Antje Bostelmann, Christian Engelbrecht, Heiko Mattschull
Es ist eine Sache, etwas über Strom und Technik erklärt zu bekommen. Es ist eine andere Sache, selbst einen Stromkreis zu bauen, um den Dingen durch eigenes Ausprobieren, Tüfteln und Knobeln auf den Grund zu gehen – z. B. mit Stromkreisen, die ganz einfach mit Kupfertape auf Papier geklebt werden. Erfahrungsbasiertes, entdeckendes Lernen ist ein sehr erfolgreicher Prozess der Wissensvermittlung, der besonders im Kindergarten, aber auch in der Schule, sinnvoll ist. Die Kinder sind neugierig und voller Zutrauen in das Gelingen ihrer Ideen.
Dass Kinder Grundwissen über Strom erlangen müssen, dürfte in den allermeisten Bildungsprogrammen und Rahmenlehrplänen stehen. Trotzdem gibt es in vielen Kindergärten und Grundschulen heute noch kein Material zum Bauen von Stromkreisen. Fragen wie „Warum leuchtet die Glühbirne?“, „Was leitet Strom und was nicht?“, „Woraus besteht eine Leiterplatte?“ sind es wert, im frühkindlichen und schulischen Bereich behandelt zu werden. Viele Erwachsene verfügen selbst nicht über das Wissen. Gerade deshalb wäre es sinnvoll, gemeinsam mit den Kindern auf Entdeckungsreise zu gehen. Die Frage „Wie funktioniert das eigentlich?“ muss unbedingt gestellt werden. Viele Eltern nehmen sich dafür nicht die Zeit oder sie haben nicht die Möglichkeiten, um mit ihren Kindern gemeinsam dieser Frage nachzugehen. Bildungsinstitutionen stehen hier in der Verantwortung, Kindern verständlich zu machen, wie technische Geräte funktionieren.
Es reicht aber nicht zu erklären, was sich hinter einzelnen Begriffen verbirgt. Die Kinder brauchen Materialien und Gelegenheiten für das eigene Erproben. Es geht nun darum, Technik zu verstehen, dass man sie für die eigenen Zwecke nutzen kann. Eine eigene Idee entwickeln und selber verwirklichen können, diese Erfahrung stärkt Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl von Kindern. Das bedeutet, Gestaltungskompetenz auch für die digitale Welt zu entwickeln. Dieser selbstbestimmte Umgang ist besonders wichtig, um Kinder nicht zu passiven Konsumenten werden zu lassen. Durch Experimente und das selbstständige Ausprobieren mit leitenden und nicht leitenden Materialien, lernen Kinder offen und neugierig auf Unbekanntes zuzugehen und kreativ, kritisch und bewusst mit neuen Materialien umzugehen. Durch das wiederholte Austesten verschiedener Steck- und Verbindungsmöglichkeiten können Schwierigkeiten beim Bauen von Stromkreisen überwunden werden.
Kinder stellen Fragen und gehen den Dingen auf den Grund, indem Ursachen analysiert und praktikable Lösungen entwickelt werden. Bauen Sie mit den Kindern zunächst einfache Stromkreise, um die Logik und Vorgehensweise verständlich zu machen. Untersuchen Sie, welche Materialien Strom leiten und welche nicht. Nutzen Sie unterschiedliche Materialien, um Strom zu leiten und lassen Sie die Kinder verschiedene Varianten ausprobieren. Kinder können Bilder, Ballons, Namensschilder, Armbänder oder andere Gegenstände zum Leuchten bringen, Unterwasser-Taschenlampen selber herstellen, kleine Roboter oder beleuchtete Geschichtenkartons bauen.Mit Hilfe eines Makey Makey können sie musizieren. Aus leitender Knete können Figuren hergestellt werden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Zum Ausprobieren, Tüfteln, Kleben, Stecken und Verbinden sollten ausreichend Materialien in den Bildungseinrichtungen vorhanden sein. So haben Kinder die Möglichkeit, sich ausgiebig mit dem Thema Strom und Stromkreise zu beschäftigen. Sorgen Sie für ein vielseitiges Angebot an Knopfbatterien, Kupferdraht, LED-Lämpchen, Kupfertape, Krokodilklemmen, u. a. – alles was Sie brauchen, um spannende Angebote zu gestalten.
Eine Taschenlampe selber bauen
So geht’s:
Schneiden Sie zuerst zwei Streifen Kupferklebeband auf die Länge des Holzstiels. Befestigen Sie dieses nun an beiden Seiten auf dem Holzstiel. Die Streifen dürfen nicht über das Ende des Holzstiels herausragen und sich nicht berühren! Nun die LED mit Hilfe des Gummibandes auf dem Holzstiel befestigen. Auf jeder Seite muss sich jeweils ein Beinchen der LED befinden. Nun die Knopfzelle mit Hilfe der Klammer unten am Holzstiel befestigen. Die Leuchtdiode hat ein langes Bein, die Anode (+), und ein kurzes Bein, die Kathode (-). Bei der Verbindung mit der Knopfzellenbatterie berühren sich die gleichen Pole, damit der Stromkreis geschlossen bleibt und die LED leuchtet. Die Kinder lernen dabei verschiedene Bauelemente und den Aufbau eines einfachen Stromkreises kennen.
Material & Werkzeuge:
- ein Holzstiel
- ein kleines Gummiband
- zwei Streifen Kupferklebeband
- eine Foldbackklammer (MAUL) oder eine Büroklammer aus Metall
- eine Knopfzelle 3V
- eine LED
- eine Schere
Auszüge aus:
Strom, Technik und Computer im Kindergarten - 33 einfach umsetzbare Projektideen
von Antje Bostelmann, Christian Engelbrecht, Heiko Mattschul
Verlag Bananenblau 2017
Umfang 118 Seiten, Ringbuch
zweisprachig: Deutsch/Englisch
ISBN 978-3-946829-13-3
Kurzbeschreibung:
Warum leuchtet die Glühbirne? Wie funktioniert ein Stromkreis? Wie wird ein Computer programmiert? Kinder entdecken die Welt, indem sie den technischen Phänomenen unseres Alltags auf den Grund gehen. Die Praxisbeispiele in diesem Buch zeigen Schritt für Schritt, wie Erzieherinnen spannende Angebote mit alltäglichen technischen Materialien, wie Batterie, Kabel und Glühlampe gestalten können. Aus der Verbindung von Recyclingmaterial und Technik entstehen Müllroboter und selbst leuchtende Glitzerflaschen. Kombinieren Sie Namensschilder, Armbänder und Haarschmuck mit Stromkreisen und bringen Sie Ihre Kindergruppe zum Leuchten und Blinken.
In diesem Buch gehen wir außerdem dem Geheimnis des Programmierens auf den Grund. Wir zeigen Ihnen, wie sie ganz ohne Computer mit den Kindern im Bewegungsraum Programmierspiele veranstalten können, wir stellen Ihnen Lernroboter vor und erklären, welche Chancen der Kindergarten in einem 3D-Drucker entdecken kann.