Frühe Bildung und Qualität in Kindertageseinrichtungen

Jugendministerkonferenz

Beschluss der Jugendministerkonferenz am 18./19. Mai 2006 in Hamburg zu TOP 5:

1. Die JMK nimmt die Berichte der AGOLJB

a) zur Situation der frühen Bildung in Kindertageseinrichtungen und die beigefügte Synopse zu den Bildungsplänen der Länder

b) zur Weiterentwicklung der Qualität in der Kinderbetreuung und die beigefügte Synopse zu den eingeleiteten Maßnahmen der Länder

zur Kenntnis.

2. Der Bericht macht deutlich, dass durch die Bildungspläne der Länder der spezifische Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtungen nachhaltig gestärkt wurde. Die JMK begrüßt dieses Ergebnis und betont, dass Kindertageseinrichtungen Bildungsstätten eigener Art sind.

3. Der "Gemeinsame Rahmen der Länder für die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen" bringt das hohe Maß an fachlicher und inhaltlicher Übereinstimmung zum Ausdruck. Er unterstützt die Länder u.a. in ihrem Bemühen, die Bedeutung der frühen Bildung für den Einzelnen und die Zukunft des Landes im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern.

4. Der Übergang in die Grundschule ist in den Bildungsplänen der Länder von zentraler Bedeutung. Die JMK unterstützt die Absicht, die Kooperation mit dem Primarbereich zu stärken, und hält es für dringend geboten, bei der pädagogischen Arbeit in Kindertageseinrichtungen auf Anschlussfähigkeit zu achten und im Primarbereich die Bildungsarbeit des Elementarbereichs in geeigneter Weise fortzusetzen.

5. Die landesspezifischen Rahmenpläne sind dem pädagogischen Personal weithin bekannt und werden akzeptiert. Als eine weitere zentrale Voraussetzung für die Umsetzung der Rahmenpläne gilt die Qualifizierung des Personals. Handlungsbedarf besteht vor allem im Hinblick auf die flächendeckende Einführung der landesspezifischen Rahmenpläne.

6. Die Sicherung und Weiterentwicklung von Qualität wird in vielen Bundesländern durch die Implementation der Ergebnisse aus den fünf Teilprojekten der NQI (Nationale Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder) unterstützt. Die JMK hält weitere Schritte zur Verankerung der NQI und deren Adaption auf aktuelle Bedarfe (z.B. Betreuung der unter 3-Jährigen und Umsetzung der Bildungspläne) für wünschenswert, um die Steuerung des gesamten Systems der Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen zu verbessern. Darüber hinaus hält die JMK wissenschaftliche Begleitstudien zur Implementation der Rahmenpläne für geeignet, Aufschluss über die dafür relevanten Faktoren zu gewinnen. Von besonderem Wert sind länderübergreifende Untersuchungen, da sie die Bedeutung unterschiedlicher Rahmenvorgaben herausstellen können.

7. Die JMK sieht in den verstärkten Anstrengungen der Länder, die Angebotsvielfalt und -breite in der Kinderbetreuung auszubauen und zu sichern, einen wesentlichen Beitrag für eine Weiterentwicklung der Angebote orientiert an den Bedarfen der Familien und der erforderlichen individuellen Förderung der Kinder.

8. Die JMK sieht - insbesondere angesichts des allgemeinen Bildungs- und Erziehungsauftrags der Tageseinrichtungen - in dem Ausbau der Sprachförderung und der Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte hierfür einen zentralen Ansatz, die Bildungschancen vor allem der Kinder mit Migrationshintergrund deutlich zu verbessern. Sie spricht sich dafür aus, noch intensiver als bisher die Maßnahmen in engem Zusammenspiel mit den Grundschulen und den Lehrerinnen und Lehrern vorzunehmen.

9. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über den erforderlichen frühen Schutz der Kinder begrüßt die JMK die in verschiedenen Ländern unternommenen Schritte zur Weiterentwicklung der Tageseinrichtungen für Kinder zu Familien- bzw. Kinder- und Familienzentren. In der Bündelung der Unterstützungsangebote für Familien und in einer frühen niederschwelligen Beratung und Hilfe sieht sie einen wichtigen Beitrag zur frühen Prävention und zum Schutz der Kinder. Die JMK sieht darin zugleich den besonderen Schutzauftrag des Jugendamts gestärkt.

10. Die JMK sieht künftige Schwerpunkte auf folgenden Themenfeldern der Kindertagesbetreuung und bittet die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugendbehörden, hierzu ein gemeinsames Positionspapier zu erarbeiten:

  • Sicherung, Weiterentwicklung und Überprüfung der Qualität der Bildungs- und Erziehungsarbeit in Kindertageseinrichtungen, insbesondere qualitative Weiterentwicklung des pädagogischen Angebots für Kinder unter drei Jahren
  • Weiterentwicklung der Bildungspläne bzw. Bildungsvereinbarungen unter Auswertung der Erfahrungen der Länder unter den Aspekten Verbindlichkeiten, Inhalte und Struktur
  • weitere Entwicklung der Kindertagespflege, insbesondere im Verhältnis zur institutionellen Kinderbetreuung
  • Übergang von der Tageseinrichtung in die Grundschule unter besonderer Berücksichtigung der Sicherung gleicher Bildungschancen und der Förderung von Integration
  • Anforderungen der Abnehmerseite an Studiengänge auf Fachhochschulniveau im Hinblick auf die Befähigung der Studierenden zur Arbeit nach den landesspezifischen Rahmenplänen
  • Weiterer Ausbau der Kooperation und Entwicklung inhaltlich ineinander greifender Konzepte aller an der Bildung und Erziehung beteiligten Lernorte (Familie, Kindertageseinrichtung, Grundschule, Tagespflege, Familienbildung und weiterer Partner).

Das Papier soll 2008 der JMK zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

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