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Zitiervorschlag

Kinderunfälle: Die große Gefahr in kleinen Schuhen

Elisabeth Ronis

 

Die Zahl der Unfälle von Kindern ist seit Jahrzehnten enorm hoch. Das Bewusstsein für die Gefahren, denen unser Nachwuchs ausgeliefert ist, hält sich jedoch in überschaubaren Grenzen.

Objektiv betrachtet kann es nicht überraschen, dass Kinder besonders anfällig für Unfälle sind. Sie sind unerfahren, können Risiken noch nicht einschätzen und neigen dazu, sich durch ihre Neugier und Abenteurerlust in Gefahr zu bringen. Dennoch wird der Faktor Unfall noch immer weitgehend unterschätzt. Ein kurzer Blick auf die Zahlen dürfte schnell zu einer neuen Einstellung zu Kinderunfällen führen.

Der Millionen-Faktor

Um sich aktuelle Zahlen und Statistiken anzuschauen, muss man nicht stundenlang im Internet surfen. Es reicht, auf die Seite des Bundesministeriums für Gesundheit zu gehen. Dort lässt sich alles finden, was uns beschäftigen sollte. Jedes Jahr verunglücken in Deutschland rund 1,6 Millionen Kinder. Man mag nun vielleicht annehmen, dass ein Großteil dieser Unfälle auf Verkehrsunfälle zurückzuführen ist. Doch das ist nicht der Fall. Ein Teil passiert in der Schule oder im Kindergarten. Ein nicht unwesentlicher weiterer Teil der Unfälle tritt in der Freizeit auf. Es mag kaum fassbar sein, aber Unfälle sind bei Kindern, die das erste Lebensjahr erreicht und überschritten haben, die häufigste Todesursache in Deutschland. Der gesetzliche Schutz vor den Folgen von Unfällen ist nur in Kindergärten oder Schulen gegeben; private Prävention ist daher unbedingt angeraten.

Wo die Gefahren lauern

Wir werden gleich ein paar Tipps geben, die helfen sollen, im Falle eines Unfalls richtig zu handeln. Doch um schon im Vorfeld geeignete Maßnahmen ergreifen zu können, ist es sinnvoll, sich ein Bild von den tatsächlichen Gefahren zu machen. Wir wissen inzwischen, dass Verkehrsunfälle einen eher geringen Anteil ausmachen (das sollte die Vorsicht jedoch nicht in den Hintergrund treten lassen!). Doch wo lauert das größte Risiko für die Kleinen?

Der Sturz kann überall passieren

Immerhin 57 Prozent aller Kinderunfälle ereignen sich durch Stürze. Kommt es zu solch einem Sturz, ist der Kopf des Kindes besonders gefährdet. Das Risiko, dass Kinder sich durch Stürze am Kopf verletzen, erhöht sich, je jünger das Kind ist.

Die Gefahr lauert in der Küche

Stolze 81 Prozent aller Kinder, die das sechste Lebensjahr erreicht haben, halten sich häufiger alleine in der Küche auf. Bei kleinen Kindern bis fünf Jahre sind es immer noch 41 Prozent. Das kann sich rächen, denn in der Küche gibt es nicht nur die schon fast "klassische" heiße Herdplatte. Auch ätzende oder giftige Putzmittel oder andere Substanzen verleiten Kinder häufig dazu, verhängnisvolle Fehler oder Experimente zu machen.

Wenn die Luft wegbleibt

Kaum hat der Nachwuchs stolz die Plakette für die Seepferdchen-Prüfung vorgezeigt, denken viele Eltern, er sei sein guter Schwimmer. Doch dem ist nicht so; die 25 Meter-Bahn im Schwimmbad macht aus einem Kind noch keinen Rettungsschwimmer. Besonders in natürlichen Gewässern ist daher die Gefahr von Kinderunfällen sehr groß.

Was tun, wenn's passiert ist?

Wer Kinder hat, weiß, dass sich Unfälle nie gänzlich ausschließen lassen. In gewisser Weise ist das sogar gut, denn Kindern lernen durch Erfahrungen, und zu denen gehören auch kleinere Unfälle oder Missgeschicke.

Kommt es jedoch zu einem größeren Unfall, ist die Not auch bei den Erwachsenen meist groß, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen. Hier ein paar Tipps:

Ruhe bewahren!

Das klingt vernünftig, ist aber gar nicht so einfach, wenn das Kind tatsächlich einen Unfall erleidet. Ruhe ist dennoch höchstes Gebot, auch und ganz besonders für das Kind selbst. Aufgeregte Erzieher/innen oder Eltern übertragen ihre Stimmung schnell aufs Kind, das zusätzlichen Stress nun wirklich nicht gebrauchen kann.

Bewusstlos?

Ist das Kind bewusstlos, muss zunächst an die stabile Seitenlage gedacht werden. Könnte die Wirbelsäule verletzt sein, sollte dies jedoch unterlassen werden. Keinesfalls sollte ein bewusstloses Kind ohne Hilfe durch Ärzte oder Sanitäter hochgehoben werden.

Kein Atem? Kein Puls?

Wenn das verunfallte Kind nicht mehr atmet, muss unverzüglich mit der Atemspende begonnen werden. Ist kein Puls mehr vorhanden, ist eine Herz-Lungen-Wiederbelebung nötig. Auf einer harten Unterlage liegend sind dafür 15 Herzdruckmassagen zu leisten, die in einem Verhältnis von 15:2 im Wechsel mit der Atemspende durchgeführt werden.

Präventivmaßnahmen

Begriffe wie "Education", "Engineering" und "Enforcement" stehen für Prävention wie erzieherische Maßnahmen, die Erhöhung der technischen Sicherheit und gesetzliche Aktivitäten, die Normen, Gesetze, Kontrollen und Vorschriften beinhalten.

Da Eltern die Möglichkeit von Kinderunfällen niemals vollständig ausschalten können, ist es sinnvoll, eine Kinderunfallversicherung abzuschließen. Diese kann zumindest die Folgen abfedern, die Unfälle mit sich bringen.

Autorin

Elisabeth Ronis
Ronis GmbH
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