Gekürzter Vorabdruck eines Artikels in Klein & groß, Juni 2004
Petra Boxler und Katrin Heins
Überblick
Unter dem Motto "Auf den Anfang kommt es an!" wendet sich die Universität Bremen in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder in Bremen mit einem neuartigen Qualifizierungskonzept an praxiserfahrene Erzieher/innen und Grundschulpädagog/innen. In dem zweijährigen Weiterbildenden Studium "Frühkindliche Bildung" können sich die Studierenden berufsbegleitend, praxisnah und wissenschaftlich fundiert für die gewachsenen Anforderungen an Kindergarten und Grundschule qualifizieren. Voraussetzung für die Zulassung zum Weiterbildenden Studium sind ein Abschluss als staatlich anerkannte Erzieher/in oder das 1. Staatsexamen bzw. ein BA in Grundschulpädagogik. Zusätzlich sind mindestens drei Jahre Berufserfahrung nachzuweisen. Das berufsbegleitende Weiterbildende Studium beginnt im August 2004 und dauert zwei Jahre. Es umfasst 420 Unterrichtsstunden, die in Blockwochen durchgeführt werden, und schließt mit einem Zertifikat der Universität Bremen ab. Anmeldeschluss ist der 4. Juni 2004. Weitere Informationen im Internet: http://www.weiterbildung.uni-bremen.de/weiterbi/kurse/wsfb.html
Neue Perspektiven eröffnen
Das Weiterbildende Studium "Frühkindliche Bildung" orientiert sich an den gemeinsamen Aufgaben von Erzieher/innen und Grundschulpädagog/innen und bietet für beide Berufsgruppen ein attraktives Studienangebot. Anknüpfend an die berufliche Erfahrung der Studierenden präsentiert das Lehrangebot den aktuellen Forschungsstand in ausgewählten, berufsrelevanten Bereichen mit modernen didaktischen Konzepten. Vermittelt werden konkrete, im Berufsalltag verwertbare Inhalte, und die Studierenden werden bei dem Transfer des Gelernten in ihre berufliche Praxis unterstützt. Durch die Möglichkeit der individuellen Schwerpunktsetzung eröffnen sich den Studierenden neue, an den persönlichen Interessen und beruflichen Bedürfnissen orientierte Perspektiven.
Die zweijährige Weiterbildung beginnt mit dem Grundlagenmodul (Umfang: 110 Std.), das von allen Studierenden besucht wird. Im Mittelpunkt stehen das Verständnis und die Möglichkeiten zur Förderung frühkindlicher Lernprozesse. Es werden die Grundzüge integrativer Pädagogik behandelt, und die Studierenden lernen verschiedene Aspekte des Selbstmanagements kennen, die im Verlauf der eigenen Lernbiografie sowie für das Planen von Lernsituationen für Kinder hilfreich und unterstützend sein können.
Schwerpunktbereich A - fachliche Themen
An das Grundlagenmodul schließt sich der Schwerpunktbereich A an. Die Studierenden wählen eines von vier Modulen mit fachlichen Themen (Umfang: jeweils 170 Std.): "Kommunikation und Sprache", "Musik, Bewegung und künstlerischer Ausdruck", "Natur, Technik und Mathematik" oder "Religionspädagogik".
Das Modul "Kommunikation und Sprache" vermittelt Kenntnisse und Kompetenzen für eine qualifizierte Unterstützung, Begleitung und Förderung der sprachlichen und kommunikativen Entwicklung von Kindern in Kindergarten und Grundschule. Die Studierenden entwickeln Verständnis für die Besonderheiten der Kommunikation von Kindern, erwerben Grundlagenwissen im Bereich von Sprachauffälligkeiten und Methoden der Sprachförderung. Daneben erlernen sie Methoden zur Vermittlung von Sprachverständnis, Textverstehen und Vorläuferkompetenzen im Bereich Lesen und Schreiben.
Das Modul "Musik, Bewegung, künstlerischer Ausdruck" spiegelt die Bedeutung von Musik und Bewegung als kindgemäße Voraussetzung für erfahrendes Lernen und nonverbale Kommunikation. In enger Verbindung von Theorie und Praxis werden den Studierenden Kompetenzen vermittelt, um Kinder in der gesunden Entwicklung ihrer Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz durch Bewegung, Musik und Rhythmik zu unterstützen.
Im Modul "Natur, Technik, Mathematik" lernen die Studierenden Möglichkeiten der theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen und technischen Themen und deren kindgerechte Umsetzung kennen. Erfahrungsräume in Natur und Technik werden aufgezeigt, Methoden naturwissenschaftlichen Handelns entwickelt und didaktisch aufbereitet, aber auch die kritische Auseinandersetzung mit Naturwissenschaft wird angeregt.
Kinder stellen religiöse Fragen und entwickeln auf ihrem religiösen und kulturellen Hintergrund Vorstellungen zu den großen Fragen des Lebens: Woher komme ich? Wozu bin ich da? Wohin gehe ich? In dem Modul "Religionspädagogik" setzen sich die Teilnehmenden mit diesen Fragestellungen auseinander, um den Kindern als Gesprächspartner und Begleiter zur Seite zu stehen.
Schwerpunktbereich B - Querschnittsthemen
An die Veranstaltungen des Schwerpunktbereichs A schließt sich der Schwerpunktbereich B an. In diesem stehen den Studierenden drei Module (Umfang: jeweils 100 Std.) zur Auswahl, von denen sie wiederum eines belegen. Bei allen drei Modulen handelt es sich um Themen mit Querschnittscharakter, in denen sich die Studierenden mit aktuellen, berufsrelevanten Fragestellungen auseinandersetzen: "Soziale, individuelle und strukturelle Übergangsprozesse", "Familien in verschiedenen Kulturen" und "Kurzzeitpädagogik".
In dem Modul "Soziale, individuelle und strukturelle Übergangsprozesse" lernen die Studierenden, Übergangsprozesse, z.B. zwischen Elternhaus, Krippe, Kindergarten und Grundschule, professionell zu unterstützen. Das Modul aktualisiert das diagnostisch notwendige Fachwissen und vertieft Methoden für systematisches Beobachten. Es werden Strategien aufgezeigt, um die Eltern mit einzubeziehen, Potenziale außerhalb der eigenen Institution zu mobilisieren und Kooperationsstrukturen professionell aufzubauen.
Während sich das deutsche Familienleben immer weiter pluralisiert, werden gleichzeitig Kindergärten und Schulen immer mehr zu einem wichtigen Ort interkultureller Integration. In diesem Spannungsfeld will das Modul "Familien in verschiedenen Kulturen" die Studierenden zu Toleranz und Vernetzungen über bisher übliche Grenzziehungen der Zuständigkeiten hinaus ermutigen und auf ihrem Weg unterstützen.
Innerhalb und außerhalb von regulären Kindertagesstätten sind für Erzieher/innen und Pädagog/innen neue Betätigungsfelder gewachsen, in denen pädagogische Angebote in einem situativ begrenzten Zeitraum stattfinden und die beteiligten Kinder sich untereinander nicht kennen oder nur selten aufeinander treffen. Solche Betreuungsangebote, beispielsweise in Einkaufszentren oder an Urlaubsorten, pädagogisch sinnvoll anzuleiten, lernen die Teilnehmer/innen in dem Modul "Kurzzeitpädagogik".
Einen Einblick in zusätzliche Themen geben Wahlpflichtveranstaltungen im Umfang von insgesamt 40 Stunden.
Persönliches Engagement unterstützen
Alle Veranstaltungen werden in Form von Blockwochen angeboten, sodass auch Teilnehmende außerhalb der Bremer Region das Studium absolvieren können. Nach Ende der zweijährigen Weiterbildung haben sich die Studierenden in insgesamt 420 Unterrichtsstunden umfassend im Bereich der Frühkindlichen Bildung qualifiziert. Dokumentiert wird dieses durch die begleitenden Studienleistungen, in denen in Praxisberichten und Projektarbeiten das Gelernte reflektiert und vertieft wird. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Studierenden ein Zertifikat der Universität Bremen.
Ermöglicht wird das Weiterbildende Studium durch die Zusammenarbeit der Fachbereiche Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen und des Zentrums für Weiterbildung der Universität mit dem Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder der Bremischen Evangelischen Kirche. Um das Angebot kostendeckend durchführen zu können, wird ein Teilnahme-Entgelt in Höhe von 3.480,- Euro erhoben. Die Veranstalter bemühen sich jedoch um Stipendien, damit eine Teilnahme nicht an den Kosten scheitert.
Weitere Informationen
Universität Bremen
Zentrum für Weiterbildung
Katrin Heins
Postfach 33 04 40
28334 Bremen
Tel.: 0421/2182726
Fax: 0421/2183209
Email: zwb12@uni-bremen.de
Internet: http://www.weiterbildung.uni-bremen.de/weiterbi/kurse/wsfb.html