Ulla Krawczyk
Eine Geschichte für 11 Spieler-/innen und 1-2 Vorleser (erweiterbar)
Bühne
Die Gespensterfamilie wohnt in dieser Geschichte in einem Schuhkarton unter einem Kinderbett. Bas Bühnenbild lässt sich aus Stellwänden, die die Beine des Bettes andeuten und einem Bettlacken aufbauen. Der zweite Teil des Bühnenbildes besteht aus vielen Schukartons in unterschiedlichen Farben, die im Stück angesprochen werden und auf der Bühne (also unterm Bett) verteilt werden.
Kostüme
Aus alten, weißen Bettlaken werden Umhänge für die Kinder gemacht und die Gesichter werden weiß angemalt.
Vorleser: Albina wohnt mit ihren Eltern und ihren sieben Brüdern in einem alten Schuhkarton. Der Karton stand schon immer unter dem Bett von Tina, die ein schönes Kinderzimmer besaß, genau wie ihr Bruder Tom. Tina war eine Sammlerin und alles was sie fand oder geschenkt bekam, versteckte sie in verschiedenen Schuhkartons unter ihrem Bett. Und wenn es in der Nacht in ihrem Zimmer raschelte, knisterte und ein leises Huh-Huuu zu hören war, freute sich Tina, denn so wusste sie: Sie ist in ihrem Zimmer nicht allein. Sie ist Albina und ihrer Gespensterfamilie nie begegnet, aber in ihren Träumen war das ihre eigene, kleine Gespensterfamilie, die verschiedene Abenteuer erlebte.
Regieanweisung: Die ersten zwei Kinder kommen auf die Bühne und stellen sich vor. Sie bleiben in der Mitte stehen.
Mutter: Ich bin die Gespenster Mama.
Vater: Ich bin der Gespenster Papa.
Regieanweisung: Mama und Papa zusammen und das sind unsere Kinder:
Regieanweisung: Jetzt kommen die kleinen Gespenster-Kinder nacheinander zur Bühne und stellen sich vor. Sie bekommen einen festen Platz zugewiesen, sodass jedes Kind gut sichtbar ist.
Albina: Ich bin Albina.
Oskar: Ich bin der Oskar.
Günter: Ich bin der Günter.
Otto: Ich bin der Otto.
Joachim: Und ich bin der Joachim.
Herbert: Ich bin der Herbert.
Franz: Ich bin der Franz.
Jupp: und ich der Jupp.
- die Namen sind erweiterbar
Vorleser: Albinas Zuhause ist ein sehr schöner Schuhkarton: Von außen staubig und bunt und von innen sehr geräumig – zumindest für Albinas Familie.
Denn sie sind die kleinsten Gespenster der Welt. Klein wie Sandkörner und mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Mit den Staubflöckchen deckten sie sich zum Schlafen zu und ein Tautropfen der Blumen, die auf der Fensterbank stehen sind für sie, wie eine erfrischende Dusche. Glücklich und zufrieden leben sie in ihrem Schuhkarton-Schloss, bis sich eines Morgen alles verändert.
Regieanweisung: Alle nicken sich zu und sagen:
Alle: Ja, ja, ja, ja, ja!!!!!
Regieanweisung: Vater und Mutter zusammen:
Vater/Mutter: Genau, genau, genau!
Regieanweisung: Alle bilden jetzt eine Reihe und stellen sich hinter die Mutter und dem Vater auf.
Vorleser: Albinas Familie macht sich fertig für einen Ausflug. Sie wollen mal wieder Tinas Zimmer erkunden und ein wenig spielen. Der Mond scheint in dieser Nacht besonders hell und so freut sich die Gespensterfamilie auf das bevorstehende Abenteuer.
Mutter: Kinder, es geht los!
Vater: Und denkt daran: Schön in unserer Nähe bleiben!
Vorleser: So zog die Gespensterfamilie los und war hinter den vielen Kartons nicht mehr zu sehen.
Regieanweisung: Die Kinder verlassen gemeinsam die Bühne ins Off und verbleiben dort bis zum nächsten Auftritt.
Vorleser: Da kommt plötzlich auf leisen Sohlen die Katze in das Zimmer geschlichen und versteckt sich unter Tinas Bett, als sie die Rufstimme aus dem Flur hörte: Miz- Miz-Miz, wo hast du dich versteckt?
Regieanweisung: Ein Kind als Katze verkleidet kommt auf die Bühne geschlichen und bringt alle Kartons durcheinander. Es stapelt sie von links nach rechts, baut kleine Türmchen, sodass ein neues Bild entsteht. Danach geht das Kind wieder ab, ins Off. Text während des Auftritts:
Katze: Ich bin die Katze – Miau!
Ich verstecke mich gern…
Ich mache auch gerne Unfug…
Und schlafe danach gern…
Vorleser: Ach, was hat die Katze alles durcheinandergebracht. Kein Karton steht mehr da, wo Tina ihn einmal hingestellt hat. Und Tina schlief in dieser Nacht so fest, dass sie die Katze nicht mal bemerkt hat. Aber als die kleine Gespensterfamilie vom Spielen wieder zurückkommt, weil es draußen langsam heller wurde. Die Gespensterkinder sind schon sehr müde und finden plötzlich ihr Zuhause nicht mehr. Der Schuhkarton ist einfach nicht mehr da, wo er immer stand.
Regieanweisung: Die Gespensterfamilie kommt zurück. Die Kinder gehen hinter den Eltern her und schauen sich um.
Mutter: Wo ist unser Zuhause?
Vater: Haben wir uns verlaufen?
Albina: Alles schaut so anders aus!
Oskar: Wo sollen wir jetzt schlafen?
Günter: Wo sollen wir jetzt spielen?
Otto: Wo sollen wir jetzt essen?
Joachim: Wo sollen wir jetzt basteln?
Herbert: Wo sollen wir unsere Hausaufgaben machen?
Franz: Wo sollen wir jetzt Blödsinn machen?
Alle: Aber Franz!
Jupp: Ja, wo sollen wir alle wohnen???
Vorleser: So laufen alle Gespenster umher und suchen ihr Zuhause. Doch ohne Erfolg. Ganz müde bleiben sie stehen und schauen ihre Eltern an, was sollen sie denn nun machen?
Mutter: Legt euch heute einfach hier hin.
Vater: Morgen sehen wir weiter.
Vorleser: Eng aneinander gekuschelt legen sie sich zum Schlafen hin. Der Tag kommt und ein heller Lichtstrahl kricht unter Tinas Bett und weckt die kleine Gespensterfamilie auf. Alle reiben sich die Augen…
Regieanweisung: Die Kinder recken und strecken sich und reiben sich müde die Augen.
Vorleser: ... und recken und strecken die müden Glieder, denn so unbequem haben sie noch nie geschlafen. Doch dann schauen sie sich neugierig um, denn was sie sehen, war so anders als das was sie sonst in den Nächten sehen konnten. Alles sieht so anders aus. Sie kennen die Gegenstände, aber das Licht macht alles irgendwie anders.
Regieanweisung: Jetzt erst entdecken sie, wie bunt die Welt um sie herum eigentlich ist.
Jupp: Alles ist so groß!
Franz: Und so bunt!
Herbert: Und nicht nur grau.
Joachim: Und nicht nur schwarz.
Günter: Und weiß.
Mutter: Ach Kinder!
Vater: Ihr habt die Farben doch schon gesehen!
Otto: Ja, aber noch nie so leuchtend hell.
Oskar: Und wer erkennt jetzt die Farben?
Vorleser: Und so bleiben sie kurz stehen und bewundern die bunten Farben, die sie jetzt im Tageslicht richtig sehen konnten.
Regieanweisung: Die Gespenster zeigen auf die bunten Schuhkartons, die sich auf der Bühne befinden, um die Grundfarben zu benennen. Oder auf Farbkleckse oder große Gegenstände, die sich im Raum befinden.
Albina: Das ist rot.
Oskar: Das ist grün.
Günter: Das ist blau.
Otto: Das ist gelb.
Joachim: Das ist rosa.
Herbert: Das ist lila.
Franz: Das ist braun.
Jupp: Und das ist schwarz.
Vorleser: Und so wandern sie umher und bemerken nicht, dass die Nacht schon wieder anbricht und sie noch immer keine neue Wohnung gefunden haben. Alle setzen sich wieder müde hin und massiern ihre müden Füße.
Regieanweisung: Alle setzen sich hin auf den Boden und massieren ihre müden Füße. Albina bemerkt den Lichtstrahl und zeigt in Richtung des Publikums und alle schauen auch dorthin.
Vorleser: Da bemerkte Albina einen Lichtstrahl unter der großen Tür.
Albina: Schaut alle her!
Vorleser: Die Mutter und der Vater schauen nach und verschwinden unter dem Türspalt. Die Geschwister rückten noch enger zusammen, voller Erwartung, was die Eltern wohl entdecken können. Da kommen die beiden auch schon zurück und verkünden die frohe Botschaft,
dass sich hinter der Tür ein…
Mutter/Vater: Ein weiteres Kinderzimmer!!! Von Tinas Bruder – Tom, dort könnte man eine Weile wohnen.
Regieanweisung: Alle Kinder jubeln nun vor Freude, obwohl sie gerne bei Tina gewohnen. Und so zieht die kleine Gespensterfamilie erst einmal um.
Mutter/Vater: Kommt nun Kinder!
Regieanweisung: Alle Gespensterkinder verlassen die Bühne.
Vorleser: Tina vermisst ihre kleinen Gespenster, doch eines Nachts raschelte und knisterte es wieder in ihrem Zimmer. Und Tina war sich sicher: Es gibt unter ihrem Bett noch ganz viele Gespensterfamilien! Sie sind ja alle so klein wie Sandkörner und mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Oder vielleicht irgendwie doch???? Wenn Sie gleich Zuhause in die Kinderzimmer Ihrer Kinder und Enkel gehen, schauen Sie genau nach und hören Sie genau hin, ob da nicht jemand fröhlich ruft:
Regieanweisung: Die ganze Gespensterfamilie kommt zurück, mit einem lauten Hu-hu-hu zur Bühne gelaufen.
Alle: Hu, hu, huuuuuuuuu!
ENDE
Autorin
Ulla Krawczyk ist freiberufliche Theaterpädagogin und Autorin von Theaterstücken und Projekten für Kinder und Jugendliche. Durchgeführte Projekte und Workshops fanden statt in Deutschland, Ungarn, Österreich und Polen (Goethe Institut Warschau und Krakau) mit Kindern, Jugendlichen und Pädagogen.
Aktuelle Veröffentlichungen
Nikos Traum - Eine Weihnachtsgeschichte
Theaterkiste
Sozial-Theater
Backe, backe Kuchen