Barbara Perras-Emmer
Ziel der Kindergartenarbeit ist die Öffnung nach innen und nach außen. Dabei ist zunächst die direkte Umgebung des Kindergartens zu erkunden: die Nachbarn, die Natur, der Straßenverkehr und die Partner im Alltag, wie z.B. der Bäcker, der Metzger, der Gemüseladen - aber auch Supermärkte. Die Kinder lernen, auf andere Menschen und Räume zuzugehen, und entwickeln dabei angemessenes Verhalten und entsprechende Umgangsformen. Sie gewinnen Sicherheit in der nächsten Umgebung und können langsam ihren Aktionsradius erweitern. Nicht zuletzt bieten diese "Ausflüge" viel zu erzählen und fördern somit über Freude und Mitteilungsbedürfnis die Sprachentwicklung.
Am letzten Dienstag vor Weihnachten waren die Kindergartenkinder in einer großen Bäckerei im Nachbarort eingeladen. Der Termin wurde bereits im November vereinbart. Die Eltern waren informiert und Pläne für Fahrgemeinschaften zum Abholen ausgetüftelt. Kindersitze für die Autos waren organisiert, und für die (kleineren) Kinder haben wir Erzieherinnen uns zwei Buggys von den Eltern ausgeliehen.
Um 9.00 Uhr zogen sich die Kinder ihre warmen Stiefel und Jacken oder Schneeanzüge an. Mützen und Handschuhe durften sie nicht vergessen. Die großen Kinder halfen den kleineren beim Ankleiden. Mit dem Wetter hatten wir Glück: Es war zwar kalt, aber trocken. Wir hatten immerhin einen Fußmarsch von 2 1/2 Kilometern vor uns!
Mehr als 40 Kinder aus zwei Gruppen, darunter auch zwei- und knapp dreijährige Kinder und ein Integrationskind, zogen gemeinsam los. Für die Eltern ist es immer wieder überraschend, dass ihre Kinder in dieser Gemeinschaft lieber zu Fuß gehen als mit ihnen beim Spaziergang. Wir hatten aber auch ein interessantes Ziel vor Augen: die Weihnachtsbäckerei!
Unterwegs wurden unsere Kinderwägen nach und nach mit den Brotzeitrucksäcken der Kinder beladen (wir mussten diese mitnehmen, weil die meisten Kinder direkt von der Bäckerei nach Hause abgeholt wurden). Nach mehr als der Hälfte der Strecke schichteten wir die Ladung um: zwei Kleine wollten und konnten nicht mehr laufen. Später wurden die nun begehrten "Fahrplätze" getauscht. Dabei gab es auch Tränen - und obwohl der Wagen an der Spitze unserer Gruppe im Augenblick frei war, wollte die kleine Steffi bei uns am Ende der Gruppe bleiben, aber der Buggy war wieder besetzt... So habe ich sie halt ein kleines Stückerl getragen, bis die Tränen versiegt waren. Aber da konnten wir die Bäckerei bereits sehen.
Wir wurden schon erwartet. Durch den Verkaufsraum betraten wir die hinteren Räume, wo uns von einer Verkäuferin Platz für die Taschen und die warmen Sachen zugewiesen wurde. Anschließend begrüßte uns ein junger Bäcker. Er führte uns durch die Räume und versuchte, den Kindern die verschiedenen Geräte so gut es ging zu erklären. Maschinen, welche gerade in Aktion waren, wurden natürlich mehr beachtet und besser verstanden.
Am interessantesten jedoch war das abschließende Plätzchen-Backen. Nachdem mit einer großen Teigrolle der Teig vorbereitet war, durfte jedes Kind auf einer riesengroßen Arbeitsfläche mit Modeln selbst Plätzchen ausstechen und auf eines der Backbleche legen. Danach wurden die Plätzchen mit einem Marmeladekleks versehen oder mit einer Eimischung bestrichen und mit Zuckerstreuseln bestreut. Einige blieben blank, so wie sie waren. Die Bleche kamen in große Backschränke, in welche viel mehr Bleche passen als in den Herd zu Hause. Der Bäcker stellte die Backzeit ein, und wir konnten uns in der Zwischenzeit wieder anziehen.
Im Garten warteten wir dann zusammen mit den abholenden Eltern auf unsere "Kunstwerke". Für uns dauerte es eine kleine Ewigkeit, bis sie fertig waren. Die Plätzchen waren noch sehr heiß, als wir uns welche aussuchen durften. Aber in der kalten Luft waren sie schnell genießbar - und sie schmeckten natürlich viel, viel besser, weil wir sie selbst backen durften...