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Zitiervorschlag

Rezension

Julie Leuze: Das Glück an meinen Fingerspitzen. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag 2018, 309 Seiten, EUR 14,99 - direkt bestellen durch Anklicken

 

Die außerordentlich gut aussehende Jana leidet aufgrund einer traumatischen Erfahrung unter einer Sozialphobie. Nach dem Abitur fliegt sie für vier Wochen zu Onkel Richard und Tante Grace, die in Victoria als Biologen arbeiten. Als sie dort wieder eine heftige Panikattacke erlebt, beschließt ihr Onkel, mit ihr auf eine menschenleere Insel im "Great Bear Rainforest" zu fahren, wo er ein neues Forschungsprojekt beginnen möchte. Zur gleichen Zeit beginnt der Kanadier Luke eine mehrtägige Kanutour, die er wie frühere Abenteuer in der Wildnis für seinen YouTube-Kanal filmen will. Zugleich entflieht er der häuslichen Situation, in der sich alles um seine 16-jährige kranke Schwester dreht.

Richard und Jana beziehen eine kleine Blockhütte auf der Insel. Während der Biologe jeden Tag die Insel erkundet, bleibt Jana in der Nähe des Strandes, weil sie sich vor dem Wald mit seinen Bären und Wölfen fürchtet. Eines Tages kehrt Richard von einer Tour mit dem Motorboot nicht zurück. Am nächsten Morgen trifft Jana am Strand auf Luke: Er ist am Ende seiner Flusstour zu den Inseln herausgefahren, wo sein Kanu von der Strömung unter ein Holzverhau gezogen wurde. Während er an den Stämmen hängen blieb und sich eine klaffende und immer noch blutende Wunde am Arm zuzog, wurde sein Boot aufs Meer heraus getrieben. Auf diese Weise verlor er zugleich sein Satellitentelefon - und mit Richard verschwand auch dessen Telefon.

Am nächsten Tag brechen Jana und Luke auf, um sich 20 Kilometer weit durch den weglosen Regenwald zu schlagen, um am anderen Ende der Insel ein dort lebendes Paar zu bitten, Hilfe für die Suche nach Onkel Richard herbeizurufen. Was an den folgenden drei Tagen passiert, wird hier aber nicht verraten...

Julie Leuze schrieb das spannende Jugendbuch sowohl aus der Perspektive von Jana als auch aus der Sicht von Luke. Dank der alternierenden Ich-Erzählungen haben Leser/innen somit Zugang zu der Gefühls- und Gedankenwelt beider Protagonisten. Auf die letzten Kapitel des Buches, die ein Jahr nach den Ereignissen auf der Insel spielen, hätte die Autorin aber meiner Meinung nach verzichten können: Sie bilden eine Antiklimax zu dem Spannungsbogen, der in den vorausgegangenen Kapiteln aufgebaut wurde.

Martin R. Textor