Pädagogisches Making in der Kita #2: Einführung in Making-Aktivitäten mit Kindern

Kristin Narr und Hannah Bunke-Emden

 

Making-Aktivitäten mit Kindern

Während Making-Aktivitäten mit Erwachsenen oft selbst initiiert sind und in offenen Werkstätten stattfinden, sind Making-Aktivitäten mit Kindern meist etwas anders angeregt und gestaltet – nämlich in der Regel von Erwachsenen (vgl. Schön u. a. 2016, S. 8). Dabei müssen sich die Umgebung und die Settings für Making-Aktivitäten für Kinder nicht automatisch von denen für Erwachsene unterscheiden: Sie bieten oft einen Rahmen und geben eine Struktur vor, besitzen aber trotzdem den nötigen Freiraum und eine Offenheit für Kreativität. Struktur und eine Anregung zu Beginn geben eine Orientierung. In den angebotenen Settings können dann eigene Erfahrungen gemacht werden, indem man (sich selbst) ausprobiert und verschiedene Dinge testet.

Making-Aktivitäten für Kinder folgen bestimmten Prinzipien (in Anlehnung an Schön u. a. 2016): Die Kinder sind selbst Akteure, die Ideen entwickeln, Dinge erfinden, gestalten und produzieren. Das Ergebnis ist ein konkretes, analoges oder digitales Produkt. Es sind diese Aktivitäten, die die Kreativitätsentwicklung unterstützen, indem sie den nötigen Raum für eigene Ideen, Varianten und Ergebnisse geben. In der Regel wird gezeigt, wo und auf welche Weise mit vorhandenen Materialien notwendiges Wissen oder Fähigkeiten angeeignet werden können, das Erkunden an sich ist aber selbstorganisiert. Die Kinder werden so im interdisziplinären Wissensaufbau und Wissensaustausch unterstützt. Dazu braucht es eine kooperative Atmosphäre. Es wird Wert auf den Austausch von Erfahrungen, Ideen und Wissen sowie das gemeinsame Arbeiten gelegt. Schließlich stellen Making-Aktivitäten im besten Fall eine Möglichkeit dar, die Welt aktiv zu gestalten und zu verbessern. Deswegen geht es auch immer um Prinzipien der Nachhaltigkeit, des Umweltschutzes und/oder partizipative Vorgehensweisen.

Der Grad an eigenen Gestaltungsmöglichkeiten kann sich je nach Setting und Aufgabe unterscheiden. Wenn zum Beispiel neue Werkzeuge eingeführt werden sollen, bieten sich Making-Aktivitäten an, bei denen ein Produkt nach Anleitung erstellt wird. Manche Making-Aktivitäten zielen auf das Finden von Lösungen für ein Problem oder einen Auftrag (Wie können wir Strom leiten?), andere enden in einem Wettbewerb (Welcher Papierflieger fliegt am weitesten?) und wieder andere verzichten komplett auf eine Aufgabenstellung.

Jüngere Kinder brauchen oftmals eine stärkere Begleitung durch detaillierte Anleitungen und Anregungen zum Nachmachen. Im Sinne des Makings ist damit nicht gemeint, dass den Kindern vorgelegt wird, was sie ‚machen’ sollen. Vielmehr soll es darum gehen, ihnen eine Idee zu zeigen, die sie selbst bauen und weiterentwickeln können. Hier geht es dann vornehmlich um das eigene Machen und Ausprobieren: Ich habe zwar eine Anleitung, aber ich teste selbst aus, wie etwas funktioniert. Die Anleitung bietet mir eine Orientierung.

Dieses Experimentieren, mit anderen Ausprobieren und Begreifen, im wahrsten Sinne des Wortes, sind starke Anreize, sich mit Making zu beschäftigen (vgl. Schön 2015, S. 9 ff.) – und das auch bereits mit Kindern in der Kita.

Kreativität und Kooperation im Fokus

Beim Making sind kreative Lösungswege und Problemlösestrategien gefragt, oder – im Falle sehr junger Makerinnen und Maker – die Heranführung an vielfältige Möglichkeiten und verschiedene Werkzeuge. Making möchte das Umsetzen eigener Ideen ermöglichen, fordert aber auf der anderen Seite (neue) Ideen und Kreativität von den Menschen. Dabei stehen immer auch das gemeinsame, kooperative Arbeiten und der Austausch von Erfahrungen im Mittelpunkt (vgl. Schön u. a. 2016). Kinder haben unterschiedliche Erfahrungen und Interessen und beschäftigen sich zu Hause mit ganz verschiedenen Dingen – die einen helfen in der Garage beim Sägen, die anderen bauen mit Lego, pflanzen im Garten Gemüse an oder experimentieren mit verschiedenen Dingen. Mit diesen unterschiedlichen Erfahrungen gehen sie an Dinge heran und andere können davon profitieren. Beim Making geht es auch immer um das Lernen miteinander und voneinander.

Technik ganz nebenbei

Wenn Erwachsene oder auch Kinder mit Medien tüfteln, digitale Werkzeuge oder Technik zum Bauen und Kreieren nutzen, dann setzen sie sich ganz nebenbei mit deren Funktionsweisen auseinander. Making-Aktivitäten haben dabei den Vorteil, dass Themen und Tätigkeiten rund um digitale Medien, Computer oder Technologien auch für weniger technikaffine Kinder auf kreative und spielerische Art zugänglich gemacht werden (vgl. Boy/Narr 2019, S. 19). Durch das aktive Auseinandersetzen und Gebrauchen der Werkzeuge und Medien zielen Making-Aktivitäten auf ein Verstehen von Prozessen, Abläufen und Zusammenhängen (vgl. Boy/Narr 2019, S. 17 f.). Kinder im Kita-Alter können mit Making-Aktivitäten auf spielerische und kreative Weise an den Umgang mit Medien herangeführt werden und lernen so Technik und Geräte ganz nebenbei kennen.

 

Werkzeuge für Making-Aktivitäten mit Kindern

Bei Making-Aktivitäten mit Kindern kommen zum einen ähnliche Werkzeuge zum Einsatz wie bei Aktivitäten mit Erwachsenen, zum anderen sind es ganz speziell auf die Zielgruppe ausgerichtete Angebote. Je nach Alter der Kinder werden traditionelle Werkzeuge (z. B. Säge, Nähmaschine, Pinsel, Schere, Kleber) sowie digitale Angebote (z. B. Tablet, Digitalkamera, Smartphone, 3D-Drucker), spezielle Hardware (z. B. Microcontroller MaKey MaKey) oder kindgerechte Roboter (z. B. Cubetto, Bluebot, Dash, Ozobots) zur Verfügung gestellt (vgl. Schön u. a. 2016, S. 10 ff.).

Für Kita-Kinder ist es oft sehr interessant, alltägliche Materialien mit neuen oder unbekannten zu kombinieren. In Experimenten mit Strom sind es zum Beispiel verschiedene Batterien, Klebeband, Folien, Metallgegenstände oder Knete und LEDs, die leuchten. Dafür kann man Kindern verschiedene Materialien zum Ausprobieren geben, um so ihr Verständnis dafür zu fördern. Spiele wie „Welches Material leitet den Strom und welches nicht?” ermöglichen selbst den Kleinsten Zugänge zu Stromkreisen: Leuchtet das Lämpchen ist der Stromkreis geschlossen, wenn nicht, muss etwas verändert werden. Und selbst die Arbeit mit einfachen Robotern funktioniert auf diese Art und Weise. Die Kinder sehen, wie sich ein von ihnen programmierter Roboter bewegt und ob er das tut, was sie geplant haben.

Viele verschiedene Making-Ideen für die Kita werden im nächsten Beitrag dieser Artikelserie als „Praxissnacks“ vorgestellt.

Der Artikel „Making-Aktivitäten mit Kindern” von Kristin Narr und Hannah Bunke-Emden entstammt dem Buch “Digitale Bildung im Grundschulalter. Grundsatzfragen zum Primat des Pädagogischen”, via https://www.researchgate.net/publication/344174091_Digitale_Bildung_im_Grundschulalter_Grundsatzfragen_zum_Primat_des_Padagogischen und ist lizenziert unter CC BY 4.0. Kürzungen, Bearbeitungen, leichte textliche Anpassungen von Kristin Narr und Hannah Bunke-Emden.

Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie „Pädagogisches Making in der Kita“, entstanden in Kooperation mit den Verantwortlichen der Maker Days for Kids – der bisher größten offenen, temporären Werkstatt für Kinder und Jugendliche im deutschsprachigen Raum. Stattgefunden haben die Maker Days in Bad Reichenhall, in Graz und in Leipzig. Träger des Projektes sind der BIMS e.V. und die TU Graz. In dieser Artikelserie werden insgesamt fünf Artikel zum Thema pädagogisches Making in der Kita veröffentlicht. Diese behandeln Einführungen, konkrete Projektideen, Materialien, Werkzeuge und weitere Anlaufstellen. 

Literatur

Boy, Henrike/Narr, Kristin (2019). Medienpädagogik und Making – Grenzen, Erfahrungen und Perspektiven. In: merz | medien + erziehung 4/2019, S. 17-24.

Schön, Sandra (2015). Einleitung: Werkzeugkasten DIY und Making – Gestalten mit Technik Elektronik und PC. In: fsm/fsf/Google (Hrsg.). Werkzeugkasten DIY und Making - Gestalten mit Technik, Elektronik und PC im Projekt »Medien in die Schule« – Materialien für den Unterricht. Abrufbar unter: www.medien-in-die-schule.de/werkzeugkaesten/werkzeugkasten-diy-und-making/ [Zugriff: 18.11.19].

Schön, Sandra/Boy, Henrike/Brombach, Guido/Ebner, Martin/Kleeberger, Julia/Narr, Kristin/Rösch, Eike/Schreiber Björn/Zorn, Isabel (2016). Einführung zu Making-Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen. In: Schön, Sandra/Ebner, Martin/Narr, Kristin (Hrsg.). Making-Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen. Handbuch zum kreativen digitalen Gestalten. Norderstedt: BoD - Books on Demand.

Anzeige: Frühpädagogik bei Herder