Haydns "Schöpfung" mit Kindern ganzheitlich erfahren

Martina Mittermair

Bericht, Impulse, Ausschnitte aus einer Projektwoche mit Margit Lentsch im Kindergarten St. Sigmund in St. Sigmund/Südtirol

Die Projektwoche mit Frau Lentsch war für uns alle ein schönes Erlebnis. Wir haben Teile der Musik aus Haydns "Schöpfung" kennen gelernt, ganzheitlich erlebt und erfahren:

  • das Chaos,
  • vom Chaos zum Licht,
  • das Firmament,
  • die Erschaffung von Land und Meer,
  • von Sonne, Mond und Sternen,
  • von Pflanzen und Tieren
  • und die Erschaffung des Menschen.

Wir haben die Musik gehört, uns dazu bewegt, gesprochen, zur Musik gemalt, mit Instrumenten Klangbilder gestaltet, die Gefühle, welche die Musik in uns geweckt hat, in Ton modelliert, Lieder, die von der Schöpfung erzählen, gelernt, Samenkerne gepflanzt, das Keimen und Wachsen beobachtet u.v.a.m.

Dieses schöne musikalische Erlebnis hat bei uns allen Spuren hinterlassen. So werden wir uns bis zum Ende des Kindergartenjahres mit dieser Thematik weiter auseinandersetzen und immer wieder auch Teile dieser schönen Musik hören und erarbeiten. Mit Sicherheit erinnern wir uns auch immer wieder daran, wie es Frau Lentsch mit ihrer großen Begeisterung gelang, den musikalischen "Funken" auf die Kinder überspringen zu lassen.

Und hier ein Bericht - ein Bericht, der neugierig machen soll:

Mit den Kindern gemeinsam ein Stückchen Welt zu entdecken und sie auf ihren Ursprung zurückzuführen ist unser Ziel. Die Kinder haben von Natur aus ein großes Bedürfnis, die Welt zu erforschen, Neues zu entdecken und ihrem Wissensdrang zu folgen. Die Welt birgt für sie viele Geheimnisse, und sie sind unentwegt beschäftigt, diese zu lüften und in sie vorzudringen. Leider haben nicht mehr viele Kinder die Möglichkeit, die Natur und die Umwelt als ganzheitlichen Prozess zu erleben. Es ist vieles selbstverständlich geworden in unserer heutigen Zeit. Die Kinder wissen kaum mehr, woher bestimmte Dinge kommen, fragen auch nicht mehr nach dem Wie und Warum. Deshalb haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Kinder an das "Wunder des Lebens" heranzuführen, mit ihnen gemeinsam den Dingen auf den Grund zu gehen und die Welt als große Schöpfung zu entdecken, d.h. mit offenen Augen die Schönheiten in der Natur erkennen, auch die kleinen, unscheinbaren Dinge zu sehen, zu staunen über die Vielfalt des Lebens und achtsam, wertschätzend und vor allem auch dankbar dem Ganzen zu begegnen.

Um den Kindern einen möglichst ganzheitlichen Zugang zu diesem Thema zu ermöglichen und um auch die musikalische und die religiöse Komponente mit einzuschließen, haben wir Frau Margit Lentsch aus Eisenstadt eingeladen, um mit uns gemeinsam das große Werk von Joseph Haydn, das Oratorium "Die Schöpfung", zu erarbeiten. Sie hat bereits langjährige Erfahrung in diesem Bereich und mehrere Projekte dieser Art in Österreich, Deutschland und Ungarn geleitet.

Im Folgenden beschreibe ich nun den Ablauf dieses schönen, ganzheitlichen Musikerlebnisses.

Projektwoche: "Eine Schöpfung für Kinder" mit Frau Margit Lentsch aus Eisenstadt vom 22.- 26. Jänner 2007

Mit einem Lied begrüßen wir Frau Margit Lentsch ganz herzlich und heißen sie willkommen bei uns im Kindergarten.

Der 6. Tag: Der Mensch - die Krone der Schöpfung

Das Hören vorbereiten - den lebensweltlichen Spuren nachgehen

Frau Lentsch erzählt uns kurz über sich und ihre Heimatstadt Eisenstadt, in der, am Hof des Fürsten Esterhazy, der große Komponist Joseph Haydn gelebt hat. Als Gruß aus ihrer Heimat hat sie uns ein Volkslied aus dem Burgenland mitgebracht, das auch Joseph Haydn gut gekannt und sehr geliebt hat, das sie uns vorsingt und mit uns lernt.

Der Text der 1. Strophe:

Es steht ein Baum im tiefen Tal,
war oben breit und unten schmal
darunter stand im Mondenschein
ein Bursch und ein Mädel ganz allein.

L: "Volkslieder sind unsere musikalische Muttersprache, und sie erzählen oft eine Geschichte."

Ein rundes, blaues Filztuch wird in der Runde ausgebreitet. Darauf ein Bild von Joseph Haydn, eine Kinderbibel, Bilderbücher, die die Schöpfungsgeschichte erzählen, Steine, Sand, Samen, Obst. Eine Rose wird in die Mitte gestellt und in ihrer ganzen Schönheit betrachtet. Sie wird von Kind zu Kind weitergereicht. Jedes Kind darf daran riechen und sie sachte berühren. Und schließlich eine Frage: "Wer von euch hat einen Papa, der in seinem Beruf Rosen machen kann? Woher kommt die Rose? Wer gibt der Rose Kraft, damit sie wachsen kann?"

Nach einer schönen Gesprächsrunde sagt schließlich ein Kind: "Der liebe Gott". Damit sind wir an dem Punkt angelangt, von dem wir ausgehen wollen. Eine Frage wird in den Raum gestellt: "Was hat der liebe Gott alles gemacht?" Die Kinder wissen schon einiges aufzuzählen: das Licht, die Blumen, Tiere, das Meer, die Berge, Steine, Bienen, Wespen, die Sonne, die Blätter, die Menschen...

Wir singen das Lied:

"Wer hat die Blumen nur erdacht? Wer hat sie so schön gemacht?
Rot und gelb und weiß und blau, dass ich sie mit Lust anschau.
Wer da ist und wer das kann und nie müde wird daran,
ist der liebe Gott allein, wir woll'n seine Kinder sein."

L: "Jeder Mensch will wissen, wie unsere Welt und alles Leben auf unserer Welt angefangen hat. Aber eine richtige Antwort auf all die Fragen nach dem Anfang kann keiner geben. Seit Urzeiten versuchen alle Völker der Erde, in Bildern, in Geschichten, in Mythen - das sind heilige Geschichten vom Anfang - Antwort zu geben, wie alles angefangen hat. Unsere Geschichte vom Anfang steht am Beginn der Bibel. Sie ist ein Loblied auf die wunderbare Schöpfung Gottes."

L stellt die Schöpfungsgeschichte mit Hilfe eines Bilderbuches vor: "Vor mehr als zweihundert Jahren hat in Eisenstadt - dort, wo ich daheim bin - im Schloss des Fürsten Esterhazy ein berühmter Mann, ein Musiker gelebt. Er hieß Joseph Haydn, und er war ein großer Komponist (das Bild Joseph Haydns wird gezeigt). Und Joseph Haydn hat zur Schöpfungsgeschichte, zu dieser schönsten Geschichte, die es auf der Welt gibt, und die am Beginn der Bibel steht, sein größtes Werk, das Oratorium 'Die Schöpfung' komponiert.

Darin kommen große Sänger mit einer ganz schönen Stimme als Erzengel Gabriel, Uriel, Raphael vor, ein riesiger Chor - das sind viele Sänger - und ein großes Orchester mit vielen Musikern und einem Dirigenten. Und sie alle erzählen, singen, musizieren in einem Konzertsaal auf einer riesigen Bühne für viele, viele Menschen, die gekommen sind und diese Musik hören möchten, diese schönste Geschichte, die es auf der Welt gibt.

Dieses Werk ist ein ganz großer Erfolg geworden. Joseph Haydn ist von vielen, vielen Menschen bejubelt worden, und sein Werk ist bald in vielen, vielen Ländern der Welt aufgeführt worden.

Zu allem, was Gott erschaffen hat, zum Licht, zum Wasser, zum Meer, zu den Bergen, zu den Blumen und Bäumen, zu Sonne, Mond und Sternen, zu Vögeln und Fischen, zu den Tieren auf dem Land und zum Menschen hat Haydn eine wunderschöne Musik komponiert. Wir sagen auch, er hat das alles fast mit Musik gemalt. Joseph Haydn ist ein Meister der Tonmalerei. Wenn wir diese Musik hören, steigen Bilder in unseren Gedanken und in unserem Herzen auf, und wir freuen uns daran: Wir spüren das Licht, die Sonne, sehen den Mond und die Sterne."

Frau Lentsch: "Und für wen hat Gott das alles erschaffen?"

Kind: "Für die Menschen".

L: "Ja, der Mensch ist das Höchste, das Größte, das Gott erschaffen hat. Für ihn hat Gott unsere schöne Welt erschaffen. Und ihm, dem Menschen, hat Gott die ganze Schöpfung als Geschenk in die Hände gelegt, dass er sich an der Schöpfung freut, dass er allem - den Blumen, den Bäumen, den Tieren, den Lichtern am Himmel - einen Namen gibt, dass er auf die Schöpfung gut aufpasst und selber jeden Tag das Beste macht. Auch jeder von uns hat einen Namen. Wir haben alle einen Namen bekommen. Und wenn wir jetzt eine ganze Woche beisammen sind, möchte ich auch euch alle beim Namen kennen und jeden von euch mit eurem Namen ansprechen".

Jedes Kind erhält ein vorbereitetes Namensschildchen umgehängt, und wir singen/lernen miteinander das kleine Lied:

"Ich bin ich, und du bist du, wenn ich rede hörst du zu,
wenn du sprichst, dann bin ich still, weil ich dich verstehen will.
Einer allein kann nie solche Sachen, sind zwei beisammen, dann ist es zu machen.
Ich mit dir und du mit mir, das sind wir."

L: "Joseph Haydn erzählt in seiner 'Schöpfung', in die wir miteinander ein wenig hineinhören möchten, in einer wunderbaren Musik von der Erschaffung des Menschen".

Der Text wird jetzt vorgelesen, und was noch schöner ist, er wird danach mit der Musik gehört.

L: "Hören wir, was uns Erzengel Uriel von der Erschaffung des Menschen in seinem Singen erzählen wird:

Nr. 24 Rezitativ Uriel:

Und Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbilde,
nach dem Ebenbilde Gottes schuf er ihn.
Mann und Weib erschuf er sie.
Den Atem des Lebens hauchte er in sein Angesicht,
und der Mensch wurde zur lebendigen Seele.

Hier in diesen Worten berichtet der Erzengel Uriel, was geschehen ist, was über die Erschaffung des Menschen in der Bibel steht. In dem zweiten Teil beschreibt Uriel dann, in einer großen Melodie, in einer Arie, wie großartig und schön der Mensch ist".

Nr. 25 Arie Uriel:

Mit Würd' und Hoheit angetan,
mit Schönheit, Stärk' und Mut begabt,
gen Himmel aufgerichtet steht der Mensch,
ein Mann und König der Natur.

Wir versuchen, den Text dieser großen Melodie, dieser Arie, in Gruppen zu sprechen, vielleicht sogar auswendig zu lernen. Vier Kinder merken sich je eine Verszeile reihum im Kreis. L spricht je eine Verszeile vor, je eine Gruppe wiederholt den Text und stellt ihn mit Gesten dar. Vier Gruppen sprechen, und eine fünfte Gruppe versucht, diese schönen Worte rhythmisch mit Orff-Instrumenten zu begleiten. "Das ist ja Musik!"

Der Musik in Stille begegnen

L: "Und nun hören wir, wie Joseph Haydn die Erschaffung des Menschen mit Musik erzählt. Ein großer Sänger singt und ganz, ganz viele Musiker - ein großes Orchester - begleiten ihn..."

L: "Wir setzen uns jetzt alle hin (im 'Schneidersitz' /Joga am Boden oder am Sessel), legen die Hände auf die Oberschenkel, schließen die Augen, werden ganz still und hören..."

(L hat aus der CD Joseph Haydns "Schöpfung für Kinder", Hörbeispiel Nr. 1, nur die Arie oder Nr. 25/26: Rezitativ und Arie zum Hören vorbereitet.)

L nimmt in der gleichen Weise wie die Kinder Platz, und sie hören zu.

Eindringen in die Musik durch Sprache, Musizieren, Bewegung und Farbe

Es folgt ein kurzes Gespräch zur Musik.

L: "Wie war euch beim Hören dieser Musik? Was habt ihr dabei gefühlt? Sind in euch beim Hören dieser Musik vielleicht irgendwelche Bilder aufgestiegen? War euch in dieser Musik vielleicht schon etwas bekannt?"

Den Kindern wird Zeit zum Reden gegeben. Alles, was sie sagen, ist richtig.

Wir hören dieses Musikbeispiel noch einmal und zeigen den Melodieverlauf mit unseren Händen mit.

Die Kinder spüren (nach dem Hören von Nr. 25/26) den Melodieverlauf des Rezitativs und der Arie ganz deutlich und verbalisieren ihn: "Erst war die Musik so ruhig und gerade, und dann hat der Sänger richtig hinauf und hinunter gesungen."

L: "Im ersten Teil, in dem der Sänger so 'ruhig und gerade' singt, sagt er uns, was in der Bibel über die Erschaffung berichtet wird. Und in der zweiten, schönen, bewegten Melodie beschreibt Haydn den Menschen in seiner ganzen Schönheit und Größe, er beschreibt all das, wie der Mensch ist, und was er kann.

Wir wollen die Melodie 'Mit Würd' und Hoheit angetan' nun miteinander singen!"

Damit wir gut mitsingen können, wiederholen wir den Text noch einmal im Kreis und begleiten ihn mit Gesten. Wir hören die Arie (Nr. 1 auf unserer CD) noch einmal ganz in Stille und singen dann beim wiederholten Hören mit und versuchen - bei einem dritten Hören - auch den Rhythmus der Arie mitzuklatschen und später auf Orff-Instrumenten mitzuspielen. Besonders im letzten Teil der Arie wird der Rhythmus des Orchesters gleichsam als rhythmischer "Spiel mit Satz" geklatscht oder mit Orff-Instrumenten musiziert.

Wir spüren aber: Der Sänger singt (in C-Dur) für uns zum Mitsingen entweder zu tief oder zu hoch. Die Kindergärtnerin versucht, die Melodie vielleicht auf einer Flöte oder am Glockenspiel in G-Dur vorzuspielen. Die Kinder horchen und singen dann beim wiederholten Spielen mit. Jedes Zuhören geschieht in Stille! Die Kinder singen die Melodie der Arie in G-Dur, in der Stimmlage der Kinder, von einer Flöte begleitet, und klatschen oder musizieren den Rhythmus des Orchesters mit. Diese Melodie - diese große Arie "Mit Würd' und Hoheit angetan" - welche die Erschaffung des Menschen beschreibt, wird zum Lieblingslied der Kinder, gleichsam "ihre Schlüsselstelle" zu Haydns "Schöpfung".

L: "In dieser schönen Melodie, die wir so gern haben und schon so gut singen können, beschreibt Joseph Haydn die Erschaffung des Menschen. Ist vielleicht einem von euch zwischen diesem großen Lied 'Mit Würd' und Hoheit angetan' und dem Volkslied aus dem Burgenland 'Es steht ein Baum im tiefen Tal' vielleicht etwas aufgefallen?"

Wir singen das Volkslied an - und dann die Arie.

Nach einer Weile meint Linda: "Beide Lieder fangen gleich an." (Ein "Aha-Erlebnis", das Erinnern, "das emotionale Gedächtnis" der Kinder, "das kennen wir ja schon!" macht den Kindern Freude und weckt ihr Interesse nach weiterer Musik).

L: "Ja, Joseph Haydn hat die Melodie dieses Volksliedes wahrscheinlich sehr gern gehabt und hat darüber dann das große Lied, die Arie von der Erschaffung des Menschen komponiert. Manche Leute glauben aber auch, dass dieses große Lied von Joseph Haydn früher da war als das Volkslied. Es hat den Leuten so gut gefallen, und es ist einfach ein Volkslied daraus geworden".

Die Kinder zeichnen nun mit Farb- und Filzstiften die ersten Menschen im Paradies. Und mit einem vorbereiteten Textblatt beginnt jedes Kind sein persönliches "Schöpfungsbilderbuch" anzulegen.

Und wie begann alles? Der 1. Tag: Chaos und Licht

Nr. 1 "Die Vorstellung des Chaos" - Orchestervorspiel

Raphael/Rezitativ:

Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde,
und die Erde war ohne Form und leer.
Und Finsternis war auf der Fläche der Tiefe.

Chor:

Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser.
Und Gott sprach. "Es werde Licht!"
Und es ward Licht.

Das Hören vorbereiten - den lebensweltlichen Spuren nachgehen

Eine vorbereitete Umgebung: Auf dem blauen, runden Filztuch: Kinderbibel, Bilderbücher mit der Schöpfungsgeschichte. Am Rand des Tuches - rundum für jedes Kind - Orff-Instrumente mit dunklen und hellen Klängen.

Mit Freude singen die Kinder "Mit Würd' und Hoheit angetan" - ihr Lied.

L: "Wir wissen schon: Der Mensch war das Größte, das Letzte, das Gott erschaffen hat. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung. Aber wie hat alles angefangen?"

Kinder: "Es war alles dunkel, alles schwarz, nichts, und es war ein großes Durcheinander."

L: "Vor vielen Millionen Jahren, da war alles durcheinander, ein unvorstellbares Chaos, nichts hatte seinen Platz. Aber es heißt, in diesem Chaos war schon alles in Spuren enthalten: jeder Mensch, jede Blume, jedes Tier, die Berge, die Vögel. Aber alles in winzig kleinen Spuren in diesem großen Chaos, aus dem dann das große Licht und die Ordnung hervorbrachen.

Aber wie hat alles angefangen? Wie ist die Welt entstanden? Danach fragen alle Völker auf der ganzen Welt, aber niemand kann eine genaue Antwort auf diese Fragen geben. Alle wissen, es muss etwas ganz Großes gewesen sein, etwas, das kein Mensch machen kann.

Alle Völker der Erde, in Indien, in Japan, in Afrika, in Finnland, die Indianer in Amerika versuchen daher - ihrem Kulturkreis entsprechend - auf all diese Fragen in Bildern, in heiligen Geschichten - in Mythen - zu antworten, und erzählen ihre Geschichte vom Anfang, ihre Schöpfungsgeschichte.

Und daneben forscht die Wissenschaft nach dem Anfang, aber auch sie steht vor vielen Rätseln, vor Fragen, auf die es keine Antwort gibt.

Unsere Schöpfungsgeschichte ist der jüdisch-christliche Schöpfungsmythos, die Schöpfungsgeschichte des Abendlandes, und sie steht als erste Geschichte am Beginn der Bibel. Sie ist die schönste und spannendste Geschichte, die es auf der Welt gibt. So haben sich die Menschen vor vielen, vielen Jahren die Erschaffung unserer Welt vorgestellt.

Aber wir wissen, diese erste Schöpfungsgeschichte ist nicht wortwörtlich zu nehmen, sie ist ein großes Loblied, ein Hymnus auf die Schöpfung. Und die sechs Tage in der Schöpfungsgeschichte sind als ein Bilder für Entwicklungsstufen zu sehen, in denen unsere Welt entstanden ist.

Es gibt viele schöne Bilderbücher, die diese schönste Geschichte der Welt erzählen, wie Gott unsere wunderbare Welt erschaffen hat". (Eine Kinderbibel und einige Bilderbucher zur Schöpfung liegen auf dem blauen Tuch).

L greift ein Schöpfungsbilderbuch heraus und zeigt es den Kindern, liest vor und spricht mit ihnen darüber.

Joseph Haydn beginnt sein großes Werk "Die Schöpfung" nach einem großen Vorspiel - er nennt es "Die Vorstellung des Chaos" - mit den ersten Worten der Bibel, gesungen vom Erzengel Raphael:

Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde,
und die Erde war ohne Form und leer.
Und Finsternis war auf der Fläche der Tiefe.

Darauf setzt der Chor ein:

Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser.
Und Gott sprach: Es werde Licht!
Und es ward Licht.

L: "Wo gibt es bei uns immer wieder 'ein Chaos', ein Durcheinander?" (Im Kinderzimmer, hie und da im Schuhkasten, in der Spielzeugschachtel).

"Versuchen wir jetzt, diesen Anfang von der Dunkelheit zum Licht, vom Chaos zur Ordnung zu spielen. Aber auch unser Chaos soll zur Ordnung kommen. Versuchen wir, so ein Chaos zu gestalten: mit unserer Stimme: Wie könnten wir das machen?"

Ideen der Kinder kommen und darstellen lassen, einfach ein Chaos, aus dem dann die Ordnung und das Licht hervorbricht, mit unserem Körper, mit unseren Instrumenten: Gestalten wir, wie es am Anfang war: Dunkelheit und Chaos - aus dem dann das Licht und die Ordnung erstrahlen."

Jetzt folgt in Stille die Begegnung mit der Musik

L: "Und nun hören wir, wie Joseph Haydn am Beginn seiner 'Schöpfung' das Chaos und das Hereinbrechen des großen Lichtes am ersten Tag mit Musik malt."

Wir sitzen wieder ganz still im Schneidersitz und warten auf die Musik. Schon beim ersten Hören bewegen sich die Kinder im Schneidersitz mit ihrem Oberkörper zu dieser wunderbaren Musik, der "Vorstellung des Chaos" und vom Hereinbrechen des gewaltigen Lichtes.

Eindringen der Kinder in die Musik durch Bewegung, Sprache und Farbe

L: "Versuchen wir nun, uns gleich zu dieser Musik frei zu bewegen, ohne dass wir vorher miteinander sprechen - jeder für sich, wie er sich zu dieser Musik bewegen möchte."

Jedes Kind überlegt sich eine Ausgangshaltung für den Einsatz der Musik.

Beim wiederholten Hören bewegen sich die Kinder frei im Raum zur Musik, sprechen danach im Kreis über ihre Empfindungen und inneren Bilder beim Hören.

Jedes Kind darf anschließend sein eigenes Chaos und dann sein Bild vom Licht malen.

Als zusammenfassendes Ergebnis der Einheit "vom Chaos zum Licht" gestalten wir aus den Ideen der Kinder in der freien Bewegung eine gemeinsame Choreographie und verwenden dabei schwarze und gelbe Chiffontücher. Musik: "Die Vorstellung des Chaos" - bis - "Und es ward Licht."

Das war der 1. Tag.

Der 2. Tag: Das Firmament

Nr. 3 Rezitativ Raphael:

Und Gott machte das Firmament und teilte die Wasser,
die unter dem Firmament waren, von den Gewässern,
die ober dem Firmament waren, und es ward so:
Da tobten brausend heftige Stürme,
wie Spreu vor dem Winde, so flogen die Wolken,
die Luft durchschnitten feurige Blitze
und schrecklich rollten die Donner umher.
Der Flut entstieg auf sein Geheiß
der allerquickende Regen,
der allverheerende Schauer,
der leichte, flockige Schnee.

Nr. 4 Das Lob des zweiten Tags. Gabriel und Chor:

Mit Staunen sieht das Wunderwerk

Der Text in unserem persönlichen Schöpfungsbilderbuch (gemeinsam mit den Kindern arbeiten wir seit Beginn des Projektes an einem gemeinsamen Schöpfungsbilderbuch): Am 2. Tag machte Gott den blauen Himmel, das Firmament, heftige Stürme, die Winde, die Wolken, feurige Blitze, schreckliche Donner, den allerquickenden Regen, den allverheerenden Schauer und den leichten, flockigen Schnee.

Das Hören vorbereiten

L schenkt den Kindern ein Lied, singt es ihnen vor.

L: "Ihr passt gut auf, was dieses Lied erzählt: 'Nachts pfeift der Wind ums Haus'."

Kinder: "Es erzählt vom Wind, vom Regen, Donner und Blitz."

L: "Und genau von all diesen Wettererscheinungen erzählt der 2. Schöpfungstag, Gott hat sie alle am 2. Tag erschaffen."

Frau Lentsch spricht mit den Kindern über die verschiedenen Wettererscheinungen: über Wind, Regen, Blitz, Donner, Hagel, Schnee... Auf ihre Frage: "Wie entsteht eigentlich der Donner?", antwortet ein Kind prompt: "Wenn zwoa Wolkn zommpleschn!"

Instrumente liegen im Kreis um das blaue Tuch. Jedes Kind wählt für sich ein Instrument, probiert es aus und überlegt, welche Wettererscheinung es mit seinem Instrument "malen" könnte.

L: "Ich lese euch jetzt den Teil der Schöpfungsgeschichte vor, der von der Erschaffung der Wettererscheinungen erzählt."

Jedes Kind spielt auf seinem Instrument mit, wenn es glaubt, dass es diese Wettererscheinung, die gerade genannt wird, mit seinem Instrument "malen" kann.

Dann zeichnet jedes Kind eine Wettererscheinung auf ein vorbereitetes Kärtchen und legt die Zeichnung vor sich auf das blaue Tuch.

Nun hören wir wieder Haydns Musik in Stille und versuchen danach, in diese Musik durch Bewegung, Sprache und Farbe einzudringen:

Wir versuchen, diese Musik von der Erschaffung der Wettererscheinungen nach persönlicher Empfindung in freier Bewegung mit unserem Körper zu malen.

Was erzählt diese Musik? Wiederholtes Hören

Wir versuchen herauszuhören, wann Haydn welche Wettererscheinung mit Musik malt - vor oder nach dem Text - und legen die passenden Kärtchen rund um das blaue Tuch.

Wir versuchen, diese Musik, welche das Firmament und das Wasser "ober" und "unter" dem Firmament malt, in verteilten Rollen in Bewegung als "Körpertheater" zu gestalten.

Wir hören die Musik noch einmal in Stille und überlegen gemeinsam die Gestaltungsmöglichkeiten: Eine Gruppe von Kindern stellt im Halbkreis mit erhobenen Händen das Firmament dar, eine zweite Gruppe spielt - in verteilten Rollen, die Bildkärtchen um den Hals - die verschiedenen Wettererscheinungen (Regentropfen, Schneekristalle, Wolken aus Papier an einem Zwirnfaden an den Händen, größere Holzkugeln auf einer Schnur als Hagelkörner). Wenn genügend Kinder da sind, begleitet eine dritte Gruppe mit Instrumenten.

Zum Lobchor "Mit Staunen sieht das Wunderwerk" tanzen alle Kinder voll Freude mit.

Zum Schluss zeichnet jedes Kind sein eigenes Bild von den Wettererscheinungen: Vom Wasser über und unter dem Firmament.

Immer wieder werden die Musikerlebnisse der letzten Tage wiederholt: das burgenländische Volkslied: "Es steht ein Baum im tiefen Tal" und die Arie von der Erschaffung des Menschen "Mit Würd' und Hoheit angetan".

Wir denken zurück, welche Musik wir in den letzten beiden Tagen aus Haydns "Schöpfung" gehört haben: von der Erschaffung des Menschen, die Vorstellung des Chaos, die Musik vom großen Licht am ersten Tag und vom Wasser über und unter dem Firmament - von den Wettererscheinungen am zweiten Schöpfungstag.

Der 3. Tag: Gott scheidet Land und Meer

Text in Haydns "Schöpfung" und in unserem persönlichen Schöpfungsbuch:

Nr. 5 Rezitativ Raphael:

Am 3. Tag sprach Gott: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel zusammen an einem Platz, und es erscheine das trockene Land. Und Gott nannte das trockene Land "Erde" und die Sammlung der Wasser nannte er "Meer". Und Gott sah, dass es gut war.

L erzählt den Kindern, was am 3. Tag alles geschah, und zeigt ihnen einige Bilder ihres Bilderbuches "Es werde Licht", das Kinder gestaltet haben. Wir sprechen darüber.

L: "Gott hat das Land vom Wasser getrennt. Wie nennt Gott die riesige Wasserfläche?"

Kind: "Meer".

Die Kinder erzählen von den Gewässern, die sie kennen: Auch die Begriffe Fluss, See, Bach werden von den Kindern genannt.

L: "Dichter erzählen auch oft vom 'breiten Strom' und meinen damit den großen Fluss. Auf der einen Seite der Erde gibt es das Meer, mit Bächen, Flüssen, Seen - auf der anderen Seite das Land, mit Hügeln, Felsen und Bergen. In Haydns 'Schöpfung' heißt es:

Rollend in schäumenden Wellen
bewegt sich ungestüm das Meer.

Hügel und Felsen erscheinen,
der Berge Gipfel steigt empor.

Die Fläche weit gedehnt,
durchläuft der breite Strom in mancher Krümme.

Leise rauschend gleitet fort
im stillen Tal der helle Bach.

Nun hören wir die Arie, die der Erzengel Raphael singt, in Stille".

Danach versuchen wir, die Empfindungen beim Hören dieser Musik in Bewegung, Sprache und Farbe auszudrücken:

So stellen wir die bildhaften Texte dieser Gewässer und Bodenformen als Körpertheater dar und gestalten sie als Klangbilder.

Freie Bewegung aller Kinder zur Arie "Rollend in schäumenden Wellen."

Dem Rezitativ davor lauschen wir erst in Stille und nehmen es als Information in uns auf.

Wir überlegen gemeinsam im Gespräch ein Ausgangsbild zur Darstellung dieser Musik als Körpertheater und einen möglichen Bewegungsablauf.

Jedes Kind zeichnet auch sein Bild dazu.

Am 3. Tag schuf Gott auch die Pflanzen: Gräser, Blumen, Kräuter, Heilpflanzen, Obstbäume, Wald

Nr. 7 Rezitativ Gabriel

Text in Haydns "Schöpfung" und in unserem persönlichen Schöpfungsbilderbuch: Gott sprach: Es bringe die Erde Gras hervor, Kräuter, die Samen geben und Obstbäume, die Früchte bringen nach ihrer Art, die ihren Samen in sich selbst haben auf der Erde. Und Gott schuf das Gras, Blumen, Kräuter, Heilpflanzen, Obstbäume und den dichten Wald. Und Gott sah, dass es gut war.

Nr. 8 Arie Gabriel:

"Nun beut' die Flur das frische Grün"

Lobchor Nr. 10:

"Stimmt an die Saiten"

Das Hören vorbereiten

Eigentlich sollten Kinder diese Musik auf einer blühenden Wiese, in einem Garten oder auf einem Waldstück erleben. Aber im Jänner bleibt es bei der Erinnerung an das Knospen und Blühen im vergangenen Jahr und bei der Freude auf den herannahenden Frühling. Die Kinder können aber Bilder von Blumen in Gartenbüchern und auf Samensäckchen suchen, mitbringen und die entsprechenden Blumensamen in Blumenkistchen aussäen.

Frau Lentsch fragt die Kinder, welche Blumen sie schon kennen. Die Kinder zählen auf: Veilchen, Rosen, Margariten... Wir sprechen über die verschiedenen Pflanzen, die Blumen, Kräuter, Bäume, über das Getreide... und stellen auch fest, dass die Weizenkörner, die wir vergangene Woche gesät haben, bereits keimen.

L: "Joseph Haydn erzählt in seiner 'Schöpfung' auch vom Grünen und Blühen der Blumen, von duftenden Kräutern und Heilpflanzen, von reich beladenen Obstbäumen und vom dichten Wald. Gottfried van Swieten, der die Texte zu Haydns "Schöpfung" geschrieben hat, erzählt das Blühen und Wachsen so:

Nun beut' die Flur das frische Grün
dem Auge zur Ergötzung dar.
Den anmutsvollen Blick
erhöht der Blumen sanfter Schmuck.
Hier duften Kräuter Balsam aus.
Hier sprosst den Wunden Heil.
Die Zweige drückt der goldnen Früchte Last.
Hier wölbt der Hain zum kühlen Schirme sich,
den steilen Berg bekrönt ein dichter Wald.

Der Musik in Stille begegnen

L: "Wir hören nun die Musik aus Haydns 'Schöpfung', die das Wachsen der Pflanzen in Musik beschreibt und malt und sind dabei ganz, ganz still."

Musik: Nr. 9 und 10 aus der CD "Joseph Haydns Schöpfung für Kinder"

Eindringen in die Musik durch Bewegung, Sprache und Musik

Wir versuchen, uns beim wiederholten Hören frei zur Musik zu bewegen, wie das Gras, das frische Grün aus der Erde sprießt, die Blumen aufblühen, die Bäume emporwachsen..., hören anschließend auch den Lobchor "Stimmt an die Saiten" und versuchen, unsere Freude am Blühen und Wachsen in Bewegung auszudrücken.

Die Kinder malen zur Musik und gestalten ihr persönliches Bilderbuch weiter.

Den Umgang mit der Schöpfung einüben

Wo können wir auf die Natur besser aufpassen? Wo können wir der Natur Gutes tun?

Der 5. Tag: Vögel und Fische

Rezitativ: Nr. 14 Gabriel:

Und Gott sprach: Es bringe das Wasser in der Fülle hervor webende Geschöpfe, die Leben haben und Vögel, die über der Erde fliegen mögen in dem offenen Firmamente des Himmels.

Arie: Nr. 15 Gabriel:

"Auf starkem Fittiche schwinget sich der Adler stolz"

Rezitativ Nr. 16 Raphael:

"Und Gott schuf große Walfische"

Lob des 5. Tages: Nr. 17:

"In frohen Kreisen schwebt

Text für unser persönliches Bilderbuch: Am 5. Tag schuf Gott die Vögel und Fische. Gott sprach: "In der Luft soll sich Leben regen!" Er machte die Vögel, die über die Erde fliegen, die großen und die kleinen, den Adler, die Lerche, die Taube und die Nachtigall. Und Gott sah, dass es gut war.

Wir sprechen über die verschiedenen Vögel, die Gott erschaffen hat, über deren Eigenarten, Aussehen, Bewegungen...

Wir versuchen auch, Geräusche der Vögel mit der Stimme sowie mit Instrumenten nachzuahmen, z.B. das Singen, das Schlagen der Nachtigall, das Gurren der Taube...

Von der CD hören wir die Musik, mit der Gott die Vögel mit Musik malt, und bewegen uns frei zur Musik wie die Vögel, von denen sie erzählt.

Wir erzählen und malen zur Musik.

"Auch im Wasser soll sich Leben regen!" Gott machte die Fische, die großen Walfische und die kleinen Forellen. Er machte alles, was im Wasser lebt, auch die Muscheln, Korallen und Seesterne. Wir sprechen über die verschiedenen Lebewesen im Wasser und bewegen uns wie Fische und andere Lebewesen aus dem Wasser. Wie hat Haydn versucht, die Fische im Wasser mit Musik zu malen?

Der 6. Tag: Landtiere

Rezitativ Nr. 20 Raphael:

Und Gott sprach: Es bringe die Erde hervor, lebende Geschöpfe nach ihrer Art: Vieh und kriechendes Gewürm und Tiere der Erde nach ihren Gattungen.

Rezitativ Accompagnato Nr. 21 Raphael:

"Gleich öffnet sich der Erde Schoß"

Lob des 6. Tages: Nr. 22:

"Nun scheint in vollem Glanze der Himmel"

Wir haben in den ersten drei Tagen der Projektwoche "Haydns 'Schöpfung' mit Kindern ganzheitlich erfahren" versucht, in Musik, Bewegung, Wort, Farbe und im Erleben der Natur zu erfahren: die Erschaffung des Menschen, Chaos und Licht, das Firmament mit Stürmen und Wolken, Blitzen, Regen, Hagel und Schnee, Meer und Erde mit Hügeln, Bergen und Felsen, die Pflanzen mit Gräsern, Blumen, Kräutern, Heilpflanzen, Obstbäumen und dem dichten Wald, Vögel und Fische und die Tiere am Land - den Löwen, den Tiger, den Hirsch, das Pferd, das Rind, das Schaf, die Insekten und das Gewürm - in Musik, Wort, Bewegung und Farbe (und Manches davon in Bildern oder in der Wirklichkeit) zu erleben.

Und am vierten Tag unserer Projektwoche sollten die Kinder die Gefühle und Bilder, welche diese Musik mit ihren 1.) informativen und 2.) poetischen Texten in ihnen auslöste, in Ton modellieren und so unsere Schöpfung in Ton erstehen lassen.

Zum Hören der Musik aus Haydns "Schöpfung" lassen wir unsere schöne Welt, die Schöpfung, in Ton erstehen und wiederholen dabei unsere Musik und die Schöpfungstaten Gottes, die wir aus diesem Werk bereits kennen gelernt haben. Wir modellieren einfach unsere Eindrücke und Empfindungen beim Hören dieser Musik in Ton.

Unser liebste Melodie aus Haydns "Schöpfung": "Mit Würd' und Hoheit angetan" - unsere Schlüsselstelle zu Haydns "Schöpfung" - singen wir als Morgenlied.

Jedes Kind bekommt ein großes Stück Ton und darf dieses einige Male hoch über den Kopf heben und mit aller Kraft auf den Tisch werfen, um die Luftblasen aus dem Ton herauszuschlagen, dabei voll Freude seine Aggressionen abbauen und ruhig werden.

Anschließend legt jedes Kind die Hände auf den Ton, schließt die Augen und erst, wenn die Musik "Die Vorstellung des Chaos" zu hören ist, beginnen wir mit den Händen, die Empfindungen, die die Musik in uns weckt, in dieses Stück Ton zu modellieren, die schöne Musik in den Ton hineinzuarbeiten.

Wir lauschen der "Vorstellung des Chaos", dem Rezitativ "Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde..." und bei "Es werde Licht" öffnen wir wieder die Augen und sehen, was wir geformt haben.

Man kann noch nichts feststellen, keine richtigen Formen, sondern eher ein Durcheinander, ein Chaos erkennen. Bei dem dramatischen Rezitativ "Und Gott machte das Firmament" entstanden Blitze, Hagelkörner und Regentropfen. "Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel zusammen, und es erscheine das trockne Land. Und Gott nannte das trockne Land Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer" ließ runde Inseln entstehen, die schließlich alle Kinder eines Tisches miteinander zu einem Erdteil verschmelzen.

Bei der Arie des Raphael "Rollend in schäumenden Wellen erhebt sich ungestüm das Meer. Hügel und Felsen erscheinen, der Berge Gipfel steigt empor" schieben die Kinder ihre Hände unter ihren großen Erdteil und es erscheinen Hügel, Berge und Felsen. "Die Fläche weit gedehnt durchläuft der breite Strom in mancher Krümme" regte die Kinder an, ein Flussbett tief in den Ton ziehen, und bei "Leise rauschend gleitet fort im stillen Tal der helle Bach" begleitet jedes Kind mit seinen Fingern ein Bächlein durch unsere Tonlandschaft. Ein beglückend empfindsames Erlebnis!

Das Hören der Arie des Erzengels Gabriel "Nun beut' die Flur das frische Grün" ließ in den Händen der Kinder aus Ton zartes Gras, Blumen, Kräuter und Obstbäume entstehen, die damit das Land bedeckten. Die Verszeile "Den steilen Berg bekrönt ein dichter Wald" wird sichtbar: Ein Berg entsteht und viele Bäume "bekrönen" seinen Gipfel.

Adler und Tauben formten die Kinder bei der Arie "Auf starken Fittichen schwinget sich der Adler stolz", und voll Freude formten sie Löwen, Tiger, Hirsche, Pferde, Rinder, Schafe und Würmer bei dem dramatischen Rezitativ "Vor Freude brüllend steht der Löwe da".

Etwas fehlte noch!

Am Nachmittag formten die Kinder den Menschen und stellten ihn in unsere schöne Welt aus Ton. Dabei äußerte ein Kind spontan den Wunsch: "Schalt bitte die schöne Musik ein!"

Die Kinder waren voller Eifer dabei und sangen mit großer Begeisterung:

"Mit Würd' und Hoheit angetan, mit Schönheit Stärk und Mut begabt, gen Himmel aufgerichtet, steht der Mensch, ein Mann und König der Natur!"

Unsere Projektwoche beschließen wir am letzten Tag mit der wunderschönen Musik von Sonne, Mond, und Sternen.

Der 4. Tag: Lichter am Himmel

Rezitativ Nr. 11 Uriel:

Und Gott sprach: Es sei'n Lichter an der Feste des Himmels, um den Tag von der Nacht zu scheiden und Licht auf der Erde zu geben, und es sei'n diese für Zeichen und für Zeiten und für Tage und für Jahre. Er machte die Sterne gleichfalls.

Rezitativo Accompagnato/dramatisches Rezitativ Nr. 12 Uriel:

"In vollem Glanze steiget jetzt die Sonne strahlend auf"

Chor Nr. 14 Uriel:

"Die Himmel erzählen die Ehre Gottes"

Text für unser persönliches Schöpfungsbilderbuch: Am 4. Tag schuf Gott die Lichter am Himmel: die Sonne, den Mond und die Sterne. Und er machte die Sonne für den Tag und für die Nacht den Mond und die Sterne. Und Gott sah, dass es gut war.

Eine kleine Lebenswelt für das Hören von Sonne, Mond und Sternen erschließen

Und wir singen das Lied: Die Reise der Sonne "Wenn die Sonne ihre Strahlen..." Stimmt der Inhalt dieses Liedes?

Wir sprechen über die Sonne: Wer reist am Himmel? Die Sonne steht immer still. Die Erde dreht sich um die Sonne. Sie strahlt nicht nur gelb, sie besteht aus vielen verschiedenen Farben. Die Sonne strahlt nur am Tag.

Mit einem Globus und einer Sonnenlaterne wird dieser Kreislauf anschaulich dargestellt. Wir spielen das Auf- und Untergehen der Sonne mit unserem Körper und setzen auch Instrumente ein. Wir wählen das Glockenspiel für die Sonne, die Trommel für den Mond, verschiedene Glöckchen und Zimbeln für die Sterne.

In vollem Glanze
steiget jetzt die Sonne strahlend auf,
ein wonnevoller Bräutigam,
ein Riese stolz und froh
zu rennen seine Bahn.

Mit leisem Gang und sanftem Schimmer
schleicht der Mond die stille Nacht hindurch.

Den ausgedehnten Himmelsraum
ziert ohne Zahl der hellen Sterne Gold.

Der Musik in Stille begegnen

Wir hören die Nummer 13, 14 und 15 aus der CD und bewegen uns dazu. Wir zeichnen anschließend die Sonne in ihrer strahlenden Kraft, die Sterne und Mond.

Den Umgang mit der Schöpfung einüben

Zum Abschluss wiederholen wir noch einmal alles, was Gott erschaffen hat, und gestalten am Boden beim Hören unserer Musik aus Haydns "Schöpfung", die wir die Woche über erfahren hatten, mit Tüchern und verschiedenem anderen Material (Tieren, Pflanzen, Steinen, Sternen...) ein schönes, großes Schöpfungsbild, bewegen uns und tanzen zum Chor.

Die Himmel erzählen die Ehre Gottes.
und seiner Hände Werk
zeigt an das Firmament.

Zur Vorgeschichte

Eisenstadt ist Haydnstadt. In ihrer aktiven Zeit als Lehrerin an der Volksschule Eisenstadt war für Margit Lentsch Musik Unterrichtsprinzip. Der Versuch, im Haydnjahr 1982 mit Kindern einer 2. Klasse in Haydns Oratorium "Die Schöpfung" hineinzuhören, löste eine große Begeisterung der Kinder aus. Die Kinder wollten nicht aufhören zu hören und bettelten nach einem neuen Werk, an dem sie so arbeiten wollten, wie an Haydns "Schöpfung". Wie durch ein Wunder brachte FS2 am Weihnachtsfest 1982 "Die Zauberflöte für Kinder" aus Salzburg nach einer Idee von Christian Boesch und mit Christian Boesch als Papageno. Die darauf folgende Auseinandersetzung dieser Klasse mit Mozarts "Zauberflöte" gipfelte in einem einstündigen Singen und Spielen der Kinder aus Mozarts "Zauberflöte", im Besuch von Christian Boesch, Papageno der legendären "Zauberflöte für Kinder" von den Salzburger Festspielen 1982 in dieser Klasse und 1992 im großen, landesweiten Projekt "Eine Schöpfung für Kinder" der Haydn Festspiele Eisenstadt, für Kinder moderiert von Christian Boesch mit dem Untertitel: "Aufwachen - Mitdenken - Eingreifen".

Im Auftrag der Haydn Festspiele und des Landesschulrates für Burgenland Erstellung von Unterrichtsmaterialien zur Vorbereitung der drei großen Kinderkonzerte "Eine Schöpfung für Kinder". Nach dem musikpädagogischen Konzept von Christian Boesch sollte jedes Kinder des Burgenlandes dieses Konzert im Haydnsaal Eisenstadt oder in einer Fernsehaufzeichnung in FS2 vorbereitet erleben.

Ein Jahr nach ihrer Pensionierung wurde Margit Lentsch vom "Lions-Club Neusiedlersee" eingeladen, eine Bildungsinitiative zu planen und dabei mitzuwirken. Wenn sie einsteigt, könne es "Haydns 'Schöpfung' für Kinder" werden. Ein Thema, das seither - durch die Unterrichtsmaterialien zu Haydns "Schöpfung" - weit über Österreich hinaus unaufhörlich neue Kreise zieht.

Nach einer Einladung der Kindergärtnerin ihres Enkelkindes zur Projektarbeit "Haydns 'Schöpfung' für Kinder" in der Gruppe ihres Enkelkindes Lukas landete Margit Lentsch 2001 in der Kindergartenarbeit.

Unterrichtsmaterialien zu Haydns "Schöpfung"

Margit Lentsch:

"Eine Schöpfung für Kinder" - Arbeitsbuch für Schüler

"Eine Schöpfung für Kinder" - Lehrerhandbuch

"Es werde Licht!" - ein Musikbilderbuch mit Originaltexten und Notenbildern aus Haydns "Schöpfung".

Joseph Haydn "Die Schöpfung" - ein Notenpaket, aufbereitet für die Arbeit mit Kindern: Klavierauszug + 3 Beilagen: 1. Singstimme für ein Melodie-Instrument, 2. Rezitative für Melodie-Instrument + Stabspiele, 3. Chöre, Terzett und Duett für Blöckflöten-Ensemble

Joseph Haydns "Schöpfung" für Kinder - CD mit Hörbeispielen aus Haydns "Schöpfung"

Autorin/Fortbildnerin

Martina Mittermair ist Kindergartenleiterin in St. Sigmund/Südtirol mit einer großen Liebe zur Musik. Email-Adresse: martina.m@akfree.it

Margit Lentsch, ehemalige Grundschullehrerin in Eisenstadt. Email-Adresse: margit.lentsch@bnet.at, Website: www.klasseklassik.bnet.at

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