Saskia-Valentina Barriga
Einleitung
Das SGB VIII hält im Paragrafen § 8a den Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung fest. Dieser soll gewährleisten, dass Kindertagesstätten präventiv mit dieser Thematik umgehen, um Fälle frühzeitig zu erkennen und sich ihrer Meldepflicht bewusst zu werden. Daher sind die Beobachtung und Dokumentation unerlässlich für die pädagogische Arbeit. Jedoch reicht nicht allein der Blick der pädagogischen Fachkraft. Darüber hinaus können Fallbesprechungen genutzt werden, um das Kind und seine Familie gemeinsam zu besprechen und nach Lösungen zu suchen.
Im hektischen pädagogischen Alltag finden Fallbesprechungen jedoch häufiger während der Teambesprechungen statt. Die meisten pädagogischen Fachkräfte kennen es vielleicht, dass Fallbesprechungen oftmals in einer Tatsachensammlung ausarten und jede/r seine Beobachtung sehr ausführlich darstellt.
Am Ende fehlt die Zeit, das Kind und seine aktuelle Lebenssituation vertieft zu betrachten und nach geeigneten Lösungen zu suchen. Dies kann sich gerade dann schwierig gestalten, wenn Verdachtsmomente der Kindeswohlgefährdung bestehen. Um dem entgegenzuwirken setzen Teams zuweilen Supervisorische Fächkrafte ein, um eine annehmbare Lösung zu finden oder Unterstützung bei Entwicklungsgesprächen zu erhalten. Vor diesem Hintergrundgrund behandelt dieser Artikel die folgende These: „Fallbesprechungen brauchen Struktur, um ein gutes Ergebnis zu erzielen“.
Anhand dieses Artikels soll deutlich aufgezeigt werden, wie wichtig eine Moderation in einer Fallbesprechung ist, auch ohne Supervisorische Fachkraft. Wobei eine Supervisorische Fachkraft den Vorteil mit sich bringt, einen emotions- und wertfreien Blick auf das Kind und seine aktuelle Lebenssituation zu haben. Dieser neutralere Blick kann sowohl eine Bereicherung für das Team sein als auch für die Entwicklung neuer Ideen und Impulse eingesetzt werden.
Theoretisch erörtert dieser Beitrag die oben aufgeführte These, anhand der Systemischen Methode, da diese viele Methoden bietet und die Familie als ganzes System anerkennt.
Gesetzliche Verankerung zur Kindeswohlgefährdung
Einführend wird die gesetzliche Verankerung zur Kindeswohlgefährdung vorgestellt, um daran anschließend die Fallbesprechung als Methode zur Besprechung von Verdachtsmomenten vorzustellen.
Die Grundsätze werden im § 22 SGB VIII festgehalten. Dieser beschreibt die Erziehung und Bildung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit sowie Rahmenbedingungen familiärer Unterstützung. Im Paragrafen § 8a, ist der Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung festgeschrieben. Dieser gewährleistet eine Zusammenarbeit mit dem Jugendamt. Eine ausführliche Beobachtung und Dokumentation seitens der Kindertagesstätte ist von großer Wichtigkeit, für eine gelungene Zusammenarbeit. Im § 8b wird auf fachliche Beratung und Begleitung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen eingegangen (vgl. Beck 2011, S. 56).
„Seit dem 01.01.2012 ist das neue Bundeskinderschutzgesetz in Kraft getreten. Es bringt Präventionen und Interventionen im Kinderschutz gleichermaßen voran und stärkt alle Akteure, die sich für das Wohlergehen von Kindern engagieren – angefangen bei den Eltern, über den Kinderarzt oder die Hebamme bis hin zum Jugendamt oder Familiengericht“ (Bundesministerium 09.02.2015). Die individuelle Entwicklung von Kindern kann nicht selten nur dann gefördert werden, wenn familiäre Problemlagen durch Begleitung, Beratung und Unterstützung nachhaltig so verändert werden, dass soziale Benachteiligungen kompensiert, abgebaut oder vermieden werden. Zu diesem Zweck hat das SGB VIII einen Katalog sogenannter „Hilfen zur Erziehung“ geschaffen (vgl. von Langen 2015, S. 30 ff.).
Die Fallbesprechung
Dieses Kapitel erörtert anschließend an den gesetzlich geregelten Schutzauftrag von pädagogischen Fachkräften, den Nutzen von Fallbesprechungen im Team.
„Fallbesprechungen helfen beim Lösen problematischer Situationen und der Planung professioneller Interventionen im Team. Mit Fallbesprechungen können Mitarbeiter die Situation eines Kindes mit dem Ziel einer Verbesserung seiner Lebenssituation diskutieren und Lösungen für pädagogische Probleme vereinbaren. Sie dienen der Entwicklung abgestimmter Verhaltens- und Vorgehensweisen. Fallkonstellationen haben eine hohe Komplexität. Die Kunst bei der Gestaltung einer Fallbesprechung liegt darin, hinreichende Komplexität mit der notwendigen Fokussierung zu verbinden. Dafür sind Vorbereitung, Einbeziehung der Dokumentation und eine Moderation dringend erforderlich. Fallbesprechungen sind ein Instrument der Professionalisierung, können aber die Verantwortung der einzelnen Entscheidungsträger nicht aufheben. Sie ersetzen nicht akute Interventionen und Entscheidungen, aber sie können diese auf eine durch professionelle Konsultation abgesichertes Fundament stellen“ (Regierung Unterfranken Bayern, o.A.).
Der Begriff Fallbesprechung ist in Kindertagesstätten weit verbreitet, jedoch werden auch oft die Begriffe des Case Managements oder der Kollegialen Beratung benutzt.
Casemanagement Methode
Das Case Management entsteht aus einer erfolgreichen Fallbesprechung. Es wird weniger zur Fallbesprechung im Team genutzt und kommt ursprünglich aus der sozialen Arbeit. Das Case Management dient eher der Zusammenarbeit zwischen ErzieherInnen, der Familie und anderen Institutionen (Jugendamt, Familienhebamme, Familienhilfe, Beratungsstellen etc.), wenn der Paragraph § 8a greift. Sie ist eine auf den einzelnen Fall zugeschnittene Hilfeleistung, in welcher die gesamte Unterstützung und der Zeitrahmen geplant und koordiniert wird (vgl. Wendt 1988, S. 18).
Methode der Kollegialen Beratung
Als letztes, wird zur Form der Fallbesprechung die kollegiale Beratung beschrieben. „Die Kollegiale Beratung ist ein systemisches Beratungsgespräch in dem Kollegen sich nach einer vorgegebenen Struktur wechselseitig zu beruflichen Fragen und Schlüsselthemen beraten und gemeinsam Lösungen entwickeln“ (Tietze 2010, S. 13). Kim-Oliver Tietze empfiehlt das eine kollegiale Beratung dann erfolgreich praktiziert werden kann, wenn einige erforderliche methodische Kompetenzen seitens der TeilnehmerInnen erfüllt werden.
Die pädagogischen Fachkräfte sollten die Grundstruktur kennen und geübt sein sie zu praktizieren. Desweitern, sollten sie in der Lage sein, jede der Rollen, besonders die der Moderation auszufüllen.
Im Grunde beziehen sich alle drei Methode im Wesentlichen auf die Besprechung eines Falles mit feinen Unterschieden. Jedoch haben alle drei Methoden einen ähnlichen Fokus der auf dem „Problemträger“ bzw. „dem Hilfesuchenden“ liegt. Das Ziel der Fallbesprechung ist es, „Problemfamilien“ gemeinsam im Team zu besprechen und zu analysieren. Solche Fallbesprechungen finden dann statt, wenn BezugserzieherInnen nicht mehr weiterwissen, wie sie weiter verfahren sollen und sich einen Rat holen möchten.
Für eine gelingende Fallbesprechung sollte Wertschätzung im Team vorhanden sein, um „sich zeigen zu können“. In solchen Fallbesprechungen profitieren Teams von ihren unterschiedlichen Sichtweisen und Wahrnehmungen. ErzieherInnen sollten dabei ein aktives Zuhören kultivieren, ohne zu bewerten. Um aus einer Fallbesprechung einen Nutzen ziehen zu können, sollten Schuldzuweisungen vermieden werden und Kritik eher in einem konstruktiven Ton geäußert werden. Eine solche Gesprächsatmosphäre macht den kollegialen Umgang leichter, denn es ermöglicht Korrektur bzw. Ergänzung (vgl. Rieder-Aigner, 2/1997). Obwohl der Begriff der Fallbesprechung am meisten in den Kindertagesstätten verwendet wird, gibt es erstaunlich wenig Literatur darüber.
Die Systemische Methode als geeignetes Strukturmittel für Fall- und Teambesprechungen
Die Systemische Methode eignet sich zur Strukturierung einer Fallbesprechung, da eine Methodik vermittelt wird, die jedem Symptom einen Sinn zuspricht. Die systemische Sichtweise auf den Menschen geht davon aus, dass das Verhalten eines Menschen immer Sinn, in seinem besonderen Lebenszusammenhang, macht. SystemikerInnen sehen Symptome und Probleme nicht als Defizite und Fehlverhalten, sondern als misslungene Lösungsversuche für eine schwierige Situation.
Dabei steht die Stärkung eigner Ressourcen im Mittelpunkt, unter Berücksichtigung des sozialen Umfeldes und der individuellen Wahrnehmung zur Erarbeitung von Lösungen, die ein Miteinander fördern.
SystemikerInnen sind überzeugt, dass es mehr bringt, auch in schwierigen Situationen nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, als endlos Probleme zu bereden. Sie achten auf die Fähigkeiten der Beratenden – setzen dort an und fördern diese. Die Ressourcen der Beratenden werden durch gezielte Fragestellungen eruiert und zur Lösungsfindung einsetzt – was charakteristisch für die Systemische Methode ist.
Weiterhin können in der Fallbesprechung auch Rollenspiele eingesetzt werden, um beim Beratenden alte und neue Verhaltensmuster sichtbar zu machen. Geschichten und Methapern finden ebenfalls Anwendung, um Verhaltensmuster bewusst zu machen. Welche Methode eingesetzt wird, hängt sehr stark von der Persönlichkeit und den Anwendungsfeldern ab.
Bei Veränderungen oder anstehenden Lernaufgaben sind eigene Lernerfolge wichtig, deshalb sind Komplimente und Hinweise auf kleine und große Errungenschaften kleine Keimpflanzen der Hoffnung (vgl. Schwing 2016, S. 15ff.).
Im Weiteren wird das Genogramm, als beliebte Methode der systemischen Arbeit vorgestellt. Diese Methode veranschaulicht sehr gut die familiären Verhältnisse und erweitert den Blick auf das Kind und sein Verhalten.
Die Arbeit mit dem Genogramm in der systemischen Methode
Um einen Einblick in die Arbeit mit dem Genogramm zu bekommen wird zunächst eine kurze Einführung in den Anwendungskontext gegeben, die Methode und den Aufbau des Genogramms erläutert, um anschließend das Genogramm als geeignetes Strukturmittel für Fall- und Teambesprechungen vorzustellen.
Das Genogramm lässt sich in Coaching Kontexten und in der Familientherapie einsetzen. Die Methode kann sowohl zur Bewältigung von Konflikten als auch zur Reflexion familiärer Prägungen oder zum Ausbau emotionaler Kompetenzen genutzt werden. Ziel dieser Methode ist es über eine Reflexion der eigenen Grundüberzeugungen und Werte, das eigene Verhalten zu ergründen.
Das Genogramm nach McGoldrick und Gerson (2002) erfasst Informationen, die wichtig sind, um das System Familie verstehen zu können. Dazu gehören beispielsweise Geburts- und Strebedaten, aber auch Informationen zu persönlichen Werten, Charakterisierungen oder Zuschreibungen, die durch Geschichten oder Anekdoten herauskristallisiert werden können. Die gesammelten Informationen werden graphisch in Beziehungslinien aufbereitet und geben Auskunft über die wahrgenommene „Qualität der Beziehungen“.
Der Vorteil dieser Methode, als Strukturmittel für Fall- und Teambesprechungen, liegt darin das eine differenzierte Reflexion anzuregt wird, um Lösungen zu generieren. Durch die Ermittlung von persönlichen Werten und anschließender Visualisierung der Beziehungen werden Hintergrundinformationen gesammelt, die dazu dienen das System Familie zu verstehen (vgl. Mack-Hamprecht 2013).
Nach intensiver Auseinandersetzung mit der systemischen Methode und Vorstellung des Genogramms, als Strukturmittel für Fall- und Teambesprechungen wird es im nächsten Kapitel, um den Einsatz von moderierten Fallbesprechungen gehen. Daher werden die verschiedenen Rollen einer pädagogischen Fachkraft bei einer Fallbesprechung und im Verfahren der Kindeswohlgefährdung vorgestellt.
Die Rolle der pädagogischen Fachkraft in der Moderation
ModeratorInnen beziehen inhaltlich keine Stellung und ergreifen keine Partei. Sie bieten Hilfestellungen zur methodischen Art der Problemlösung oder auch Konfliktreglung (vgl. Bartscher, o.A.). Diese Definition ist sehr wichtig, um sich klar zu werden welche Rolle und Haltung ModeratorInnen haben. Die Definition macht auch deutlich, dass pädagogische Fachkräfte immer wieder in diese Rolle schlüpfen während einer Team- und Fallbesprechung. Sie sollten sich bewusst sein, dass sie in dieser Rolle die Gruppe unterstützen, um ihre Ziele zu finden und diese effizient umzusetzen. Eine ideale Einstellung zum Moderieren sollte eine Verbindung von optimistischer Gelassenheit und durchsetzungsfähiger Toleranz sein.
Das wichtigste ist jedoch die Ehrlichkeit und Offenheit, denn diese Fähigkeiten sind die Basis für Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Denn die Hauptaufgabe der Moderation ist es die Gruppendiskussion zu leiten und zu strukturieren (vgl. Edmüller 2009, Kap. 1).
Eine gute Haltung seitens der ModeratorInnen bringt mit sich, dass die eigene Meinung, Ziele und Werte zurückstellt werden. Es werden weder Meinungsäußerungen noch Verhaltensweisen bewertet, sondern durch Fragen die Öffnung des Themas und der Gruppe gefördert. ModeratorInnen versuchen den anderen Teilnehmenden ihr Verhalten bewusst zu machen, sodass Störungen und Konflikte bearbeitet werden können – ohne moralische Appelle auszusprechen. Wenn ModeratorInnen inhaltlich oder organisatorisch mit der Gruppe verbunden sind, bringen sie ihren eigenen Standpunkt mit ein, dies muss jedoch sichtbar gemacht werden (vgl. Klebert/Schrader/Straub 1987, S. 117).
Um eine gute Struktur zu erhalten, empfiehlt es sich an die „Sechs Schritte“ des Moderationszyklus zu halten. Diese beginnen mit einem Einstieg, einer offiziellen Eröffnung der Thematik, dann wird gesammelt, um heraus zu finden was anliegt. Im dritten Schritt werden Thematiken weiter ausgewählt oder priorisiert. In der Hauptphase findet dann die Bearbeitung statt. Danach wird geplant und es werden Vereinbarungen getroffen und zum Schluss wird die Thematik reflektierend abgeschlossen (vgl. Seifert 2009, Kap. 3).
Die Rolle der pädagogischen Fachkraft in der Familie
Die seelische Gesundheit der Eltern wird dabei von überdauernden Persönlichkeitsmerkmalen bestimmt, aber auch von der wahrgenommenen Zufriedenheit in den verschiedensten Lebensbereichen und sozialen Rollen. Überlastung in der Elternrolle, Unzufriedenheit mit der eigenen beruflichen Situation, finanzielle Sorgen oder auch Partnerschaftsprobleme können sich dabei auf das Kind auswirken. So zeigen beispielsweise Befunde der Bildungsberichterstattung (2012) zu bildungsbezogenen Aktivitäten von Eltern mit ihrem Kleinkind, dass Kinder mit zwei arbeitslosen Elternteilen weniger Anregung in der Familie erhalten als Kinder mit einem oder zwei erwerbstätigen Eltern. Vielmehr prägen die personalen Ressourcen der Eltern (ihr Antrieb, ihr Optimismus, ihre Handlungsfähigkeit) die Qualität des Erziehens. Die psychische Verfassung spielt dabei eine große Rolle, ob es den Eltern gelingt, ihr Kind feinfühlig zu unterstützen, ihm Freiräume für Exploration und Handeln zu lassen (vgl. Kalicki 2004, S. 4ff.). Die Kindertagesstätte stellt daher eine wichtige Ressource und fachliche Begleitung zur Unterstützung der Eltern in Sachen Erziehung dar.
Sie kann dazu beitragen, dass sich Familiensituationen verbessern und Eltern in ihrem Erziehungsauftrag unterstützt werden.
Eltern sind in den ersten Jahren nach der Familiengründung oftmals offen für Hilfestellungen und angewiesen auf Erfahrungen befreundeter Paare mit Kind. Über Kontakte mit Familien in der Nachbarschaft, die in einer ähnlichen Lebenssituation stecken, entstehen Netzwerke, die soziale Unterstützung leisten können. Die wechselseitige Hilfe kann materieller, instrumenteller, informationsbezogener oder emotionaler Art sein. Daher bietet sich die Kindertagesstätte als ein Ort der Begegnung sehr gut an (vgl. Kalicki 2014, S. 4ff.). Sobald Auffälligkeiten bei einem Kind wahrgenommen und beobachtet werden, sollte die pädagogische Fachkräfte die Eltern zu einem Gespräch einladen. Wichtig ist hierbei, dass beispielsweise Kommunikationsmodelle nach Paul Watzlawick (1977) und Friedrich Schulz von Thun (2013) beachtet werden, um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Eine pädagogische Fachkraft sollte nur dann die Gespräche allein oder mit einer Kollegin führen, wenn sie sich dies auch zutraut. Weiterhin können Informationen und Hinweise bei Fachberatung sowie in Beratungsstellen eingeholt werden (vgl. Meyer 2014, S. 26ff.).
Die Rolle der pädagogischen Fachkraft bei Konflikten in Teams
Laut Viva Fialka (2010) ist die Teamsitzung „das Herzstück der Teamarbeit“ (S. 23). Teambesprechungen sind Zusammenkünfte von Fachkräften und bilden eine lernende Organisation zu der Selbstreflexion und Evaluation gehören.
In produktiven Besprechungen wird diskutiert, geplant, erfunden und gemeinsam entschieden. Ein Team besteht aus unterschiedlichsten Mitgliedern, die sich in Erwartungen, Haltungen und Vorstellungen unterscheiden. Dies kann zur Vielfalt führen, jedoch ist nicht immer Harmonie dabei gegeben, auch wenn viele Teams in Kindertagesstätten Wert auf ein harmonisches Miteinander legen. Gerade auch aus diesem Grund schlummern verdeckte Konflikte zwischen den Teamkollegen. Sie kosten viel Kraft und sorgen für Verwirrung. Sie vergiften die Atmosphäre im Team. Das ganze Team ist zwar nicht am Konflikt beteiligt, aber davon betroffen (vgl. Beier 2017, S. 28ff.). Konflikte in Teams haben große Auswirkungen auf die pädagogische Arbeit. Die Kinder können sich vernachlässigt fühlen, da ihnen nicht die volle Energie und Aufmerksamkeit zur Verfügung stehen. Weiterhin können sich unterschwellige Konflikte im Team langfristig auf die Qualität der Arbeit auswirken. In Teambesprechungen können durch Konflikte heftige argumentative Auseinandersetzungen Belastungen entstehen, die mit in den Alltag genommen werden. Um aus diesen negativen Prozessen zu gelangen, sollten Konflikt geklärt werden. Ein jeder Streit lässt sich lösen, wenn beide Konfliktparteien daran interessiert sind. Das Ansprechen von Problemen ist die Basis für eine gemeinsame Lösungssuche. Falls dies im Team nicht geklärt werden kann, sollte eine qualifizierte teamunabhängige Person, beispielsweise eine Supervisiorische Fachkraft hinzugezogen werden. Mithilfe einer neutralen Person, die über ein Repertoire an speziellen Interventionstechniken verfügt, kann das Team besser unterstützt werden. Denn „Supervision ist eine Beratungsform, die Menschen bei der Reflexion ihres beruflichen Tuns unterstützt und bei Klärungs-, Entwicklungs‐ und Veränderungsprozessen begleitet“ (Seidel 2012, S.1).
Ein gelöster Konflikt ermöglicht Veränderung und bietet eine bessere Basis für den Umgang mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Diese Basis verschafft Vertrauen und erhöht die Kooperation im Team (vgl. Wagner 2015, S. 56ff.).
Fazit
Innerhalb dieses Artikels wurde argumentiert, dass strukturierte Fallbesprechungen ein wichtiges Instrument für die Besprechung von Kindeswohlgefährdung darstellen und im Team eingesetzt werden können. Die strukturierte Fallbesprechung steht und fällt dabei mit einer guten Moderation. Es ist wichtig einen Zeitwächter (jemanden der die Zeit im Auge behält) zu haben und eine gute strukturierte Moderation. Pädagogische Fachkräfte können Mithilfe von Kommunikationsmodellen, wie dem von Paul Watzlawick (1977) oder Friedemann Schulz von Thun (2013) hinsichtlich potenzieller Missverständnisse in der Kommunikation sensibilisiert werden.
Fallbesprechungen können in Teambesprechungen stattfinden, mit der Voraussetzung, dass ModeratorInnen sich ihrer Rolle bewusst sind und im Team vermitteln. Die Stimmung im Team sollte so angenehm wie möglich sein, sonst kann es schnell passieren, dass sich Fachkräfte persönlich angegriffen fühlen und das Gespräch in einer Diskussion endet. Die systemische Methode kann gewinnbringend eingesetzt werden, um sensible Themen wie Kindeswohlgefährdung im Team zu besprechen, da sie nicht den „Problemträger“ allein sieht, sondern das ganze System fasst, wie die Familie und soziale Netzwerke.
Die systemische Methode kann den Blick erweitern und die Wahrnehmung der Beteiligten schulen. Sie bringt die Familien dazu ihre Stärken noch mehr auszubauen und gemeinsam Lösungen zu finden. Jedes Team sollte in den Geschmack einer systemischen Methode kommen. Denn wie die Thematik des Artikels aufzeigt, verändert sich der Prozess der Fallbesprechung enorm.
Denn oft geraten Teams in einen Strudel von Negativwahrnehmungen und stecken sich gegenseitig an, Probleme werden übergroß, jammern und meckern sind die beliebtesten Zeitvertreibe und das Bild des eigenen Handelns wirkt immer düsterer in Fallbesprechungen. Das Genogramm kann eine gute Grundlage für die Sichtbarmachtung von Beziehungen darstellen und kann als Fundament für die Zusammenarbeit dienen.
Die systemischen Methoden sind vielfältig, sodass Familien individuell unterstützt werden können. Durch die Hilfestellung seitens der Fachkräfte kann weiterhin der Kinderschutz gefördert werden. Kinderschutz ist ein zentrales Thema der pädagogischen Arbeit, denn nicht nur die „auffälligen“ Kinder haben erschwerte Lebensumstände. Kinderschutz sowie das Verfahren des Paragrafen § 8a sind daher zentral für die pädagogische Arbeit.
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