Projekt Spielplatzgestaltung - Erfahrungen mit Projektarbeit in der Kooperation einer Fachakademie für Sozialpädagogik mit einem Kinderheim und einem Kindergarten

Werner Eitle

1. Beispiel

Angeregt durch eine Veranstaltung einer kath. Arbeitsgemeinschaft von Heimeinrichtungen und Ausbildungsstätten über mögliche Formen der Zusammenarbeit und Kooperationsmöglichkeiten gingen wir, die bayerische Fachakademie für Sozialpädagogik in Dillingen, auf eine schon länger mit uns kooperierende Heimeinrichtung in unserem Landkreis zu und fragten nach, ob wir als Fachakademie die Arbeit der Einrichtung in Form eines gemeinsamen Projektes unterstützen könnten.

Da sich die Einrichtung gerade mit der Errichtung eines Spielplatzes beschäftigte und das Kinderspiel im Lehrplan vorgesehen war, entschlossen wir uns, nach Rücksprache mit den Studierenden unserer Fachakademie zu diesem gemeinsamen Projekt. Neben 39 Studierenden waren die beiden PML-Lehrer und der Werklehrer an diesem Kooperationsprojekt beteiligt.

Da die ca. 50 Plätze umfassende Jugendhilfeeinrichtung uns durch eine Exkursion in Heimpädagogik bekannt war, hatten die Studierenden schon einen ersten Eindruck über die dortige Arbeit gewinnen können.

1. Schritt

Nach der ersten Exkursion fand dann eine zweite Besichtigung statt, bei der das vorgesehene Spielplatzgelände begutachtet wurde. Der Heimpsychologe erklärte uns dabei die bisherige Nutzung des Geländes und die sich schon abzeichnenden Vorstellungen der Einrichtung über den Spielplatz. Die vorhandene Freifläche wurde gefilmt, sodass man sich in den Arbeitsgruppen immer wieder einen Eindruck von der Größe und Beschaffenheit machen konnte. Ein Erzieher der Einrichtung, der vor einiger Zeit seine Ausbildung an unserer Fachakademie absolviert hatte, wurde als Ansprechpartner zur Fachakademie von der Einrichtungsleitung benannt.

2. Schritt

In Kleingruppen hatten die Studierenden zunächst die Aufgabe, sich in ihre eigene Kindheit zurückzuversetzen, um sich anschließend über ihren Traumspielplatz auszutauschen zu können. Danach konnten die Studierenden entweder mit Naturmaterialien oder mittels Bild ihren Traumspielplatz gestalten. Die Ergebnisse wurden im Plenum besprochen, und die Objekte, die mit viel Engagement gestaltet wurden, im Schulhaus ausgestellt.

3. Schritt

Neben Büchern und Zeitschriften betrachteten die Studierenden Bilder von Aktivspielplätzen und anderen Spielplätzen und sahen selbst gedrehte Videos von bestehenden Spielplätzen im Landkreis Dillingen. Die daraufhin entstandenen Fragen wurden mit dem Erzieher des Kinderheims im Hinblick auf den Heimspielplatz besprochen. Dieser informierte uns auch darüber, dass die Einrichtung daran interessiert sei, um Kosten zu sparen, Heimkinder mit einzubeziehen, sodass man soviel wie möglich selber konstruieren und gestalten sollte. Auch die Wünsche der Kinder und Jugendlichen, die in den Heimgruppen erfragt wurden, teilte er uns mit.

4. Schritt

Damit mehrere Planungsvorschläge zustande kamen, teilten sich die Klassen in einzelne Arbeitsteams auf. Wir PML-Lehrkräfte gaben die Zeitplanung vor, und der Werklehrer stellte Arbeitsräume, Werkzeug und Materialien für die konkrete Gestaltung zur Verfügung. Jede Gruppe bekam zudem einen Lageplan des Geländes zur Orientierung ausgehändigt.

In der Planungsphase sollten die einzelnen Spielbereiche in etwa den realen Proportionen im Gelände entsprechen. Zudem sollte jeder einzelne Bereich bzw. Spielgerät unter pädagogischen Gesichtspunkten bewertet und mit seinen Eigenschaften beschrieben werden. Die praktischen und die schriftlichen Arbeitsergebnisse ergaben im Fach PML eine Note.

5. Schritt

Die Modelle wurden den Mitstudierenden gezeigt und die jeweiligen Bereiche unter pädagogischen Gesichtspunkten erläutert. Anschließend wurden die verschiedenen Modelle im Schulhaus ausgestellt, um diese mit anderen Studierenden und den Berufspraktikanten diskutieren zu können.

6. Schritt

Im vorletzten Schritt wurden die Modelle im Beisein der Heimleitung, des Heimpsychologen und einiger Erzieherinnen übergeben und erläutert. In einer individuellen Abschlussreflexion sollten sich die Studierenden schriftlich zu den Aspekten Lernerfahrungen, Gruppenprozess, persönliche Erfahrungen äußern.

7. Schritt

Mit den Studierenden und der Einrichtung wurde abgeklärt, dass im Berufspraktikum eine aktive Mithilfe bei der Gestaltung erfolgen sollte. Leider hatte die Einrichtung während des Berufspraktikums der Studierenden noch nicht mit der aktiven Gestaltungsphase begonnen, sodass sie sich nicht an der konkreten Umsetzung ihrer Vorschläge beteiligen konnten. Allerdings wollten sich zwei Studierende auf freiwilliger Basis engagieren und teilten dem Kinderheim zwecks Kontaktaufnahme ihre Adressen mit.

Fazit

Eine solche Projektarbeit kann Lernerfahrungen ermöglichen, die rein im Klassenraum nicht gemacht werden können, da in diesem Fall ein echter Theorie-Praxis-Bezug hergestellt werden konnte. Um dies zu verdeutlichen, sollen nachfolgend einige Studierende selbst zu Wort kommen:

  • "Für mich war es eine sehr interessante Herausforderung, einmal so richtig praktisch eine Planung eines Spielplatzes zu machen. Bis jetzt hatten wir noch nie etwas dergleichen gemacht."
  • "In diesem Projekt hatte ich auch die Möglichkeit, Gelerntes umzusetzen und mit einzubeziehen."

Auch ganz praktische Erfahrungen z.B. im Hinblick auf die Kosten von Spielgeräten konnten hierbei plastischer vermittelt werden. Hierzu einige Studierende:

  • "Hier wurde mir auch wieder deutlich, dass die Anschaffung von Spielgeräten und sonstiger Gegenstände sehr teuer ist. Daraufhin holte ich mir bei einem Schreiner Auskunft über die Herstellung von einem Gerät ein, wobei dies dort nicht sehr viel günstiger käme, da dieser es erst billiger produzieren könnte, wenn eine gewisse Anzahl hergestellt werden könnte. In der heutigen Zeit der finanziellen Einsparungen wurde mir auch sehr deutlich, wie wichtig es ist, sich in Bezug auf Beschaffungsmöglichkeiten auszukennen."
  • "In der Theorie ist es leicht gesagt, was man alles beachten muss, aber die Planung eines solchen Projektes ist dabei sehr viel schwieriger. Somit konnte ich meine eigenen Erfahrungen mit einer solchen Aufgabe sammeln. Darüber hinaus lernte ich auch viele Möglichkeiten kennen, wie man Kosten sparend Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche schaffen kann. Dabei handelt es sich um einfache Dinge, wie z.B. die Gestaltung mit Weiden und Steinen."

Auch Teamarbeit wird erlernt, und zwar von den positiven wie von den negativen Seiten. Positives Erfahrung mit Teamarbeit:

  • "In unserem Team. waren besonders stark die Fähigkeiten wie Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme, Akzeptanz, aber auch Kritikfähigkeit ausgeprägt. Ich erlebte, dass man in einem Team, wo alle Gruppenmitglieder gleichwertig sind, schneller zum erwünschten Erfolg kommen kann."

Negatives Erfahrung mit Teamarbeit:

  • "Das Problem in unserer Gruppe war, dass die Leute, die hier zusammengearbeitet haben, eigentlich nicht freiwillig zusammengegangen sind. Dies beeinflusste die Arbeitsmoral."

Fazit der Lehrkraft

Sowohl die negativen wie auch die positiven Erfahrungen halte ich wichtig für den Erwerb von Schlüsselqualifikationen von künftigen Erzieher/innen und denke auch, dass über Projektarbeit die Beteiligung der Praxis an Ausbildung nur gestärkt werden kann. Praktische und theoretische Ausbildungsstätten müssen enger zusammenarbeiten, um einen optimalen Theorie-Praxis-Bezug herstellen zu können. Daher wollen wir in diesem Sinne auch in den kommenden Jahren Projektarbeit in allen Formen in den Regelunterricht integrieren und wünschen uns aufgeschlossene Partner in allen sozialpädagogischen Einrichtungen.

2. Beispiel

Nach dem erfolgreich durchgeführten Spielplatzprojekt mit dem Kinderheim hat sich ein Kindergarten in der Trägerschaft der Dillinger Franziskanerinnen an den Autor des Artikels gewandt mit der Bitte, Vorstellungen für die mögliche Gestaltung eines Kindergartenspielplatzes aufzuzeigen.

Dieses Projekt wurde als Beispiel einer "offenen Planung" im Rahmen des "Situationsansatzes" mit den Studierenden der 2. Klasse der Fachakademie für Sozialpädagogik Dillingen vorbesprochen und durchgeführt. Außer dem Zeitrahmen und der Vereinbarung einer mündlichen Note als Leistungsnachweis wurde die genaue Planung der einzelnen Projektschritte gemeinsam mit den Studierenden erarbeitet und festgelegt.

Die Studierenden entschieden sich zunächst einmal für eine durch den PML-Lehrer vorbereitete Unterrichtseinheit über die Bedeutung und Entwicklung des kindlichen Spiels, bevor sich selbst gebildete Gruppen anhand von Fachliteratur mit der theoretischen Gestaltung von unterschiedlichen Außengeländen/ Kindergartenspielplätzen beschäftigten. Innerhalb der gebildeten Gruppen wurden die gefundenen Aspekte diskutiert und auf ihre Brauchbarkeit für das Projekt geprüft.

Als Nächstes stand eine Besichtigung des Kindergartens an, bei der die Studierenden die Vorstellungen der Erzieherinnen, Praktikantinnen des Trägers und zum Teil der Elternschaft erfahren haben. Dies waren vor allem die Aspekte:

  • möglichst die Gestaltung mit einem geringen finanziellen Aufwand umzusetzen
  • die bestehenden Spielgeräte (Spielturm mit Brücke, Sandkasten, Schaukel, Wippe) zu integrieren (für den Sandkasten wurde eine Beschattung gewünscht, die Schaukel sollte aus Sicherheitsgründen abgeschirmt werden)
  • "naturnahen" Spielmöglichkeiten den Vorrang zu geben

Bei der Besichtigung wurde mangels Plan das Gelände mit der Videokamera aufgenommen und anschließend auf dieser Grundlage Skizzen über das Gelände (Lage der vorhandenen Spielgeräte, Bäume, Büsche, Wasseranschluss, Wege, Terrasse etc.) angefertigt.

Eine Untergruppe, die sich aus den vier Arbeitsgruppen zusammensetzte, befragte die Kinder des Kindergartens nach ihren Wünschen (z.B. wollten die Kinder eine Burg, ein Gärtchen und Wasser zum Spielen) und übermittelte diese Wünsche (teilweise als Bilder) der jeweiligen Arbeitsgruppe.

Auf dieser Grundlage entstanden Modelle (in etwa wurde der Maßstab des Geländes berücksichtigt) mit einer Beschreibung, die die pädagogischen Aspekte der einzelnen Bereiche, mögliche Kosten und Beschaffungsmöglichkeiten (z.B. Weiden vom Gärtner, Spenden etc.) sowie Pläne zur konkreten Umsetzung durch Eltern und Laienhelfern enthielten.

Diese Modelle wurden, dann den Mitarbeiterinnen des Kindergartens, sowie dem Träger (Eltern konnten leider nicht anwesend sein) vorgestellt. Jede Gruppe erläuterte zudem ihre Vorstellungen beim Rundgang durch das zu gestaltende Außengelände. Die Modelle und die Beschreibungen wurden dem Kindergarten anschließend übergeben und im Gangbereich der Einrichtung ausgestellt. Kinder und Eltern konnten sich dabei zu den Entwürfen äußern.

Die Eltern, die aktiv an der Gestaltung teilnehmen werden, haben sich inzwischen für einzelne Aspekte entschieden und wollen die Anregungen der Studierenden in Teilbereichen verwirklichen.

Fazit

Wie schon beim 1. Beispiel haben sich die Studierenden mittels Fragebogen überwiegend positiv über das Unterrichtsprojekt geäußert, da Erfahrungen in Teamarbeit gesammelt werden konnten und Lernen auf der Grundlage eines real existierenden Kindergartens sich nachhaltiger vollzieht als an fiktiven Gegebenheiten.

Etwas erschwerend waren sicherlich die (Fantasie-) Einschränkungen des Trägers und der Mitarbeiter, doch wurden auch diese Aspekte letztendlich positiv gesehen, da auch die künftigen Erzieherinnen nur eingeschränkt ihre Vorstellungen in allen Punkten verwirklichen können.

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