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Zitiervorschlag

Rezension

Brigitte Werner, Claudia Burmeister: Kleiner Fuchs Großer Himmel. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2015, 48 Seiten, EUR 16,90 - direkt bestellen durch Anklicken

Brigitte Werner: Kleinen Fuchs Großer Himmel. Ein Hörbuch. Gelesen von Nina Petri. Musik von Sebastian Hoch. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2015, 45 Minuten Spielzeit, EUR 10,95 - direkt bestellen durch Anklicken

 

Erzieher/innen werden in ihren Gruppen immer wieder mit der Situation konfrontiert, dass Kinder traurig und weinerlich in die Kita kommen, weil ein naher Verwandter gestorben ist. Auch die anderen Kinder sind dann tief betroffen, zumal sie oft zum ersten Mal mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert werden. Und dann stellen sie Fragen wie: "Wo ist die/der Tote jetzt?" - "Wie ergeht es ihr/ihm wohl im Himmel?" - "Passt Gott gut auf ihn auf?" - "Und wer ist Gott?"

Auf solche Fragen gibt das von Brigitte Werner verständnisvoll und tröstend verfasste und von Claudia Burmeister liebevoll und herzerwärmend illustrierte Bilderbuch "Kleiner Fuchs Großer Himmel" Antworten - zunächst einleuchtend, dann verwirrend und schließlich die Verwirrung auf einer höheren Ebene auflösend.

Die Geschichte: Großvater Fuchs ist gestorben, und der kleine Fuchs ist sehr traurig. Fuchsmama und Fuchspapa versuchen, ihn zu trösten und seine Fragen zu beantworten: "Großvater Fuchs ist jetzt im Himmel. Da geht es ihm gut." - "Wo ist überhaupt der Himmel?" - "Da oben und dahinter." - "Aber der Himmel ist so schrecklich groß, da wird Großvater sich sicherlich verlaufen?" - "Nein, denn der GroßeLiebeFuchs im Himmel passt gut auf ihn auf." - "Gibt er Großvater auch etwas zu essen? Und weiß er auch, das Großvater..." - "Ja, ja, ja. Der GroßeLiebeFuchs weiß das alles, weil er alles weiß." Und der kleine Fuchs ist weniger traurig. Nachts träumt er vom GroßenLiebenFuchs und sieht, wie gut es seinem Großvater im Himmel geht und wie dieser ihm winkt. Er winkt zurück, und ist nach dem Aufwachen noch ein bisschen weniger traurig.

An den folgenden Tagen streift der kleine Fuchs durch den Wald und sucht jedes Mal ein anderes Plätzchen auf, an dem sich sein Großvater gerne aufgehalten hat. Und er wird wieder traurig. Zuerst trifft er auf ein Eichhörnchen, dann auf eine Schnecke, dann auf einen Buntspecht und anschließend auf einen Frosch, die ihn nach seinem Kummer fragen und ihn zu trösten versuchen. Sie erzählen ihm von dem GroßenLiebenEichhörnchen, der GroßenLiebenSchnecke, dem GroßenLiebenBuntspecht bzw. dem GroßenLiebenFrosch, die alles wissen, ganz mächtig sein und sich nun um Großvater Fuchs liebevoll kümmern würden. Aber von dem GroßenLiebenFuchs haben sie nicht gehört. Und jedes Mal kehrt der kleine Fuchs ein wenig verwirrt, aber auch etwas weniger traurig nach Hause zurück und träumt nachts davon, wie gut sein Großvater von dem GroßenLiebenEichhörnchen, der GroßenLiebenSchnecke, dem GroßenLiebenBuntspecht bzw. dem GroßenLiebenFrosch umsorgt wird.

In der letzten Episode trifft der kleine Fuchs auf eine weiße Eule, die ihm von der GroßenLiebenWeißenEule erzählt. Auch sie hat von GroßenLiebenFuchs nicht gehört. Aber als weise Eule denkt sie darüber nach und kommt zu dem Ergebnis, dass Großvater nicht nur oben im Himmel sei, sondern auch im Herzen der Wesen, die ihn lieben und an ihn denken. Der Himmel sei überall, und Gott sei überall - er sei der GroßeLiebeFuchs, das GroßeLiebeEichhörnchen, die GroßeLiebeSchnecke usw., aber auch die Sonne, die Erde, die Natur usw.: "Er war alles, einfach alles." Und der kleine Fuchs lief nach Hause, erzählte dies seinen Eltern, und alle waren wieder froh.

Und damit lädt das Bilderbuch auch zum Philosophieren über Gott und die Welt ein. Es hilft Erzieher/innen zu erklären, wieso es unterschiedliche Religionen gibt, erleichtert den interreligiösen Dialog und führt zu Verständnis für andere Glaubensrichtungen. Das fantasievoll illustrierte Bilderbuch eignet sich also nicht nur dazu, ein trauerndes Kind zu trösten, sondern auch um mit der gesamten Gruppe über den Tod, den Himmel, den lieben Gott und die vielen Religionen nachzudenken.

Die Geschichte von Brigitte Werner ist ebenfalls als Hörbuch erhältlich, sodass sich ein (trauerndes) Kind auch zurückziehen kann, um ganz in Ruhe die CD anzuhören und dabei die Bilder im Buch anzuschauen. Der Text wird einfühlsam von Nina Petri vorgetragen, die allen Tieren eine eigene Stimme gibt. Zwischen den einzelnen Episoden gibt es in Molltönen gehaltene Musikstücke für klassische Instrumente (Violine, Flöte, Fagott, Oboe, Horn, Klarinette usw.), die von Sebastian Hoch komponiert wurden. Die Musik greift die Stimmen der Tiere auf, wirkt beruhigend und tröstend.

Bilderbuch und CD sollten in keiner Kita fehlen. Sie sind aber auch Eltern zu empfehlen - nicht nur bei einem Todesfall in ihrer Familie. Die von Brigitte Werner angesprochenen Themen werden von nahezu jedem Kind irgendwann angesprochen...

Martin R. Textor