Dieter Höltershinken: Von der Bewahrschule zum Familienzentrum. Zur Entwicklung der katholischen Kindergärten und Horte in Dortmund. Bochum/ Freiburg: Projekt Verlag 2019, 315 Seiten, EUR 24,00 – direkt bestellen durch Anklicken
Dieter Höltershinken hat sich während und nach seiner Tätigkeit als Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der TU Dortmund immer wieder mit der Geschichte des Kindergartens befasst. In seinem neuen Buch fokussiert er seine historische Studie auf Kindertagesstätten in einem eng begrenzten Raum – der Stadt Dortmund – und hier nur auf katholische Einrichtungen. Diese Selbstbeschränkung ermöglicht eine in die Tiefe gehende Analyse, die sich immerhin über rund 300 Seiten erstreckt. Die dabei gesammelten Erkenntnisse lassen sich aber durchaus – zumindest teilweise – verallgemeinern und auf andere Regionen Deutschlands übertragen. Zugleich regt das Buch dazu an, sich auch andernorts intensiver mit der Geschichte der dortigen Kindertageseinrichtungen zu befassen.
Im Vorwort seines als Projekt der Dokumentationsstelle für Dortmunder Kirchengeschichte entstandenen Buches betont Höltershinken gleich die Notwendigkeit, die Geschichte der Kindergärten vor Ort zu dokumentieren: „Kirchengemeinden werden zusammengelegt zu Pfarrverbünden und Pfarrräumen, Kirchen zum Teil profaniert, zweckentfremdet oder verkauft. Über die katholischen Kirchen und die Kirchengemeinden in Dortmund, ihre Gründungen und Geschichte gibt es ausführliche Festschriften und Bücher. Kindergärten dagegen bleiben bestehen. Aber auch sie verändern sich, ... Ihre lokale Geschichte und Bedeutung und der Prozess ihrer Entwicklung und Veränderung sind bislang historisch nicht aufgearbeitet worden“ (S. 13). Dies geschieht nun in der vorliegenden Regionalstudie.
Höltershinken beginnt sein Buch mit einem knapp gehaltenen Überblick über die Geschichte der Kindertagesbetreuung in Dortmund von den 1890er Jahren bis zum Ende der ersten Dekade des jetzigen Jahrhunderts. Im Hauptteil des Buches – auf rund 230 Seiten – wird dann die historische Entwicklung von 35 (Kleinkinder-) Bewahrschulen zu Kindergärten, Horten und (teilweise) Familienzentren beschrieben. Dabei zitiert Höltershinken ausführlich aus alten Dokumenten, die zum Teil gescannt und als Abbildungen in den Text eingefügt wurden. Aber auch historische (Farb-) Fotos, ausführliche Zeitzeugenberichte, Beschreibungen frühpädagogischer Angebote, Elternbriefe, Auszüge aus Konzeptionen und Aussagen von Erzieherinnen bereichern die gut zu lesenden Texte und verdeutlichen die rasante Entwicklung und Veränderung der Kindertagesbetreuung in gerade einmal 110 Jahren.
Die Geschichte der katholischen Horte in Dortmund wird hingegen auf gerade einmal 15 Seiten abgehandelt. Dann folgt ein abschließendes Kapitel mit der Überschrift „Vom Kindergarten zum Familienzentrum“ (30 Seiten), in dem Entwicklungstendenzen der letzten 50 Jahre skizziert werden. Hier geht es vor allem um Veränderungen im Verständnis von frühkindlicher Bildung und Elternarbeit, die Analyse neuer Konzeptionen und Bildungsdokumentationen, die von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens geförderte Umwandlung von Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren, die religiöse Erziehung und in diesem Zusammenhang auch um die Zertifizierung von Kindertagesstätten als „Familienpastorale Orte“. Im Anhang des Buches folgen Tabellen, Quellenangaben, Literaturverzeichnis und Bildnachweis.
Das gut lesbare und mit einem festen Einband versehene Buch von Dieter Höltershinken richtet sich nicht nur an Leser/innen aus dem Raum Dortmund, sondern auch an Kindheitspädagog/innen und Erzieher/innen aus anderen Regionen Deutschlands, die sich für die Geschichte der Kindertagesbetreuung interessieren.