Bärbel Merthan
Wie in jedem Jahr stellen wir uns, wenn es an die Muttertagsplanung geht, die gleiche Frage: Was wollen wir machen? Wie ist eine solche Arbeit mit dem neuen Bildungsplan vereinbar? Gibt es pädagogische Ziele über die Freude und der Geste des Schenkens heraus? Sind es ausschließliche Ziele aus dem Bereich: ästhetische, bildnerische und kulturelle Bildung und Förderung?
Mit dieser vierteiligen Anleitung zeige ich Ihnen auf, wie umfangreich die Angebotspalette an pädagogischen Zielen ist, wenn jeder Schritt genau durchdacht wird.
Wie entsteht ein Seidenfaden? Vom Färben und Weben
Im ersten Teil des vierteiligen Angebots erfahren die Kinder, wie der Seidenfaden entsteht und daraus ein Stoff gewebt wird.
Alter: 3 - 6 Jahre
Anzahl: alle Kinder der Gruppe gemeinsam
Ort: im Gruppenraum
Zielformulierung:
- Die Kinder erfahren, wie Seide entsteht.
- Sie machen Erfahrungen mit einfachem Webevorgang.
- Sie erleben Seide über den Tastsinn und das Aussehen.
Material:
- Bilderbuch, z.B. Die kleine Raupe Nimmersatt
- Nähseide und etwas Seidenfarbe
- Webrahmen oder Papierflechtblätter
- unterschiedliche Seidenstoffe unter anderem auch die Seidenstücke, die später bemalt werden sollen
- Korb
Vorbereitungsphase:
Alles bereit stellen, die Seidenstoffe in einen Korb legen und die Stühle zur Bilderbuchbetrachtung aufstellen.
Einstimmungsphase:
Der Bilderbuchklassiker von der kleinen Raupe Nimmersatt wird vorgelesen. Nun wird der Bereich des Einspinnens in den Kokon herausgearbeitet: Warum spinnt sich die Raupe in den Kokon ein, was passiert in dem Kokon? Woraus ist der Kokon von der Seidenraupe -> Seidenfaden. Denken Sie daran, Seide kommt aus China.
Jedes Kind erhält einen Faden Nähseide und darf ihn anfassen, anschauen und ihn auf Reißfestigkeit testen.
Machen die Seidenraupen unterschiedlich farbige Seidenfäden?
Ein weißer Faden wird in Seidenfarbe getaucht und wieder herausgeholt. Der Faden hat die Farbe der Seidenfarbe angenommen, er ist eingefärbt worden.
Erprobungsphase:
Weben ist ein wichtiger Vorgang, damit aus den Seidenfäden ein Seidenstoff entsteht. Zuerst wird mit einem großen Webrahmen gemeinsam die Technik des Webens erfahren. Anschließend wird es mit Web- oder Flechtpapier, vorgeschnittenen Papierstreifen und Flechtnadeln von jedem Kind selbstständig probiert. Die Fertigstellung der Webarbeit kann in den folgenden Tagen im Freispiel erfolgen.
Schlussphase:
Des Kindern werden die unterschiedlichen Seidenstoffe gezeigt. Es wird noch einmal ganz bewusst herausgearbeitet, wie wertvoll die Stoffe sind: viel Arbeit - kostbar - Kleidung der Könige...
Reflexionsphase:
Was können und wollen die Kinder zu dem, was sie gerade erfahren haben, sagen, was fanden sie spannend oder hat ihnen besonders gut gefallen, was und warum etwas nicht?
Vorbereitung auf den folgenden Tag: Morgen bekommt jeder so ein wertvolles Stückchen Seide und darf es bemalen.
Wir malen auf Seide
Die Kinder haben erfahren, wie Seide gewonnen wird, und haben das nötige Verständnis, um dieses wertvolle Material zu bemalen. Die einzelnen Schritte sind: Erleben der Seidenmalerei, weitgehend selbstständige Vorbereitung, Durchführung und Fixieren der Malerei.
Alter: 3 bis 6 Jahre
Anzahl: alle Kinder der Gruppe, nacheinander je nach Rahmen.
Ort: im Neben- oder Gruppenraum
Zielformulierung:
- Die Kinder erfahren ein neues Material, das sehr wertvoll ist.
- Sie müssen sich beim Malen an bestimmte Regeln halten, z.B. immer wieder den Pinsel reinigen, um die Farben nicht zu vermischen.
- Sie lernen eine neue Technik von der Vorbereitung bis zum Schluss selbstständig durchzuführen.
Material:
- 1 Streifen Seide oder einen Seidenschal
- 1 bis 3 kleine Seidenmalrahmen
- 1 Schüssel mit warmem Wasser
- verschiedene Seidenfarben mit kleinen Schälchen
- Pinsel, Wassergefäße zum Pinselreinigen
- Reißnägel
- Platz zum Trocknen, z.B. an der Heizung
- Platz zum Bügeln - Kinderbügelbrett und Reisebügeleisen (Brandsalbe)
- Namensschilder, Stecknadeln, Stifte, Schale
Vorbereitung:
Alles bereitstellen und die Arbeitsplätze vorbereiten.
Einstimmungsphase:
Alle Kinder sitzen am großen Tisch zusammen. Die Erzieherin weist noch einmal auf das kostbare Material hin und dass jeder sein Bild malen darf. Es kann ein Motiv gemalt werden oder mit bunten Flächen. Um anschließend alles selbst machen zu können, wird zuerst gemeinsam der Ältesten zugeschaut, wie sie es macht.
Erprobungsphase:
- Seide in der Schüssel nass machen und anschließend überschüssiges Wasser ausdrücken.
- Auf den Rahmen legen, mit Reißnägeln, je Seite zwei Stück, befestigen und spannen, wieder befestigen.
- Rahmen auf eine Unterlage legen.
- Pinsel mit Wasser anfeuchten und die erste Farbe auswählen.
- Was passiert, wenn die Farbe auf die Seide gemalt wird?
- Will das Kind die Farbe wechseln, den Pinsel zwischendurch reinigen.
- Die Farben verlaufen auf dem nassen Malgrund und mischen sich mit den benachbarten Farben.
- Es ist interessant zuzuschauen, wie die Fläche immer bunter gestaltet wird, bis bald fast jede weiße Stelle verschwunden ist.
- Seide muss nur kurze Zeit trocknen.
- In der Zeit berichtet das Kind über die Erfahrung, die es gemacht hat. Haben die anderen Kinder es auch beobachtet?
- Damit die Farbe im Stoff bleibt, muss er gebügelt werden. Dafür wird er vom Rahmen gelöst, das Bügeleisen muss angeschlossen werden (Stecker in Steckdose, darf das Kind machen, wenn es sich das zutraut). Thermostat auf Seide einstellen, warten, bis das Eisen die Temperatur hat, und den Stoff bügeln.
Erarbeitungsphase:
Jedes Kind darf nun nacheinander seinen Stoff bemalen. Es ist wichtig, dass jeder so viel wie möglich selbstständig macht.
Die anderen Kinder beschäftigen sich in der Zwischenzeit, wer will, kann auch zuschauen.
Jeder muss auch noch sein Namensschild schreiben und mit einer Stecknadel am Stoff befestigen. Wer noch nicht schreiben kann, bemalt sein Schild; die Erzieherin schreibt auf die Rückseite den Namen.
Alle fertigen Stoffe werden in einer Schale gesammelt.
Reflexions- und Schlussphase:
Jedes Kind stellt der Gruppe seine Seidenmalerei vor und erklärt, was es gemalt und warum es die Farben gewählt hat. Was gefiel dem Kind bei dem Arbeitsablauf besonders gut? Vielleicht das Malen und das Bügeln?
Die Stoffe werden wieder eingesammelt und am nächsten Tag weiter verarbeitet.
Vom bemalten Seidenstoff zum Duftsäckchen
Dieses Angebot beschäftigt die Kinder mit der Technik der Nähmaschine. Der Stoff wird in eine andere Form gebracht.
Alter: 3 bis 6 Jahre
Anzahl: in Kleingruppen, etwa 3 Kinder
Ort: am Tisch im Nebenraum
Zielformulierung:
- Einige Kinder kennen bestimmt keine Nähmaschine oder gar ihre Funktion.
- Wie setzt man die Maschine in Betrieb, was muss an Vorbereitungen zum Nähen getroffen werden?
- Wie näht die Nähmaschine, welche Stiche näht sie?
- Wie verändert sich durch das Nähen unser Seidentuch?
Diese technischen Dinge erfahren die Kinder. Dabei spielen die Sprache und das Sprachverständnis eine wesentliche Rolle, dies wird durch das Erleben unterstützt.
Material:
- Nähmaschine/ evtl. Verlängerungskabel
- 2 Spulen
- Stoffe und Probestoff
- Faden
- Schere/ Zackenschere
Vorbereitung:
Die Nähmaschine steht im Nebenraum auf dem Tisch.
4 Stühle um den Tisch.
Das übrige Material liegt auch auf dem Tisch bereit.
Einstimmungsphase:
Die ersten drei Kinder (evtl. nach der Reihenfolge wie die Seidenstoffe in der Schale liegen) dürfen mit in den Nebenraum. Wie kann man nähen? Ein kurzes Gespräch mit den Kindern führen.
Erprobungsphase:
- Die Frage an die Kinder: "Wie heißt das Gerät und was macht man damit?" (Nähmaschine - Nähen)
- Was müssen wir machen, damit das Licht angeht und man elektrisch nähen kann? (Strom aus der Steckdose)
- Die beiden Fäden müssen sich auf dem Nähtischchen treffen - was muss dafür gemacht werden? (Einfädeln und Spulen und Schwungrad betätigen)
- Die Erzieherin erklärt einfach die Funktion der Nähmaschine. Der Faden, der von oben kommt, heißt Oberfaden und der von unten kommt heißt...? Beide Fäden werden in der Nähmaschine im Nähwerk miteinander verkettet. Die Kinder können in die Nähmaschine schauen, und mit Handbetrieb wird die Nadel heruntergeführt, und die Fäden bewegen sich im Nähwerk.
- Die Erzieherin zeigt, was die Nähmaschine kann: große Stiche und kleine Sticke, vorwärts und rückwärts nähen, Zickzackstich. Es ist für die Kinder anschaulicher, wenn der Unterfaden eine andere Farbe hat, als anschließend für die Seide benötigt wird. So können sie besser den Unter- und Oberfaden bestimmen.
- Die Nähprobe wird in drei gleichgroße Stücke geteilt und den Kindern geschenkt.
Erarbeitungsphase:
Die Unterfadenspule wird gewechselt. Die Kinder haben nun die Aufgabe zu überlegen, wie aus ihrem Stoff ein kleines Säckchen werden kann.
Wie muss es gefaltete werden und wo muss es genäht werden?
Nacheinander bringt jedes Kind seinen Stoff und erklärt der Erzieherin, wo er genäht werden muss.
Damit die Naht nicht aufgeht, wird am Anfang und Ende vor- und rückwärts genäht.
Das können die Kinder wieder selbst machen:
Mit einem graden Schnitt mit der Zackenschere wird der obere Rand vor dem Ausfransen geschützt. Die Fäden werden abgeschnitten, das Säckchen wird umgedreht und wieder mit Stecknadel und Namen versehen.
Sind alle drei Säckchen fertig, wird die Nähmaschine ausgeschaltet. Spule und Nähfaden werden entfernt. Die nächste Gruppe soll ja auch sich Stück für Stück der Nähmaschine nähern.
Hat jedes Kind sein Säckchen genäht, wird im großen Kreis reflektiert.
Reflexionsphase:
Gemeinsam wird mit Hilfe der Nähmaschine noch einmal das neu Erfahrene besprochen und erprobt.
Schlussphase:
Was brauchen wir, wenn es ein Duftsäckchen werden soll?
Es duftet gut, vielleicht Essig?
Wie kommt guter Duft in das Säckchen?
So riecht Lavendel - Wir füllen die Säckchen!
Die Kinder erleben, wie Lavendel aussieht und riecht, und füllen die Säckchen. Sie werden in den Bereichen der Sinneserfahrungen, Sprache und der Feinmotorik gefördert.
Alter: 3 bis 6 Jahre
Anzahl: alle Kinder in Kleingruppen in der Freispielzeit
Ort: im Gruppenraum
Zielformulierung:
- Die Kinder lernen die Pflanze "Lavendel" mit unterschiedlichen Sinnen erleben.
- Sie sprechen über die Pflanze und ihre Erfahrungen.
- Sie füllen die Säckchen mit Watte, Lavendel und binden sie zu (Knoten). Dabei wird die Feinmotorik gefordert.
Material:
- Seidensäckchen
- Watte
- Lavendelpflanze und getrocknete Blüten
- Weinessig auf Watte
- Geschenkband
- Kaffeelöffel
- Schere
- Papier und Stifte
Vorbereitung:
Alles Material bereit legen.
Einstimmungsphase:
- Den Kindern wird die Lavendelpflanze gezeigt und besprochen: Wurzel, Stiele, Blätter, Blüten.
- Ein Stiel wird abgezwickt, die Blätter werden entfernt und so geteilt, dass jedes Kind ein Stück Blatt erhält. Die Blätter werden zwischen den Fingern gerieben, bis sich die ätherischen Öle entfalten. Den Lavendelduft erleben, mit Essiggeruch vergleichen. Was riecht besser?
- Die Kinder betrachten die getrockneten Blüten und riechen an ihnen.
- Wie hören sich die getrockneten Lavendelblüten an? Knistern - Rascheln - Trocken?
Die Kinder erfahren den weiteren Verlauf des Tages.
Erarbeitungsphase:
In kleinen Gruppen werden die Säckchen gefüllt. Die anderen Kindern dürfen spielen. Sind alle Säckchen gefüllt, treffen sich alle noch einmal.
Lavendelblüten sind teuer und deshalb wird nicht das ganze Säckchen mit den Blüten gefüllt.
- Die Lavendelblüten werden auf Watte gelegt.
- Die Kinder erhalten Watte, die sie auseinanderziehen zu einer größeren Fläche.
- Noch einmal haben sie die Möglichkeit, den Lavendel zu riechen.
- Mit einem Löffelchen wird eine vorher bestimmte Menge auf die Watte gegeben.
- Vorsichtig werden die Blüten in der Watte zusammengerollt und in das Säckchen gestopft.
- Mit einem Geschenkband (Seide) versehen und zugeknotet.
- Jedes Kind schneidet noch ein vorgezeichnetes Herzchen aus und locht es (evtl. mit Hilfe der Erzieherin).
- Kinder, die ihren Namen schon schreiben können, schreiben ihn darauf. Text auf dem Herzchen z.B.: "Zum Muttertag von Deinem TIM"
Reflexions- und Schlussphase:
Alle Kinder finden sich im großen Stuhlkreis zusammen. Alle fertigen Säckchen mit Herz liegen auf dem Boden auf dem herzförmig gelegtem Tuch in der Kreismitte.
Gemeinsam wird noch einmal der gesamte Werdegang von der Seidenmalerei bis zum fertigen Duftsäckchen besprochen.
Führen Sie mit Ihren Kindern im Anschluss das übliche Muttertagsgespräch und wiederholen Sie das gelernte Gedicht noch einmal.
Endlich dürfen die Kinder ihre seidenen Lavendelsäckchen mit nach Hause nehmen und sie am Muttertag ihrer Mutti schenken.
So spannend und lehrreich kann ein Muttertagsgeschenk sein!