Cornelia-Carmen Zörner
Den meisten deutschen Schulen im Ausland ist ein deutschsprachiger Kindergarten angeschlossen. In unserem Kindergarten in Prag gibt es drei Kindergartengruppen mit 15 bis 25 Kindern und je zwei Erzieherinnen pro Gruppe.
Viele Kinder sind von Haus aus zweisprachig, da die Eltern oft verschiedener Herkunft sind. Wir haben bis über 40 verschiedene Nationalitäten gezählt. Wegen Platzmangel werden deutschsprachige Kinder bevorzugt aufgenommen.
Unsere Erzieherinnen sind Deutsch-Muttersprachler oder haben lange in Deutschland gelebt. Alle können entweder Tschechisch und/oder Englisch. Im Kindergarten wird mit den Kindern nur Deutsch kommuniziert.
Der Träger der Schule ist eine GmbH. Der Vorstand besteht aus Elternvertretern. Die Schule bekommt Fördermittel aus Deutschland. Der Kindergarten muss sich selbst tragen, d.h. die Eltern müssen die Kosten decken. Im Jahr kostet der Kindergarten für 10 Monate 3.600,- EUR (Ferien werden nicht gerechnet).
Die Gehälter sind ortsangepasst, dass heißt, in Tschechien bekommt man um einiges weniger als in Deutschland bezahlt. Deshalb werden bevorzugt sogenannte "Ortskräfte" eingestellt. Oft sind das "mitreisende" Ehefrauen, deren Mann ins Ausland versetzt wurde und die eine entsprechende Ausbildung haben (wie bei mir). Einige Kolleginnen sind mit Tschechen verheiratet und somit auch ortsansässig.
Sozialabgaben bezahlt man in Tschechien. Es gibt aber inzwischen ein Sozialabkommen mit der BRD. Dennoch kann man bei den Gehältern keine hohen Renten erwarten. Die Höchstrente beträgt hier ca. 250,- EUR.
Für uns ist es dennoch ein Anreiz, hier zu arbeiten, weil
- wir als Deutschsprachige in Tschechien überhaupt einen Job haben,
- wir uns wegen der vielen Schulferien besser auf unsere Projekte vorbereiten können,
- die Arbeit mit den Kindern uns allen sehr viel Spaß macht,
- wir ein sehr gutes Arbeitsklima im Kindergarten haben,
- wir alle gerne viel Neues ausprobieren, wir relativ unabhängig arbeiten können,
- wir einen wunderschönen neuen Kindergarten mit einem Töpfer- und Malraum, einem Tobe- und Kletterraum sowie einen naturnahen Garten haben und
- Einrichtungen der Schule, wie die Sporthalle, mitbenutzen können.
Für Bastel- und Spielmaterial ist ausreichend Geld vorhanden. Falls eine größere Anschaffung ansteht, haben wir es bisher immer geschafft, mit Hilfe von selbst getöpferten Spendenkacheln und Sponsorensuche unsere Wünsche zu erfüllen. Es sind einfach optimale Arbeitsbedingungen - bis auf das Gehalt.
Die Herausforderung besteht in der Vorbereitung der Kinder auf die Grundschule, mit der wir sehr eng zusammenarbeiten. Teilweise müssen wir Kinder, die noch überhaupt kein Deutsch sprechen, innerhalb eines Jahres, manchmal auch eines halben Jahres, so auf die Einschulung vorbereiten, dass sie dem Unterricht folgen können.
Als Herausforderung sehen wir es auch an, den Kindern Spaß am Denken zu vermitteln und ihnen zu zeigen, wie man sich Wissen und Kenntnisse auf verschiedene Art und Weise und mit viel Spaß und Freude aneignen kann.
Besonders muss man aber auch die Arbeit mit Menschen verschiedener Kulturen erwähnen. Neben den christlichen Feiertagen haben wir durchaus schon ein jüdisches Hanuka-Fest und das moslemische Ende der Fastenzeit mit den Kindern gefeiert.
Die Eltern, die oft als Experten ins Ausland geschickt werden, haben gewisse Ansprüche an unser Team, die es zu erfüllen gilt, ohne das Wohl des Kindes dabei aus den Augen zu verlieren.
Das sind unsere Herausforderungen. Und es macht Spaß!