Pädagogisches Making in der Kita #3: Praxis-Snacks

Kristin Narr, Hannah Bunke-Emden und Felicia Lange

Themen, Projekte und Werkzeuge

Making-Aktivitäten können in der Kita für leuchtende Augen und großen Spaß sorgen. Gleichzeitig sind sie eine tolle Möglichkeit, Kindern an vielfältige Themen rund um Naturwissenschaften, Medien und Technik genauso wie Kunst und Kreativität heranzuführen. In diesem Beitrag werden Themen, Projekte und Werkzeuge rund um Making und Maker Education in der Kita vorgestellt – angefangen bei eher klassischen medienpädagogischen Projekten zu Foto, Film und Audio bis hin zum Thema Roboter und Makerspaces für Kinder.

Film-, Foto- und Audioprojekte

Niedrigschwellige Film-, Foto- und Audioprojekte sind eine tolle Möglichkeit, Kinder im Kita-Alter an die aktive, kreative Mediengestaltung heranzuführen. Dazu müssen nicht immer auch digitale Geräte genutzt werden – ein Einstieg kann auch ganz analog erfolgen. Viele Projekte können in Gruppen erstellt werden, um auch soziale Kompetenzen in der Zusammenarbeit mit anderen und die Kreativität zu unterstützen.

Für sehr junge Kinder sind besonders Audio-Projekte geeignet. Zum Beispiel lassen sich  Hörspiele gut mit einer ganzen Kita-Gruppe umsetzen und sind gleichzeitig ein tolles Ergebnis, das auch an die Eltern weitergegeben werden kann: Während die Erzieher*innen eine Geschichte vorlesen, haben die Kinder die Aufgabe, die passenden Geräusche zur Geschichte (z. B. Wind oder Hufe-Klappern) zu produzieren. Dabei werden sie kreativ und testen vorher aus, mit welchen Gegenständen welche Geräusche nachgemacht werden können. Wird das Hörspiel dann noch live gespielt und mit einem Aufnahmegerät aufgenommen, haben alle eine tolle Erinnerung!

Geräusche-Quiz

Jüngere Kinder können selbst ein Daumenkino oder ein Comic gestalten, während die Älteren sich sogar an einen kurzen Stop Motion-Trickfilm wagen können. Das funktioniert auch gut als altersübergreifendes Projekt. Dabei sollten sie sich die Älteren selbst eine kleine Geschichte ausdenken und mit den jüngeren Kindern gemeinsam passende Figuren basteln, welche die Hauptrollen übernehmen. Mithilfe eines Tablets und der Stop-Motion-Studio-App können die Kinder nun einzelne Fotos aufnehmen, wobei die Position und Haltung der Figuren jedes Mal ein kleines Stück verändert werden müssen. Die App fügt die vielen Bilder automatisch aneinander, sodass dann Bewegungsabläufe im Film erkennbar sind. Als Zusatz können die Kinder selbst Geräusche einsprechen, welche die App direkt als Tonspur unter den Film legt. Die Bedienung der Stop Motion App ist zwar einfach gehalten. Um den Kindern gute Hilfestellungen geben zu können, empfiehlt es sich, sich vorher mit der App vertraut zu machen.

Bauen und Tüfteln mit verschiedenen Materialien

Making schließt immer auch viel Kreativität und Raum für individuelle Gestaltung mit ein. Basteln, Tüfteln, Reparieren, Konstruieren mit verschiedensten Materialien und Techniken sind wesentliche Bestandteile von Making. Es kann zudem viel recycelt werden, von alten Kleidern bis zu übrig gebliebenen Eierpappen oder Joghurtbechern – hier können sich die Kinder kreativ ausleben. Das lässt Raum, um Making an Themen, die die Kinder interessieren und mit denen sie sich näher beschäftigen wollen, zu verbinden. 

Als Beispiel könnten sie ein fliegendes Ballonauto konstruieren. Dazu fertigen sie ein Auto aus Pappe, welches sie ganz individuell, z.B. mit Farbe, Federn, Glitzersteinen, verzieren können. Daran werden anschließend bewegliche Pappräder befestigt, sodass das Auto rollen bzw. fahren kann. Auf dem Pappauto kleben sie einen Ballon, den sie an seiner Öffnung eng an einen Strohhalm steckt und umklebt. Pusten die Kinder diesen Ballon auf, fährt das Auto durch das Ausströmen der Luft. So können auch schon Kindergartenkindern Vorgehensweisen wie das Rückstoßprinzip nähergebracht werden. Die genaue Anleitung zur Gestaltung eines Ballonautos wird im nächsten Artikel dieser Serie erläutert.

Abb. 1 Das Projekt wurde dem Buch "Das Maker-Buch für Kita und Grundschule. Kinderleichte Fotoanleitungen zum kreativen Basteln, Tüfteln und Selbermachen" (Juliane Jammer & Kristin Narr) entnommen © Bananenblau 2018

Das Basteln eines Kaleidoskops bietet eine schöne Möglichkeit das Prinzip der Spiegelung aufzuzeigen. Hierfür kleben die Kinder eine Spiegelpappe (alternativ Alufolie auf einer Pappe) zu einer Rolle zusammen. Während sie eine Seite abdecken und nur ein Guckloch lassen, befestigen sie auf der anderen Seite Klarsichtfolie. Darauf legen sie nun bunte, kleine Glassteine oder Schnipsel. Damit diese nicht wegrutschen, sollte ein Faden oder Draht rundherum gelegt werden. Über die Perlen und den Draht wird dann eine zweite Klarsichtfolie gelegt. Drehen sie nun das Kaleidoskop, erkennen sie Mandala ähnliche Muster. Eine Bauanleitung ist hier zu finden.

Tüfteln mit Strom

Mit weiteren Projekten können Kinder an das Thema Strom herangeführt werden. Tüfteln mit Strom, ist hier die Devise. Den Kindern wird eine erste Einführung in Stromkreisläufe gegeben, besser gesagt: sie erleben sie selbst. Dazu eignet sich beispielsweise die Konstruktion einer eigenen, kleinen Taschenlampe. Die Kinder benötigen ein Holzstäbchen, das sie von beiden Seiten mit Kupferklebeband bekleben. Nun stecken sie an das eine Ende des Stabs eine Leuchtdiode und das andere Ende befestigen sie mit einer Metallklammer eine Knopfzellenbatterie. Die Batterie wird auf die Seite geklemmt, auf der das längere Bein der Leuchtdiode (Pluspol) zu finden ist. Berühren sich die passenden Pole, beginnt die Taschenlampe zu leuchten.

Außerdem können sie mit einem Makey Makey unterschiedliche Projekte zum Thema Strom durchführen. Beim Bananenklavier beispielsweise wird der Makey Makey Controller per USB mit dem Computer verbunden. Vom Controller können die Bananen mit Krokodilklemmen verknüpft werden, während sie eine der Klemmen selbst in der Hand halten. Mithilfe des Programms Scratch können die Erzieher*innen ein Klavier auf dem Computer aufrufen. Berühren die Kinder eine der Bananen, schließt sich der Stromkreis und der Computer spielt einen Ton ab. Genauere Ausführungen und Tipps sind auf der auf der Seite des Medienpädagogischen Praxisblogs zu finden und außerdem gibt es hier ein Beispielvideo.

Dreidimensionalität

Mit Maker-Projekten können Kindergartenkindern auch die Wirkung der Dreidimensionalität nähergebracht werden. Um ein erstes Verständnis der Kinder dafür zu wecken, bieten sich Bastel- und Konstruktionsprojekte an, bei denen sie dreidimensionale Gebilde bauen. Eine Option dafür sind Kichererbsen und Zahnstocher als Material, da man damit leicht Verbindungen zusammensetzen kann. Des Weiteren eignet sich das materialsparende Basteln eines Hologramms. Hierfür wird nur eine etwas stabilere Klarsichtfolie benötigt.

Abb. 2 https://gmk-m-team.chayns.net/DIY

Aus der Folie schneiden sie ein Muster, das vier gleichgroße Trapeze (siehe Bild). Dieses wird mit durchsichtigem Klebeband an den Kanten zusammengefügt. Nun können sie dieses Hologramm in die Mitte des Smartphones oder Tablets platzieren, während darauf geeignete Videos abspielen. Ein passendes YouTube-Video findet sich hier. Das Hologramm ermöglicht eine faszinierende 3D-Darstellung. Die Erzieher*innen sollte jedoch darauf achten, das Video in einem möglichst abgedunkeltem Raum abzuspielen, da die Darstellung sonst nur schwer erkennbar ist.

Roboter und Programmieren

Bereits in der Kita bieten sich Möglichkeiten, junge Kinder in die Welt der Roboter und Maschinen einzuführen. Dabei geht es nicht darum, dass die Kinder gleich zu IT-Profis werden oder lernen, zu programmieren. Eher sollen sie spielerisch mit Robotern und Programmierungen vertraut gemacht werden und das „logische Denken“ eines Computers kennenlernen. Hierzu können analoge Spiele wie der Cubetto oder Bee-Bot als programmierbare, mobile Roboter erste, ganz grundlegende Einblicke in die Themen Algorithmen und Coding geben. Die beiden Roboter eignen sich für jüngere Kindergartenkinder und weisen einige Ähnlichkeiten auf, sind in ihrer Bedienung jedoch verschieden: Der Cubetto wird über eine Stecktafel gesteuert, die Bee-Bots hingegen über Tasten programmiert. Einen weiteren Vergleich beider findet sich in einem Artikel des Medienkindergarten Wiens.

Für Vorschüler*innen eignet sich auch der Ozobot, der analog über Farbcodes programmiert werden kann. Auf einem weißen Blatt wird ein Weg, unterbrochen durch verschiedene Farbcodes, gezeichnet. Die verschiedenen Farben werden als Codes vom Ozobot dekodiert und bestimmen, wie und wohin er sich bewegt. Mithilfe der passenden App Ozoblocky können sie auch digital steuern. Tipps und Ausführung zum Umgang mit dem Ozobot finden sich auf der Seite Nimm!. Weiterführend können größere Kita- oder (Vor-)Schulkinder den Dash Roboter einsetzen, der sich am besten mit einem Tablet steuern lässt. Dieser beherrscht u.a. Funktionen zur Aufnahme und zum Wiedergeben von Geräuschen und Musik sowie Lichtfunktionen durch verschiedene LEDs.

Ausblick: Makerspaces

Makerspaces sind offene Werkstätten, in denen neben traditionellen Werkzeugen (z. B. Hammer, Säge, Nähmaschine, Lötkolben) auch digitale Technologien (z. B. 3D-Drucker, Lasercutter) zum Einsatz kommen. Eigentlich als Räume für Erwachsene Tüftler*innen und Bastler*innen gedacht, entstehen zunehmend mehr Makerspaces für Kinder, wie beispielsweise in Schulen oder Soziokulturellen Zentren. In Makerspaces finden Kinder viele Materialien und unbekannte Geräte, um weitere Projekte umzusetzen, vor allem auch für Dinge, die man normalerweise nicht zuhause hat wie beispielsweise 3D Drucker oder Lasercutter.
Ein temporärer Makerspace für Kindern sind die Maker Days for Kids. Dort können Kinder vier Tage lang kostenfrei Neues rundum Making und Tüfteln lernen, sowie in verschiedene Themen wie Roboter, Coding, Löten, Textilverarbeitung und viele mehr hineinschnuppern. Auch in diesem Jahr sind die Maker Days in Graz, Leipzig und 2021 erstmals in Görlitz geplant. Zur Website der Maker Days geht es hier entlang.

Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie „Pädagogisches Making in der Kita“, entstanden in Kooperation mit den Verantwortlichen der Maker Days for Kids – der bisher größten offenen, temporären Werkstatt für Kinder und Jugendliche im deutschsprachigen Raum. Stattgefunden haben die Maker Days in Bad Reichenhall, in Graz und in Leipzig. Träger des Projektes sind der BIMS e.V. und die TU Graz. In dieser Artikelserie werden insgesamt fünf Artikel zum Thema pädagogisches Making in der Kita veröffentlicht. Diese behandeln Einführungen, konkrete Projektideen, Materialien, Werkzeuge und weitere Anlaufstellen.

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