Rebecca Döllner
Musik kann die Entwicklung von Kita- und Kindergartenkindern bereits in ihrer frühen Lebensphase auf verschiedenen Ebenen unterstützen. Sie fördert neben der Sprachentwicklung und der Koordination auch die Kreativität der Kinder und hilft ihnen, sich Gelerntes besser zu merken.
Zudem bietet Musik die einmalige Chance, Menschen zu verbinden. Sie unterscheidet nicht zwischen Alter, Herkunft oder Bildungsgrad der Beteiligten - Musik ist eine wortlose Weltsprache, die alle Menschen sprechen. Auch wenn jemand den Text eines Liedes nicht versteht, kann ihn die Melodie berühren, und er kann durch Klatschen oder Summen an ihr teilhaben. So ist gemeinsames Singen oder Musizieren eine ideale Möglichkeit, Migrations- und Flüchtlingskinder in die Gruppe zu integrieren. Musik sorgt für emotionale Ausgeglichenheit, fördert das Sprachgefühl und das Zuhören, vermittelt Geborgenheit und Lebensfreude und hilft, Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.
Wie die Ergebnisse des sozio-ökonomischen Panels des DIW Berlin beweisen, fördert Musik langfristig Bildungserfolge von Kindern. Jugendliche, die bereits seit ihrer frühen Kindheit Musikunterricht erhalten haben, können im Schnitt deutlich bessere Schulnoten vorweisen. Besonders Kinder aus sozial benachteiligten Familien profitieren von einer musikalischen Früherziehung. Sie heben sich in ihren schulischen Leistungen deutlich von ihren Altersgenossen ab, die aus ähnlichen familiären Umständen stammen.
Die Ursache hierfür liegt vor allem in der Förderung der exekutiven Funktionen durch Musik. Inhibition, Arbeitsgedächtnis und kognitive Flexibilität werden durch Musik geschult und schaffen die Basis für ein erfolgreiches Schul- und Erwachsenenleben.
Exekutive Funktionen - Basis für erfolgreiches Lernen
Inhibition oder auch Selbstregulation beschreibt hierbei vor allem die Fähigkeit, die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu haben. Aber auch Aufmerksamkeitssteuerung, d.h. konzentriert zu bleiben und sich nicht von inneren oder äußeren Impulsen ablenken zu lassen, fällt in diesen Bereich. Ist die Selbstregulation ausreichend ausgebildet, gelingt es Kindern später deutlich leichter, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren. Auch das Sozialverhalten ist besser ausgeprägt.
Hinter dem Arbeitsgedächtnis verbirgt sich das kurzfristige Speichern von Informationen. Seine Kapazität und die Dauer, über die die Informationen im Kopf abrufbar bleiben, können trainiert werden. Ein ausgeprägtes Arbeitsgedächtnis fördert gutes Kopfrechnen und schnelleres Sprachenlernen. Außerdem werden Arbeitsanweisungen leichter verstanden, und Kinder können sich besser auf das Wesentliche konzentrieren, indem unwichtige Zwischenergebnisse oder Aspekte ausgeblendet werden.
Kognitive Flexibilität bezeichnet schlicht die Befähigung, sich schnell an neue Bedingungen anpassen und sich in die Perspektive anderer einfühlen zu können. Das ist besonders von Bedeutung, wenn es z.B. um die Anpassung an neue Lebensumstände geht.
Eine gezielte Förderung der exekutiven Funktionen beugt psychischen Störungen vor - wie ADS/ADHS oder Borderline-Syndrom - und kann zudem zu Therapiezwecken eingesetzt werden.
Musik, die schlau macht: Fex musiziert
Fex steht für "Förderung exekutiver Funktionen" und ist ein Spiel- und Lernkonzept, das aus der Zusammenarbeit zwischen dem ZNL Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen an der Universität Ulm und der Wehrfritz GmbH entstanden ist.
Die Spielesammlung Fex musiziert beinhaltet zahlreiche musikalische Übungen zur Förderung der exekutiven Funktionen in den Bereichen Gesang, Rhythmik und Hören. Es kombiniert so die Vorteile der Musikerziehung mit der essenziellen Förderung der exekutiven Funktionen und kann spielend leicht in den Tagesablauf in Kindertageseinrichtungen integriert werden.
Musikalische Projektidee zur Förderung exekutiver Funktionen
Zum Inhalt von Fex musiziert gehört auch eine CD mit 18 Liedern. Die pädagogische Fachkraft singt den Kindern folgendes Lied vor.
"Es läuft ein kleiner Drache
am Morgen in die Schule.
Er hat dabei den Ranzen,
vergaß doch seine Schuhe."
Anschließend singen die Kinder das Lied und klatschen im Rhythmus. An den vorgegebenen Textstellen setzt der Spielleiter vier der dem Spiel beiliegenden Bildkarten ein und hält sie an den entsprechenden Stellen hoch. Die Kinder müssen schnell reagieren und das auf der Karte abgebildete Wort in den Liedtext einbauen. Dadurch ergibt sich z.B.: "Es läuft ein kleiner Hase am Morgen in die Schule." Die vorher abgesprochenen Tanzbewegungen, die den verschiedenen Karten zugeordnet waren, müssen gleichzeitig gemacht werden.
Da die Kinder sich nicht nur den Liedtext, sondern auch die Bewegungen einprägen müssen, schult dieses Spiel ihr Arbeitsgedächtnis. Damit sie nicht falsch singen oder eine Bildkarte verpassen, sind Aufmerksamkeit und Konzentration erforderlich. Außerdem trainieren sie ihre Flexibilität, Koordination und Reaktionsgeschwindigkeit.
Um die Schwierigkeit dieses Spiels zu erhöhen, können weitere Bildkarten verwendet oder die Bedeutung der einzelnen Karten vertauscht werden, sodass die Kinder bei der Drachen-Karte "Hase" und bei der Hasen-Karte "Drache" singen bzw. tanzen müssen.
Weitere Anregungen und Produkte für Kinder zur Musikerziehung oder Förderung exekutiver Funktionen finden Sie unter wehrfritz.de.
Unternehmen
Seit über 75 Jahren ist Wehrfritz Komplettausstatter für Krippen und Kindergärten. Das Sortiment umfasst innovative Möbel, Raumkonzepte, Außenspielgeräte sowie ausgewählte Spiel- und Lernmaterialien.