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Zitiervorschlag

Aus: Kindergarten heute 1996, Jg. 26, Heft 6, S. 34-37

Begegnungen mit älteren Menschen

Bernadette Heiß und Martin R. Textor


Blicken wir auf die letzten zwei, drei Jahrzehnte zurück, so können wir deutlich feststellen, dass sich in Deutschland die Generationen auseinander entwickelt haben. Im Gegensatz zu früher leben nur noch in seltenen Ausnahmefällen alle drei Generationen zusammen. Aufgrund der großen Mobilität liegen oft Hunderte von Kilometern zwischen dem Wohnort der Familien unserer Kindergartenkinder und dem Wohnort der Großeltern, sodass wechselseitige Besuche recht selten sind - und im Falle unserer ausländischen Kinder können die Entfernungen Tausende von Kilometern betragen. Aber auch wenn die Großeltern in der Nachbarschaft leben, gilt heute "Intimität auf Abstand" als die beste Definition der Beziehung zwischen den Generationen: Herkunfts- und Zeugungsfamilie führen jeweils ein eigenes Leben. Und selbst wenn Großeltern häufiger auf ihre Enkel aufpassen (was immer seltener wird - auch aus dem Grunde, dass zunehmend Großmütter noch erwerbstätig sind), ist vielfach eine Distanz zu spüren: Viele Eltern haben andere Werte, Einstellungen, Erziehungsvorstellungen und -praktiken und werten diejenigen der Großeltern als veraltet und nicht mehr zeitgemäß ab. Die Betreuung der Enkel wird aber auch für manche Großeltern zur ungeliebten Notlösung, da sie von anderen Aktivitäten abgehalten werden - viele führen (selbst als Rentner) ein ausgefülltes Leben, das durch Zeitknappheit gekennzeichnet ist.

Die skizzierte Auseinanderentwicklung und zunehmende Entfremdung zwischen den Generationen haben dazu geführt, dass viele unserer Kindergartenkinder nur noch sporadisch mit älteren Menschen in Kontakt kommen, zumal sich auch im Bekanntenkreis ihrer Eltern selten Senioren finden. Hierzu trägt ferner bei, dass sich (Klein-)Kindheit zunehmend in "kindgemäßen", pädagogisch besetzten Räumen abspielt (wie eben unseren Kindertageseinrichtungen; man beachte nur die Zunahme an Ganztagsgruppen!) - eine Entwicklung, die man als "Verinselung" bezeichnet hat: Kinder werden immer mehr dem gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben bzw. der Erwachsenenwelt entzogen und wechseln zwischen für sie geschaffenen "Inseln" wie Kindertagesstätte, Musikschule, Spielplatz, Kindersportgruppe oder Ballettgruppe.

Aufgrund dieser Situation wird es immer wichtiger, dass wir den uns anvertrauten Kindern Gelegenheit zum Kontakt mit älteren Menschen vermitteln - und umgekehrt, da ja auch die meisten Senioren von (Klein-)Kindern isoliert leben und ihnen damit positive, bereichernde Erfahrungen entgehen. Im Folgenden soll eine Vielzahl möglicher Aktivitäten dargestellt werden, durch die Kleinkinder und ältere Menschen zusammengeführt werden können. Die meisten hat die Erstautorin selbst erprobt; sie leitet jetzt das "Kinder-Familien-Haus" in Kareth mit vier Kindergarten-, einer Hort-, einer Still- und drei Eltern-Kind-Gruppen, in dessen Konzeption das generationenübergreifende und gemeinwesenorientierte Arbeiten einen zentralen Platz einnimmt. Die übrigen Aktivitäten haben sich in anderen Kindertageseinrichtungen bewährt.

Mit der Initiierung von Begegnungen zwischen Kindern und älteren Menschen verfolgen wir mehrere (Erziehungs-)Ziele: So sollen unsere Kinder durch persönliche Erfahrung Wissen über das Alter erwerben - über die menschliche Entwicklung, Alterungsprozesse, Behinderungen, Verhaltensformen sowie die Lebenssituationen und -stile von Senioren. Sie sollen Vorurteile über das Alter ablegen und Verständnis für die Eigenheiten alter Menschen entwickeln. Zugleich können sie von deren Lebenserfahrung profitieren und im Gespräch mit ihnen Kenntnisse über das Leben vor 20, 40 oder 60 Jahren gewinnen, sodass sie einen ersten Eindruck von historischen Entwicklungen bekommen. In dialogisch ausgerichteten Begegnungen können die Kinder kommunikative Kompetenzen für den Umgang mit älteren Menschen lernen und soziale Verhaltensweisen wie Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Empathie und Solidarität entwickeln. Neue und möglichst dauerhafte Beziehungen zu den Senioren sollen entstehen. Schließlich sollen Kinder und alte Menschen aus der Isolation voneinander herausgeführt werden und miteinander spielen, basteln, singen und feiern, einfach miteinander Spaß haben und Lebensfreude spüren.

Vorbereitung von Begegnungen

Aufgrund der vielfach geringen oder gar fehlenden Erfahrung von Kindern und älteren Menschen im Umgang miteinander dürfen beide Seiten nicht plötzlich miteinander konfrontiert werden. Vielmehr müssen sowohl die Kinder als auch die Senioren auf Begegnungen vorbereitet werden. Ferner sollten Kontakte schrittweise ausgebaut und gesteigert werden; beide Seiten sollen sich aneinander gewöhnen und ihre Beziehungen ausbauen können. Die Zusammenarbeit mit Senioren kann also nur als ein längerfristiger Prozess konzipiert werden. Sie lässt sich als zeitlich befristetes Projekt realisieren oder kann zu einem dauerhaften Bestandteil der Kindergartenarbeit werden.

Die Vorbereitung der Kinder beginnt mit Gesprächen über alte Menschen. Die Kinder berichten von ihren Erfahrungen mit Großeltern und von ihren Beobachtungen, wie sich Senioren im Straßenverkehr, im Bus, in Geschäften, auf dem Wochenmarkt und an anderen Orten verhalten haben. Ferner werden relevante Bilderbücher und Geschichten (auch aus der Bibel) herangezogen. Anhand von Bildern und Gemälden, aber auch von Fotos der Großeltern, wird über das Aussehen älterer Menschen diskutiert. Aus den Beobachtungen und Erfahrungen werden Verhaltensregeln für den Umgang mit Senioren abgeleitet. Nun kann leicht das Interesse der Kinder an Aktivitäten mit älteren Menschen geweckt werden. Gemeinsam werden Vorschläge gesammelt und diskutiert, Erwartungen abgeklärt und Entscheidungen über die Abfolge möglicher Begegnungen getroffen. Dann kann das erste Treffen geplant und vorbereitet werden. Spätestens an dieser Stelle müssen auch die Eltern über die geplanten Aktivitäten und deren pädagogischen Ziele informiert werden. Auf diese Weise wird nicht nur Verständnis für die Sinnhaftigkeit des Projekts geweckt, sondern auch die in der Regel benötigte Unterstützung durch Eltern erlangt.

Die Art der Vorbereitung der Senioren ist davon abhängig, mit welcher Gruppe kooperiert werden soll. Sollen beispielsweise Großeltern eingeladen werden, die ihre Enkel häufig im Kindergarten abholen, die anderen Kinder flüchtig kennen und Kompetenzen im Umgang mit Kleinkindern besitzen, reicht oft ein relativ kurzes Vorgespräch. Werden gemeinsame Aktivitäten mit dem Seniorenclub der Kirchengemeinde geplant, sind nicht nur Besprechungen mit dessen Leiter/-in nötig, sondern oft auch ein Besuch bei einem Clubtreffen, bei dem die Konzeption des Kindergartens vorgestellt und mit den Senioren gemeinsam die vorgesehenen Aktivitäten durchgesprochen werden. Genauso aufwendig kann die Vorbereitung eines Treffens mit Altenheimbewohnern sein, wobei auch zu beachten ist, dass es sich hier zumeist um hochbetagte, hilfsbedürftige, behinderte oder chronisch kranke Personen handelt, die in der Regel seit langem keinen Kontakt zu Kleinkindern hatten. Sie müssen allmählich auf die Begegnungen eingestimmt werden, die auch nicht allzu lang sein sollten. Werden die Altenheimbewohner in die Kindertageseinrichtung eingeladen, muss ihr Transport organisiert werden (z.B. in den privaten PKWs der Eltern).

Begegnungen mit Großeltern

Relativ einfach lassen sich einzelne Großeltern in den Kindergartenalltag integrieren - auch auf lange Zeit. Sie nehmen im Rahmen ihrer physischen Möglichkeiten am Freispiel teil, machen mit Kleingruppen Brettspiele, Bastel-, Häkel- oder Strickarbeiten, erzählen (!) Märchen, berichten aus ihrer Kindheit und vom Leben in längst vergangenen Zeiten, demonstrieren alte Handwerkstechniken oder reparieren mit den Kindern Spielzeug. Auch können sie beispielsweise ihre Fotoalben mitbringen und mit den Kindern durchblättern. Schließlich können gemeinsam Küchen- oder Gartenarbeiten erledigt werden.

Regelmäßige Besuche der "Kindergartenoma" oder des "Kindergartenopas" entlasten das Personal, das Zeit z.B. für systematische Beobachtungen, Teamgespräche oder Büroarbeiten gewinnt. Für die Kinder bedeuten sie eine Unterbrechung des Alltags; oft werden die Besucher mit Spannung erwartet und mit großer Freude begrüßt. Da sich zumindest einige Kinder mit den Großeltern unterhalten, kehrt mehr Ruhe in die Gruppe ein. Da ältere Menschen oft sehr geduldig sind und sich Zeit zum Zuhören nehmen, werden sie auch leicht zu Vertrauenspersonen. Zudem machen sie häufig von Lob Gebrauch, sodass neue oder positive Verhaltensweisen der Kinder verstärkt werden. Meistens kommen sie gerne wieder...

Großelternnachmittage verlangen hingegen einen größeren Aufwand seitens des Kindergartenpersonals. So werden Einladungskarten hergestellt und den Kindern mitgegeben. Vor dem Treffen werden mit ihnen Kuchen und Plätzchen gebacken (wobei auf die Mitarbeit von Eltern kaum verzichtet werden kann), die Tische mit Blumen und Tischkarten geschmückt, Stühle herbeigeschafft und alle Dinge, die Platz wegnehmen, fortgeräumt. Die Großeltern können dann mit dem nebenstehenden Lied "Liebe Oma, lieber Opa" begrüßt werden. Beim ersten Besuch zeigen die Kinder dann den Besuchern "ihren" Kindergarten. Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken spielen die Kinder mit den Großeltern an den Tischen, in der Puppen- oder Bauecke. Sie singen ihnen Lieder vor oder üben mit ihnen Tanzspiele ein, z.B. zu nebenstehendem Lied "Hallo, schön, dass du da bist". Die Großeltern können ihnen auch Spiele lehren, die früher gespielt wurden und dann in Vergessenheit gerieten.

Ein "Großeltern-Spieletag" in einer unserer Gruppen, der von Kindern und Fachkräften gemeinsam geplant und vorbereitet worden war, lief z.B. folgendermaßen ab: Um 09.00 Uhr stellten die Kinder einen Stuhlkreis in der Eingangshalle auf und legten ausgewählten Spielutensilien bereit. Im Gruppenraum wurden die Tische gedeckt; pro Person wurde ein Krapfen mit Schokoladenglasur und einem "Sonnengesicht" aus Zuckerglasur bereitgestellt, ferner Servietten, Getränke und Tischschmuck. Anschließend wurde die Gruppe im Kinderkonferenzraum nochmals auf den Besuch eingestimmt und erneut über den Ablauf des Tages informiert. Dabei wurden Kinder, deren Großeltern nicht kamen, anderen Senioren/innen zugeordnet. Zwischenzeitlich wurden die eintreffenden Großeltern - 18 Personen hatten sich angemeldet - von einer Mitarbeiterin in Empfang genommen. Sie mussten ein Memorykärtchen ziehen und den Sitzplatz mit dem entsprechenden zweiten Kärtchen suchen. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass jedes Großelternteil/-paar immer von zwei Kindern eingerahmt wurde. Dann kamen die Kinder hinzu; die Enkel stellten ein anderes, ihrem Opa bzw. ihrer Oma zugeordnetes Kind vor. Nach drei Liedern zur Begrüßung der Großeltern wurde das Wollknäuel-Spiel zum besseren Kennenlernen eingeführt: Die erste Person stellte sich vor, hielt den Faden fest und warf dann das Wollknäuel einer anderen Person zu, die sich dann vorstellen musste. So entstand im Raum ein Netz, durch das alle verbunden waren. Danach mussten alle - das Netz haltend - nach links im Kreis herum gehen, solange die Musik spielte, und nach rechts, wenn die Musik verstummte. Anschließend wurde das Netz hochgehalten, und zuerst die Jungen, danach die Mädchen bewegten sich nach Anweisung z.B. in Schlangenbewegungen unter ihm durch. Das Netz wurde tief gehalten, und beispielsweise alle Kinder mit langen Haaren oder braunen Augen stiegen über das Netz.

Nachdem nun "das Eis gebrochen" war, wurde das Singspiel "Eine kleine Zipfelmütz geht in unserm Kreis herum" durchgeführt, wobei die erste Runde nur mit Kindern, die zweite auch mit Großeltern stattfand. Es folgten der Singtanz "Oma, Opa tanz mit mir" (nach der Melodie "Brüderchen komm, tanz mit mir"), das Singspiel "Häschen in der Grube" (die Kinder spielten in der Kreismitte und hüpften zu den Großeltern hin), das Spiel "Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald" (die Kinder standen außen und waren die Bäume, die Großeltern waren als Rollenspieler in der Kreismitte) und der "Flummitanz" (Großeltern ahmten die Kinder nach). Alle gingen in den Spielen auf und machten begeistert mit. Dann wurden zwei Subgruppen gebildet, die in verschiedene Räume zum Spielen gingen. Dabei gingen die Senioren/innen offen und unbefangen auf ihnen fremde Kinder zu. Eine halbe Stunde später gab es dann das "Krapfenessen"; anschließend (gegen 12.00 Uhr) wurden die Großeltern persönlich und mit Gesang verabschiedet. Für alle Beteiligten war der Spieletag ein voller Erfolg; noch lange wurde über ihn gesprochen.

Schließlich können Großeltern zu anderen Aktivitäten der Kindertageseinrichtung eingeladen werden: Beispielsweise können sie an Festen und Feiern teilnehmen, die Gruppe bei Wanderungen - in Verbindung mit Picknick, Lagerfeuer, Bauernhofbesichtigung, Begehen eines Waldlehrpfades usw. - begleiten oder bei Ausflügen zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, Freilichtmuseen, Zoos, Museen oder Theatervorführungen mitfahren. Leider können an solchen Begegnungen nicht alle Großeltern teilnehmen, da viele weit entfernt leben oder aus anderen Gründen nicht kommen können bzw. wollen. Damit sich deren Enkel nicht "benachteiligt" fühlen, können mit ihnen z.B. Bilder gemalt oder Bastelarbeiten erstellt werden, die dann den Großeltern mit der Post geschickt werden. Auch kann der Besuch weit entfernt lebender Großeltern bei der Familie des Kindergartenkindes mit einem "individuellen" Besuch in der Kindertagesstätte verbunden werden, der dann in den normalen Tagesablauf eingebettet wird. Schließlich können Kinder an Stelle der "echten" (z.B. bereits gestorbenen) Großeltern andere ältere Menschen aus dem Bekannten- bzw. Verwandtenkreis ihrer Familie einladen, zu denen sie einen besonderen Bezug haben.

Zur Zusammenarbeit mit Seniorengruppen und Altenheimen

Insbesondere bei gemeinsamen Veranstaltungen mit Seniorenclubs oder Altenheimen muss beachtet werden, dass diese nicht zu einer "Leistungsschau" der Kindertageseinrichtung werden. Sicherlich kann nicht darauf verzichtet werden, dass die Kinder etwas vorspielen oder vorsingen. Dies sollte aber nur wenig Zeit beanspruchen - wichtig ist, dass Kinder und alte Menschen miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsam etwas unternehmen, also miteinander spielen oder basteln. Das setzt z.B. voraus, dass bei der Sitzordnung auf eine ausgewogene "Durchmischung" jüngerer und älterer Personen geachtet wird.

Ansonsten können Veranstaltungen mit Seniorengruppen so ähnlich ablaufen wie der zuvor geschilderte Großelternnachmittag. Da die Seniorenclubs in der Regel über eigene Räume verfügen, bietet es sich oft an, die Treffen dort durchzuführen - Tische und Stühle entsprechen dann den Bedürfnissen der älteren Menschen. In diesen Fällen bereiten die Senioren die Kaffeetafel vor bzw. übernehmen die Bewirtung. Da derartige Veranstaltungen zumeist nur selten durchgeführt werden können, werden sie häufig mit besonderen Anlässen wie Advents- oder Weihnachtsfeiern verknüpft.

Gemeinsame Aktivitäten mit Seniorenclubs sind auch Teil der heute angestrebten Öffnung der Kindertageseinrichtungen zur (Kirchen-)Gemeinde hin. In Zusammenarbeit mit Pfarrer, Bürgermeister, Allgemeinem Sozialdienst (ASD), Sozialstationen usw. sind weitere Aktivitäten möglich, die zu Begegnungen zwischen Kindern und älteren Menschen führen: Beispielsweise können die Senioren der Gemeinde - nach Voranmeldung - zu ihrem 70. oder 75. Geburtstag besucht werden (oft nur mit einer Teilgruppe möglich). Zuvor werden für sie Geschenke gebastelt. Die Kinder erbringen ein Geburtstagsständchen und unterhalten sich dann mit dem Jubilar. Manchmal entstehen daraus auch längere Kontakte. Ferner kann die Kindergruppe die "Patenschaft" für kranke, hilfs- oder pflegebedürftige Senioren übernehmen und sie regelmäßig besuchen, für sie einkaufen, ihnen Plätzchen backen oder andere "Liebesdienste" übernehmen.

Auch für einzelne Bewohner eines Alten- bzw. Pflegeheimes kann eine solche "Patenschaft" übernommen werden. Sie werden manchmal auf gemeinsamen Veranstaltungen der Kindertageseinrichtung und des Heimes kennen gelernt und spontan oder später von der Kindergruppe "adoptiert". Bei der Auswahl von Aktivitäten für derartige Veranstaltungen sollte beachtet werden, dass die Bewohner in der Regel in ihren Bewegungsmöglichkeiten sehr viel stärker eingeschränkt sind als Mitglieder von Seniorenclubs. So sind z.B. Tanzspiele oder komplizierte Bastelarbeiten oft nicht möglich. Aber auch hier lässt sich durch ein sinnvolles Sitzarrangement erreichen, dass Kinder und alte Menschen miteinander ins Gespräch kommen und Spaß am gemeinsamen Spiel haben. Längerfristige Kontakte können durch die Bildung von Interessengruppen erreicht werden: Beispielsweise wurden in einem Fall gemeinsames Backen, Pflanzen und Fotografieren für ein Bilderbuch angeboten (Hübner/Krüger 1978).

Schlussbemerkung

Unserer Erfahrung nach erleben sowohl Kinder als auch ältere Menschen Begegnungen und gemeinsame Veranstaltungen in der Regel positiv. Die Kinder erfahren durch die Kommunikation mit Senioren nicht nur eine emotionale, sondern auch eine intellektuelle Bereicherung, insbesondere im Rahmen von Gesprächen über die Vergangenheit. Sie machen wertvolle Erfahrungen mit dem Alter (Verlangsamung der Bewegung, Nachlassen der Sinne, Hilfs- und Pflegebedürftigkeit, Geduld usw.) und entwickeln neue soziale Fertigkeiten. Ältere Menschen erleben durch die Spontaneität, Fröhlichkeit und Zuneigung der Kinder Lebensfreude, Abwechslung sowie Momente des Unbeschwertseins, des "Gebraucht-" und "Angenommenseins". Dies trägt zu einem besseren Verständnis für Kinder bei und kann im Einzelfall zur Übernahme der Funktion der/des "Ersatzoma/-opas" führen, die/der dann häufiger in die Einrichtung kommt oder auch Babysitterdienste übernimmt. Schließlich wird durch den Abbau von Vorurteilen späteren Generationenkonflikten vorgebeugt.

Literatur

Comenius-Institut (Hg.): Kinder und ältere Menschen. Ibbenbüren: Ibbenbürener Vereinsdruckerei 1981

Hübner, B./Krüger, J.: Kommunikation zwischen Vorschulkindern und Altenheimbewohnern. Archiv für angewandte Sozialpädagogik 1978, 9, S. 99-113

Textor, M.R.: Projektarbeit im Kindergarten. Freiburg: Herder 1995