Volker Fischer
Bei vielen Erzieher/innen, die im Berufsalltag stehen, entsteht früher oder später der Wunsch nach einer Fort- oder Weiterbildung. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um das Bedürfnis, das persönliche Sach- und Fachwissen zu erweitern, oder aber auch den Wunsch, die eigene Arbeit zu reflektieren.
Warum möchten Erzieher/innen sich weiterbilden?
Zum Beispiel, um...
...sich individuell weiterzubilden
...ihre Karriere zu planen
...eigene Stärken zu erkennen und weiterzuentwickeln
...sich beruflich und persönlich (neu) zu orientieren
...(wieder-) ins Berufsleben einzutreten
...sich besser präsentieren zu können
u.v.a.m.
Lebenslanges Lernen
Die Zeit der linearen Arbeitsbiografien ist heute in den meisten Arbeitsfeldern vorbei. Berufliche Kompetenz wird nicht mehr nur einmalig durch eine abgeschlossene Ausbildung erlangt, sondern auch durch das konkrete Handeln in der beruflichen Alltagspraxis. Jeder hat nach dem Erwerb von beruflicher Erfahrung mehr Kompetenzen, als sein Zeugnis bescheinigt. Zudem befinden wir uns in einer Zeit, in der Arbeitsplatzsituationen permanenten Änderungen unterworfen sind und in der sich Arbeitnehmer ständig um- bzw. neu orientieren müssen.
Vor dem Hintergrund des lebenslangen Lernens sollten sich auch Erzieher/innen über ihre Fähigkeiten, Kompetenzen und beruflichen Wünsche bewusst sein. Und gerade in einem Berufsfeld, das durch gesellschaftliche Veränderungen so stark beeinflusst wird und damit einer ständigen berufsspezifischen Dynamik unterliegt, bekommt der Bereich Fort- und Weiterbildung einen hohen Stellenwert, um professionelle Erziehungsarbeit kontinuierlich ausüben zu können. Bei den Fort- und Weiterbildungsangeboten kann es sich sowohl um kurzfristige Tagesseminare als auch um längerfristige Qualifizierungen handeln.
Fünf Fortbildungstage im Jahr
Sozialpädagogische Fachkräfte haben nach dem Bildungsurlaubsgesetz (BFQG) einen Rechtsanspruch auf jährlich fünf Tage Bildungsurlaub. In den meisten Einrichtungen sind mindestens zwei Fortbildungstage im Jahr auch gängige Praxis. Dennoch kommt es durch personelle Engpässe und Budgetkürzungen immer wieder vor, dass Erzieher/innen wenig oder gar keine Zeit für Fortbildungsveranstaltungen aufwenden können.
Kurzfristige Fortbildungen
Es gibt unterschiedliche Fortbildungsmöglichkeiten für sozialpädagogische Fachkräfte. Zu den kurzfristigen Schulungsmaßnahmen gehören ein- bis zweitägige Fortbildungsveranstaltungen bei anerkannten Weiterbildungsträgern, die inhaltlich vertiefende, spezielle Themenbereiche anbieten, wie z.B. Ernährung bei übergewichtigen Kindern, Kreativitätsförderung, Elterngespräche, Arbeit mit Kindern unter drei Jahren, Umgang mit ADHS, die künstlerische Verwendung von Naturmaterialien und vieles mehr.
Längerfristige Weiterbildungen
Wer sich intensiver weiterbilden und qualifizieren möchte, kann an einer zertifizierten Zusatzqualifikation teilnehmen, die berufsbegleitend über einen längeren Zeitraum hinweg und oft am Wochenende stattfindet, wie z.B. eine Weiterbildung zur Sozialfachwirtin, Spiel- oder Theaterpädagogin, Wald- und Naturerzieherin, Fachkraft für Frühpädagogik etc. Diese längerfristigen Weiterbildungen führen meist zu einer höheren oder anderen beruflichen (Zusatz-) Qualifikation.
Weiterführende Studiengänge
Darüber hinaus haben Erzieher/innen die Möglichkeit, eine ergänzende Berufsausbildung zu absolvieren, beispielsweise zur Heilerzieherin oder Sozialpädagogin. Hierzu ist die Fach- bzw. Hochschulreife notwendig. Seit einigen Jahren gibt es auch die ersten frühpädagogischen Studiengänge für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen. An diesen Fachhochschulen können staatlich anerkannte Erzieher/innen Aufbaustudiengänge zur frühen Kindheit, Bildung oder Sozialmanagement belegen.
Fachtagungen
Interessant und fortbildend können auch Tagungen, Kongresse oder Fachveranstaltungen zu bestimmten Themen sein. Hier kann man Vorträge pädagogischer Koryphäen bzw. Experten hören oder an deren Workshops und Seminaren teilnehmen.
Inhouse-Fortbildung
Viele Weiterbildungsträger bieten auch so genannte "Inhouse-Veranstaltungen" an. An diesen hausinternen Fortbildungen nimmt das gesamte Team gemeinsam teil. Es handelt sich in der Regel um eintägige Seminare, zu denen ein Referent in die Einrichtung kommt und das Seminar vor Ort abhält. Diese Art der Fortbildung hat den Vorteil, dass alle Mitarbeiter/innen das gleiche Wissen erwerben und dies in die Praxis umsetzen können.
Fachliteratur
Neben der Teilnahme an Fort- oder Weiterbildungen, Seminaren oder Tagungen sollte sich jede pädagogische Fachkraft regelmäßig Zeit für die Lektüre von fachspezifischen Zeitschriften und Büchern nehmen und sich mit den aktuellen Fachthemen auseinandersetzen.
Wie finde ich geeignete Weiterbildungen?
Die Zahl der Anbieter von Fort- und Weiterbildungen ist sehr groß, das Angebot an Veranstaltungen unterschiedlichster Qualität fast unüberschaubar, die Trägerschaft vielfältig (es gibt allgemeine, betriebliche, politische, konfessionelle und private Weiterbildungsinstitutionen). Einen ersten Überblick über Fort- und Weiterbildungsangebote für Erzieher/innen finden Sie im Internet unter den unten genannten Adressen. Darüber hinaus informieren auch die lokalen Beratungsstellen der Arbeitsagentur und der Volkshochschulen sowie der Weiterbildungsverbund in Ihrer Region über geeignete Weiterbildungsveranstaltungen.
Auf den ersten Blick lassen sich Qualitätsunterschiede oft kaum erkennen. Darum lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Schöne, bunte Internetauftritte oder Hochglanzbroschüren sind kein ausreichender Hinweis auf eine hohe Professionalität des Anbieters oder die Qualität seiner Weiterbildungen.
Überprüfen Sie stets kritisch, ob das Weiterbildungsangebot wirklich Ihren Bedürfnissen entspricht. Seriöse Weiterbildungsinstitutionen bieten beispielsweise unverbindliche Informationsveranstaltungen, unkomplizierte Weiterbildungsberatung oder Einstiegsseminare zum Kennenlernen an. Dies ist eine gute Möglichkeit, mit dem Ausbildungsleiter zu sprechen und sich das Institut einmal anzuschauen. Vielleicht kennen Sie auch Kolleg/innen, die schon einmal dort waren und wertvolle Erfahrungen aus erster Hand an Sie weitergeben können.
Ein wertvolles Qualitätsmerkmal ist auf alle Fälle eine "Staatliche Anerkennung als Träger der Weiterbildung" und die Trägeranerkennung nach der Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung (AZWV). Diese ist z.B. erforderlich, wenn Erzieher/innen ihre Fortbildung über die Agentur für Arbeit finanzieren lassen möchte.
Sinnvoll ist es auch, sich nach der beruflichen Herkunft und der Ausbildung des Lehrpersonals zu erkundigen. Idealerweise bietet ein Träger nicht nur Weiterbildungen für Erzieher/innen an, sondern verfügt als Träger von Kindertageseinrichtungen auch über Erfahrungen in der Praxis der Kinderbetreuung. Diese Kombination aus Theorie und Praxis eröffnet ein großes Spektrum praxisorientierter Fort- und Weiterbildungen. Erfragt werden sollte auf jeden Fall auch, ob das Weiterbildungsinstitut zur Finanzierung einer Fortbildung Bildungs- oder Prämiengutscheine annimmt.
WIFF - Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte
Seit einigen Jahren existiert die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WIFF). Sie ist eine gemeinsame Unternehmung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI). WIFF möchte Impulse für mehr Qualität und Durchlässigkeit im System der frühpädagogischen Weiterbildung in Deutschland geben. Zentrales Anliegen ist dabei die systematische Vernetzung der Weiterbildungsanbieter sowie die Förderung der Qualität der Weiterbildungsinhalte und -strukturen.
Einige interessante Internetadressen
www.bildungsserver.de
www.kursnet.arbeitsagentur.de
www.weiterbildungsinitiative.de