Barbara Perras
Die herkömmlichen handelsüblichen Dominospiele sind meist in farbiger Ausführung. Für jede geometrische Form steht eine Farbe. Weil jedoch die Farbwahrnehmung bereits im Auge stattfindet - also wesentlich schneller als die Formwahrnehmung in den Sehzentren des Gehirns - ordnen die Kinder eigentlich gleiche Farben und keine Formen zu (obwohl das Ergebnis augenscheinlich den erwarteten Erfolg bringt). Alternativen dazu bilden gleiche Formen in unterschiedlichen Farben oder einfarbiges Spielmaterial.
Wir haben uns von einem pensionierten Schreiner (ein anderer hat wohl kaum die Zeit noch die Geduld für diese Arbeit) in Handarbeit ein Domino aus Naturholz anfertigen lassen. Es besteht aus 28 Teilen, 14 cm mal 7 cm groß und 6 mm dick. Die Größe ermöglicht vielfältige Einsätze, vor allem im Kugelbad und in der großen Turnhalle. Die Formkombinationen von Kreis, Dreieck, Quadrat, Raute, Rechteck, Fünfeck und Sechseck sind im Negativ dargestellt, d.h., sie sind als entsprechendes "Loch" aus dem einfarbigen Holz gesägt. Damit ergibt sich zu anderen Tastspielen eine veränderte Wahrnehmung der geometrischen Formen. Dieses Erfühlen von Räumen ist die feinmotorische Weiterführung unserer hölzernen Kriechröhren, in denen die Kinder den Inhalt grobmotorisch mit dem ganzen Körper und auch besonders von innen erleben können.
Für das jetzt gedachte Tischspiel benötigen wir noch selbsthärtende Knete, Fotokarton in einer Farbe, Stifte und Scheren. Die Spielsteine liegen verteilt auf dem Tisch. Ein Kind beginnt mit einer beliebigen Kombination, z.B. Dreieck - Kreis. Es benützt den Dominostein als Schablone, malt einen Kreis (oder das Dreieck) auf den Karton, schneidet ihn aus, legt die Holztafel in die Mitte und den Kreis in das entsprechende Loch. Das nächste Kind formt aus der Knete das noch fehlende Dreieck und füllt damit die zweite Öffnung aus. Wenn die Form passt, darf es weiter machen, einen Spielstein mit einem Dreieck in beliebiger Kombination mit einer anderen Form (oder der gleichen - beim Doppelstein) auswählen, das Dreieck aufzeichnen, ausschneiden und den Stein mit Papierform anlegen. Der nächste ist wieder mit der noch fehlenden Figur und der Knetmasse an der Reihe ...
Wegen der umfangreichen Handlung bei jedem Spielzug empfiehlt es sich, nur mit zwei bis drei Kindern zu spielen, damit den anderen nicht langweilig wird. Das Spiel ist zu Ende, wenn es keine Möglichkeit gibt, weiter anzulegen, oder alle Spielsteine verwendet sind.
Die Dominosteine werden in ihren Karton aufgeräumt, die Knetformen zum Trocknen gelegt, und für die Pappformen legen wir in eine eigene Dose an. Nach mehreren verschiedenen Spieldurchläufen haben wir dann gehärtete Formen, welche wir bemalen können, bzw. verschieden farbige geometrische Formen aus Fotokarton, die wir zu Mustern oder ähnlichem aufkleben können.
Motopädagogische Bewegungs-Abwandlungen können zusätzlich eingebaut werden:
- Die Spielsteine liegen nicht auf dem Tisch, sondern im Raum auf dem Boden verteilt.
- Die Kinder durchkrabbeln die jeweiligen Holzröhren.
- Die Kinder dürfen eine Runde mit dem Rollbrett mit der entsprechenden Form fahren.
- Die Dominosteine sind zugedeckt und müssen ertastet werden.
- Dem nachfolgenden Mitspieler werden die Augen verbunden, die Form wird ihm mit dem Finger auf den Rücken gezeichnet.
Oder wir suchen anhand der erarbeiteten Schablonen (aus Papier oder Knetmasse) die Formen in unserer Umwelt und gestalten sie entsprechend (Fahrradreifen, Autoreifen, Verkehrsschilder, Pflastersteine, Hausdach, Fenster usw.).