Kreativität zuhause!

Gabi Scherzer

In Coronazeiten ist Kreativität angesagt – auch zuhause! Die Kita ist geschlossen, die Schule ebenso. Jetzt heißt es auf allen Ebenen kreativ werden. Unter anderem müssen ein neuer Tagesablauf und ebenso ständig neue Beschäftigungsideen für die Kinder gefunden werden. Hier ein paar Tipps, die Sie evtl. für einen Elternbrief oder „nach Corona“ auch für einen Elternabend brauchen könnten.

Kreativität im Haushalt mit Kindern

Lassen Sie die Kinder auf ihre Weise im Haushalt mitwirken. Alles ist interessant und stellt eine neue Sinnes- und Material- oder Technikerfahrung dar. So kann zum Beispiel schon das Wäscheaufhängen oder das Spiel mit Wäscheklammern zu einer interessanten Beschäftigung werden. Beobachten Sie genau und lassen Sie sich von den Kindern dabei zeigen, was genau sie motiviert. Greifen Sie diese Idee auf. Für die ganz Kleinen braucht es womöglich ein zweites Körbchen oder Gefäß, um die Klammern von einem Eimer in den anderen plumpsen zu lassen.

Ein etwas älteres Kind kann die Wäscheklammern schon öffnen und möchte sie auch an etwas festzwicken, vielleicht liegt noch ein Stück Pappe im Papiermüll, das sich dafür eignet. Hat man mehr Zeit kann man diese Idee natürlich auch ästhetisch erweitern, indem man die Pappe als Blumen- oder Sonnenmitte zuschneidet, anmalt und eine überschaubare Anzahl an Wäscheklammern als Strahlen oder ähnliches zur Verfügung stellt. Diese Idee kann als Spiel sogar eine Zeit lang im Spielzeugregal etabliert werden.

Wie wohltuend, wenn das Interesse des Kindes wirklich geweckt wird und aus einer 5 Minuten Kreativität ein längerer Prozess wird – ein Selbstläufer.  

Neben den kreativen Möglichkeiten im gemeinsamen Haushalt, darf natürlich ab einem gewissen Alter eine feste Malecke zuhause auch nicht fehlen.

10 Tipps für das Malen zuhause

  1. Räumen Sie dem Kind eine immerwährende Kreativecke in Kinderhöhe ein, die es selbständig zu jeder Zeit aufsuchen kann.
  2. Dieser Platz sollte für Sie einsehbar sein, zum Beispiel in der Nähe der Küche oder des Wohnzimmers. Kein Abschieben zum Kreativsein ins Kinderzimmer.
  3. Eine wertschätzende Malbegleitung im Hintergrund ist sehr motivierend für das kreative Tun der Kinder. Das Kind wird sich durch kleine nonverbale „Einschübe“, wie ein ermutigendes Streichen über den Rücken, intensiver und länger mit der Gestaltung beschäftigen.
  4. Je nach Alter haben die Kinder in der Malecke Zugriff auf gängiges Material, wie zum Beispiel auf Holzstifte, Wachsmalkreiden, Schere, Schmierpapier, Klebestift, einen Locher, einen Tacker usw. Diese Materialien können in kleinen Schubfächern, mit Symbolen versehen, aufgehoben werden. Diesen Platz gilt es natürlich auch ordentlich zu halten.
  5. Ab und zu kommt dann besonderes Material dazu, beispielsweise Klebeband, farbige Papierstreifen, Geschenkpapierbänder, Wasserfarben, Schwämmchen, leere Toilettenpapierrollen oder Schachteln.
  6. Nutzen Sie den Wert und auch die Motivation, die in der Wiederholung! Wenn das Kind Gefallen an einer kreativen Beschäftigung gezeigt hat, greifen Sie diese ein paar Tage später wieder auf, evtl. mit einer kleinen Farb- oder Material Variation. Das sind Gestaltungszeiten, die zum Selbstläufer werden und oft interessante, weiterführende Ergebnisse hervorbringen.
  7. Schaffen Sie unbedingt eine Ausstellungsfläche in Kinderhöhe, spannen Sie eine Schnur im Gang, an der mit Wäscheklammern aktuelle Werke aufgehangen werden können.
  8. Nehmen Sie Abstand von „schönen Ergebnissen“. Der Weg und die kreative, bildnerische Erfahrung sind das Ziel. Ihr Kind erwirbt Materialkunde und übt sich in selbstbestimmtem, lösungsorientiertem Verhalten, das später in vielen Zusammenhängen gebraucht wird. Nichts desto trotz kann man durch kleine Produkte das Selbstbewusstsein der Kinder wirklich stärken. Verwenden Sie hier Ideen, die dennoch eine individuelle Gestaltung zulassen (siehe dazu die Reihe „5 Minuten Kreativität“ von Gabi Scherzer sowie die dazugehörigen Erklärvideos).
  9. Versuchen Sie das sehr subjektive und pauschale Urteil von „schön gemacht“ zu vermeiden. Bennen Sie vielmehr, als positive Rückmeldung, was Sie auf dem Bild anspricht oder was Sie klar erkennen können. Wie zum Beispiel, „Du hast ein leuchtendes Rot verwendet.“, „Ich sehe ganz viele Kreise – sollen wir sie einmal zählen?“. Vermeiden Sie Interpretation oder Fragen wie, „Was soll das denn sein?“. Erstens hatten die Kinder vielleicht gar nicht die Absicht, figürlich zu arbeiten und zweitens ist eine Fehlinterpretation immer ein Seitenhieb in die bildnerische Fähigkeit.
  10. Eine große Bitte zum Schluss: vermeiden Sie Malbücher. Damit „verkümmert“ die individuelle Bildsprache, die Schöpfungskraft und das Selbstbewusstsein der Kinder. Sie haben keine Chance, ihre eigene Bildsprache zu entwickeln. Darüber hinaus werden sie durchgängig mit einem Vorbild konfrontiert, dem sie selbst nie gerecht werden können, was zur Folge hat, dass sie ihre eigenen bildnerischen Fähigkeiten verleugnen. Ja, die Feinmotorik des Ausmalens ist wichtig, aber das kann man auch an eigenen Formen üben – siehe folgendes Beispiel:

Meine Linie geht spazieren (Eine kreative Idee für Groß und Klein)

  • Mit einem schwarzen Marker eine Linie über das Papier spazieren gehen lassen und dabei langsam bis 5 zählen.
  • Das Ergebnis aus allen Richtungen betrachten. Erkenne ich irgendeine Figur, die ich jetzt ausmalen möchte?
  • Oder wird einfach ein bunter Farbteppich daraus. Größere Kinder können hierfür auch beliebte Filzstifte benutzen.
  • Hängen Sie danach das Bild auf und betrachten es!
  • Als Variation/Wiederholung bietet es sich an, am nächsten Tag transparente Bilder auf Architektenpapier für das Fenster anzufertigen.
  • Übrigens, nennt man dies Einlinienzeichnung. Man findet sie auch in der modernen Kunst zum Beispiel bei Paul Klee (aus 5 Minuten Kreativität für Grundschulkinder).

Kreative Erklärvideos von Gabi Scherzer

Anlässlich der Coronakrise gestalte ich momentan kurze, kreative Erklärvideos – Kunst zum Mitmachen. „Schüleratelier zuhause“ ist nicht nur für Schulkinder geeignet, sondern auch für Kita-Kinder und ihre Eltern oder Erzieher/-in. Mit einfachen Materialien geht es um elementare bildnerische Erfahrungen und Prozesse, die individuelles Gestalten ermöglichen und dennoch zu einem kleinen Ergebnis führen. Nutzen Sie dieses kostenfreie Kreativangebot für zuhause.

Kreatives Erklärvideo für ein Frühlings-Fensterbild Teil 1 zum Mitmachen.

Material: Wasserfarben, Pinsel, Schwämmchen, Wassergefäß, Unterlage, Schere, Papier.

https://www.youtube.com/watch?v=NlIfUrokAaQ

Kreatives Erklärvideo für ein Frühlings-Fensterbild 2 zum Mitmachen.                                              

Material: Wasserfarben, Wassergefäß, dicker Pinsel, Unterlage, schwarzer Filzstift, Schere, Tesafilm.

https://www.youtube.com/watch?v=sUufkINsHWE

Kreatives Erklärvideo für ein Frühlings-Fensterbild 3 zum Mitmachen. 

Material: leere Toilettenpapierrollen, Schere, Wollreste, Servietten, Klebeband, Kleber.

https://www.youtube.com/watch?v=1-2KDIBp4co&t=2s

Kinderkirche zuhause - Palmsonntag.

Material: Farbstifte, Schere, festes DIN A5 Papier, Bibel, Kerze.

https://www.youtube.com/watch?v=txpC-tAkjl8

Viele kreative Minuten und Stunden zuhause wünscht Ihnen,

Gabi Scherzer

Autorin, Künstlerin, Pädagogin

www.gabi-scherzer.de

Literatur

Scherzer, G.: 5 Minuten Kreativität im Kindegarten. München: Don Bosco Medien, 2012

Scherzer, G.: 5 Minuten Kreativität für Grundschulkinder. München: Don Bosco Medien, 2014

Scherzer, G.:  5 Minuten Kreativität zur Frühlings- und Osterzeit . München Bosco Medien 2018

Scherzer, G.:  5 Minuten Kreativität zur goldenen Herbstzeit. München: Don Bosco Medien 2017

Scherzer, G.: 5 Minuten Kreativität zu Weihnachten. München: Don Bosco Medien, 2015

Kreative Erklärvideos von Gabi Scherzer: https://www.youtube.com/channel/UCaocfY07a-P6UcZC9mwe8dQ und unter www.gabi-scherzer.de

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