Volker Fischer
Erzieher/innen arbeiten mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Sie arbeiten in Kindertagesstätten und anderen vielfältigen Arbeitsfeldern mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen. Erzieher/innen müssen empathisch, kongruent und akzeptierend sein. Sie sollen beraten, Eltern- und Teamgespräche führen, sich fortbilden. Dabei dienen sie als Vorbild und sollen möglichst authentisch sein. Sie müssen gezielt und durchdacht planen, hauswirtschaftliche Tätigkeiten beherrschen, Spiel und Arbeitsprozesse koordinieren, versorgen, anregen, Vorbild sein, singen, Geschichten erzählen usw.
Erzieherinnen und Erzieher sollen all diesen Erwartungen gerecht werden. Dabei haftet dem Erzieherberuf immer noch das Klischee vom "Jederfrauberuf" an - eine "Tante", nicht sehr gut bezahlt und zur Betreuung vornehmlich kleiner Kinder da. Wenn auch die Erzieherin als "Tante" Erzieherin weitgehend aus dem Sprachgebrauch verschwindet, so ist doch die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung der täglichen Arbeit von Erzieher/innen mangelhaft. Deswegen sind die Weiterentwicklung eines professionellen Berufsbilds, neue Rollenidentifikationen und ein neues berufliches Selbstverständnis unumgänglich. Auf der individuellen Ebene kann ein berufsorientiertes Coaching diesen Weg ebnen.
Was ist Coaching?
Coaching ist eine partnerschaftliche Beratung im Überschneidungsbereich von Supervision, Therapie und Organisationsmanagement auf freiwilliger Basis mit dem Ziel, sich selbstständig und persönlich beruflich und privat weiter zu entwickeln. Der Begriff Coaching kommt ursprünglich aus dem Leistungssport und hat sich schnell auf den Business- und Managementbereich übertragen. Auch Coaching hat Grenzen.
Da Coaching im Überschneidungsbereich von Supervision, Therapie und Organisationsmanagement liegt, sind die Übergänge der Ziele, Wünsche und Bedürfnisse derer, die Coaching in Anspruch nehmen, vielfältig. Coaching ist keine Therapie. Anders als in klassischer Beratung oder Psychotherapie wird im Coaching viel mehr ziel- und ressourcenorientiert gearbeitet. Die Erzieherin bearbeitet kein Problem, sondern orientiert sich an dem, was sie schon kann, um dieses zu verbessern. Ihre Ziele bestimmt sie selbst.
Für wen ist ein berufsorientiertes Coaching sinnvoll?
Coaching ist sinnvoll für Erzieher/innen, die Ideen und Mut für neue Wege in ihrer Arbeit nutzen möchten, um Träume und Visionen zu verwirklichen. Für Erzieher, die realistische Schritte für Planung und Realisierung dieser Ziele aufwenden möchten. Für alle sozialpädagogischen Fachkräfte, die mehr Zeit für das, was wirklich wichtig ist, nutzen möchten.
Ziele von Coaching können sein:
- Berufliche Neu- oder Umorientierung,
- Entscheidungsfindung,
- Spezialisierungsgebiete finden (z.B. Finden von Marktnischen im pädagogischen Tätigkeitsfeldern),
- Nutzen von vorhandenen Ressourcen,
- Steigerung des beruflichen Erfolgs,
- Steigerung persönlicher Attraktivität,
- Steigerung von Motivation und Arbeitsfreude,
- Selbstverwirklichung als Erzieher/in,
- Weiterentwicklung von Fähigkeiten und Kompetenzen,
- Selbst-Marketing (Selbst-Präsentation).
Die Kernfragen, die ein berufsorientiertes Coaching begleiten, könnten lauten: "Was könnte ich noch besser machen, als bisher?", "Wenn ich jetzt die Gelegenheit zur Veränderung hätte, was würde ich dann tun?"
Wie läuft ein berufsorientiertes Coaching ab?
Ein typischer Coachingverlauf besteht aus drei Phasen:
- Einstieg und Zielvereinbarung,
- Orientierung und Entwicklung,
- Abschluss und Perspektive.
Die Phasen bauen aufeinander auf und können unterschiedlich lange dauern. Ziel ist jedoch ein Volumen von 2-4 Coachings pro Zielvereinbarung. Das bedeutet, kleine Zielbereiche zu formulieren und diese dann umgehend konkret umzusetzen.
1. Einstieg und Zielvereinbarung
Hier geht es um die Erarbeitung dessen, worum es eigentlich geht. In einem zunächst unverbindlichen Informationsgespräch klären beide Seiten ab, um was es geht und was zu erreichen ist (Problemanalyse, Zielformulierung). Zu Beginn der ersten verbindlichen Coachings spielen diese Themen ebenfalls eine Rolle.
2. Orientierung und Entwicklung
In dieser Phase werden konkrete Schritte zur Problemlösung bzw. Berufsorientierung gemeinsam erarbeitet. Diese werden hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit überprüft und gegebenenfalls reflektiert.
3. Abschluss und Perspektive
Die letzte Phase schließt den vereinbarten Coachingprozess ab. Es werden die Entwicklungen rückschauend reflektiert und weitere Schritte für die Zukunft geplant.
Hier endet die Zusammenarbeit mit dem Coach, oder es werden neue Termine für weitere Ziele vereinbart.
Wie finde ich den richtigen Coachingpartner?
Der Coach sollte kein Theoretiker sein, also seine Weltanschauungen nicht nur aus (Lehr-) Büchern, sondern aus dem eigenen langjährigen (Berufs-) Leben speisen. Erfahrungen in Leitungs- und Führungsaufgaben ergänzen sein Spektrum. Wichtiger ist die Praxisorientierung, so dass Coaching nicht im Elfenbeinturm stattfindet. Ein Coach sollte in verschiedenen Bereichen arbeiten und die (Spiel-) Regeln der alltäglichen Arbeitswelt kennen und erfahren haben.
Über allem steht jedoch die Persönlichkeit des Coachs; er muss einem selbst passen. Die "Chemie muss stimmen", wie man so schön sagt. Wenn ich jemanden nicht riechen kann, helfen auch die tollsten Coachingmethoden wenig. Die wichtigste Antwort bei der Suche nach dem richtigen Coachingpartner bekommt man demnach aus dem "eigenen Bauch" heraus: "Habe ich das Gefühl, mein Anliegen mit diesem Coach entwickeln zu können?". Die Antwort muss ja heißen.