Ingrid Miklitz: Auf dem Weg zur plastikfreien Kita. Freiburg, Basel, Wien: Herder 2020, 93 Seiten, EUR 18,00 – direkt bestellen durch Anklicken
Die Herstellung von Plastik aus Erdöl bedeutet nicht nur eine Verschwendung knapper Ressourcen, sondern trägt auch in hohem Maße zu den heutigen Müllbergen bei – und zur Umweltverschmutzung, denn es dauert viele Jahrzehnte, bis sich Plastik zersetzt. Zudem befindet sich immer mehr Mikroplastik in Lebensmitteln wie z.B. Fischen oder Meeresfrüchten.
Die Sozialwissenschaftlerin Ingrid Miklitz, erste Vorsitzende des Landesverbands der Wald- und Naturkindergärten Baden Württemberg e.V., plädiert dafür, in Kitas Gegenstände aus Plastik weitgehend durch Naturmaterialien zu ersetzen und Eltern zu motivieren, für ihre Kinder vorwiegend plastikfreie Spielsachen, Rucksäcke und Brotdosen zu kaufen. Sie beschreibt zunächst die Vermüllung der Erde, die mit Mikroplastik verbundenen Gefahren und die gesundheitsschädlichen Wirkungen der vielen Schadstoffe, die sich in Plastikspielzeug, Modelliermasse, (Kinder-) Kleidung, Gummistiefeln, Matschhosen, PVC-Böden, Baby- bzw. Trinkflaschen, Plastikgeschirr, Turn-, Sitz- bzw. Puzzle-Matten, Teppichböden mit Schaumrücken, Plastikmöbeln, Sonnensegeln, Aufbewahrungsboxen, Portfolio-Ordnern u.v.a.m. befinden. Dann listet sie eine Vielzahl von Produkten auf, durch die Kunststoffartikel ersetzt werden könnten, und stellt den Erhebungsbogen „Plastik und Alternativen“ für Kitas vor.
Des Weiteren beschreibt Ingrid Miklitz, wie sozialpädagogische Fachkräfte gemeinsam mit dem Träger Umstellungsprozesse hin zur plastikfreien Kindertageseinrichtung planen, durchführen und anhand von Qualitätsstandards evaluieren können. Dann erörtert sie, wie das Team mit den Kindern „eine plastikfreie Kita leben“ kann. In diesem Kontext präsentiert sie auch mehrere Bildungsangebote. Da Eltern an Plastikprodukte gewöhnt sind, ist es natürlich auch wichtig, sie über die damit verbundenen Gefahren zu informieren und sie in den Prozess der Umgestaltung der Kita einzubeziehen. In diesem Zusammenhang werden auch mögliche Elternveranstaltungen skizziert. Zum Schluss wird als Praxisbeispiel der plastikfreie Waldkindergarten „Wurzelkinder“ in Lauda-Königshofen von Tobias Hornung vorgestellt.
Dem Buch von Ingrid Miklitz ist eine weite Verbreitung zu wünschen. Selbst wenn es nur dazu führt, dass Kita-Teams und Träger in Zukunft Ersatzbedarfe weitgehend durch plastikfreie Produkte abdecken, hat es bereits seinen Zweck erfüllt. Neue Kindertageseinrichtungen könnten hingegen von Anfang an ohne Verwendung von Kunststoffen geplant und realisiert werden. Insbesondere die Inhalte des Kapitels über Schadstoffe in Plastikprodukten sollten auch Eltern zugänglich gemacht werden, z.B. im Rahmen eines Elternabends. Das wäre ein wichtiger Beitrag zur Gesundheitsvorsorge...