Freya Pausewang
Die augenblicklichen schweren Krisen verlangen eine gravierende Veränderung der Weltwirtschaft. Die Menschheit steht vor noch nie da gewesenen Herausforderungen. Das bedeutet, dass die Menschen - vor allem in den Industrieländern - zu notwendigen Verhaltensänderungen in ihrem individuellen Leben, aber auch in ihrer demokratischen Mitverantwortung bereit sein müssen.
Wenn auf Erwachsene neue dringende Anforderungen zukommen, muss die Pädagogik reagieren und nach Konsequenzen für die Erziehung fragen. Dies gilt auch für die Pädagogik der frühen Kindheit, denn in den ersten Lebensjahren wird die Basis für das spätere emotionale Wachstum und den Aufbau von Werthaltungen gelegt. Eine entsprechende fachliche Diskussion ist zurzeit noch in ihren Anfängen.
Heutige und zukünftige Herausforderungen an den Menschen
Noch nie hat die Zukunft so hohe Anforderungen an den Menschen gestellt wie heute: Die rasante technische Entwicklung und die Globalisierung haben dazu geführt, dass die Menschheit ihre Heimat, den gesamten Planeten, in Gefahr gebracht hat: Die biologische Vielfalt nimmt ab, wir beeinflussen das Klima sowie Luft, Boden und Wasser mit schädlichen Folgen für die Bewohnbarkeit der Erde. Nicht nur Handel, Kommunikation und Politik sind global geworden, auch die schädlichen Einflüsse auf den Planeten haben globale Auswirkungen und sind nur noch international regulierbar. Wir können nicht mehr national, sondern müssen als Weltbevölkerung, als Menschheit denken und handeln. Ohne globale Solidarität ist ein friedliches Zusammenleben nicht mehr möglich, weil andernfalls zunehmend um verbleibende Ressourcen und die Rechte auf möglichst große Anteile von schädlichen Emissionen gekämpft werden wird.
Die Pädagogik muss nach Ansatzpunkten suchen, Kinder für ein Leben zu erziehen, in dem "weiter wie bisher" keine Lösung bietet, sondern in dem verantwortlich ökologisches und solidarisches sowie global demokratisch denkendes Handeln von jedem einzelnen gefordert werden wird. Neben Konsumumstellungen wird soziales Lernen ein zentraler Bildungsbereich sein, weil Wege von nationaler zu globaler Solidarität gefunden werden müssen. Darüber hinaus werden Kinder Anstrengungsbereitschaft und Durchhaltevermögen benötigen, um notwendige Ziele zu erreichen und unvermeidbare Hürden zu bewältigen.
Kindheit als naturgegebene Vorbereitung auf eine ungewisse und schwierige Zukunft
Menschen (und Säugetiere) kommen unfertig und wenig instinktgesteuert auf die Welt. In ihrer beschützten Kindheit lernen sie die Fähigkeiten, die sie für ihr Erwachsenenleben benötigen, für ein Leben, das grundsätzlich wenig voraussehbar ist. Zukunft war und ist für den einzelnen Menschen immer ungewiss. Die Natur hat die Kindheit des Menschen mit einer hohen Lernlust und Lernfähigkeit ausgestattet, damit sich das Kind auf die Anforderungen als Erwachsener vorbereitet. Die Lernfähigkeit bleibt weitgehend bis ins hohe Alter erhalten, wenn sie gebraucht und trainiert wird.
Eine Tätigkeitsform von Kindern - aller Kinder der Welt -, in der sie mit lustvoller Motivation und ausgesprochener Anstrengungsbereitschaft Fähigkeiten erlernen, die sie für eine ungewisse Zukunft brauchen werden, ist das Kinderspiel. Mit einer sagenhaften Wahrnehmungsfähigkeit und Ideenvielfalt entwickeln sie ihre Spiele. Dabei zeigen sie hohe Wissbegierde, Entdeckerfreude, Risikobereitschaft, Abenteuerlust, Durchhaltevermögen, Zielstrebigkeit, Ausdauer und Einsatzbereitschaft.
Dazu kommt ihr großes Bedürfnis nach Kontakten mit Peers (Gleich- und Ähnlichaltrigen). Allerdings hat die Natur den Lebewesen mitgegeben, dass sich die jeweils Stärksten einer Gattung durchsetzen. Der ethisch denkende Mensch muss deshalb nach einem Weg der Ausgewogenheit zwischen Konkurrenz und Kooperation suchen und muss Solidarität entwickeln. Aber auch das ist in der Kindheit angelegt. Im gemeinsamen Spiel lernen Kinder ein ausgewogenes Verhalten zwischen der Durchsetzung eigener Wünsche und der Eingliederung in Gruppen. Der Wunsch, Anerkennung, Zugehörigkeit und Sicherheit in ihren Bezugsgruppen zu finden, ist so groß, dass Kinder bereit sind, eigene Wünsche zurückzustellen und Kompromisse einzugehen.
Die heutige frühpädagogische Richtung in der Fachliteratur
In den letzten Jahren wurde in der Fachliteratur der Frühpädagogik immer wieder hervorgehoben und nachgewiesen: Das Kind wird nicht gebildet, sondern es bildet sich selbst. Voraussetzungen für eine hohe Selbstbildung sind eine bildungsanregende Umwelt und der unterstützende und bestärkende Dialog mit den Bezugspersonen.
Diese pädagogische Denkrichtung ist leicht nachvollziehbar. Erzieher/innen haben schon immer gewusst, dass sie Kindern nur dann Wissen und Fähigkeiten vermitteln können, wenn es ihnen gelingt, die Kinder für eine angebotene Auseinandersetzung zu motivieren. Neu ist in dem letzten Jahrzehnt allerdings, dass die Motivationen für Bildungsprozesse weniger von der Erzieherin ausgehen sollen, sondern dass die Erzieherin die Interessen der Kinder beachtet, auffängt und verstärkt. Das heißt, das Kind bestimmt die Richtung seiner Bildung zu einem guten Teil selbst. Neu ist auch die Erkenntnis der unglaublich hohen Lernfähigkeit des kleinen Kindes. Pädagogen beachten weit mehr als bisher das Kind in seinen individuellen Fähigkeiten und Lernmotivationen und unterstützen es bei seinen Stärken durch eine anregende Umgebung und durch ihre Interaktionen mit dem Kind und der Gruppe. Defizite des Kindes werden weniger in den Blick genommen - jedenfalls in den Einrichtungen der Frühpädagogik. Dadurch wird das Lernen für das Kind lustbetonter, erfolgreicher und selbstbestimmter. In guter Stimmung lernt der Mensch einfach mehr, auch das Kind. Zusätzlich bleibt die Lernlust, die das kleine Kind in so hohem Maße aufweist, deutlicher erhalten, wenn das Lernen Freude macht.
Das Kind in seiner Entwicklung stärken
Pädagogik bedeutet deshalb hinzusehen, wie sich das Kind entwickelt und wie es seine hohen Lernmotivationen zum Ausdruck bringt. Erzieher/innen unterstützen die Kinder bei ihren Lernerfolgen und fordern sie zu Anstrengungsbereitschaft, kreativer Lösungssuche und Zielstrebigkeit heraus. Im Folgenden werden einige Beispiele genannt, wie diese Unterstützung aussehen kann:
Die Stärken unterstützen
Wenn der Mensch dort lernt, wo er Stärken hat, macht das Lernen Spaß, und er verbucht Erfolge, die ihn wiederum bestärken. Heutige Pädagogik legt deshalb Wert darauf, das Kind in seinen Stärken zu unterstützen und herauszufordern. In guter Stimmung blühen Fähigkeiten richtig auf; das Lernen ist lustbetont, und die Lernerfolge sind langlebiger. Vor allem in der Frühpädagogik, wenn Kinder noch nicht wie in der heutigen Schule vergleichbare Lernfortschritte erreichen müssen, können Schwächen durchaus eine Zeitlang links liegen gelassen werden. Kinder setzen sich meist von selbst mit einem vernachlässigten Lernbereich auseinander, nachdem sie sich in anderen Bereichen durch Fortschritte gestärkt fühlen. Nur wenn sich die Entwicklung in breiten Bereichen zu verzögern scheint, ist Beachtung notwendig.
Über Zutrauen und Zumuten das Kind herausfordern
Mit dem Wort "Zumutung", das in den letzten Jahren in der Fachliteratur für Frühpädagogik häufig verwendet wird, sind Lernangebote und Bildungsanregungen gemeint, die von der Erzieherin ausgehen. Das Wort verliert in diesem Zusammenhang die im Sprachgebrauch häufig verwendete Bedeutung von unfairen Anforderungen. Im heutigen pädagogischen Gebrauch erhält das Wort Zumutung die Richtung von Ermutigung. Dem Kind in diesem Sinne etwas zuzumuten, setzt voraus, dass man ihm diese Leistung auch zutraut.
Ein hohes Zutrauen stärkt das Selbstwertgefühl des Kindes und trägt dazu bei, dass es sich selbst neue Handlungen zutraut. Selbstvertrauen macht das Kind unabhängiger von Vorgaben. Allerdings muss das Zutrauen der Erzieherin gegenüber dem Kind auf dem Boden der Realität bleiben. Die Erzieherin muss weitgehend davon überzeugt sein, dass das Kind diese Leistung auch erbringen kann. Häufige Misserfolge schwächen seine Selbstwirksamkeitserwartung (also die Erwartung, gewünschte Handlungen erfolgreich ausführen zu können). Deshalb ist es für die Erzieherin wichtig, dass die Gratwanderung zwischen Zumuten und Überfordern gut gelingt, um das Kind in seiner Selbstwirksamkeitserwartung zu stärken. Das Kind soll Zumutungen als faszinierende Herausforderung empfinden, zur Anstrengung motiviert sein und daran wachsen.
Spielmaterial anbieten, das zu selbstbestimmtem Handeln motiviert
Wenn wir Kinder über Spielmaterial und andere Animationen dazu verlocken, so zu spielen, wie wir Erwachsenen das für gut halten, schränken wir die Erfindungsgabe und das Forschen und Entdecken der Kinder ein. Wir regen sie zum Nachmachen an. Die Zukunft braucht aber alternatives Denken. Sie verlangt vom Menschen in viel stärkerem Maß als bisher, sich mit Folgen und Nebenwirkungen der eigener Handlungen auseinanderzusetzen. Krippen und Kindergärten bieten den Kindern deshalb vielseitige Spiel- und Lernmöglichkeiten an, bei denen Kinder Lösungswege selbst suchen, bei denen sie forschen, entdecken und sich lustvoll anstrengen.
Im Spiel mit stark strukturierten Spielabläufen wie Puzzles oder vorgegebenen Bausätzen wird das Kind wenig dazu angeregt, Folgen seines Handelns und Nebenwirkungen zu beachten. Es richtet sich nach Vorgaben, für die Erwachsene verantwortlich sind. Spielt das etwa zweijährige Kind anstelle mit einem batteriebetriebenen Auto mit einem Brett als schiefer Ebene und mit einem beladbaren Lastwagen ohne elektrischen Antrieb, dann erkennt es, dass es bergauf und bergab verschiedene Kraft braucht, wie es die Richtung des Autos steuern kann oder dass der Wagen mit unterschiedlich schwerer Beladung anders fährt. Mit seinem Druck auf Batterieknöpfe kann es zwar seine Geschicklichkeit üben und Knöpfe den Funktionen zuordnen lernen, aber physikalische Zusammenhänge und Nebenwirkungen wird es wenig durchschauen.
Das Freispiel im Innen- und Außenraum bestärkend anregen
Das selbstbestimmte Kinderspiel in Form von Freispiel ist leider in den letzten Jahren in der pädagogischen Diskussion wenig beachtet worden. Die Anregungen, die die Erzieherin dem Kind durch ihre gelenkten Aktivitäten in den verschiedenen Entwicklungsbereichen wie Sprache, Naturwissenschaften oder Bewegung gibt, stehen zurzeit sehr viel deutlicher im Mittelpunkt pädagogischer Überlegungen. Die hohe entwicklungsfördernde Wirkung des Freispiels wird weniger beachtet. Dabei bietet gerade das Freispiel breite Möglichkeiten für das Kind, seine individuellen Lern- und Spielinteressen umzusetzen und das soziale Miteinander im kleinen Spielgruppen zu erproben und zu üben.
Voraussetzung für die Förderung der Entwicklung im Freispiel ist allerdings eine intensive Beobachtung von Seiten der Erzieher/innen und eine breite individuelle Spielunterstützung. Diese kann sich z.B. darin zeigen, dass die Erzieherin
- das Spiel in den Kleingruppen hinsichtlich Kooperation und Integration der einzelnen Spielpartner wahrnimmt und wenn nötig beeinflusst.
- im Bewegungsraum und im Außengelände herausfordernde Bewegungsmöglichkeiten anbietet, damit sich das Kind in körperlicher und risikofreudiger Anstrengungsbereitschaft fit hält.
- Einsatzbereitschaft und Ausdauer bestärkt.
- durch gezieltes und spontanes Materialangebot zu neuen ideenreichen und lösungssuchenden Auseinandersetzungen ermuntert, auch z.B. durch "Echtzeug" zum Spielen aus der Umwelt wie Seile, große Kartons, Tücher, Bretter, Verpackungsmaterial, Verkleidungskiste und Naturmaterialien.
- signalisiert, dass sie das selbstbestimmte Spiel der Kinder wertschätzt und ihm einen hohen Stellenwert einräumt.
Wenn die Erzieher/innen das Freispiel wenig beachten, weil sie mit Kleingruppen angeleitete Aktivitäten durchführen, werden auch die Kinder ihrem selbstbestimmten Spiel weniger Bedeutung zumessen und das Nachvollziehen von vorgegebenen Aktivitäten als wichtiger ansehen.
Naturtage möglichst oft erleben lassen
In Waldkindergärten haben Kinder breite Möglichkeiten für selbst entwickelte Spiele. Spielmaterial wird in die Natur so gut wie nicht mitgenommen. Trotzdem entwickeln die Kinder vielseitige - und vor allem bewegungsreiche und soziale - selbst erfundene Spiele. Die Natur bietet Material wie Erde, Steine, Äste, Laub und Wildfrüchte. Raum und Landschaft regen zum Spiel an, von Hügeln und Wasserläufen bis zu Höhlen unter Bäumen und den nicht endenden Entdeckungsmöglichkeiten. Die Kinder entwickeln ihr Spiel weitgehend in Kleingruppen mit kreativen Ideen und in kooperativem Handeln. Intensive Bewegung und Ausdauer wirken durch die Faszination der Tätigkeiten wenig ermüdend. Entdecken und Erforschen der Natur halten die Wissbegierde des Kindes wach.
Regelkindergärten könnten bei besserer Personalsituation einen regelmäßigen wöchentlichen Wald- oder Naturtag einrichten und dadurch den Gruppen ganz andere Lernchancen bieten als durch die Beschränkung auf die vertraute Umgebung im Raum und das oft nur kleine Außengelände.
Offene Lernprozesse bevorzugen
Erwachsene neigen leicht dazu, dem Kind Wege aufzuzeigen, bei denen es sich nicht mit einem Risiko auseinandersetzen muss, sondern mit Sicherheit zu dem Ergebnis kommt, das wir Erwachsenen für wichtig und richtig halten. Wenn wir die naturgegebene Lernbereitschaft des Kindes im Umgang mit Ungewissheiten, Risiko und eigener Verantwortung aber nicht bestärken und nicht wach halten, wird seine Bereitschaft, Ungewissheiten als Herausforderung zu empfinden und sie bewältigen zu wollen, abnehmen. Dadurch besteht die Gefahr für die Zukunft, dass das Kind sich an ausgetretene Pfade gewöhnt und Vorgaben sowie Lernerleichterungen erwartet, anstatt Missstände wahrzunehmen und zu neuartigen Lösungswegen bereit zu sein.
Soziales Zusammenleben stabilisieren
Die meisten Kinder erleben in der Tageseinrichtung erstmals das Zusammenleben mit gleichberechtigten Peers. Hier werden Weichen gestellt. Heute wird ein behutsames und angstfreies Einleben als sehr wichtig angesehen. Kinder sollen das Zusammenleben nicht mit unangenehmen Gefühlen verbinden, damit sie auch in Zukunft zuversichtlich auf neue Gruppen zugehen und angstfrei solidarische Gefühle entwickeln können.
Die Erzieher/innen unterstützen und bestärken einfühlsames und hilfsbereites Denken und Handeln des Kindes. Bei gelenkten Aktivitäten achten sie auf kooperativen Umgang miteinander, damit die Kinder ausgewogen Konkurrenz und Kooperation erfahren und einen angemessenen Mittelweg finden können. Spiele und Stuhlkreise mit der gesamten Gruppe dürfen nicht zu lang sein, damit die jüngeren Kinder nicht überfordert werden und Gruppenaktionen nicht mit unangenehmen Gefühlen verbinden.
In diesem Zusammenhang ist wieder die Beobachtung des Freispiels wichtig. Das Spiel der Kinder kann harmonisch wirken, ohne dass die Erzieherin, die vielleicht mit einer Kleingruppe bastelt, bemerkt, dass in Spielgruppen Kinder ausgegrenzt werden, dass einzelne Kinder eine unsoziale Dominanz entwickeln und andere sich nicht entfalten können. Kinder haben ein großes Bedürfnis, in gemeinsame Spielgruppen einbezogen zu werden und auch Freunde zu finden. Deshalb sind sie oft bereit, eigene Wünsche zurückzustellen, sich nicht bei der Erzieherin zu beschweren, damit sie nicht von einer Kleingruppe abgelehnt werden. Auf diese Weise geraten sie in Rollen, die ihrer Entwicklung schaden. Die Beobachtung und vorsichtige Lenkung des Freispiels - im Raum und im Freien - ist deshalb eine überaus wichtige pädagogische Aufgabe für die Erzieherin. Es darf bei der Freispielbetreuung nicht nur darum gehen, Streit zu befrieden.
Ökologische Verantwortlichkeit anbahnen
Unser gesellschaftliches Leben täuscht oft vor, Ressourcen seien endlos vorhanden: Wasser, Heizung, elektrischer Strom, Papier und selbst Lebensmittel. Kinder lernen wenig, sparsam und achtsam mit Material umzugehen. Einen Bezug zur Natur entwickeln Kinder - nicht nur Stadtkinder - ebenfalls wenig.
Ökologische Projekte, etwa eine Müllhalde zu besuchen, Papier selbst herzustellen, einen Komposthaufen anzulegen, eine Kräuterschnecke im Garten zu bauen oder Regenwürmer eine Zeitlang in einem Terrarium zu beobachten, sind sinnvoll. Aber sie dürfen nur als eine Ergänzung zu einem Tagesablauf gesehen werden, in dem die Kinder grundsätzlich über achtsamen Umgang mit allem Lebendigen und sparsame Verwendung von Material Wertschätzung von Dingen und vor allem von Leben erfahren und verinnerlichen.
In der Pädagogik die Zukunft in den Blick nehmen
Das Kind lebt ganz im Hier und Jetzt, auch wenn es häufig seine Zukunft spielt, vor allem im Rollenspiel etwa als Mutter oder als Berufstätiger. Sein Hier und Jetzt regt es zu hoch motiviertem lernendem Spiel an. Indem es sich mit seiner Gegenwart auseinandersetzt, sein Bild der Welt erweitert, seine Kompetenzen erprobt und ausbaut, schult es sich für seine schwierige Zukunft.
Wir Erwachsenen müssen uns bemühen, im Kind den selbständig lernenden jungen Menschen zu sehen, der eines Tages die ältere Generation überholen wird. Heutige Kinder werden Probleme zu lösen haben, die wir zurzeit noch nicht kennen. Wir müssen deshalb ein offenes, Lösung suchendes und stark machendes Spielen und Lernen unterstützen sowie ökologische und soziale Verantwortlichkeit anbahnen, damit die nächsten Generationen weiter denken und langfristiger planen kann als die heutige Menschheit. Das Wissen und die Fähigkeit, die Bewohnbarkeit der Erde über Konsum und Emissionen oder über kriegerische Gewalt (zu der auch Hunger zählt) zu reduzieren, bleiben sonst für immer erhalten, auch dann, wenn für aktuelle Probleme Lösungen gefunden werden. Pädagogik muss deshalb den jungen Menschen nicht nur auf die Gestaltung seines individuellen Lebens vorbereiten, sondern muss grundsätzlich globale Verantwortlichkeit als ein überaus wichtiges Erziehungsziel ins Auge fassen.
Literatur
Miklitz, I.: Der Waldkindergarten. Dimensionen eines pädagogischen Ansatzes. Weinheim, Basel: Beltz, 3. Aufl. 2005
Pausewang, F.: Dem Spielen Raum geben. Grundlagen und Orientierungshilfen zur Spiel- und Freizeitgestaltung in sozialpädagogischen Einrichtungen. Berlin: Cornelsen 1997
Pausewang, F./Strack-Rathke, D: Ins Leben begleiten. Bildung und Erziehung in der sozialpädagogischen Praxis. Berlin, Düsseldorf, Mannheim: Cornelsen Skriptor 2009
Pohl, G.: Kindheit - aufs Spiel gesetzt. Berlin: dohrmannVerlag 2006