Manfred Berger
Abb. 1: Johanna Haarer (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Einleitung
"Wir sind, was wir erinnern." (Karl Jaspers)
Die bleibende Wahrheit dieser eindringlichen Worte des deutschen Philosophen mahnt uns auch heute noch, an die Unentbehrlichkeit des Erinnerns. Dies betrifft nicht nur die Weltgeschichte, sondern auch die eigene Biografie, die in enger Verbindung mit ihrer jeweiligen Zeit steht. Johanna Haarers Leben und Werk ist für uns heute Lebenden ein mahnendes Beispiel dafür1). Die Fachärztin für Lungenerkrankungen, fünffache Mutter und überzeugte Nationalsozialistin gehört zu den „wirkmächtigsten Frauen im Deutschland des 20. Jahrhunderts“ (Thadden 2012, S. 47). Sie war während der Zeit der Nazi-Diktatur die „erfolgreichste Autorin“ (Vinken 2007, S. 232) auf dem Gebiet der Säuglingspflege und Kindererziehung. Ihre Erziehungsratgeber wurden hinsichtlich ihrer Dispersion von Staats-und Parteiinstanzen enorm unterstützt. Sie erschienen in dem auf NS-Literatur spezialisierten J. F. Lehmanns-Verlag und gelten heute „als ebenso abschreckende wie präzise Darstellungen nationalsozialistischer Maximen“ (Brockhaus 2008, S. 63).
Johanna Haarers erfolgreichstes Traktat „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ hatte wie kein anderes Buch die nationalsozialistischen Erziehungsvorstellungen praxisnah übersetzt. Die Publikation avancierte zu einem Standardwerk und das obwohl „bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren durchaus schon Fachwissen vorhanden war, dass die von Haarer vertretenen Pflege- und Erziehungsregeln für das Aufwachsen eines Kindes als schädlich zu betrachten seien“ (Quindeau/Einert/Teuber 2012, S. 97). Bis zum Zusammenbruch der Nazi-Diktatur erzielte die Publikation eine Auflage von mindestens 500.000 Exemplaren. Sicherlich erreichte sie wegen der Verwendung in den Reichsmütterschulungskursen der „NS.-Frauenschaft“ und des „Deutschen Frauenwerkes“, einer Art mehr oder minder verpflichtenden Treffen und Lehrgänge nach einheitlichem Vorbild (die bis 1941 an die drei Millionen Teilnehmerinnen zählten), eine weit größere Anzahl von Frauen/Müttern (vgl. Dill 1999, S. 65 ff.). Treffend schreibt Ute Benz über das Buch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“:
„Es ist ein Dokument für die Instrumentalisierung der Mütter durch Mütter für die Normen nationalsozialistischer Mutter-Kind-Beziehung, in der vor allem Ordnung, Sauberkeit, Regelmäßigkeit, Abhärtung und absoluter Gehorsam verlangt waren zur Schaffung des verfügbaren Menschen“ (Benz 1993, S. 175).
Ab 1949 erschien das Werk erneut unter dem Titel „Die Mutter und ihr erstes Kind“ auf dem Buchmarkt und das bis in die 1980er Jahre. Kurzum: Ein Bestseller vor und nach der Nazi-Zeit, der als Lehrbuch für Mütterschulungskurse und in Berufs- und Fachschulen für Kinderpflegerinnen, Kindergärtnerinnen und Jugendleiterinnen Anwendung fand (vgl. Rotschuh 1990, S. 15 ff.). Wie Anna Hutzel, älteste Tochter von Johanna Haarer, dem Verfasser vorliegenden Beitrages schriftlich mitteilte, betrug die Gesamtauflage des Bestsellers 1,2 Millionen, „was den nach wie vor großen Bedarf an gynäkologischen und pädiatrischen Informationen bewies“2). Und so wurden „Generationen von jungen Müttern in allgemeinverständlicher Form medizinisch informiert und ihnen mit Ratschlägen aus der Alltagspraxis geholfen, lange bevor die modernen Massenmedien der siebziger Jahre diesen Lebensbereich entdeckten“ (Körner 2005, S. 727).
Mit dem gleichfalls berühmt gewordenen Nachfolgeband „Unsere kleinen Kinder. Ernährung und Wachstum, Pflege und Kleidung, Entwicklung und Erziehung“ gelang Johanna Haarer ein weiterer Kassenschlager, wenngleich dieser nicht an den fulminanten Erfolg von „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ anknüpfen konnte. Das 1936 erschienene Buch erreichte bereits 1939 die fünfte Auflage (50.-60. Tsd.). Im Jahr 1950 kam die erste „bereinigte“ Auflage im Carl Gerber Verlag auf den Markt, wo auch (vermutlich) 1972 die letzte neubearbeitete und illustrierte Fassung (262.-267. Tsd.) erschien.
Mit den Weihen der ärztlichen Autorität versehen, verstand es Johanna Haarer, die in beiden genannten Werken keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zitiert, auch kein Literaturverzeichnis angibt und somit eine Überprüfung ihrer Aussagen, Zahlen sowie Fakten unmöglich macht, sich über Jahre hinweg den jeweiligen Zeitmeinungen anzupassen. Auch nach der Befreiung von der NS-Diktatur ging es zunächst ungeniert „in der beginnenden Demokratie weiter mit Haarers Erziehungsratschlägen“ (Müller-Münch 2013, S. 77), die trotz „eines Wandels in ihrem Vokabular… Kontinuität… zeigen“ (Eschner 2017, S. 70). In den 1960er Jahren rückte Johanna Haarer als Autorin zunehmend in den Hintergrund. Tochter Anna Hutzel wurde Mitherausgeberin und Mitautorin. Auf dem Cover stand nur noch „Dr. Haarer“ und eine der modernen Zeit angepasste pädagogische Sichtweise hielt Einzug. Auffallend ist Johanna Haarers veränderte sprachliche Diktion, die im Vergleich zu den Originalausgaben, liberaler und flexibler wirkt; „individuelle Abweichungen ihrer Vorgaben werden zulässig; sie wechselt von der kameradschaftlichen Du/Wir-Anrede überwiegend zum distanzierten Sie; das in de[n] Originalausgabe[n] vermittelte Negativbild vom Kind weicht einer verständnisvolleren, offeneren Einstellung“ (Schmid 2008, S. 141).
In meinem Beitrag gehe ich noch näher auf das propagandistische Kinderbuch „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“ ein. Geschickt nutzt die Autorin die psychologische Erzählsituation zwischen Mutter und Kind, um negative Vorurteile gegenüber Juden und anderem „Gesindel“ zu schüren. Vor solchem „Pack“ kann nur Adolf Hitler das deutsche Volk retten. Am Schluss des vermeintlichen Märchens wird zum Eintritt in den „Bund Deutscher Mädel“ (BDM) bzw. in die „Hitlerjugend“ (HJ) aufgerufen, damit die zuhörenden Mädchen und Knaben einmal gute, tüchtige und mutige deutsche Frauen und Männer werden: „… klar und stark soll die Jugend in die Zukunft hineinwachsen, als junge frohe und tatbereite Gefolgschaft des Führers! In diesem Sinne erfüllt das Buch ... eine wichtige Aufgabe“ (zit. n. Klappentext).
Erstaunlicherweise erschienen die drei voranstehend genannten Publikationen noch weit bis in die Kriegsjahre hinein, trotz verordneter kriegswirtschaftlicher Sparmaßnahmen. So musste z. B. durch eine Verordnung der Reichspressekammer vom 1. Juni 1941 die gesamte kirchliche Presse mit wenigen Ausnahmen, ihr Erscheinen einstellen, mit der Begründung, dass „Menschen und Material für andere kriegswichtige Zwecke freizumachen“ (Klaus 1969, S. 101) seien.
Erst ab Mitte der 1980er Jahren wurde die Kontinuität der Haarer-Bücher, die in einer „eigenartigen Mischung aus kameradschaftlich[em], dabei belehrend[em]… Ton“ (Haarer/Haarer 2012, S. 346) verfasst sind, öffentlich infrage gestellt, als das erkannt, was sie waren und welche wir heute „Schwarze Pädagogik“ nennen. Dahinter verbirgt sich die Vorstellung, man könne die Psyche eines Kindes am besten dadurch beeinflussen, indem man sie beizeiten mit Gewalt in die gewünschte Richtung zwingt. Der Historiker Julius Schoeps disqualifizierte in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ (1985/Nr. 14) die Werke Johanna Haarers als „typisches Lehrstück unbefangener deutscher Vergangenheitsbewältigung“ (zit. n. Dill 1999, S. 39). Bis heute (2020) hält der (wissenschaftliche) Diskurs an, insbesondere „Die (deutsche) Mutter und ihr erstes Kind“, „Unsere kleinen Kinder“ sowie „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“ betreffend (siehe Literaturverzeichnis).
Biographische Skizze
Am 3. Oktober 1900 erblickte Johanna, genannt Hanni, als jüngstes von zwei Kindern des Buchbinders und Kaufmanns Alois Barsch und seiner Ehefrau Anna, geb. Fremrova3), in Bodenbach a. d. Elbe (ehemals Böhmen) das Licht der Welt4). Die Familiensituation war nicht unproblematisch. Georg, der um zwei Jahre ältere Bruder, starb im Alter von 10 Jahren an Meningitis. Die resolute Mutter ist letztlich „für alles zuständig. Der Vater trinkt, muss oft von der Tochter ‚gerettet‘ werden. Er hat einen Buckel und ist kleinwüchsig. Durch den Ehrgeiz, Deutscher zu sein, deutsch zu sprechen, zu den besseren Kreisen zu gehören, schafft er sich eine Möglichkeit, Minderes auszugleichen. Ein massiver Antisemitismus hilft dabei“ (Eicke 2012, 872). Dessen ungeachtet hatte die Tochter zeitlebens ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern, insbesondere zum Vater. Dieser ermöglichte ihr, trotz aller familiärer Widerstände und finanzieller Schwierigkeiten, eine gute Ausbildung, was seinerzeit für Mädchen ihres Standes ein Novum war.
Johanna Barsch besuchte von 1906-1914 in ihrem Heimatort die Volks- und Bürgerschule und arbeitete anschließend im elterlichen Haushalt und Papierwarengeschäft (einschl. Filiale) mit. Im Alter von 16 Jahren entschied sie sich für ein Studium der Medizin. Doch ein solches setzte das Abitur voraus. Wie sie dieses jedoch erreichen konnte, „nur mit Volksschulbildung plus Englischkenntnissen, aber ohne ein Wort Latein, von Mathematik und allem anderen ganz zu schweigen“ (Haarer/Haarer 2012, S. 92) bleibt unklar. Letztlich fand der Vater nach langer Suche die passende Bildungseinrichtung, die von der Reformpädagogik beeinflusste „Dürerschule“ in Hochwaldhausen. Da dort, wie sich später herausstellte, der größte Teil der Schüler und Lehrer Juden waren, nahm Alois Barsch seine Tochter bald wieder heraus und schickte sie in „die Deutschen Landerziehungsheime, die Dr. Hermann Lietz gegründet hatte“ (ebd., S. 94). Hier war Johanna Barsch das einzige Mädchen unter „90 Jungen im Alter von 14-18 Jahren“ (ebd., S. 96). Im Landerziehungsheim Bieberstein i.d. Röhn legte sie zu Ostern 1920 die Reifeprüfung ab und begann mit dem ersehnten Medizinstudium. Insgesamt studierte sie 10 Semester an den Universitäten in Heidelberg, Göttingen und München. In letztgenannter Stadt waren u.a. ihre akademischen Lehrer Friedrich von Müller, Ernst von Romberg, Wolfgang Sauerbruch und Walter Straub, die damals zu den großen Medizin-Stars gehörten. 1925 legte die inzwischen verheiratete Studentin das medizinische Staatsexamen ab und erwarb anschließend die Doktorwürde in der gesamten Medizin. Das Thema ihrer vom Vorstand des Pathologischen Instituts am Schwabinger Krankenhaus, Sigfried Oberndorfer, betreuten und mit „cum laude“ bewerteten Dissertation lautet: „Ein Beitrag zur Aetiologie der Pachymeningitis hämorrhagica interna“. Nach Ableistung des praktischen Jahres erhielt sie im Jahr 1926 die Approbation. Johanna Haarer hatte zeitlebens großen Wert auf den an der Universität München erworbenen Dr. med.-Titel gelegt, „denn als Studentin hatte sie noch erlebt, daß Medizin-Professoren den Hörsaal verließen, wenn sie eine Frau im Auditorium sahen!“5).
Abb. 2: Auszug aus Johanna Haarers Doktorarbeit (Doktorvater fälschlicherweise mit ö geschrieben) (Quelle: Ida-Seele-Archiv); Abb. 3: Lebenslauf (Quelle: Bundesarchiv Berlin)
Im Sommer 1924 heiratete Johanna Barsch den cand. med. Hellmut Weese. Genannter war später u.a. bei dem Konzern „I.G. Farben“ in Elberfeld (Wuppertal) angestellt und hatte das erste injizierbare Barbiturat („Evipan“) erfunden sowie den künstlichen Blutersatz „Periston“, „der so vielen Soldaten das Leben gerettet“ (ebd., S. 196) hatte. Der geniale Forscher war alles andere als ein treuer Ehemann. Darum trennte sich Johanna Weese von ihm, übersiedelte von Elberfeld zurück nach München, wo sie als Assistenzärztin für Lungenkrankheiten im Sanatorium München-Harlaching arbeitete. 1929 reichte sie die Scheidung ein.
Abb. 4 u. 5: Johanna Haarer mit ihren ältesten Kindern (Quelle: Anna Hutzel; Ida-Seele-Archiv)
Ihre zweite Heirat mit dem Oberarzt Otto Friedrich Haarer fiel in das Jahr 1932. Unmittelbar nach der Hochzeit kündigte Johanna Haarer ihre Stellung, denn „Beruf und Ehe und Kinder… waren damals üblicherweise nicht zu vereinbaren“ (ebd., S. 216). Vier Mädchen und einem Jungen schenkte sie das Leben. Von der NSDAP wurde sie im Jahre 1936 zur (ehrenamtlichen) Mitarbeit herangezogen. Die Mutter und nicht aktive Ärztin übernahm das Referat der „Gausachbearbeiterin für rassenpolitische Fragen in der NS.-Frauenschaft“, ferner engagierte sie sich innerhalb der „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ im „Hilfswerk Mutter und Kind“ sowie in der „Münchner Mütterschule“. Am 1. Mai 1937 wurde sie auf Betreiben des stellvertretenden Gauleiters im Gau München-Oberbayern, Otto Nippold, Mitglied in der NSDAP (siehe Abb. 6). Im gleichen Jahr veröffentlichte Johanna Haarer zwei der NS-Ideologie geschuldete Werke: „Säuglingspflege für junge Mädchen. Unterrichtsbuch für Schulen“ sowie „Mutterschaft und Familienpflege im neuen Reich“. Erstgenannte Publikation erschien 1949 in bereinigter Version und erreichte 1964 die 9. Auflage. Im Schuljahr 1938/1939 unterrichtete die Fachärztin für Lungenerkrankungen Gesundheitslehre am Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar der Stadt München und von 1937/38 bis 1942/1943 "Rassenkunde" am Jugendleiterinnenseminar. Die Leiterin beider Bildungsinstitutionen, Maria Urban, eine Freundin des Jesuitenpaters Alfred Friedrich Delp, schrieb in einer Beurteilung über Johanna Haarers Lehrtätigkeit:
„Dr. med. Johanna Haarer war eine vorzügliche Lehrkraft. Sie dozierte anregend und konnte die jungen Mädels sehr gut für ihr Fach Rassenkunde und Vererbungslehre (Gesundheitslehre und Hygiene) motivieren… Die Seminaristinnen lernten gesundheitliche Probleme der Kinder erkennen um dementsprechende Hilfsmaßnahmen einzuleiten… Entsprechend der künftigen Berufsaufgaben wurden mit den Schülerinnen die kindlichen Infektionskrankheiten und die Schutzimpfungen ausführlich besprochen… Zum besseren Verständnis der körperlichen Entwicklung des Kleinkindes wurde von Frau Dr. med. Johanna Haarer die Wichtigkeit der Vererbungslehre (Erbpflege) und der Rassenkunde (Rassenpflege) unterstrichen… Die politische Gesinnung der Lehrbeauftragten war vorbildhaft. Sie konnte einige Mädels für die Mitarbeit in der Nat. soz.-Frauenschaft oder der NSV. gewinnen… Wegen ihrer vielfältigen Pflichten als treusorgende Mutter legte die engagierte Dozentin den Lehrauftrag nieder“ (zit. n. Reimann 1989, S. 17).
Abb. 6: Johanna Haarers NSDAP Mitgliedsnummer 5355672 (Quelle: Bundesarchiv Berlin)
In ihrer Funktion als Gausachbearbeiterin kämpfte die vorbildhafte Parteigenossin entschieden gegen den vermeintlichen Verfall der Mutterschaft sowie der deutschen Familie. Diesbezüglich konstatierte sie in einem Vortrag (gehalten am 18. Februar 1937) im Auftrag der „Volksbildungskanzlei München des Landesverbandes für nationale Volkserziehung“, dem vor allem Säuglingsschwestern, Kinderpflegerinnen, „Volkspflegerinnen“ (vorher Fürsorgerinnen, Wohlfahrtspflegerinnen genannt), Jugendleiterinnen und Kindergärtnerinnen beiwohnten:
„Sie wissen, wie uns der Nationalsozialismus auf allen Gebieten des Lebens ein Rückbesinnen gebracht hat auf die in all ihrer Größe doch immer einfachen Gesetze der Natur und des vernünftigen Denkens. Gerade diese Tatsache ist es ja, die der neuen Zeit ihre zwingende Kraft verleiht und die bewirkt, daß niemand sich ihr entziehen kann, daß jeder auf seinem Gebiet, in seiner Arbeit einfach mittun muß, sofern er sich nicht in hoffnungsloser Abgewandtheit wissentlich und mit Willen vor ihr verschließt und verkriecht… Sie wissen alle, wie gekämpft wurde und noch gekämpft wird um die restlose Säuberung unseres gesamten kulturellen und öffentlichen Lebens von allen zersetzenden, bolschewistischen und jüdischen Tendenzen. Seinen sichtbarsten Ausdruck findet dieser Kampf in den Nürnberger Gesetzen zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre. Sie wurden im September 1935 erlassen. Es versteht sich von selbst, daß diese Reinigung und Wandlung unseres gesamten völkischen Lebens mit sich brachte ein Wiederaufleben der richtigen Einstellung zu Mutterschaft und Familie. Es handelt sich hier ja nur darum, gewissermaßen Schutt wegzuräumen und richtigen Instinkten, gesundem Gefühl wieder an den Tag zu verhelfen. In ganz der gleichen Richtung wirkt die ungeheuer Erziehungsarbeit der Partei“ (Haarer 1937, S. 5 ff.).
Nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur wurde Johanna Haarer verhaftet. Sie verbrachte 15 Monate in drei verschiedenen amerikanischen Internierungslagern (in Stephanskirchen, Moosburg und Ludwigsburg), wo sie als Ärztin tätig war, „und laut ihrer Tochter [Anna Hutzel; M. B.] gezwungen wurde, falsche Diagnosen zu erstellen, um sich ihr Essen zu verdienen“ (Blumesberger 2014, S. 414). Otto Haarer konnte die Verhaftung und Internierung seiner Frau nicht verkraften. Keinen Ausweg mehr sehend, sprang in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag des Jahres 1946 von der im Süden von München gelegenen Großhesseloher Brücke, die die Isar und den parallel verlaufenden Isar-Werkkanal überquert, in den Tod (vgl. Haarer/Haarer 2012, S. 360; Gertrud Haarer: Meine deutsche Mutter/Lebenslinien/Biografie/BR v. 14.09.2019). Nach ihrer Entlassung erhielt die rasch entnazifizierte Johanna Haarer, die nun allein für fünf Kinder und ihre betagten Eltern zu sorgen hatte, keine Erlaubnis, eine eigene Praxis zu eröffnen. Bis zu ihrer Pensionierung war sie als Lungenfachärztin im öffentlichen Dienst tätig und reiste von einem oberbayerischen Gesundheitsamt zum anderen. Jedoch den größten Teil ihres Einkommens „erzielte sie aus der Schriftstellerei, sodass immerhin drei ihrer Kinder studieren konnten“6). Die Fachärztin veröffentlichte noch mehrere Bücher, wie „Unsere Schulkinder“ (1949), „Mein Strickbuch. 1. Musterstricken“ (1949), „Mein Strickbuch. 2 Mehrfarbiges Stricken“ (1950), „Gesund und schön durchs Leben gehen“ (1952), „Mein Strickbuch. 3. Gestrickte Kleidung“ (1953), „Die Welt des Arztes. Ein medizinisches Buch für Ausländer“ (1957), „Deutscher Alltag. Ein Gesprächsbuch für Ausländer“ (1959), oder „Frausein und gesund bleiben“ (1962).
Johanna Haarer hatte sich zeitlebens nicht zu ihrer Vergangenheit bekannt oder sich ihr gestellt. Es änderten sich die Zeiten, nicht aber ihre Überzeugung. Originalton der über 80-jährigen aus ihrer Autobiographie, die bezeichnenderweise 1933 endet und erst wieder mit ihrer Internierung nach dem Zusammenbruch des Hitlerfaschismus einsetzt:
„Wir haben doch nichts Unrechtes getan, wir haben einem Staat und einer Staatsidee gedient, die in aller Welt anerkannt waren und dass man während eines schweren Krieges alles tut, um dem Vaterland zu nützen, ist doch wohl allen kriegsführenden Nationen gemein… Es ist ein heißes Eisen, das ich jetzt anfasse, aber wir weiblichen, rein politisch Internierten haben von der Existenz von Frauen-KZ überhaupt nichts gewusst… In der Öffentlichkeit und in unserer Presse gab es vor Kriegsende keinerlei Mitteilungen und Nachrichten über die KZ, wir haben offenbar zu wenig davon erfahren (wollen?) … Die amerikanische Presse ist voll Hohn und Spott darüber gewesen, dass wir Deutschen immer wieder betont haben, nichts gewusst zu haben… Zur Schuld und Kollektivschuld möchte ich mich nicht äußern, fest steht, dass wir mit heißem Herzen für unser Volk das Beste wollten. Von Unmenschlichkeiten und Missständen haben ganz besonders wir Frauen nichts gewusst“ (Haarer/Haarer 2012, S. 228 ff.).
Anna Hutzel äußerte in einem Gespräch mit der Wissenschaftlerin Susanne Blumesberger, dass sie und ihr Zwillingsbruder das Modell für die Bücher ihrer Mutter gewesen wären und man mit ihr nicht über das Dritte Reich sprechen konnte. Die Vergangenheit wurde einfach totgeschwiegen. Alle Kinder hätten unter der mütterlichen Gefühlskälte gelitten. Probleme innerhalb der Familie löste die Mutter meistens mit Gewalt (vgl. Blumesberger 2000, S. 264). Auch Gertrud Haarer, jüngste Tochter von Johanna Haarer, authentifiziert in ihrer Publikation über ihr Leben und das ihrer Mutter die Aussage ihrer um neun Jahre älteren Schwester. Ihr Resümee:
„In meiner Gegenwart wurde nicht über Probleme gesprochen und ich hatte folgsam zu sein. Ich denke, so ging es damals vielen Kriegs- und Nachkriegskindern, man sprach nicht mit ihnen. Ihre Nöte wurden nicht verstanden, jeder hatte schließlich selbst genügend Probleme… Als Kind musste ich mich bei ihr [der Mutter; M. B.] anmelden, wenn ich was auf dem Herzen hatte, sie allein sprechen wollte, dann wurde ich zu einem bestimmten Termin zu ihr bestellt… Gesprochen wurde mit den Kindern jedoch nicht über die Verbrechen und Folgen des Dritten Reiches. Kam doch durch irgendeinen Zufall das Gespräch in die Nähe des Themas, dann hieß es: ‚Das ist jetzt so und so viele Jahre her, es muss doch mal Schluss sein und ihr könnt das nicht beurteilen, ihr wisst gar nicht, was das damals für Zeiten waren!‘“ (Haarer/Haarer 2012, S. 172 ff.). Johanna Haarer starb am 30. April 1988 in München, ein bewegtes Leben hinter sich lassend.
„Liebe Mutter, werde hart!“ Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind/Die Mutter und ihr erstes Kind
Nach der Geburt ihrer zweieiigen Zwillinge (1933) betätigte sich Johanna Haarer verstärkt als Fachschriftstellerin. Sie verfasste Zeitungsartikel, die in medizinisch/pädagogisch allgemeinverständlicher Sprache über Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Ernährung, Säuglingspflege und die früheste Erziehung informierten. Daraus entstand schließlich auf Betreiben des 1864 in Zürich geborenen Verlegers und fanatischen Nationalsozialisten Julius Friedrich Lehmann (vgl. Lehmanns-Verlag 1940, S. 7 ff.; Dill 1999, S. 90 ff.) die Publikation „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, erstmals 1934 im Carl Gerber Verlag, dann 1935, 1936, 1937, 1938, 1939, 1940, 1941, 1943 und 1944 im J. F. Lehmanns-Verlag erschienen. Die ersten Auflagen kosteten 3,20 Mark. Bereits binnen weniger Wochen war die „erste, vorsichtig auf 10.000 bemessene Auflage… vergriffen“ (Lehmanns-Verlag 1940, S. 136). Mit ihrem Erstlingswerk hatte sich die „warmherzige mütterliche“ (zit. n. Abb. 9) Autorin das Vertrauen so vieler deutscher Frauen erworben. Es gingen viele Briefe beim Verleger ein, „in denen er gefragt wurde, ob denn bei dem Strickmuster für Erstlingshöschen nicht etwa 10 Maschen zuviel angegeben seien, oder was die Mutter dann tun solle, wenn ihr Stammhalter noch nicht stubenrein sei. Glücklicherweise konnten aber auch solch kitzliche Fragen in Zusammenarbeit mit der am Ort wohnenden Verfasserin befriedigend beantwortet werden“ (ebd., S. 137). Das Werk erschien rechtzeitig „zum Auftakt der von der NS-Frauenschaft lancierten Reichsmütterschulung, die u.a. das Ziel verfolgte, allen ‚arischen‘ Müttern reichseinheitlich dieselben Säuglingspflegeregeln zu vermitteln“ (Dill 1999, S. 33). Es diente den Kursen als Lehrmittelgrundlage und trug dadurch zur Senkung der damaligen Säuglingssterblichkeit bei, bedingt durch seine Vorsorge- und Ernährungsratschläge. „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ war nicht einfach ein Buch, „das in den Regalen stand und sich zufällig zum ‚Bestseller‘ entwickelte. Es war Teil einer und eingebettet in eine riesige Ideologie- und Propagandamaschinerie; ‚flink wie Windhunde, hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder‘ sollte die deutsche Jugend sein, die Welt solle vor ihr erzittern, so war Hitlers Vorstellung von den Zielen ‚seiner Pädagogik‘“ (Busch 2014, S. 35).
Äußerst positiv fielen die Rezensionen aus, wie nachstehende Auswahl aus dem seit 1853 existierendem illustrierten Familienblatt „Die Gartenlaube“ und dem Parteiorgan der NSDAP der „Völkischer Beobachter“ belegt:
Abb. 7: Rezension aus „Die Gartenlaube“ (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Abb. 8: Rezension aus „Völkischer Beobachter“ (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Mit ihrem „wundervolle[n] Werk“ (zit. n. Abb. 8) und „Erzeugnis des Herzens“ (zit. n. Abb. 7), das der Sauberkeitserziehung mit großem Abstand die meisten Seiten einräumt, spricht die Verfasserin keine bestimmte Schicht von Frauen/Müttern an. Vielmehr „sind vor dem Schicksal alle gleich“ und „dabei ist es einerlei, ob die Hausfrau oder die berufstätige Frau einem Kinde das Leben geben soll, und es besteht kein Unterschied mehr zwischen arm und reich, Städterin oder Bäuerin, Arbeiterin oder Bürgerin“ (Haarer 1941, S. 5). Auf alle deutsche Frauen wartet „als unaufschiebbar dringlichste die eine uralte und ewig neue Pflicht: Der Familie, dem Volk, der Rasse Kinder zu schenken“ (ebd., S. 9). Die kinderreiche Mutter, die ab dem vierten Kind das Mutterkreuz in Bronze erhielt, ist im neuen Deutschland „nach den Worten des Führers [die; M. B.] erste Trägerin des Staates“ (ebd., S. 8). Johanna Haarer ordnet die erste Schwangerschaft der Frau ein „in das große Geschehen des Völkerlebens... an die Front der Mütter unseres Volkes, die den Strom des Lebens, Blut und Erbe unzähliger Ahnen, die Güter des Volkstums und der Heimat, die Schätze der Sprache, Sitte und Kultur weitertragen und auferstehen lassen in einem neuen Geschlecht“ (Haarer 1934, S. 5). Die Mutter ist durch ihre blutmäßige Bindung dem Kind am nächsten und ist deshalb seine ihm vorbestimmte Erzieherin, denn sie „hat ihr Kind unterm Herzen getragen, sie hat es geboren und genährt, sie muß es mit sanfter, aber fester Hand hineinführen ins Leben“ (Haarer 1941, S. 274).
Abb. 9: Buchschutzumschlag von 1935 (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Die in „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ skizzierten Pflege- und Erziehungsvorstellungen repräsentieren in besonderem Maße die des völkischen Staates, wonach es in erster Linie Aufgabe ist, das „Heranzüchten eines gesunden Körpers, eines harten Geschlechts, das stark ist, zuverlässig und anständig“ (zit. n. Berger 2019, S. 18). Dazu bedurfte es der Einhaltung folgender drei Erziehungsgrundsätze: „Keine Nachgiebigkeit! Nicht zu viel Beachtung! Nicht zu viel Bedauern!“, denn „vorüber sind die Zeiten, wo es erstes und oberstes Ziel aller Erziehung und Aufzucht war, nur die Eigenpersönlichkeit im Kind und Menschen zu vervollkommnen und zu fördern“ (Haarer 1936, S. 249 f.). Die ideale Familie im Hitlerdeutschland glich „einem Militärlager, das von der Mutter geführt wurde. Der normierende Zugriff des Nationalsozialismus auf die nächste Generation setzte gerade aufgrund der Durchsetzung einer angewandten Eugenik bereits vor der Zeugung an und bestimmte die Kindheit bereits ab der Säuglingsphase und der frühen Kindheit. Exemplarisch dafür steht der populär gewordene Ratgeber von Dr. med. Johanna Haarer, ‚Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind‘“ (Wolf 2008, S. 424). Von Anfang an lässt sich die Mutter auf keine Machtprobe ein, das Kind muss lernen, sich nach ihr zu richten und nicht umgekehrt. Es darf zu keinem Machtkampf zwischen den beiden kommen, denn einen solchen wird, wenn dann nur die Mutter verlieren. Härte ist angesagt: Muttersein ist in erster Linie keine Frage der Einfühlsamkeit, sondern der Unerbittlichkeit und Konsequenz. So fordert die Fachärztin klar und bündig, wenn der Säugling schreit und selbst der Schnuller das Schreien nicht sofort stoppt, dann, „liebe Mutter, werde hart! Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bett herauszunehmen, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren oder es auf dem Schoß zu halten, es gar zu stillen“ (Haarer 1934, S. 158). Das Schreien des Säuglings, das die Lungen kräftigt, interpretiert die Ärztin als Langeweile oder Tyrannei. Kinder die einfach „zum Zeitvertreib“ schreien – also „trotz einwandfreier Pflege und tadelloser körperlicher Verfassung“ sind am besten an einem stillen Ort“ aufgehoben, wo sie allein bleiben, und erst zur „nächsten Mahlzeit wieder vorgenommen“ werden, keinesfalls früher, denn das Kind begreift sehr schnell, dass es nur zu schreien braucht, „um eine mitleidige Seele herbeizurufen und Gegenstand solcher Fürsorge zu werden“ (Haarer 1941, S. 173 f.). Und auch nachts gilt: „Schreien lassen! Jeder Säugling soll von Anfang an nachts allein sein“ (ebd., S. 174). Zudem warnt Johanna Haarer vor einem zu viel an zärtlichen mütterlichen Gefühlen oder körperlichen Berührungen, da eine „solche Affenliebe“ das Kind wohl „verziehe“ aber nicht „erziehe“. Gleich nach der Geburt ist es angebracht, den Säugling für 24 Stunden zu isolieren. Zudem soll die Mutter von Anfang an mit ihrem Kind „in vernünftigem Deutsch“, nicht in einer „läppisch-verballhornten Kindersprache“ (ebd., S. 271) sprechen, keine Nachgiebigkeit dem Säugling gegenüber zeigen sowie sich nicht irre machen lassen:
„Auch wenn das Kind auf die Maßnahmen der Mutter mit eigensinnigem Geschrei antwortet, ja gerade dann läßt sie sich nicht irre machen. Mit ruhiger Bestimmtheit setzt sie ihren Willen weiter durch, vermeidet aber alle Heftigkeit und erlaubt sich unter keinen Umständen einen Zornesausbruch. Auch das schreiende Kind muss tun, was die Mutter für nötig hält und wird, falls es sich weiterhin ungezogen aufführt, gewissermaßen ‚kaltgestellt‘, in einen Raum verbracht, wo es allein sein kann und so lange nicht beachtet, bis es sein Verhalten ändert. Man glaubt gar nicht, wie früh und wie rasch ein Kind solches Vorgehen begreift“ (ebd.).
Auch nach dem Zusammenbruch des Hitlerfaschismus blieb das Haarer‘sche „Giftbuch“ so populär wie ehedem. Eine Neuauflage nach der anderen wurde gedruckt, bereinigt um ‚Volk‘ und ‚Führer‘ – jedoch beworben mit den Verkaufszahlen in der braunen Vergangenheit“ (zeit.de 2005, S. 1). Noch lange hieß es: „Bei der Haarer nachsehen“ (zit. n. Abb. 10; Hervorh. M. B.).
In den Jahren 1949 und 1950 erschien „Die Mutter und ihr erstes Kind“, mit Unterstützung von Antonie Nopitsch, einer zentralen Persönlichkeit des Bayerischen Mütterdienstes und eine der „ersten Deutschen [die; M. B.] eine Verlagslizenz von der Militärregierung“ (Distel o. J., S. 20) erhielt, in dem in Nürnberg ansässigen kirchlich-evangelischen „Laetare Verlag“. Schließlich gingen 1951 die Lizenzrechte für das Buch nach München zurück, nämlich an den, dem J. F. Lehmanns-Verlag nahestehenden Carl Gerber-Verlag. Dort erschien auch 1987 die letzte Ausgabe (vgl. Alberti 2010, o. S.).
Abb. 10: Rezension (Quelle: Ida-Seele-Archiv); Abb. 11: Erste Veröffentlichung nach dem Zusammenbruch (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Die erste in „einer lediglich oberflächlich von NS-Gedankengut bereinigten“ (Nitsch 2016, S. 50). Nachkriegsausgabe wurde in dem heute frugal wirkenden Laetare-Verlagskatalog wie folgt angekündigt: „Wie wir uns Frauen in ernsten Lebensfragen nicht allein lassen dürfen, so auch nicht in den praktischen Nöten und Schwierigkeiten, die heute durch Not und Unerfahrenheit vielen jungen Müttern schwer zu schaffen macht. Dieser Gedanke veranlaßte uns zum Druck dieses Buches, hinter dem, das sei noch, um manche Frage zu beantworten, hinzugefügt, ein Mensch steht, der unsagbar viel gelitten hat“ (zit. n. Reimann 1989, S. 62).
Die ersten Neuausgaben argumentieren überwiegend „mit tradierten und veralteten Bildern und Einstellungen…, die (ob der Autorin bewusst oder nicht) dazu dienen (teils veraltete) Theorien… ideologisch zu rechtfertigen… Höchste Priorität mütterlicher Pflichterfüllung besitzt folglich die Gesunderhaltung des (idealiter) bereits gesunden Säuglings und seiner Ernährung – ein ‚Muster‘, das auch Haarers Ratgeber inhaltlich bestimmt: das Fehlen bzw. Vorhandensein von Mutterliebe wird über Pflichterfüllung definiert und bei Fehlen mit Schuldhaftigkeit etikettiert. Dabei stützt sie ihre Argumentation meist auf Theorien…, die Vorstellungen von und Eigenschaften einer ‚guten‘ Mutter vermitteln und die alle ein Ziel verfolgen: Einhaltung der Haarer‘schen Pflegeregeln, um eine gesunde Entwicklung des Säuglings zu gewährleisten und so schließlich eine ‚gute‘ Mutter zu sein“ (Schmid 2011, S. 97 ff.). Letztlich ist nach Antje Schmelcher die „Haltung gegenüber dem Kind… dieselbe geblieben“ (zit. n. Preßler 2016, S. 65). Nach wie vor benötigt der Säugling aufgrund seines Unvermögens, Gefühlsregungen anzunehmen wie auch zu spenden, keine physische wie psychische Nähe. Darum soll zu seinem Schutz, die ganze Familie sich „von vornherein daran gewöhnen, sich nicht ohne Anlaß (also ohne rein pflegerischen Bedarf; M. B.] mit dem Kind abzugeben“ (Haarer 1949, S. 153). Unter dem Kapitel „Die Erziehung des Kindes“ finden sich vertraute Ratschläge aus „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“. Keine Nachgiebigkeit, wenn sich der Eigenwille des kleinen Kindes (Neugeborenen) äußert. Dieser soll dem Willen anderer (hier der Mutter) untergeordnet werden. Wenn beim schreienden Säugling der Schnuller versagt, „dann liebe Mutter werde hart!“ (Haarer 1951, S. 143; Hervorh. M. B.). Falls das widerstrebende Kind sich weiterhin ungezogen verhält, wird es gewissermaßen „‚kaltgestellt‘, in einen Raum verbracht, wo es allein sein kann und so lange nicht beachtet wird, bis es sein Verhalten verändert. Man glaubt nicht, wie früh und wie rasch ein Kind solches Vorgehen begreift“ (Haarer 1949, S. 259). Über Haarers starre Erziehungsratschläge schreibt Michaela Schmid treffend:
„Auf mündiges, dialogfähiges und demokratisches Verhalten, wie es v.a. die junge Demokratie der BRD nötig gehabt hätte, bereitet solch eine Erziehung jedenfalls nicht vor. Vielmehr wurden klassisch bürgerliche Erziehungsvorstellungen wie Disziplin, bedingungsloser Gehorsam, Ordnung, Regelmäßigkeit, Unterordnung udgl. auch nach Kriegsende – nach der Bereinigung von NS-Ausschmückungen – kritiklos weitertradiert und bereits dem Neugeborenen(!) bedingungslos und lieblos abverlangt“ (Schmid 2011, S. 99 f.).
Abb. 12: Letzte Auflage des Bestsellers (Quelle: Carl Gerber Verlag); Abb. 13: Der Bestseller in italienischer Sprache (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Im Laufe der weiteren Ausgaben passte sich der Bestseller den pädiatrischen/pädagogischen und modischen (die Baby-/Kleinkindkleidung betreffend) Strömungen an. Fordert Johanna Haarer in den NS-Ausgaben noch eine möglichst frühe Trennung von Mutter und Kind, so bekräftigt sie in der Ausgabe von 1964 erneut die Vorteile einer frühen Trennung, räumt jedoch ein: „Natürlich ist aber eine solche Trennung von Mutter und Kind nicht! Mutter und Kind können sich nicht miteinander einleben. Deshalb geht man heute wieder dazu über, das Kind bei der Mutter zu lassen“ (Haarer 1964, S. 92). Diesbezüglich wird sie in der Ausgabe von 1969 konkreter und erklärt ihren Leserinnen unmissverständlich, wie wichtig für das neugeborene Kind die körperliche Zuwendung der Mutter ist: „Das Baby spürt Ihre Nähe, den Kontakt mit Ihrem Körper, Ihre Wärme, im körperlichen wie im seelischen Sinne. Glauben Sie ja nicht, daß es dies alles noch nicht ‚merkt‘. Das neugeborene Baby hört und sieht noch kaum, aber es fühlt alles“ (Haarer 1969, S. 138). Der Vater als wichtige Bezugsperson wird immer mehr in das Geschehen miteinbezogen, ja sogar mit Säugling im Arm, bei der Fläschchen Gabe oder beim Spiel mit dem Kind fotografisch festgehalten (vgl. Haarer 1983, S. 122, S. 146-261). In den NS-Ausgaben ist vom (angehenden) Vater selten die Rede, dem es vielleicht noch am besten ergeht, wenn die Gebärende „ihn sehen will und nach ihm verlangt… im Ansturm der Wehen einen Halt in seinen kräftigen Armen sucht“ (Haarer 1941, S. 100). Zudem wird in der Neuausgabe von 1983, in Anlehnung an die Tiefenpsychologie, darauf hingewiesen, dass die früheste Zeit der Kindheit, die „ersten Erlebnisse und Eindrücke im Unbewußten weiter [wirken; M. B.], fürs spätere Leben… entscheidend sind (Haarer 1983, S. 270). Auch wird die lebensnotwendige enge körperliche Verbindung zwischen Mutter und Neugeborenem sowie das „Öfter anlegen“ betont. Nicht mehr ist die Rede von Stillzeiten „um 6, 10, 14, 18 und 22 Uhr. Regelmäßige 4stündige Pausen, Nachtruhe 8 Stunden… Außerhalb der regelmäßigen Trinkzeiten gibt es keinen Grund, das Kind an die Brust zu nehmen!“ (Haarer 1941, S. 120). Im Gegenteil: Johanna Haarer beklagt nun, dass manch junge Mutter ihr Baby zu selten an die Brust nimmt:
„Das ist ganz verkehrt, denn das Saugen des hungrigen Babys ist der stärkste Ansporn für die Milchdrüsen. Halten Sie sich also an keine Stillregeln, sondern lassen Sie das Kind seinen Tagesablauf selbst bestimmen. Stillen Sie auf jeden Fall auch nachts und halten Sie das Baby immer in ihrer Nähe“ (Haarer 1983, S. 154). Im Vorwort zu der vorletzten, nach dem neuesten Stand überarbeiteten und erweiterten Neuauflage ihres Bestsellers schreibt die inzwischen 83-jährige Autorin:
„Liebe Leserin, lieber Leser!
Sie erwarten ein Kind, auf das Sie sich von ganzen Herzen freuen… Wir wollen Sie davor bewahren, unnötige Fehler zu machen, wir wollen ein verläßlicher Ratgeber sein, den Sie immer zur Hand haben und in dem Antworten auf alle Fragen zu finden sind, die in den Monaten der Schwangerschaft, zur Zeit der Geburt und während des ersten Lebensjahres des Kindes auftauchen. Wir hoffen, daß dieses Buch Ihnen Mut macht zu dem neuen Leben, das auf Sie wartet, dem Leben einer Mutter und eines Vaters“ (ebd., S. 3; Hervorh. M. B.).
„Ein paar Schläge zur rechten Zeit!“ Unsere kleinen Kinder
Nach der von Erfolg gekrönten Veröffentlichung „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ folgte 1936 im gleichen Verlag ein ebenso zugkräftiger Fortsetzungsband: „Unsere kleinen Kinder. Ernährung und Wachstum, Pflege und Kleidung, Entwicklung und Erziehung“. Er kostete 4,50 Mark. Das mehrfach aufgelegte Buch, das die Autorin stets den neuen Gegebenheiten anpasste, will den Müttern eine Hilfe bei der „Aufzucht“ (Haarer 1939, S. 6) ihrer Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren sein. Selbstverständlich fiel das Echo der Fachwelt positiv aus, wie folgende Rezensionen aus „Bremer Nachrichten mit Weser-Zeitung“ und „Die Frau am Werk. Die Zeitschrift für die werktätige Frau in der Deutschen Arbeitsfront“, aufweisen:
Abb. 14: Rezension in den „Bremer Nachrichten“ (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Abb. 15: Rezension in „Die Frau am Werk“ (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Wie der Untertitel bereits hinweist, beschäftigt sich das Werk vordergründig mit der Ernährung, Kleidung, und medizinischen Versorgung der Kinder im Vorschulalter. Ein weiterer Schwerpunkt ist ihrer Entwicklung und Erziehung gewidmet, wobei für letzteren Begriff Johanna Haarer gerne auch die, wie voranstehend schon hingewiesen, die Wortwahl „Aufzucht“ verwendet. Dazu gehört, dass Kinder bereits sehr früh lernen „Schmerzen klaglos ertragen“ (ebd., S. 195) zu können, dazu gehört, wenn der Erwachsene befiehlt, „dann muß das Kind gehorchen“ (ebd., S. 258). Dazu gehört, dass „schwerer Trotz [nicht; M. B.] ohne Folgen bleibt“ (ebd., S. 237). Dabei scheint der Trotz bei Knaben mehr verbreitet zu sein, „denn das Artigsein soll, wie ein bekannter Arzt einmal gesagt hat, eine weibliche Tugend sein und den Jungen wenig liegen“ (ebd., S. 235). Von der weiblichen Tugend ausgenommen war die älteste Tochter Anna, „die ein rechter Trotzkopf war“ (ebd., S. 236). Was ist bei einem trotzigen Kind erzieherisch zu tun? Johanna Haarer rät mal wieder ohne Umschweife: „kalt stellen!!!“ oder ins „Bett stecken“:
„Es kann und muß in gewissem Umfang für seinen Trotz zur Verantwortung gezogen werden. Für schweren Trotz können wir ihm Strafe nicht ganz ersparen. Zunächst können wir das trotzige Kind ein wenig ‚kalt stellen‘ und ihm unser Wohlwollen kurz entziehen – aber wirklich nur ein wenig und wirklich nur kurze Zeit!... Ebenso… lassen wir das Kind auch jetzt die natürlichen Folgen seiner Handlungsweise tragen, wenn dies irgend angeht: Wer nicht essen will, bleibt hungrig, wer schreit und um sich schlägt, wird ins Bett gesteckt und bleibt allein; wer nicht ausgehen will, bleibt zu Hause usw.“ (ebd., S. 237 f.). Und sollte eines Tages dem Kind in den Sinn kommen, sich heute nicht kämmen lassen zu wollen, empfiehlt Johanna Haarer der Mutter:
„Unerschütterlich wird es so wie alle Tage eben einfach gekämmt. Punktum, Streusand drauf! Wehrt es sich etwa und heult es gar, dann wandert es zurück ins Bett. Denn ‚ungekämmte Kinder kann man doch nicht herumlaufen lassen!‘ Es muß also im Bett bleiben, bis es sich kämmen läßt“ (ebd., S. 181).
Für die Autorin sind auch „kleine Klapse“ oder ein „paar Schläge“ weitere hocheffektive Erziehungsmittel, um die kleinen Querulanten zu bändigen:
„Ein paar Schläge zur rechten Zeit schienen uns weit weniger schädlich… Nehmen wir auch von unseren Kindern nicht alles hin… Wir scheuen uns nicht, hier etwaige Widersetzlichkeit und das häßliche ‚Maulen‘ der Kinder mit einem Klaps augenblicklich zu bestrafen“ (ebd., S. 197 ff.).
Der so notwendige frühkindliche Gehorsam lässt sich am sichersten durch den Entzug der mütterlichen Zuneigung generieren, zumal das Kind die mütterliche Wärme und Liebe braucht, so „wie die Blumen die Sonne. Es hat schon früh ein feines Gespür dafür, wenn die Sonne zeitweise hinter Wolken verschwindet, weil es die Mutter durch Ungehorsam geärgert oder getrübt hat“ (ebd., S. 195). Der vorübergehende Entzug des mütterlichen Wohlwollens, bedeutet dem Kind in „vielen Fällen schon Strafe genug“ (ebd.).
Die Institution Kindergarten betreffend, war für Johanna Haarer Friedrich Fröbel der große deutsche Erzieher, der 1840 in (seit 1911 Bad) Blankenburg/Thüringen den „Kindergarten als, eine Stätte der Belehrung und Anschauung in bezug auf früheste Kinderpflege“ (ebd., S. 232) stiftete, wobei weltanschauliche Kämpfe auch vor dem „guten deutschen Kindergarten“ nicht Halt machten:
„Der Marxismus in all seinen Schattierungen richtete seine Angriffe gegen die deutsche Familie und damit auch gegen die Erziehung innerhalb der Familie. Schon für die Allerkleinsten sollte sie mangelhaft, ja verderblich sein, und es wurde deshalb gefordert, schon das Spielkind möglichst für den ganzen Tag aus der Familie zu entfernen. Auf diese Weise wollte man es rechtzeitig zum Leben in einer größeren Gemeinschaft erziehen. Es bestand die Absicht, den Besuch des Kindergartens ebenso zur Pflicht zu machen wie den Schulbesuch für die größeren Kinder“ (ebd.).
Für diese Entwicklung macht Johanna Haarer u.a. die italienische Ärztin Maria Montessori und ihre Anhänger mit verantwortlich. Die „Montessori-Methode“ ist für „deutsche Begriffe und für den Sinn einer Mutter freilich absonderlich genug und durchaus nicht kindlich. Ihre allzu verstandesmäßige und rein wissenschaftliche Auffassung vom Innenleben des Kindes wird weiten und wesentlichen Bereichen seiner Seele sicher nicht gerecht. Für wirkliches Kinderspiel lassen ihre Kinderheime keinen Raum. Unsere deutschen Kindergärten haben sich deshalb weiterhin an die Führung unserer großen deutschen Erzieher gehalten, nicht ohne aus jener anderen Auffassung vom Kinde zu lernen, was Gutes zu lernen war: Gelegentliche Ausnützung des kindlichen Spiels zur Erlangung praktischer Fähigkeiten und Achtung vor den Regungen kindlicher Selbständigkeit“ (ebd.).
Abb. 16: NS-Ausgabe; Abb. 17: Erste Nachkriegsausgabe; Abb. 18: Letzte Auflage (Quelle: Carl Gerber Verlag)
Die Frage, ob nun ein Kind den Kindergarten besuchen soll oder nicht, ist, nach Johanna Haarer, nicht so einfach mit einem Ja oder Nein zu beantworten. Dazu führt sie näher aus:
„Unbedingt zu empfehlen ist der Kindergarten für alle einzigen Kinder, die in der Nachbarschaft keine Spielgefährten haben. Es gibt ferner nicht wenige Kinder, deren Mutter einem Erwerb nachgehen muß, für die niemand Zeit hat, für die daheim kein Raum ist, und denen wirtschaftliche Not die wenigen Dinge unmöglich macht, deren das Kind zu seiner richtigen Entwicklung im Spielalter bedarf. Hier wird der Kindergarten eine wahre Zufluchtsstätte und ein Ersatz für das Heim. Auf dem Lande ist es den Müttern vielfach gerade zur Erntezeit unmöglich, sich um ihre kleinen Kinder zu kümmern. Deshalb wird besonders im neuen Deutschland die Errichtung von Dorf- oder Erntekindergärten sehr gefördert… Entbehrlich ist der Kindergarten wohl dann, wenn im Elternhaus geordnete Verhältnisse herrschen, die Mutter Verständnis und etwas Zeit für das Kind hat und Geschwister und Nachbarskinder sich zu gemeinsamem Spiel vereinen. Dann können wir unser Kind daheim lassen, ohne seine kindlichen Rechte und Möglichkeiten dadurch zu verkürzen“ (ebd., S. 232 f.). Entsprechend dem NS-Mutterbild und in Anlehnung an den Begründer des Kindergartens, vertrat die Autorin die Ansicht, dass jede Mutter „zur Kindergärtnerin ihrer eigenen Kinder werden“ sollte, wozu schon „Fröbel sie bestimmte“ (ebd., S. 234). Die Mutter gehört untrennbar und schicksalhaft zu ihrem Kind: „Keine greife der natürlichen Loslösung, die in späteren Jahren notwendig einsetzt, widernatürlich vor“ (ebd., S. 120).
Johanna Haarer hebt mit Nachdruck hervor, dass die Kinder im sog. „Spielalter“ auf völlig zwanglose Weise an Gegenwartsfragen heranzuführen sind. Es ist „ihnen etwas von unserem Volk, unserem Vaterland und seinem Führer zu erzählen“ (ebd., S. 245), um frühzeitig genug mit den nationalsozialistischen Tugenden vertraut zu werden:
„Wir sahen schon des öfteren, wie die Arbeitsdienstmänner, die Soldaten, die SA- und SS-Männer und die Hitlerjugend in ihren Uniformen die Anteilnahme der Kinder in hohem Maße erregen. Unsere kleinen Kinder erleben die nationalen Feiertage durch die Beteiligung der Eltern, die Umzüge, die allgemeine Beflaggung, auch durch Radiosendungen mit. Das Bild des Führers und der Männer um ihn begegnet ihnen in- und außerhalb des Elternhauses... Schon in diesem frühen Alter können auch ihnen die Ziele unserer Staatsjugend anfangen, Richtschnur zu werden: Einordnung in die Gemeinschaft, Abstreifen aller Wehleidigkeit, Tapferkeit und Mut, Gehorsam und Disziplin kann man ohne alle Künstelei im Spielalter an die Kinder herantragen“ (ebd., S. 245 f.).
Ab 1950 erschien „Unsere kleinen Kinder“ erneut auf dem Buchmarkt, selbstverständlich vom gröbsten nationalsozialistischen Vokabular bereinigt, jedoch nicht frei von alten pädagogischen Ratschlägen/Rezepten. Und wieder betont Johanna Haarer, dass ihr Werk „bei der Aufzucht unserer kleinen Kinder von Bedeutung ist“ (Haarer 1953, S. 6; Hervorh. M. B.). Und wieder greift sie auf althergebrachte Tipps zurück: „kalt stellen“ – „zurück ins Bett“:
„Es kann und muß in gewissem Umfang für seinen Trotz zur Verantwortung gezogen werden. Für schweren Trotz können wir ihm Strafe nicht ganz ersparen. Zunächst können wir das trotzige Kind ein wenig ‚kalt stellen‘ und ihm unser Wohlwollen kurz entziehen – aber wirklich nur ein wenig und wirklich nur kurze Zeit!... Wir lassen das Kind auch jetzt die natürlichen Folgen seiner Handlungsweise tragen: Wer nicht essen will, bleibt hungrig, wer schreit und um sich schlägt, wird ins Bett gesteckt und bleibt allein; wer nicht ausgehen will, bleibt zu Hause usw.“ (ebd., S. 235; Hervorh. M. B.). Das sich nicht kämmen lassen wollende Kind, wird wie folgt behandelt:
„Unerschütterlich wird es so wie alle Tage eben einfach gekämmt. Wehrt es sich, dann wandert es zurück ins Bett. Denn ‚ungekämmte Kinder kann man doch nicht herumlaufen lassen!‘ Es muß im Bett bleiben, bis es sich kämmen läßt“ (ebd., S. 177; Hervorh. M. B.).
Erwartungsgemäß ist in der bereinigten Form ist nicht mehr die Rede davon, den Kindern vom Vaterland und seinem Führer zu erzählen. Doch finden sich noch genügend weitere Relikte aus der „braunen Zeit“, so ist beispielsweise das hässliche Maulen der Kinder nach wie vor „mit einem Klaps augenblicklich zu bestrafen“ (ebd., S. 241). Mit den zunehmenden Neuauflagen blieb die zeitbedingte Wendung nicht aus. Nicht mehr findet sich der erzieherische Vorschlag für ein trotzendes Kind: „ein wenig kalt stellen“. Diesbezüglich ist in der neu bearbeiteten und illustrierten Auflage aus dem Jahr 1972 nachzulesen:
„Ein Kind, das ausgiebig trotzt, bekommt einen festen Charakter, es wird ein willensstarker Mensch mit eigener Meinung. Lassen Sie Ihrem Kinde Freiheit, so viel nur möglich ist. Es darf z. B. Zeitungspapier nach Herzenslust zerreißen und zerknüllen, es darf mit Buntstiften und mit dem Papier nach seinem Sinn umgehen. Zugleich müssen Sie ihm aber auch zeigen, daß es bestimmte Grenzen gibt: Bücher dürfen nicht zerrissen und beschädigt werden, Möbel und Wände darf man nicht bekritzeln und bemalen – es sei denn, das Kinderzimmer wäre eigens dafür eingerichtet“ (Haarer 1972, S. 12 f.).
Was den Kindergarten betrifft, fällt die Kritik an Maria Montessori und ihrer Pädagogik gänzlich aus. Ansonsten ist der Besuch einer vorschulischen Einrichtung entbehrlich, vor allem für die Kinder, deren Mütter zuhause sind. Noch immer gilt: Mutterschaft ist der wahre Beruf der Frau! Die Mutter gehört zu ihren Kindern! Nur für Kinder, deren Mütter einer Erwerbstätigkeit nachgehen müssen, ist der Kindergarten „eine wahre Zufluchtsstätte und ein Ersatz für das Heim… Selbstverständlich ist ein kleines Kind im Kindergarten unendlich viel besser aufgehoben als auf der Straße“ (Haarer 1953, S. 230).
Der vom Beruf beanspruchte Vater rückt mit zunehmenden Auflagen immer mehr in den Fokus, der neben der Mutter nicht weniger wichtig für das Kind ist: „Das Kind braucht aber auch den Vater!... Deshalb sollte der Vater sich mit dem kleinen Kind abgeben, so viel ihm möglich ist“ (ebd., S. 59).
„Die Augen schwarz, die Haare kraus, die Nasen krumm“ Mutter, erzähl von Adolf Hitler!
Ein „besonders drastisches Beispiel für antisemitische Propaganda“ (Blumesberger 2011, S. 11) ist „Mutter, erzähl von Adolf Hitler! Ein Buch zum Vorlesen, Nacherzählen und Selbstlesen für kleinere und größere Kinder. Mit 57 Strichzeichnungen von Rolf Winkler“, versehen mit plakativem Schutzumschlag:
„Im Vordergrund schemenhaft eine deutsche Mutter mit Knotenfrisur und drei Kindern, im Hintergrund ein äußerst entschlossen wirkender Adolf Hitler als holzschnittartiges Portrait, rechts von ihm knattern zwei Hakenkreuzfahnen [in der niederländischen Fassung nur eine Fahne; M. B.] im Wind“ (Haarer/Haarer 2012, S. 342).
Aus dem Inhalt: Vorwort - Vom alten Deutschen Reich. Von König Heinrich und Fürst Bismarck - Vom großen Krieg - Wie der Krieg zu Ende ging - Aus Adolf Hitlers Heimat - Adolf Hitler fängt seinen Kampf an - Adolf Hitler will Deutschland helfen. Wie er verraten wurde - Aus Deutschlands schlimmster Zeitpunkt - Adolf Hitler fängt wieder zu kämpfen an - Doktor Goebbels kämpft um Berlin. Von Horst Wessel und Herbert Norcus - Adolf Hitler wird unser Führer und Reichskanzler - Adolf Hitler sorgt für Arbeit und Brot - Adolf Hitler lindert die Not in Deutschland - Adolf Hitler hilft den Bauern - Der 9.November in München. Der Reichsparteitage Nürnberg - Adolf Hitler schafft die deutsche Wehrmacht - Adolf Hitler holte die Ostmark heim ins Reich - Adolf Hitler baut weiter am Dritten Reich.
Das 1939 erstmals erschienene 248 Seiten umfassende Vorlesebuch, das die Autorin angeblich „auf Drängen der NS-Frauenschaft“ (Schmid 2011, S. 93), aber auch aus „Erwägungen wirtschaftlicher Art“ (Haarer/Haarer 2012, S. 410) verfasste, sollte den Kindern „ein dem kindlichen Verstehen angepasstes Bild vom Leben und Wirken des Führers“ (Aley 1967, S. 149) vermitteln. Bei der vierten Auflage 1941, also zwei Jahre nach der Erstveröffentlichung, wurde sowohl das 41.- als auch 78.000 Buch gedruckt und es kostete 3 Mark. Wiederum zwei Jahre später sind bereits mehr als 500.000 Bücher verkauft worden (vgl. Benz 2013, S. 466 ff.). „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“ wurde auch in die niederländische Sprache übersetzt und wie soll es anders sein, in euphorischer Weise gelobt. In der vom Gauleiter des Gaus Rheinland-Süd, Robert Ley, herausgegebenen Propagandazeitung „Nationalblatt“ ist zu lesen:
Abb. 19: Rezension im „Nationalblatt“ (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Die Kindergärtnerin und Jugendleiterin Lotte Benkel verfasste für die pädagogische Fachzeitschrift „Kindergarten“ nachstehende Rezension:
Abb. 20: Rezension in „Kindergarten“ (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Nach einem seitengroßen Bild des Führers wird in 16 Kapiteln in „freundlichen und kindgerechten Worten…, dennoch in knallharter Propagandamanier“ (Ahlheim 2012, S. 19) beschrieben, wie glücklich sich das deutsche Volk schätzen kann, einen Mann wie Adolf Hitler zu haben. Er ist nicht nur der Retter Deutschlands, sondern der ganzen Welt. Das Vorlesebuch ist ein reines Propagandabuch, das auf perfide Weise antisemitische Vorurteile und Rassenressentiments wiedergibt und somit weitergab. Die Juden, exemplifiziert in der Familie Veilchenstein, sind für Adolf Hitler Feinde der deutschen Rasse. Sie werden als böswillige Kreaturen dargestellt, während die ‚Arier‘, z. B. Mutter Wieland, selbstverständlich die guten Menschen sind. Berichtet wird vom unverschämten, geldgierigen Juden, der einen notleidenden deutschen Bauern bedrängt, oder von weit aus dem Osten kommenden Juden, die folgende Attribute kennzeichnen: schmutzig, hässlich, schmierig, kriechend freundlich, schachernd, unersättlich gierig, Kauderwelsch sprechend. Die Autorin stellt bereits im Vorwort klar, dass mit ihrem Buch die deutschen Mütter ein Mittel in der Hand haben, um eventuelle Fragen ihrer Kinder im Sinne der Partei beantworten zu können, wie z. B. „Fragen nach der Hakenkreuzfahne“, „Fragen nach der Bedeutung des Deutschen Grußes“ oder „nach dem Warum der großen Aufmärsche und Feiern“ (Haarer 1939a, S. 5).
Abb. 21: Niederländische Ausgabe von „Mutter, erzähl mir von Adolf Hitler!“; Abb. 22: Illustrationen aus „Mutter, erzähl von Adolf Hitller!“ (Quelle: Ida-Seele-Archiv)
Zu ihrer Motivation „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“ zu schreiben, erklärte Johanna Haarer während des Entnazifizierungsverfahrens „geschickt wendend“:
„Der Plan dazu kam mir durch zahlreiche Fragen meiner beiden ältesten Kinder, die damals 5 Jahre alt waren. Geistig regsame Kinder wollen die Gegenwart verstehen und man kann sie nicht daran hindern. Das, was gewissermaßen gerade in der Luft liegt, erfasst auch die Kinder, kleinere wie größere. So wie die Kinder heute Auskunft und Belehrung heben wollen über Amerika und die Amerikaner, fragten sie damals nach den in jener Zeit aktuellen Dingen. Man kann Kinder nicht vorschreiben, worüber sie nachdenken und wonach sie fragen sollen… Es gab vor Erscheinen meines Buches Jugendliteratur von hetzerischer Tendenz. Ich nenne hier nur das Bilderbuch aus dem Stürmerverlag mit dem Titel ‚Trau keinem Fuchs auf grüner Heid‘7) und ich glaubte, mit meinem Buch etwas Sachlicheres schaffen zu können“ (Haarer/Haarer 2012, S. 408).
Folgend ausgewählte Ausschnitte aus „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“, der Johanna Haarers Verständnis von Sachlichkeit geradezu sinnwidrig bis grotesk erscheinen lässt:
„Ich habe euch doch von den Veilchensteins in meiner Heimatstadt erzählt. Denkt nur einmal an - eines Tages merkte Adolf Hitler, daß es auch in Wien Leute gab, die so aussahen, wie der Trödeljakob bei uns daheim, nur waren ihrer viel, viel mehr. Sie hatten lange schwarze Mäntel an und schwarze Hüte auf den Köpfen. Die Augen schwarz, die Haare kraus, die Nasen krumm, schmutzig und häßlich anzusehen – so gingen sie in den Straßen von Wien… Sie schienen unersättlich gierig zu sein nach Gold und allen Schätzen dieser Welt. Wie sie dazu kamen, das war ihnen gleich. Wenn sie nur Geld verdienen konnten, viel, viel Geld…. Nein, Deutsche waren das niemals, das erkannte Adolf Hitler. Es war ein fremdes Volk, mit dem wir gar nichts zu schaffen haben. In alten Zeiten waren sie weit aus dem Osten zu uns gekommen. Es waren Juden, so heißen sie“ (Haarer 1939a, S. 51 ff.). Die Autorin lässt keine Gelegenheit aus, das klassische Feindbild in das Vorlesebuch einzubauen:
„Der Mann mit dem schwarzen krausen Haar und der krummen Nase war sehr freundlich - so viel Freundlichkeit hatte die Mutter Wieland schon lange nicht mehr erfahren! Sonderbar nur, daß ihr nicht wohl dabei werden wollte… Dann fing er zu reden an. Es klang fremdartig und schien kein richtiges Deutsch zu sein, obwohl man es verstehen konnte. Mit süßen Worten sagte er der Mutter Wieland, er hätte gehört, daß sie Geld brauche und wollte sehen, ob sie nichts zu verkaufen habe. Gern wollte er ihr etwas abkaufen! Und seine unruhigen, stechenden schwarzen Augen glitten flugs im ganzen Zimmer herum. Mutter Wieland seufzte schwer… Nicht nur die Sorge um die Miete drückte sie, nein nebenan lag ja eines ihrer Kinder krank und sie brauchte Geld für eine Arznei. So faßte sie dann den schweren Entschluß und verkaufte dem Juden etwas Wäsche und einen Schrank… Eines Tages war nichts mehr da, was entbehrt werden konnte. Der Jude bezahlte sehr wenig und verkaufte die Sachen wieder viel teurer. So wurde er reich von der Not der anderen und so ging es damals zu bei uns in Deutschland“ (ebd., S. 92).
Susanne Blumesberger berichtet in ihrem Aufsatz über „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“, dass Johanna Haarers älteste Tochter auf das Kinderbuch befragt meinte, dieses „nicht überzubewerten, es sei nur ein ‚Büchlein‘ mit einer niedrigen Auflage gewesen“ (zit. n. Blumesberger 2000, S. 264). Nur ein „Büchlein“? Gleichwohl eins mit 248 Seiten. Nicht über zu bewerten, da niedrige Auflage? Immerhin waren 1943 schon mehr als 500.000 Exemplare verkauft.
Wie eine im Jahre 1978 durchgeführte schriftliche Befragung von 50 Kindergärtnerinnen, die damals in Kindergärten der „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ sowie in konfessioneller Trägerschaft arbeiteten, aufzeigte, war das Vorlesebuch Pflichtlektüre in vielen Kindergärten des „Deutschen Reiches“, obwohl das Buch in den einschlägigen Fachzeitschriften zur Kinder- und Jugendliteratur erst ab dem 8. Lebensjahr empfohlen wurde (vgl. Rothschuh 1980, S. 76). Besonders zu „nationalsozialistischen Fest- und Feiertagen, wie beispielsweise dem 9. Februar (gescheiterter Putschversuch Hitlers im Jahre 1923 vor der Münchener Feldherrnhalle; M. B.) oder zu Hitlers Geburtstag (am 20. April)“, wurden den Kindergartenkindern einzelne Abschnitte daraus vorgelesen, „um ihnen den Führer, entsprechend der Intention von ‚Mutter, erzähl uns von Adolf Hitler!‘, als Retter der Deutschen, als treusorgenden ‚Übervater‘, der sich um seine deutschen Kinder und sein deutsches Volk sorgt, näher zu bringen“ (ebd., S. 79).
Ob und inwieweit „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“ die damaligen (Kindergarten-) Kinder nationalpolitisch infiltrierte, ist heute wohl nicht mehr zu eruieren. Jedenfalls muss das Vorlesebuch als ein beschämendes Dokument gewertet werden und kann nicht darüber hinwegtrösten, dass im sogenannten Volk der Dichter und Denker ein derartig abstruses Pamphlet für Kinderhand erdacht, geschrieben und illustriert worden ist.
Schlussbetrachtung
Die in den 1930er Jahren erstmals veröffentlichen Bücher „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ sowie „Unsere kleinen Kinder“, die in besonderem Maße Erziehungsformen und -ziele des NS-Staates repräsentieren, erschienen nach dessen Zusammenbruch „in gesäuberter Fassung“ erneut auf dem westdeutschen Büchermarkt 8). Hierzu schreibt Carmen Eschner treffend, dass zu den „skandalösen Widersprüchlichkeiten der Nachkriegszeit“ der Umstand gehört, dass Bücher von Johanna Haarer in dem von der US-amerikanischen Militärregierung im Rahmen der sogenannten „Re-education“, „herausgegebenen Education Branch (S. 31) aufgenommen wurden“ (Eschner 2017, S. 67). Somit hat Johanna Haarer „das Denken und Handeln von Erziehenden weit über 1945 hinaus beeinflusst“ (Ahrbeck 2004, S. 15). Die „transgenerationale Weitergabe“ (vgl. Seidel 2008, S. 71 ff.) der Haarer‘schen Erziehungsparolen von Gehorsam, Distanz, Härte, „kalt stellen“ etc., wirkte sich, wie Ute Benz konstatiert, destruktiv auf die Demokratiefähigkeit und das Seelenleben der deutschen Bevölkerung aus. An „der Härte als pathologischer Folge rigider Erziehung könnte es liegen, wenn die Fähigkeit zu trauern fehlte“ (Benz 1992, S. 154). Eine erschütternde Wirkungsgeschichte. So wie das selbsternannte „Tausendjährige Reich“ nicht aus dem Nichts kam, so endete es auch nicht im Nichts. Sabine Bode resümiert treffend, dass eine Beschäftigung mit Johanna Haarers pädagogischen Maximen dafür sensibilisiert, besser zu verstehen, „warum Menschen der Kriegskindergeneration häufig so merkwürdig unauffällig waren, warum sie sich selbst nicht wichtig nahmen, warum sie ihre Kindheit auch Jahrzehnte danach noch als ‚etwas ganz Normales‘ empfinden konnten“ (Bode 2004, S. 151). In diesem Zusammenhang ist die Ansicht von Gudrun Brockhaus aufschlussreich, die besagt, dass die Wirksamkeit von Verhaltensregeln in der Sekundärliteratur zu den Ratgebern völlig überschätzt wird. Folgenschwerer ist die emotionale Verbundenheit von Mutter und Kind, „die schwerlich durch ein Buch dirigiert werden kann“ (Brockhaus 2008, S. 64). Worin letztlich die Wirkung der Haarer-Bücher bestand, „lässt sich nicht empirisch festmachen. Es bleiben anekdotische Berichte, die Indizien für die Deutungsmacht liefern, die Haarer in der NS- und der Nachkriegszeit zugeschrieben wurde“ (Brockhaus 2007, S. 50). Erst in den 1980er Jahren sind die Haarer-Bücher abgelöst worden durch modernere Mütter-/Erziehungsratgeber, „die weitgehend aus dem angelsächsischen Raum“ (Eschner 2017, S. 227) kamen.
Es stellt sich die Frage: Warum waren die Haarer-Bücher so viele Jahrzehnte erfolgreich? Gudrun Brockhaus meint, dass der Erfolg u.a. in den praktisch verwertbaren Erziehungsratschlägen liegt, die sehr oft den Lerngesetzen des Behaviorismus entsprechen, „weil Haarer - gerade im Vergleich mit anderen modernen Ratgebern, die gern im Ungefähren verbleiben – die Situation mit einem Kind nicht idealisiert und eine Fülle von schwierigen Erziehungssituationen detailliert beschreibt: ein galliger, aber realistischer Blick. Das Kind trotzt, es isst nicht, es spuckt das Essen aus, es lügt, es will nicht ins Bett, es mag kein Gemüse, es gibt an, es hampelt herum: was tun? Haarer sagt es der Mutter ganz genau“ (Brockhaus 2008, S. 68). In die gleiche Richtung weist Carmen Eschner, die die Ansicht vertritt, der Erfolg einer Johanna Haarer liegt darin begründet, dass sie „nahezu jeden Handgriff der Mutter…konkretistisch beschreibt… und für alle Situationen… Rezepte liefert… Nach dem Zusammenbruch füllte Haarer mit ihren Büchern genau das Vakuum, das der Krieg bei vielen Müttern hinterlassen hatte: Ihre Bücher vermitteltes Vertrautes“ (Eschner 2017, S. 68 f.). Gertrud Haarer stellt sich in der Auseinandersetzung mit der schriftstellerischen Hinterlassenschaft ihrer Mutter u. a. die Frage: „Gab es nicht auch Frauen, die sich auf ihren natürlichen Instinkt verließen und mit ihren Kindern ganz anders umgingen?“. Ihre Antwort:
„Ich kann es nur hoffen, ich weiß aber auch, dass viele Frauen sich leider an die Regeln der Bücher meiner Mutter hielten. Die Auswirkungen waren/sind oft verheerend und ich denke mit Trauer und Mitgefühl an die, die darunter gelitten haben. Ich bin eine von ihnen“ (Haarer/Haarer 2012, S. 390).
Letztendlich noch ein nicht unwichtig erscheinender Hinweis: Wenn die in den Haarer’schen „Giftbüchern“, wie „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ sowie „Unsere kleinen Kinder“ enthaltenen Erziehungsratschläge in ihrer Gesamtheit allein nur im Hinblick auf ihre NS-Ideologie betrachtet werden, wird manches im Widerspruch Stehende leicht übersehen: eine zynisch wirkende, aber realistische Marginalie. Beispielsweise findet sich in „Unsere kleinen Kinder“ (1939) im Umgang mit dem kindlichen Trotz, der als „gesunde Willenskraft“ des Kindes gesehen werden kann, folgender (fast) repressionsfrei wirkender Ratschlag:
„Darf, kann oder soll man ein trotziges Kind schlagen?... Häufiges Schlagen, besonders nach dem vierten Jahr, demütigt auch das Kind und entwürdigt Kind und Eltern. Eigentlich geht es meist doch auch auf andere Weise… Wir lassen [das Kind; M. B.] körperlich austoben und legen seinem Bewegungsdrang möglichst keine Zügel an. Wir gehen höflich und liebevoll mit ihm um. Nur jetzt keinen Kommandoton! Dadurch fordert man den Trotz oft erst heraus… Deshalb muß jede Mutter dem Trotz ihres Kindes Aufmerksamkeit und Nachdenken widmen. Fängt sie es jetzt falsch an, so setzt der Trotz sich fest. Bricht sie ihn mit Gewalt, so kann sie damit auch die gesunde Willenskraft des Kindes verbilden“ (Haarer 1939, S. 235 ff.).
Auch in „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ (1941) argumentiert Johanna Haarer mancherorts weniger diktatorisch, als erwartet. Die Sauberkeitserziehung betreffend fordert sie von der Mutter „Güte und Geduld“, damit der Erfolg nicht ausbleibt (vgl. Haarer 1941, S. 268). Auf die Frage, „wann denn ein Kind eigentlich sauber wird“ vertritt sie die Ansicht, dass sich dazu keine „Normalzeit“ angeben lässt, wie auch „fürs Körpergewicht oder für den Zeitpunkt des Zahnens, des Sitzens, Stehens usw. Die einzelnen Kinder werden ganz verschieden schnell sauber. Mütter zahlreicher Kinder berichten, daß es bei einigen sehr schnell ging, bei anderen Kindern wieder mühselig war und lange dauerte… Deshalb lasse du, liebe Mutter, dich auch hier keinesfalls aus der Ruhe bringen, wenn etwa die Nachbarin mit ihrem jüngeren Kinde schon von größeren Erfolgen berichtet. Es soll nicht verschwiegen werden, daß die Frauen es vielfach mit der Wahrheit gerade in diesem Punkte nicht sehr genau nehmen, wenn es sich um Erzählungen über die Leistungen und Taten ihrer Kinder handelt!“ (ebd., S. 269).
Wie schon gesagt: eine zynisch wirkende, aber realistische Marginalie. Diese Ambivalenz gilt es zu ertragen.
Anmerkungen
1) Ich halte mich in meinem Beitrag mit Kommentaren und Deutungen – gewiss nicht gänzlich, aber doch weitgehend – zurück, denn es geht darum zu berichten und nicht zu richten. Aus der Vergangenheit lernt, wer sich nicht bemüht, Lehren zu ziehen, sondern wer sie studiert, um sie zu begreifen und sich dabei der Grenzen seiner Bemühungen bewusst ist.
2) Schriftliche Mitteilung (27. April 2005) von Anna Hutzel.
3) Johanna Haarer hatte als Mädchennamen ihrer Mutter stets die deutsche Version Frena angegeben, beispielsweise für den „Fragebogen zur Bearbeitung des Aufnahmeantrages für die Reichsschrifttumskammer“ oder den „Nachweis der Abstammung“ (vgl. Bundesarchiv Berlin).
4) Bis zum 27. Oktober 1918 gehörte die Kleinstadt zur Donaumonarchie Österreich-Ungarn, dann zum Nachfolgestaat Tschechoslowakei.
5) Schriftliche Mitteilung (27. April 2005) von Anna Hutzel.
6) Schriftliche Mitteilung (27. April 2005) von Anna Hutzel.
7) „Trau keinem Fuchs auf grüner Heid und keinem Jud bei seinem Eid!“ ist ein Bilderbuch der 18-jährigen Elvira Bauer. Es erschien 1936 im „Stürmerverlag“. Ein Werk, wie Erika Mann vermerkt, voll „sadistischer Rohheit, demagogischer Verlogenheit, geschmacklicher Entgleisung und menschlicher Verdorbenheit“ (Mann 1986, S. 63).
8) Demgegenüber wurden Bücher von Johanna Haarer bereits 1946 von der „Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone“ auf die „Liste der auszusondernden Literatur“ gesetzt (vgl. http://polunbi.de/bibliothek/).
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Gertrud Haarer: Meine deutsche Mutter/Lebenslinien/Biografie/BR v. 14.09.2019 (letzter Zugriff am 12.12.2019)