wenn ich das Wort "Raum" wörtlich nehme, so ist es sinnvoll, wenn Eltern im Kindergarten wirklich einen Platz für sich selber haben. Dies kann z.B. eine Ecke im Kindergarten, wo des Öfteren ein Elterncafé stattfindet, eine Sitzmöglichkeit, die den Eltern die Gelegenheit des gegenseitigen Austausches ermöglicht, oder eine Eltern-Kind-Bücherei sein, bei der Literatur ausgeliehen werden kann. Wenn sich ein Kindergarten dafür entscheidet, sollte dieser Raum mit den Eltern geplant und gestaltet werden.
F.: Einige Kindergärten sind während des Modellversuchs ausgetreten bzw. haben nicht das volle Beratungsangebot genutzt. Welche Gründe sehen Sie hierfür?
Eder: Das Problem sehe ich hauptsächlich darin, dass sich im Laufe der fünf bzw. drei Jahre Projektzeit einige Kindergartenteams personell verändert haben. Durch die neue Teamsituation fehlte dann oft die nötige Bereitschaft zur weiteren Teilnahme am Projekt. In einigen Kindergärten war manchmal nur die Leiterin der Motor für die Mitarbeit im Modellversuch. Andere bemerkten im Laufe der Zeit, dass sie mit der Zusammenarbeit mit den Eltern recht zufrieden sind, also Hilfe und Unterstützung von außen nicht mehr benötigen. Warum nicht alle Kindergärten das volle Beratungsangebot, also auch die Teamberatung, nutzten, habe ich schon erwähnt: Einige Kindergärten holten sich alleine aus den Projektgruppentreffen viele Informationen und Anregungen und bauten diese selbständig in ihre Elternarbeit ein.
F.: Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie hinsichtlich der Teamberatung als Weiterqualifizierungsangebot gesammelt haben?
Blank: Voraussetzungen für eine Teamberatung sind die Bereitschaft und Motivation des Gesamtteams, sich an der Beratung zu beteiligen. Erst dann ist es möglich, gemeinsam neue Wege zu gehen und mitzutragen. Stärker als in Fortbildungen ist in der Teamberatung die örtliche Situation Ausgangspunkt für weitere Beratungsschritte. Durch die prozesshafte Begleitung ist es den Teams möglich, Schritte zur Weiterentwicklung und Problemlösung selbst zu erarbeiten.
F.: Glauben Sie, dass der Modellversuch über die beteiligten Einrichtungen hinaus Wirkungen gezeitigt hat?
Erb: Davon bin ich überzeugt. Am Modellversuch war knapp ein Drittel der Kindergärten in der Diözese beteiligt. Es war von vornherein unser Ziel, auch die übrigen Kindergärten an der Entwicklung des Projektes teilhaben zu lassen. Deshalb gab es während der gesamten Laufzeit des Projektes immer wieder Angebote für alle Kindergärten. Das waren z.B. Fortbildungsveranstaltungen zu Projektthemen, Informationen auf Leiterinnenkonferenzen über den Modellversuch sowie die Diözesanfachtagung 1995, welche unter dem Motto "Kindergarten und Familie - Partner in der Erziehung" stand.
F.: Im Sommer 1997 wird der Modellversuch abgeschlossen werden. Wie werden Sie die Erfahrungen aus dem Projekt in Zukunft nutzen?
Erb: Die Erfahrungen aus dem Modellversuch sind für uns auch in Zukunft hilfreich und nützlich. Gerade jetzt, wo die Kinderzahlen in den Einrichtungen zurückgehen und vermehrt die Qualität des einzelnen Kindergartens hinterfragt wird, können wir in der Fachberatung konkretere Hilfestellung geben, wenn es um die Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Eltern geht. Wir haben das Glück, dass eine Projektmitarbeiterin eine offene Planstelle im Fachberaterteam übernimmt. So gehen uns Erfahrung und Wissen aus dem Modellversuch nicht verloren, sondern wir können auch künftig daraus schöpfen.
F.: Werden Sie auch weiterhin Wege zur Intensivierung der Elternarbeit beschreiten?
Erb: Dieses Thema werden wir weiter verfolgen. Von einer intensiveren Elternarbeit ausgehend müssen dann aber Wege gefunden werden, wie sich Kindergärten stärker zu den Gemeinden hin öffnen können. Sie sehen, es schließt sich hier bereits ein weiteres Thema an, welches in Angriff genommen werden muss.
F.: Wie sehen Sie die Zukunft der Teamberatung in der Diözese Passau?
Erb: Unser Fachreferat hat vor dem Modellversuch keine Teamberatung angeboten. Im Modell erlebten wir Teamberatung als einen effektiven Weg von Fachberatung. Die Umfrage in den Projektkindergärten zeigt, dass auch in Zukunft ein Bedarf an Teamberatung vorhanden ist. Es steht fest, dass wir Teamberatung weiterhin anbieten werden. Nur stellt sich die Frage, wie dies ohne Personalausweitung durchführbar ist. Wir müssen unsere Fachberatung daraufhin überprüfen, wo wir zugunsten von Teamberatung andere Angebote reduzieren können.
F.: Wie beurteilen Sie als Vertreterin des Caritasverbandes für die Diözese Passau den Erfolg des Modellversuchs?
Erb: Den Erfolg des Modellversuches haben die Projektkindergärten in der Befragung eindeutig bestätigt. Auch die nicht am Modell beteiligten Einrichtungen haben davon profitiert. Ich denke, dass insgesamt gesehen die Qualität der Elternarbeit in den meisten der uns angeschlossenen Kindergärten gestiegen ist. Doch nicht nur für die Kindergärten war das Modell ein Gewinn, sondern ganz besonders auch für die Fachberatung. Wir im Referat Kindertagesstätten haben neue Wege der Fachberatung kennengelernt und eine neue Professionalität in der Beratung von Kindergartenteams sowie zum Themenbereich "Erziehungspartnerschaft mit Eltern" erworben.
F.: Was haben Sie persönlich im Verlauf des Modellversuchs gelernt?
Erb: Ich habe gelernt, dass Fachberatung Kindergartenteams mehr in den Blick nehmen muss. Zusätzlich zu den klassischen Formen der Fachberatung muss die gezielte Begleitung von Teams verstärkt angeboten werden. Wenn es in einer Einrichtung um grundlegende Fragen geht, sind alle Mitarbeiter einzubeziehen. Fachberatung kann im Rahmen von Teamberatung und Teamfortbildung auf die Situation der Einrichtung eingehen und individuelle Unterstützung geben. Mir ist klar geworden, dass es künftig um eine Erziehungspartnerschaft des Kindergartens mit den Eltern gehen muss. Die Qualität der Kindergärten wird sich künftig verstärkt darin zeigen, inwieweit es gelingt, ein neues Miteinander der Einrichtungen mit den Familien zu finden.
Eder: Für mich persönlich möchte ich die Mitarbeit im Modellversuch durchaus positiv bewerten. Ich konnte mein Fachwissen zum Kindergartenbereich durch die vielen Beratungsgespräche mit den einzelnen Projektkindergärten, im kollegialen Miteinander, durch die Zusammenarbeit mit dem Fachberaterteam und durch eigene Fortbildung deutlich erweitern. Außerdem fordert die Teilnahme am Modellversuch ständiges Weiterbilden sowie Offenheit für innovative Gedanken und Auseinandersetzungen. Für meine weitere Tätigkeit im Kindergarten wird mir diese berufliche und persönliche Weiterentwicklung sehr hilfreich sein.
Blank: Ich arbeite nun schon im zweiten Modellversuch zur Elternarbeit mit und beschäftige mich daher seit acht Jahren mit diesem Thema. Für mich war es spannend und interessant, mich auf die Teams einzulassen. In der Beratung fanden wir immer wieder neue Lösungen und Ideen für die Zusammenarbeit mit Eltern. Die Tätigkeit im Modellversuch verlangte große Flexibilität. Es war sehr bereichernd, mich ständig mit neuen Themen, Tätigkeiten und Menschen auseinanderzusetzen.
3 Erfahrungen aus dem Modellversuch - Praxisberichte
3.1 "Herbstmarkt": Praxisbericht aus dem Kindergarten "St. Josef", Hauzenberg
Waltraud Kramer und Johannes Seiser
Dem Einstieg in das Modellprojekt "Intensivierung der Elternarbeit" ging eine Diskussion im Team voraus, die jene Ambivalenz offenbarte, die zwischen der Befürchtung vor noch mehr (Eltern-) Arbeit und der Erwartung an eine bessere (Zusammen-) Arbeit schwankte. "Intensivierung" wurde zunächst als quantitativer Zuwachs missverstanden, zumal die bisherigen Aktivitäten im Rahmen der Elternarbeit an Aktionismus grenzten: Mehr als 20 Maßnahmen über das Kindergartenjahr verteilt fanden mit und für Eltern statt. Was sollten wir denn noch alles machen?
Die Auseinandersetzung mit dem Thema führte aber zu einem Meinungsbild im Team, das schließlich eine Zustimmung zum Modellprojekt ermöglichte: Es wurde der Aspekt der Unterstützung und Förderung der Arbeit mit den Sorgeberechtigten in den Mittelpunkt gerückt. Wir erhofften eine bewusste Reflexion und Änderung des eigenen Handelns in Bezug auf ein Loslassen-, Delegieren- und Abgrenzen-Können. Zugleich waren wir neugierig, wie andere Einrichtungen Elternarbeit umsetzen und was wir selbst diesbezüglich zu viel oder zu wenig tun. Der Vergleich mit anderen sollte auch eine Standortbestimmung ermöglichen.
Die regelmäßige Teilnahme an den Projektgruppentreffen erbrachte für die konkrete Praxis im Sinne von Aktivitäten wie Elterncafé, Handarbeitsgruppe usw. nicht viel Neues. Diese Veranstaltungen wurden bereits seit Jahren erfolgreich durchgeführt. Das bei den Treffen aufkeimende Bemühen um inhaltliche Standpunkte zu den Formen von Elternarbeit gewann mehr und mehr an Bedeutung. Die Klärung von Zielen, Strukturen und Rahmenbedingungen führte zu einem Bewusstmachen von bis dahin unreflektierten Abläufen und scheinbaren Zufällen. Durch die Teamberatung schälten sich drei Schwerpunkte heraus:
- Situationsanalyse (Wo stehen wir in Bezug auf die Elternarbeit?)
- Zieldefinition (Was wollen wir und was wollen die Eltern?)
- Handlungsstrategien (Wie setzen wir Elternarbeit effektiv um?)
Durch ein zielorientiertes Arbeiten an der Thematik wurde beispielsweise die Jahresplanung, die früher eher "aus dem Bauch" erfolgt war, zielgruppenspezifisch angelegt. Die differenzierte Vor- und Nachbereitung von sogenannten Termingesprächen mit den Eltern der neu aufgenommenen Kinder oder der Schulanfänger führten nicht nur zu einer Zunahme von Elterngesprächen, sondern erbrachte auch einen qualifizierten Umgang mit den Anliegen der Betroffenen. Die Abkehr von einer Arbeit für die Eltern und die Hinwendung zu einer Zusammenarbeit mit den Eltern kristallisierten sich zunehmend zu einem neuen Leitbild. Dabei wurde auch erkannt, dass durch eine bewusste und verstärkte Einbindung der Kinder in Planungen und Abläufe zugleich die Eltern vermehrt Interesse an einer Mitwirkung zeigten.
Gerade zu Beginn eines Kindergartenjahres drängt sich die Frage nach einer gleich von Anfang an optimalen Bindung der Eltern und Kinder an die Einrichtung auf. Die bislang üblichen Elternabende, Gruppenabende oder Informationsabende waren zu sehr kognitiv und einbahnig ausgerichtet. Außerdem blieben dabei die Kinder außen vor. Stattdessen sollten im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes vor allem aktivierende, atmosphärische, ansprechende sowie die ganze Familie einbeziehende Aspekte vorherrschen. Die Möglichkeit des sich untereinander Austauschens und Kennenlernens sollte ebenso gegeben sein.
Aus diesen Diskussionen im Team heraus wurde die Idee eines Familienwandertages im September geboren. Doch diese musste kurzfristig wegen einer Terminkollision mit einem zuvor stattfindenden Stadtfest, an dem wir uns mit einem Stabpuppenspiel beteiligen wollten, aufgegeben werden. Es war dem Team nicht zumutbar, kurz hintereinander an zwei Wochenenden im Einsatz zu stehen. Schließlich wurde der Vorschlag aufgegriffen, im Oktober einen Herbstmarkt im Kindergarten durchzuführen.
Situationsanalyse
Die Eltern, vor allem der Neuaufnahmen, kannten kaum die Gruppe ihres Kindes, geschweige denn die gesamte Einrichtung mit ihren Mitarbeiterinnen und den übrigen Eltern. Daraus resultierten Unsicherheit, abwartende Skepsis, vereinzelt aber auch vorsichtige Annäherung. Eltern, die sich bereits kannten, bildeten geschlossene Grüppchen, die kaum offen waren für Neue.
Die Kinder kannten sich untereinander vorwiegend in ihren Gruppen. Die Voranschluss- bzw. Orientierungsphase war abgeschlossen. Themenorientiertes Arbeiten war nun möglich. Das Rahmenplanthema "Heut' hab' ich den Herbst gesehen" ging auf die aktuelle Jahreszeit ein. Die Natur spiegelte das Reifen in bunten Farben und Formen wider. Der Mensch erntete die Früchte und feierte die Ernte.
Die Mitarbeiterinnen hatten sich einigermaßen auf die neuen Kinder in den Gruppen eingestellt. Der Kontakt zu den Eltern war sporadisch, viele kannte man noch nicht.
Zieldefinition
Diese Anfangssituation erforderte ein adäquates Angebot, das alle am Kindergarten Beteiligten zusammenführen und ansprechen sollte. In erster Linie war dabei an die Eltern gedacht. Zunächst steckten wir im Team Ziele ab, um uns über den Sinn und Zweck eines solchen Vorhabens einig zu werden. Unter der Überschrift: "Wohin wollen wir?" wurden folgende Absichten genannt: Wir wollten die Eltern
- zu einer beständigen Motivation und einem Engagement ermutigen, die aus dem Begreifen des Kindergartens als Lebenswelt des Kindes und damit als Pendant zum familiären Setting resultieren;
- zu mehr Verständnis und Akzeptanz unserer Arbeit führen, Unkenntnis und Missverständnisse überwinden;
- für die Belange des Kindergartens interessieren, damit Offenheit und Zusammenarbeit fördern;
- zu einem Miteinander im Kind-Eltern-Team führen, das ein gegenseitiges Kennenlernen und Unterstützen begünstigt;
- über unsere Arbeit mehr informieren, um Transparenz zu erreichen, sowie
- in die Arbeit des Kindergartens stärker einbinden, um das Team zu entlasten.
In einem nächsten Schritt wurden im Team Vorschläge gesammelt, wie diese Ziele umgesetzt werden könnten. Die Diskussion um eine Verschiebung des schließlich favorisierten Familienwandertages erbrachte neue Denkanstöße. Vor allem durch die Teamberatung gab es Impulse, die einen solchen Tag in Frage stellten - denn die Idee, im Kindergarten einen Herbstmarkt durchzuführen, würde den formulierten Zielvorstellungen näher kommen.
Schließlich sprach auch das in den Gruppen aufbereitete Thema "Herbst" für einen solchen Markt, zumal wir dabei auch die für die Kinder definierten Ziele dieses Rahmenplanthemas nochmals vertiefen könnten: Die Kinder sollten
- die Gerüche und Naturkostbarkeiten des Herbstes mit allen Sinnen erleben, erfassen und benennen;
- erfahren, wie aus geerntetem Obst und Gemüse Speisen zubereitet werden (z.B. Marmelade, Gemüsesuppe etc.);
- Gelegenheit haben, Marktsituationen zu erleben und nachzuspielen;
- ihre Phantasie und Kreativität ausformen sowie
- Verantwortung durch Ausführung kleiner Aufträge übernehmen.
Handlungsstrategien
Aufgrund des zu erwartenden hohen Aufwandes und Einsatzes für ein solches Vorhaben wurden drei bis vier Wochen als Vorlauf veranschlagt. In diesem Zeitraum sollte eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema in den Gruppen stattfinden und die Eltern schrittweise zur Mitarbeit bewegt werden.
Mit den Kindern besuchten wir als Einstieg zum Thema einen Obsthändler sowie den Wochenmarkt im nahen Stadtzentrum. Dort konnten sie selbst das eine oder andere Obst kaufen und erhielten so einen direkten Einblick in die Abläufe und Regeln des Handels. Die gewonnenen Beobachtungen und Eindrücke wurden in den Gruppen an aus Obstkisten selbst aufgebauten Verkaufsläden in Rollenspiele umgesetzt.
Das Erleben des Wochenmarktes führte zu einer gemeinsamen Aktion mit den Kindern: Mit Phantasie und Geschick wurden die Eingangshalle und der Treppenaufgang zur Marktwelt umgestaltet. Durch Gespräche, Erzählungen, Geschichten und den Einsatz von Bilderbüchern und Dias wurde das Thema weiter vertieft. Bei den Ausgängen in die Umgebung wurden Blätter und Kastanien gesammelt sowie ein Kartoffelacker "geerntet". Die Kinder konnten so dem Herbst leibhaftig begegnen, seine bunte Vielfalt, die unterschiedlichen Gerüche und die greifbaren Naturkostbarkeiten mit allen Sinnen erfassen und erleben. Sogar ein Marktlied wurde geprobt und gelernt.
In den Gruppen wurde das Erfahrene ausgetauscht. Auch wurden Ideen für den eigenen Herbstmarkt gesammelt und umgesetzt. So wurden mit den Kindern Packpapier, Servietten, Tischsets und Tüten bedruckt (Blätter- bzw. Kartoffeldruck), Brot und Suppeneinlagen gebacken, Eingemachtes gekocht (z.B. Apfelmus), Memory-Spiele gebastelt (aus bunten Blättern), Ketten aus Naturmaterialien geknüpft (Kastanien, Strohhalme etc.) sowie Blumen gebunden.
Ein Problem brachte eines der Kinder auf den Punkt: "Wie weiß ich denn, was das kostet?" Die Unsicherheit und Unkenntnis im Geldumgang ließen uns eine Lösung origineller Art finden: Die Kinder kannten zwar Spielgeld als Zahlungsmittel, beherrschten jedoch nicht die Einteilung und Preisgestaltung. So entstanden die "Kartuffolos", mit Bauernhoftieren gestempelte Holzplättchen. Je nach Produkt, das feilgeboten werden sollte, wurde die Anzahl von "Kartuffolos" festgelegt. An einem eigenen Stand (Wechselstube) konnte man diese Herbstmarkt-Währung eintauschen.
Die Eltern wurden zuerst durch einen Elternbrief auf den Herbstmarkt aufmerksam gemacht. Darin stellten wir unsere Idee vor, legten unsere Überlegungen dar und gaben einen Überblick über die in den Gruppen laufenden Aktivitäten. Zugleich riefen wir zur Mitarbeit und Unterstützung auf. Daraufhin zeigten einige Eltern Interesse, brachten Vorschläge ein und fragten an, ob Dekorationsartikel (Strohballen als Sitzgelegenheit, Körbe, Waagen etc.) oder Fertigkeiten (Kranz flechten, Setzlinge eintopfen, Brot backen etc.) beim Herbstmarkt eingebracht werden könnten. Natürlich wurden diese Angebote angenommen. Dazu kamen noch Spenden von Obst, Gemüse, Eiern, Sonnenblumen, Eingemachtem oder Säften. Mitunter wurden besondere Rezepte aus Großmutters Küche samt Kostproben abgegeben. Für ein Kuchenbüffet wurden zahlreiche, dem Thema entsprechende Köstlichkeiten geliefert (Apfelkuchen, Zwetschgendatschi, Krapfen etc.). Eine Woche vor dem Markt erhielten alle Eltern eine vom Team auf Papiertüten originell gestaltete Einladung. Viele mit Nüssen, Obst oder Gemüse gefüllte Tüten brachten die Eltern wieder in den Kindergarten zurück.
An den Vorbereitungsarbeiten am Markttag selbst beteiligten sich viele Mütter und Väter. Der Aufbau der Marktstände im Garten, die Dekoration, die letzten Zubereitungen (Brotaufstriche, Suppen) wurden am Vormittag gemeinsam mit den Kindern und dem Team erledigt. Es herrschten eine große Hektik und ein reges Tun. Die Kombination des offiziellen Beginns des Herbstmarktes mit der Abholzeit der Kinder hatte den Effekt, dass tatsächlich alle Eltern (oder zumindest ein Elternteil) am Herbstmarkt teilnahmen. Darüber hinaus kamen Geschwisterkinder, Großeltern oder auch Nachbarn. Die mit Schürzen ausstaffierten Kinder boten geschickt die vielfältigen Waren an. Sie wogen beispielsweise Gemüse ab und verpackten es in Tüten. Sie beherrschten gekonnt das Einmaleins des "Kartuffolo" und lernten, ihnen fremde Personen anzusprechen und zu fragen. Das sonnige Wetter unterstrich die kleine Welt der Marktleute. Die Atmosphäre lud zum Verweilen ein, das zum Kennenlernen und zur Mitarbeit führte. Sogar am Abbau und an den Aufräumarbeiten beteiligten sich zahlreiche Eltern bis in den Abend hinein.
Resümee und Ausblick
Noch am selben Abend setzte sich das Team mit einigen Eltern zusammen und reflektierte mit ihnen die Erfahrungen und Eindrücke des Tages. Dabei wurden folgende Ergebnisse festgestellt:
- Alle hatten viel Spaß;
- Kontakte zu Eltern wurden geknüpft;
- durch das Miteinander entstand eine konstruktive Zusammenarbeit;
- es bildeten sich Freundschaften zwischen Eltern;
- erstaunlich waren die große Unterstützung und Hilfe seitens der Eltern;
- die Eltern konnten ihre Kinder in einer anderen Situation erleben;
- die Eltern hatten Zeit zum Erzählen, Zuhören, Nachfragen, Beobachten und Tun.
In den Gruppen wurde das Projekt mit den Kindern im Stuhlkreis ausgewertet. Sie hatten beim Erfinden von Spielen bzw. Spielmöglichkeiten, bei der Gestaltung und Dekoration eine erstaunliche Kreativität entwickelt.
Für das Team wurden die zuvor genannten Ziele durch den Herbstmarkt eindrucksvoll erreicht. Diese vielversprechende Ausgangssituation wurde zu einer guten Ausgangsbasis für die Zusammenarbeit mit den Eltern. Bereits an der Beiratswahl, die 14 Tage später stattfand, waren mehr Eltern beteiligt als in den Jahren davor. Verbesserungswürdig und ausbaufähig waren sicherlich die Delegation und Verteilung von Aufgaben an Eltern und Kinder. Wir haben gelernt, vieles den Eltern und Kindern zu überlassen, ihnen mehr zuzutrauen sowie ihre spezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten stärker einzubinden.
Positive Rückmeldungen von Eltern kamen noch wochenlang. Vielfach war die Frage zu hören: "Macht Ihr das wieder mal?" Lieber hätten wir vernommen, ob wir wieder einen Markt durchführen. Der Weg von einer Arbeit für Eltern zu einer Zusammenarbeit mit Eltern scheint zwar eingeschlagen zu sein, aber das Ziel haben wir noch nicht erreicht. Mit Genugtuung registrierten wir hingegen von Kindern die Frage, wann wir wieder einen Herbstmarkt machen. "Intensivierung der Elternarbeit" bedeutet für uns letztlich, einen hohen Identifizierungsgrad mit dem Kindergarten zu erreichen, und zwar bei allen Beteiligten.
3.2 "Steine". Praxisbericht aus dem Kindergarten Konrad von Parzham, Altötting
Irmgard Schwarzenböck
Unser Kindergarten ist in Räumen der Konrad-von-Parzham-Schule Altötting (Einrichtung für behinderte Kinder) eingemietet. Es besteht dadurch ein sehr intensiver Kontakt zwischen nichtbehinderten und behinderten Kindern.
In unserer eingruppigen Einrichtung findet das Bearbeiten von verschiedenen Themen meist in Form der Projektarbeit statt. Dabei ist es uns wichtig, dass alle am Kindergarten Beteiligten an dem jeweiligen Projekt ganzheitlich teilhaben können. Da wir eine sehr kleine Einrichtung sind, sind ein intensiver Kontakt und die Zusammenarbeit mit den Eltern wichtig und notwendig. Diese Notwendigkeit wird den Eltern bereits bei der Anmeldung ihres Kindes nahe gebracht, d.h., Elternmitarbeit ist bei uns ein bedeutendes Kriterium für die Aufnahme eines Kindes.
Im September 1995 haben wir uns dem Modellversuch "Intensivierung der Elternarbeit" angeschlossen. Da wir die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Elternhaus schon immer für notwendig ansahen, wollten wir unsere Erfahrungen in die Gruppe einbringen und weitere Formen der Elternmitarbeit kennenlernen.
Ablauf des Projektes und Einbeziehung der Eltern
Wir haben für das Kindergartenjahr 1995/96 das Jahresthema "Erleben und Leben mit der Natur" ausgewählt. Zum Abschluss dieses Themenbereiches haben wir "Steine" als Grundlage für unser letztes Projekt genommen. Steine sind eine gute Möglichkeit, Zusammenhänge in der Natur zu erfahren. Steine können erzählen; viele sind wertvoll. "Zeitreisen" sollten den Kindern helfen, Verständnis für Steine zu entwickeln und Erfahrungen mit ihnen zu sammeln.
Gemeinsames Planen und Handeln sind wichtige Bestandteile der Projektarbeit. Bei der Vorbereitung des Steineprojekts wurden deshalb Eltern und Kinder über das Vorhaben informiert. Deren Ideen und Wünschen konnten wir somit bereits in der Planungsphase berücksichtigen.
Für sechs Wochen war das Thema "Steine" Mittelpunkt des Kindergartenalltags. Die verschiedenen Aktivitäten umfassten Gespräche, Geschichten, Spiele usw., die zum Themenbereich passten. Folgende Aktivitäten erlebten Kinder und Eltern während des Projektablaufes:
- Gemeinsam machten wir eine "Schatzsteinsuche", um besonders schöne Steine am Weg zu entdecken.
- Es wurde die Idee geboren, Sitzsteine für die Kinder zu suchen. Einige Familien machten sich auf den Weg und suchten bei Kelleraushüben große Steine, die dann mit den Kindern gemeinsam gewaschen und im Kindergarten aufgestellt wurden.
- Unsere Erzählkreise wurden zu "Steinkreisen" umbenannt.
- Wir gestalteten zusammen mit den Kindern ein "Stanarium". Mit Wasser gefüllte Glasschüsseln und Lampen ließen die Steine verändert aussehen.
- Besondere Steine, die von Kindern und Eltern in den Kindergarten mitgebracht wurden, sammelten wir in einer "Steineausstellung", die von jedem Besucher besichtigt werden konnte. Kinder und Eltern wurden aufgefordert, Geschichten über die mitgebrachten Steine zu erzählen. Die Ausstellung wurde sehr "vielsteinig" und hochinteressant.
- Ganzheitliche Erfahrungen mit Steinen konnten die Kinder beim Besuch eines Kieswerkes und in einem Steinmetzbetrieb sammeln.
- Eine Mutter, die Reiki-Fachfrau ist, brachte an einem Vormittag einen Teil ihrer "Steinschätze" in die Kindergruppe mit und berichtete den Kindern von der Kraft der Steine.
- Bei einem gemeinsamen Ausflug zum Inn merkten wir, dass der "Steinevirus" nicht nur die Kinder erfasst hatte. Auch die Erwachsenen hatten in den Taschen Flußkiesel und andere Steine...
- Wir organisierten im Kindergarten ein "Steinkonzert" und luden dazu die Eltern ein.
- Besondere Begeisterung weckten bei den Kindern das Einrichten und Arbeiten in einer Ytongschnitzwerkstatt.
Es ist bei uns im Kindergarten schon Tradition, dass wir zum Abschluss einer Projektphase ein Fest mit Kindern und Eltern feiern. Natürlich gab es daher auch ein "Steinfest". Als Eintrittskarte musste von Eltern und Kindern ein Stein mitgebracht werden, der zum Abschluss des Festes für eine Steinmeditation verwendet wurde. Mit verschiedenen Spielen und Aktivitäten wurde das Fest gefeiert.
Abschließende Gedanken
Zum Abschluss der "Steinzeit" haben wir festgestellt, dass diese Zeit für uns alle sehr intensiv war, dass wir viele mannigfaltige Erfahrungen machen konnten und dass wir uns alle, groß und klein, ein wenig verändert hatten. Steine wurden als Besonderheit in der Umwelt wahrgenommen. Gemeinsame Erfahrungen brachten uns einander wieder ein Stück näher. Als Erinnerung an unser Steineprojekt haben wir in unserem Garten Steine und "Friedenssteine" aufgestellt.
3.3 Umgestaltung unseres Kinder-"Gartens". Praxisbericht aus dem Kindergarten Schönau
Margit Ettinger
Wir sind ein Team mit vier Kolleginnen und leiten einen zweigruppigen Dorfkindergarten. Die sogenannte "Öffnung" unserer Einrichtung ist seit einigen Jahren Ziel unserer pädagogischen Arbeit.
Gerade bei der Raumgestaltung achten wir darauf, uns an den Bedürfnissen der Kinder zu orientieren. Dabei stellen wir immer wieder fest, dass in den Innenräumen des Kindergartens oft zu wenig Platz und Raum für ausreichende Bewegung der Kinder bleibt. Aus dieser Beobachtung heraus entschlossen wir uns im Team, dass wir unseren Kinder-"Garten" so gestalten wollten, dass dieser dem Forschungs- und Bewegungsdrang der Kinder entgegenkommt.
Unser Kindergarten ist seit Beginn am Modellversuch "Intensivierung der Elternarbeit" beteiligt. Nach einem Leiterinnenwechsel im Jahre 1994 nahm ich als Vertreterin des Kindergartens Schönau die Mitarbeit am Modellversuch wahr. Die jeweiligen Projektgruppentreffen waren sehr bereichernd; gerade der Erfahrungsaustausch mit den Kolleginnen gab uns neue Impulse für die Zusammenarbeit mit Eltern.
Wir entschlossen uns, ab Januar 1995 im Rahmen einer Teamberatung die Elternarbeit unseres Kindergartens im Gesamtteam zu überdenken. Außerdem entschieden wir uns, unseren Garten naturfreundlich und nach den Bedürfnissen der Kinder umzugestalten. Dabei wollten wir eng mit den Eltern zusammenarbeiten. Wir nutzten die Chance, dieses Projekt mit der Teamberaterin anzudiskutieren und gemeinsam Ziele und Planungsschritte zu überlegen.
Unser Weg
Dass eine Umgestaltung des Gartens viel Motivation und Engagement aller am Kindergarten Beteiligten fordert, war uns im Team bewusst. Wir wollten auf alle Fälle die Kinder und Eltern bereits bei der Planung und Organisation in das Projekt einbeziehen, damit jeder diesen Prozess ganzheitlich miterleben kann.
Unser Hauptziel war, mit Kindern und Eltern den Kinder-"Garten" so zu gestalten, dass er den Bedürfnissen der Kinder entspricht. Er sollte unterschiedliche Spielbereiche aufweisen, die die Kinder in ihrer Entwicklung so vielseitig wie möglich stimulieren. Wir wollten weg von einer Ansammlung von Spielgeräten, die beziehungslos nebeneinanderstehen. Vielmehr wollten wir einen Ort entstehen lassen, der zum Spielen, Verändern und Entdecken einlädt, in dem das Einzelspiel und das Spiel in verschiedenen Gruppen, laute und ruhige Spiele möglich sind und wo ein kreatives Miteinander entstehen kann.
Ein weiteres Ziel war, Eltern an dem Gesamtkonzept teilhaben zu lassen, sie bereits in die Planung einzubeziehen und durch ein prozesshaftes Miteinander intensivere Beziehungen zwischen Kindergarten und Elternhaus aufzubauen. Ebenso war es uns wichtig, den Eltern unsere pädagogische Praxis und den Wert des Freispieles (auch im Garten!) näherzubringen und sie dadurch zu mehr Mitverantwortung zu motivieren.
Der Weg mit dem Träger
Uns war von vornherein wichtig, den Träger unserer Einrichtung über unser Vorhaben zu informieren. In gemeinsamen Elternbeiratssitzungen diskutierten wir darüber, inwieweit Trägervertreter, sprich die Gemeinde, uns aktiv unterstützen könnten (dabei ging es besonders um die Pflege des Gartens). Auch wurde überlegt, wo wir uns innerhalb des Gemeindebereiches beratende und finanzielle Unterstützung holen könnten (z.B. Gartenbauvereine, Hobbygärtner...).
Der Weg mit den Kindern
Wir versuchen, so gut es uns möglich ist, mit den Kindern Aktivitäten zu planen - so auch bei unserem Gartenprojekt. Mit Gesprächen, Geschichten, Erzählungen, Liedern u.v.a.m. führten wir die Kinder in das Projekt ein. Die Kinder schilderten und malten ihren Traumspielplatz. Das Spielen mit Wasser nahm dabei eine dominante Rolle ein; weitere Ideen der Kinder waren: Bäume, große Steine, Berge, Höhlen, Balken zum Balancieren, Decken, große Sandhaufen u.v.a.m.
In der aktiven Phase der Umgestaltung arbeiteten die Kinder intensiv mit, indem sie eifrig schaufelten, Sand oder Erde transportierten, die Eltern mit Brotzeit versorgten usw.
Der Weg mit den Eltern
Die Eltern wurden durch unsere "Kindergartenpost" über das Vorhaben informiert. Dabei wiesen wir darauf hin, dass jeder die Möglichkeit habe, sich an diesem Projekt zu beteiligen und dass Mithilfe wünschenswert und notwendig sei. Weitere Informationen zum Projektverlauf wurden den Eltern entweder schriftlich oder mündlich mitgeteilt bzw. am schwarzen Brett des Kindergartens veröffentlicht.
Anfang März führten wir einen gruppeninternen Elternabend durch, bei dem allen Eltern nochmals unser Vorhaben erklärt wurde. Außerdem sammelten wir gemeinsam Ideen und Vorschläge für die Gartengestaltung. Dabei luden wir die Eltern ein, sich in ihre Kindheit zurückzuversetzen und zu überlegen, womit sie denn überwiegend gespielt hätten. Dieses war ein sehr schönes Erlebnis, und aus der Erinnerung heraus wurde den Eltern der Wert unseres Vorhabens so richtig bewusst.
An diesem Abend bildeten wir ein Garten-Arbeits-Team, zu dem sich interessierte Eltern melden konnten. Am ersten Treffen nahmen 11 Mütter und ein Vater teil (über mehr Engagement der Vatis hätten wir uns sehr gefreut). In dieser Arbeitsgruppe stellten wir einen Arbeitsplan auf. Außerdem überlegten wir, wer uns bei diesem Vorhaben noch behilflich sein könnte (evtl. Gartenbauverein, Gemeinde, Bund Naturschutz...), und reflektierten die bereits getane Arbeit.
Bei der Besichtigung eines Nachbarkindergartens (der bereits einen naturnahen Garten gestaltet hatte) konnten sich Träger, Trägervertreter, Elternbeirat und Personal weitere Ideen und Informationen holen.
Die aktive Phase
In Zusammenarbeit von Kindern, Team, Eltern und fleißigen Helfern aus der Gemeinde begannen wir die Umgestaltung. Wir errichteten einen Schlittenberg, bauten einen Sitzwall aus Erdhügeln, legten ein Gemüsebeet und eine Blumenwiese an. Außerdem bedeckten wir einen im Garten liegenden Rohrtunnel mit Humus. Die Hauptarbeit wurde meist während der Öffnungszeit von den Kindern gemeistert. Es war sagenhaft, was wir miteinander so alles an einem Tag schafften...
Reflexion und Vorausschau
Wenn wir so zurückdenken, nahm dieses Projekt keinen leichten Weg. Einerseits hatten wir uns für einen naturnahen Garten entschlossen, andererseits bedeutete dies auch ein Umdenken und Umstrukturieren unserer Arbeit.
In den Teambesprechungen kostete uns das Vorhaben viel Zeit. Allerdings brachten die inhaltlich wichtigen Diskussionen uns einander sehr viel näher. Dadurch, dass wir das Projektthema Kinder-"Garten" prozesshaft in unsere Jahresplanung einfließen ließen, hatten bzw. haben wir Zeit, uns intensiv damit zu beschäftigen. Dennoch verspürten wir des Öfteren Zeitnot - uns fehlte manchmal genügend Zeit für das Kind mit seinen Bedürfnissen, Sorgen und Problemen.
Wie gesagt, war der Weg nicht immer leicht. Jedoch zeigen uns die Kinder, dass sich diese Aktion dennoch gelohnt hat. Die unterschiedlichen Spielbereiche im Garten motivieren zu mehr Rollenspielen. Interessantere und abwechslungsreichere Spiele sind nun vermehrt möglich.
Da unser Garten noch lange nicht fertig ist, wollen wir im neuen Kindergartenjahr Teilbereiche dieses Projektes weiterführen. Mit Dias über das Gartenprojekt konnte ich die Eltern bereits am ersten Elternabend des neuen Kindergartenjahres über das bereits Geschehene informieren.
Weitere Planungsschritte werden wir mit dem Elternbeirat besprechen. So haben wir noch viele weitere Ideen, die wir wieder im Miteinander mit den Eltern angehen möchten. Dazu gehören Taststraße, Kräuterschnecke, Wasserstelle! Eine davon werden wir demnächst in Angriff nehmen.
3.4 "Großelternwochen". Praxisbericht aus dem Kindergarten Mitterskirchen
Renate Lindinger
Wir sind ein dreigruppiger Landkindergarten. In den letzten Jahren versuchen wir, unsere Arbeit nach dem Situationsorientierten Ansatz auszurichten. Auf diesem Weg ist es uns ein großes Ziel, eine stärkere Öffnung hin zu den Eltern und allen am Kindergarten Beteiligten zu erreichen.
Bei uns sind die Großeltern oft Miterzieher, d.h., einige Großeltern wohnen im Dorf und haben somit einen engeren Kontakt zu ihren Enkelkindern und auch zum Kindergarten. Ob beim Abholen der Kinder, bei der Teilnahme an Veranstaltungen oder bei sonstigen Ereignissen des Kindergartens - Großeltern sind im Kindergarten gerne dabei.
Es fällt uns immer wieder auf, dass einige Opas und Omas vermehrtes Interesse am Kindergarten und an unserer Arbeit zeigen. Deshalb haben wir uns im Team und mit dem Elternbeirat entschlossen, für 14 Tage in Form von "Großelternwochen" unseren Kindergarten zu öffnen und sie am Kindergartenalltag teilnehmen zu lassen.
Kontakte zu älteren Menschen im Dorf fanden bisher in sporadischer Form zwischen dem Altenclub und dem Kindergarten statt. Dieser meist sehr einseitige Kontakt war ebenfalls eine Motivation für uns, das neue Projekt zu starten.
Zieldefinition
Anstelle der "Massenfeste" für Großeltern wollten wir ein Projekt durchführen, bei dem die Großeltern unseren Kindergarten kennenlernen sowie individuelle Fähigkeiten und Stärken, Fragen und Interessen jedes einzelnen Großelternteils berücksichtigt werden. Auch war uns wichtig, ein Miteinander entstehen zu lassen, bei dem Jung und Alt Kontakte knüpfen und sich austauschen können. Ebenso wollten wir den Großeltern die Möglichkeit geben, Kindheitserlebnisse von früher zu erzählen, aber auch Kindheit heute zu erleben. Die Großeltern sollten sich akzeptiert und gebraucht fühlen.
Wegbeschreibung ("Der Weg ist das Ziel")
Im Gesamtteam wurden Ideen und Vorstellungen bezüglich des Projektes diskutiert. Jedes Teammitglied sollte das Projekt mitplanen und mittragen können. Dann wurden dem Elternbeirat unsere Vorstellungen vorgetragen; Wünsche und Interessen der Beiratsmitglieder konnten so bei der Planung einbezogen werden. In einem Elternbrief informierten wir die Gesamtelternschaft über das Vorhaben, denn auch deren Mithilfe war wichtig und nötig, um z.B. weiter entfernte Großeltern zu benachrichtigen oder um ihnen beherzt zuzureden, dass ein Kommen sehr erwünscht sei. Eltern fungierten somit als Vermittlerpersonen.
Die Kinder verfolgten mit Spannung das Großelternprojekt. Vorbereitung und Vertiefung erlebten sie im täglichen Gespräch, durch Bilder, Lieder, Erzählungen, Malarbeiten, das Schreiben von Einladungen usw.
Wir stellten die Aktion unter das Thema: "Bei Oma und Opa ist es schön". Durch selbstgefertigte Einladungen der Kinder nahmen wir Kontakt zu den Großeltern auf und luden sie auf diese Weise in den Kindergarten ein. Natürlich informierten wir auch den Träger unserer Einrichtung über unser Vorhaben.
Einige praktische Projektinhalte sollen nun stichpunktartig aufgeführt werden:
- Eine Großmutter erzählte den Kindern vom Bauernhof und vom Leben der Tiere. Sie brachte sogar ein kleines Kätzchen mit in den Kindergarten.
- Eine andere Oma zeigte ihr Geschick beim Kuchenbacken und "zauberte" mit ein paar Kindern Erdbeertörtchen.
- Ein Opa, der ein begeisterter Hobbyschreiner ist, lieferte eine Ladung Holzbretter und baute mit den Kindern eine Holzhütte.
- Sogar ein bekannter Mundartdichter nahm sich einen Vormittag frei und begleitete seine Enkelkinder. Er erzählte den Kindern in Versform von früher und hielt für jedes Kind ein Gstanzl bereit.
- Eine weitere Oma fertigte mit den Kindern Figuren aus Salzteig.
- Da wir uns im Kindergarten schon seit längeren eine Kinderwerkstatt wünschten, nahmen wir das Angebot eines Opas an, der uns in handwerkliche Tätigkeiten einführen wollte.
- Beim gemeinsamen Singen und Spielen von altem Lied- und Spielgut wurden die Großeltern in ihre Kindheit zurückversetzt und fühlten sich wieder jung.
- Einige Großeltern durften wir sogar zu Hause besuchen und erlebten z.B. Großväter als Schreiner, Schlosser, Gärtner usw.
Die Großeltern stellten fest, dass Kindheit heute in vielen Bereichen anders als früher ist und sich der Ablauf im Kindergarten verändert hat. Sie akzeptierten unsere Arbeit und unser pädagogisches Bemühen um die Kinder. Bei einer Tasse Kaffee genossen sie "Spielpausen" und tauschten Erlebnisse aus.
Rückmeldung / Reflexion / Vorausschau
Die Rückmeldungen, die wir von den Großeltern, den Kindern und auch den Eltern erhielten, waren überwiegend positiv. Einige Großeltern hatten allerdings am Anfang etwas "Schwellenangst", fühlten sich aber sehr bald wohl bei uns und genossen das Mitdabeisein bei ihrem Enkelkind im Kindergarten.
Viele Großeltern hatten sich seit längerer Zeit nicht mehr gesehen und genossen dieses Wiedersehen. Sie bedankten sich bei uns für die Einladung und verabschiedeten sich mit den Worten: "Wenn es im nächsten Jahr wieder Großelternwochen gibt, kommen wir gerne wieder!"
Die Kinder hatten in dieser Zeit viele neue Erlebnisse erfahren dürfen. Aufgrund der verschiedenen Aktionen, die zusammen mit den Großeltern erlebt wurden, wurde jeder Tag mit Begeisterung erwartet. Da es bei uns im Kindergarten nicht unbedingt zur Regel gehört, dass Leute von außen in der Kindergruppe dabei sind, mussten sich die Kinder (aber auch wir im Team) allerdings erst an die neue Situation gewöhnen. Durch die "Gruppenvergrößerung" war etwas mehr Unruhe in der Gruppe; es musste vermehrt Rücksicht genommen werden.
Im Team wurde uns bewusst, dass Aktionen dieser Art gut geplant und durchdacht werden müssen. Obwohl der "normale Kindergartenbetrieb" zeitweise anders aussah und sehr viel Flexibilität und Spontaneität von uns verlangte, bereicherte dieses Projekt unseren Kindergartenalltag. Es war uns eine Freude, unseren Kindergarten zur Begegnungsstätte für Jung und Alt werden zu lassen. Wir nahmen dankbar die Kontakte an und bemerkten erst später, wie positiv sich die Beziehung zu den Großeltern und auch zu der Gesamtelternschaft entwickelt hatte. Es entstand eine beiderseitige Offenheit, die wir nicht mehr missen möchten.
Inzwischen sind die Großelternwochen bereits zur Tradition in unserer Einrichtung geworden. Im Wechsel mit dem Sommerfest finden sie alle zwei Jahre statt. Für dieses Jahr laufen bereits die Planungen. Wir sind ständig auf der Suche nach Ideen und wollen wieder Neues ausprobieren.
Wir freuen uns schon auf die neuen Kontakte mit einzelnen Großeltern, auf ihre Dankbarkeit, ihre Warmherzigkeit und die uns entgegengebrachte Anerkennung und Wertschätzung unserer Arbeit. Wir freuen uns auf ein neues Miteinander zwischen Jung und Alt.
Zusammenarbeit mit dem Modellprojekt "Intensivierung der Elternarbeit"
Durch die Teilnahme an den Projektgruppentreffen und durch die Teamberatung wurden wir auf unseren neuen Wegen der Zusammenarbeit mit Eltern bzw. Großeltern motiviert und unterstützt. Durch den Modellversuch wurden teilweise neue Gedanken und Formen der Elternarbeit in das Team eingebracht. Unsere künftige Elternarbeit soll von gegenseitiger Offenheit und einem partnerschaftlichen Miteinander geprägt sein. Eltern sollen Einblick in unsere Kindergartenarbeit bekommen und die Möglichkeit haben, sich selber einbringen zu können.
zu Teil 2