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Zitiervorschlag

Rezension

G. Neri: Tru & Nelle. Eine Geschichte über die Freundschaft von Truman Capote und Nelle Harper Lee. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2020, 281 Seiten, EUR 18,00 – direkt bestellen durch Anklicken

G. Neri, ein mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichneter amerikanischer Kinderbuchautor, stellt spannende Ereignisse aus dem Leben des sieben- bzw. achtjährigen Tru und der sechs- bzw. siebenjährigen Nelle dar. Schon dem Untertitel des Buches kann entnommen werden, dass es sich dabei um den Schriftsteller Truman Capote (1924-1984) handelt, der mit Werken, wie z.B. „Andere Stimmen, andere Räume“, „Die Grasharfe“, „Frühstück bei Tiffany“ und „Kaltblütig“ weltberühmt wurde, und um die Schriftstellerin Nelle Harper Lee (1926-2016), deren Hauptwerk „Wer die Nachtigall stört“ über 40 Millionen Mal verkauft wurde.

Tru und Nelle wohnten in den 1930er Jahren auf zwei benachbarten Grundstücken in Monroeville, Alabama. Die Eltern von Tru lebten getrennt und hatten keine Zeit für ihr Kind. So verbrachte er zwei Jahre bei seinen Großcousinen und seinem Großcousin, die unverheiratet geblieben waren und gemeinsam ein Haus bewohnten. Der Vater von Nelle war ein bekannter Rechtsanwalt; ihre Mutter war psychisch krank und verbrachte eine längere Zeit in einer psychiatrischen Einrichtung. Beide Kinder waren Außenseiter, die in diesen zwei Jahren eine so enge Beziehung entwickelten, dass sie ihr Leben lang Freunde – oder zumindest in Kontakt – blieben.

G. Neri beschreibt, wie Tru und Ellen einander kennen lernten, Kinderbücher austauschten, mit einem dreirädrigen Miniatur-Flugzeug fuhren, ein Baumhaus bezogen, einen kleinen Hund „adoptierten“, Sherlock Holmes und Dr. Watson spielten, ein geheimnisvolles Haus beobachteten, einen Diebstahl aufklärten, vor dem Ku Klux Klan fliehen mussten... Zudem wird herausgearbeitet, wie Tru darunter litt, dass seine Mutter ihn nicht liebte und nichts mit ihm zu tun haben wollte und dass sein Vater in all seinen Unternehmungen scheiterte und sich nicht um ihn kümmern konnte. Aber auch seine etwas exzentrische Individualität und sein Mut gegenüber viel stärkeren Kindern und bedrohlichen Erwachsenen wie dem Sheriff oder dem Grand Dragon des Ku Klux Klan werden beschrieben.

Es handelt sich um wahre Geschichten, die von G. Neri nur etwas ausgeschmückt wurden. Ihr besonderer Reiz beruht auch darin, dass das Leben in den Südstaaten zur Zeit der Rassentrennung und der Weltwirtschaftskrise den Hintergrund bildet. Die meisten Geschichten (S. 11-224) stehen miteinander im Zusammenhang. Dann folgen sechs einzelne Kapitel, die mit einer Ausnahme aus der Ich-Perspektive von Nelle oder von Tru erzählt werden. Es folgen Anmerkungen des Autors, in denen es vor allem um die Biographien von Truman Capote und Nelle Harper Lee geht, Danksagungen und ein Glossar, in dem für die Südstaaten und die 1930er Jahre typische Begriffe erläutert werden.

Das liebevoll geschriebene, spannende und hinsichtlich des Zeitkolorits interessante Buch kann für Kinder ab neun Jahren empfohlen werden. Aber auch Jugendliche und Erwachsene werden es gerne lesen.

Martin R. Textor