Ideenbörse "Soziale und emotionale Erziehung"

Auto fahren
Zwei Kinder stellen sich hintereinander. Dem ersten werden die Augen verbunden; es ist das "Auto". Das andere Kind ist der "Fahrer" und lenkt nun sein "Auto" durch den Kita-Raum, ohne dass dieses irgendwo anstößt oder mit einem anderen "Auto" kollidiert. So lernen Kinder, einander zu vertrauen.
Martin R. Textor

Das Plappermaul: Ich möchte dir etwas sagen, höre mir bitte zu
Das Plappermaul ist eine selbstgefertigte Standtischpuppe. Diese hat einen festen Platz in unserer Gruppe und ist ein fester Bestandteil in unserem Alltag. Sie soll den Kindern helfen, untereinander in Kommunikation zu treten, sich Gehör zu verschaffen.
Bei Meinungsverschiedenheiten oder Konflikten wird sie dem anderen Kind gebracht - dies signalisiert: "Ich möchte mit dir reden, ich habe dir etwas zu sagen!" Entgegen sonst häufiger Reaktionen von Kindern, die sprachliche Aufforderung nicht anzunehmen, regelt das Plappermaul durch die feste Vereinbarung (Gruppenregel), dieser nachzukommen. Die Kinder begeben sich mit dem Plappermaul an einen festgelegten ruhigen Platz, um sich auszutauschen und um Konfliktlösungen/ Kompromisse zu finden. Nach der Klärung/ dem Austausch wird das Plappermaul an seinen Platz zurückgestellt.
Das Plappermaul hat sich in unserer Gruppe als positives, hilfreiches Instrument zur Förderung von Konfliktlösungen durch Kommunikation erwiesen. So klären die Kinder überwiegend Missverständnisse selbständig, bevor sie zu größeren Konflikten führen. Einander Zuhören und Ausreden lassen sowie die gemeinsame Lösungsfindung sind dabei ein wichtiger Aspekt. Bei jüngeren Kindern haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie sich durch diese Möglichkeit auch bei älteren Kindern Gehör verschaffen können, welches ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstsicherheit stärkt.
Bei der Einführung sollte beachtet werden, dass die Kinder zunächst begleitet werden, d.h. die Erzieherin bleibt in "Hörweite" und unterstützt gegebenenfalls die Kinder.
Nadine Baumberger, Kita Sternschnuppe, Recklinghausen

Fremden Menschen eine Freude machen
Zunächst bemalen die Kinder Postkarten und diktieren einen Text dazu. Dann werden die Karten bei einem Spaziergang in der Nachbarschaft wildfremden Leuten geschenkt. Die Menschen freuen sich - und die Kinder sind glücklich, andere Menschen überrascht zu haben. Manchmal ergeben sich auch längere Gespräche. Die positive Resonanz motiviert die Kinder, noch mehr Postkarten zu bemalen - und oft auch "Briefträgertaschen" für das Austragen der Karten zu basteln...
Martin R. Textor

"Als ich einmal Angst hatte" - Erzählkreis zur Förderung der Kommunikationsfähigkeit und positiver sozialer Beziehungen
Zwei- bis dreimal in der Woche treffen wir uns in einer kleinen Gruppe (ca. 6 Kinder und eine Erzieherin) für etwa 10 bis 15 Min. in einem ruhigen Raum. Hier setzen wir uns zum Erzählkreis um ein besonderes, dafür vorgesehenes Tuch, dessen Mitte mit einer Kerze, einem schönen Stein o.a. gestaltet sein kann. Der Ablauf folgt nun einem immer gleichen Schema, das den Kindern beim ersten Treffen erläutert wird: Die Erzieherin beginnt und gibt das Thema vor: "Heute reden wir über.......... (z.B. Freude: "Überlegt mal, wie es war, als ihr euch einmal über etwas gefreut habt!"). Dann erzählen die Kinder nacheinander eine von ihnen erlebte Situation; die anderen hören zu. Das Erzählte wird nicht bewertet; ggf. kann die Erzieherin jedoch nachfragen: "Und was hast du dann gemacht?" Anschließend gibt jedes Kind das Erzählte eines anderen Kindes wieder ("S., weißt du noch, worüber sich P. einmal gefreut hat?"). Am Ende fasst die Erzieherin mit wenigen Sätzen zusammen (z.B. "Jeder von euch hat sich schon über etwas gefreut, und dann ging es euch richtig gut!").
Die vorgegebenen Themen richten sich nach Alter, kommunikativen Fähigkeiten und Bedürfnissen der Kinder. Für Kinder im Vorschulalter geeignet sind z.B.: Ärger; Wut; etwas für jemand anderen tun; jemandem helfen; etwas, das jemand gemacht hat, hat mir gut gefallen; was ich gut kann... Der Erzählkreis kann als mehrwöchiges Projekt angelegt sein, aber auch langfristig durchgeführt werden.
Susanne Nowack, Städt. TEK Johannes-Werners-Straße, Recklinghausen-Suderwich

In Gesichtern lesen...
Aus Illustrierten haben wir Fotos von Gesichtern ausgeschnitten. Die Kinder diskutieren, welche Gefühle die abgebildeten Personen wohl empfinden. Können wir Stimmungen erkennen, wenn wir nur die Stirnpartie, die Kinnpartie mit Mund oder Augen und Nase sehen können? Wir lassen die Kinder Geschichten erfinden, wieso wohl die abgebildete Person so traurig, böse, glücklich... aussieht.
Martin R. Textor

Den Umgang mit alten Menschen lernen
Das ganze Jahr hindurch suchen wir mit Kindern immer wieder dasselbe Altenheim auf. So geht die Scheu vor den Senioren verloren, kommt es zur offenen Kommunikation mit ihnen, bilden sich engere Beziehungen heraus und findet manches Kind vielleicht sogar einen "Ersatz-Opa" oder eine "Ersatz-Oma". Auch können mehr gemeinsame Aktivitäten wie Spielen, Backen, Basteln und Herstellen von Bilderbüchern oder anderen Gegenständen durchgeführt werden. Zugleich lernen die Kinder die Institution "Altenheim" richtig kennen (Alternativen: regelmäßig Großeltern einladen, den Seniorenkreis der Gemeinde besuchen).
Martin R. Textor

Küsse verschenken
Die Kinder bemalen ihre Lippen mit Fingerfarbe (Farbe ohne chemische Zusatzstoffe) und drücken Küsse auf Papier, Karten oder auf ausgeschnittene Symbole wie Blumen, Herzen und Sterne. Die Erzieherin regt ein Gespräch an: "Welche Kinder küssen gerne? Wer küsst wenn? Wann wird geküsst? Mag jemand manche Menschen nicht küssen? Wie fühlt sich ein Kuss an?" Hierbei soll deutlich angesprochen werden, dass Küsse immer freiwillig sind und ein positives Gefühl hervorrufen sollen und dass es auch erlaubt ist, Küsse abzulehnen. Zum Abschluss entscheiden die Kinder, wem sie ihre Küsse auf Papier verschenken möchten oder ob sie diese heute vielleicht für sich selbst behalten.
Melanie Fehring, Städt. Tageseinrichtung für Kinder Kinderplanet, Recklinghausen

Stimmungen wahrnehmen
Wir sammeln Fotos von verschiedenen Landschaften und Jahreszeiten. Was empfinden unsere Kinder, wenn sie z.B. ein Foto mit einem Palmenstrand oder mit einem dunklen Wald sehen, wenn auf dem Foto ein gerade aufziehendes Gewitter oder ein schneebedecktes Feld abgebildet ist?
Martin R. Textor

Fotohaus: "Mein Zuhause"
Die Kinder bringen an ihrem ersten Kita-Tag ein Babyfoto von sich und einige Fotos von ihren Eltern, Verwandten, Freunden, Haustieren mit. Aus Tonkarton gestalten sie ihr eigenes Haus. Gemeinsam werden die Fotos aufgeklebt und beschriftet. Auf das Dach wird das Babyfoto geklebt und mit Namen und Geburtsdatum des Kindes versehen. Viel Spaß beim Gestalten der Fotohäuser!
Die Fotohäuser hängen im Garderobenbereich unserer Gruppe. Sie sind gerade in der Eingewöhnungsphase ein Stück "Zuhause" - ein Stück von "Sich". Jedes Haus ist ein individuelles, einzigartiges Kunstwerk. Beim Betrachten kommen nicht nur die Kinder miteinander, sondern auch mit uns und ihren Eltern ins Gespräch, und sie denken dann oft an ihre Familie und an vergangene Urlaube und Ereignisse zurück. Und wenn mal andere Personen ein Kind abholen, können uns die Eltern diese schon vorher auf den Fotos zeigen.
Tanja Niermann, Kita Sternschnuppe, Recklinghausen

Kinderkonferenz
Einmal pro Woche gibt es bei uns eine Kinderkonferenz. Hier werden gemeinsam Regeln für das Zusammenleben in der Kita bzw. Gruppe festgelegt und (die Fortführung von) Projekte oder andere Unternehmungen (z.B. Feste, Ausflüge) geplant. Die Kinder berichten von Konflikten, Befindlichkeiten, Problemen usw., die nun ausdiskutiert werden können. Mit Hilfe eines "Redestabes" stellen wir sicher, dass immer nur ein Kind redet - das, welches gerade den Stab hält.
Martin R. Textor

Kinder als Unternehmer
Kinder entwickeln viele Kompetenzen, Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, wenn sie für die Gruppe "Geld verdienen". Verschiedene Wege wurden schon ausprobiert: Produzieren und Verkaufen von Säften und Marmeladen, Vernissagen mit Verkauf selbst gemalter Bilder, Anbau und Verkauf von Blumen und Kräutern (auch in Kräutersäckchen), Züchten von Würmern für Angler, Schöpfen von Papier, Herstellen von Kerzen, Sammeln von Wertstoffen im Ortsteil usw. Und mit den Einnahmen kann sich die Gruppe etwas Besonderes "gönnen" - sie geht z.B. richtig im Restaurant essen!
Martin R. Textor

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