Jugend- und Familienministerkonferenz
Beschluss auf der Sitzung der Jugend- und Familienministerkonferenz am 29./30.05.2008 in Berlin:
1. Die JFMK nimmt den Bericht "Qualifiziert in die Zukunft - Erfahrungsbericht der AGJF zur Weiterentwicklung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher" zur Kenntnis.
2. Die JFMK sieht in dem Bericht eine gute Grundlage für die aktuellen und weiterführenden Diskussionen über die Qualifizierung von Fachkräften im Feld der frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung. Die JFMK unterstreicht den Wert der bisherigen Ausbildung an den Fachschulen bzw. Fachakademien. Sie hält es für erforderlich, dass an beiden Ausbildungsmodellen, dem an Fachschulen/ Fachakademien und dem auf (Fach-) Hochschulebene festgehalten wird. Die JFMK regt an, die Stärken und Wirksamkeit der Fachschul-/ Fachakademie- und der (Fach-) Hochschulausbildung auch hinsichtlich der Qualifizierung der Praxis in den Einrichtungen evaluieren zu lassen.
3. Die JFMK weist besonders auf die zahlreichen Versuche hin, neue Wege zu beschreiten, wie dies z.B. in der Einrichtung von Bachelor-Studiengängen für die "Pädagogik der frühen Kindheit" deutlich wird. Die (Fach-) Hochschulen tragen damit wesentlich zur weiteren Qualifizierung des Fachpersonals und somit auch der pädagogischen Praxis in den Tageseinrichtungen für Kinder bei.
4. Die JFMK hält es für wichtig, diesen Entwicklungsprozess weiter zu unterstützen und auszubauen. Sie sieht weiteren Gestaltungsbedarf insbesondere in der Abstimmung der Studiengänge zwischen den (Fach-) Hochschulen. Um diesen Prozess zu fördern, bittet sie die (Fach-) Hochschulen geeignete Formen des gegenseitigen Austauschs zu suchen, um auf der Grundlage gegenseitiger Informationen die Ausbildungsmodelle weiter zu qualifizieren und zukunftsorientiert fortzuentwickeln. Besonderes Gewicht sollte dabei vor allem auf die Anforderungen der elementarpädagogischen Praxis gelegt werden sowie auf die Herausforderungen mit denen sich die Tageseinrichtungen für Kinder, z.B. aufgrund der Weiterentwicklung der Einrichtungen zu "Häusern für Familien und Kinder" und der Sicherung wirksamerer früher Prävention konfrontiert sehen.
5. Die JFMK unterstützt das zunehmende Angebot an akademischen Ausbildungen für Fachkräfte der Bildung, Erziehung und Betreuung, hält aber die Möglichkeit der Durchlässigkeit für eine bedeutende Bedingung. Sie bittet daher die (Fach-) Hochschulen nachdrücklich, dass die Anrechenbarkeit von Ausbildungsinhalten der Fachschul-/ Fachakademieausbildung bzw. von Ergänzungsbildungsgängen und anderen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten auf die (Fach-) Hochschulausbildung nachvollziehbar geregelt wird. Dazu gehört auch, dass die Transparenz, Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit der verschiedenen Aus-, Fort- und Weiterbildungen deutlich zu verbessern ist. Die JFMK weist hier vor allem auf ihren Beschluss vom Mai 2005 hin, mit dem sie auf verstärkte Modularisierungsmöglichkeiten und damit verbundene Chancen für die derzeitig tätigen Fachkräfte hingewiesen hat.
6. Die JFMK bittet die (Fach-) Hochschulen darauf zu achten, dass die neuen Studiengänge inhaltlich so gestaltet werden, dass diese den Grundgedanken des Gender-Mainstreaming berücksichtigen. Dies gilt sowohl für eine breitere fachliche Orientierung als auch für die Berücksichtigung der besonderen Biografie weiblicher Fachkräfte hinsichtlich der Durchlässigkeit (Seiteneinsteigerinnen). Auch sollten die Studiengänge so gestaltet werden, dass mehr männliche Fachkräfte gewonnen werden.
7. Die JFMK hält es für die Zukunft für notwendig, den Status und den Einsatz akademisch ausgebildeter Fachkräfte und an Fachschulen/ Fachakademien ausgebildeter Fachkräfte im Elementarbereich und ihren Einsatz in den verschiedenen Praxisfeldern klar zu regeln. Eine entsprechende Regelung trägt nach Auffassung der JFMK zur beruflichen Sicherheit aller Beteiligten bei. Sie hält es vor allem als eine Aufgabe der Träger von Kindertageseinrichtungen sich zu positionieren und - gemeinsam mit den Ländern und Kommunen - geeignete Umsetzungsschritte und Regelungen treffen.
8. Die JFMK fordert die KMK auf, die Bestrebungen zur Qualifizierung von Fachpersonal auf Hochschulebene neben der der Erzieherinnen und Erzieher zu unterstützen. Sie schlägt die Bildung einer gemeinsamen Arbeitgruppe unter Einbezug der (Fach-) Hochschulen vor mit dem Ziel, unter Berücksichtigung neuer Herausforderungen der frühkindlichen Förderung in den Einrichtungen grundlegende Anforderungen für elementarpädagogische Studiengänge mit Bachelor-Abschluss zu erarbeiten.
9. Die JFMK hält es für erforderlich, in der Fort- und Weiterbildung einen wichtigen Akzent auf die Qualitätssicherung zu legen. Sie unterstreicht ihre Auffassung, dass die in den Tageseinrichtungen tätigen Fachkräfte eine hervorragende Arbeit leisten. Sie sieht aber auch den Bedarf einer ständigen Weiterqualifizierung, da die Anforderungen an die frühe Bildung und die frühe Prävention weiterhin wachsen werden. Sie sieht es als eine Aufgabe der Länder, der Kommunen und der Träger der freien Jugendhilfe geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Qualität in der Fort- und Weiterbildung zu sichern.
10. Die JFMK strebt als weiteren Schritt für die Qualifizierung der Aus-, Fort- und Weiterbildung aller im Bereich der frühen Bildung tätigen Fachkräfte eine gemeinsame Positionierung mit der KMK an.
11. Die JFMK bittet das Vorsitzland, sich mit der KMK über die Umsetzung des Beschlusses bezogen auf die gemeinsamen Anliegen zu verständigen.