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Zitiervorschlag

Lautsprachunterstützende Gebärden zur Sprachförderung bei Kindern

Michaela Wulf-Schäfer

 

Da erfolglose Kommunikation häufig zu Frustration und bis zu Desinteresse an Kommunikation führen kann ist es wichtig, frühzeitig Kindern eine Kommunikationsmöglichkeit zu geben, mit der sie verstanden werden.

Hierbei können die Ursachen für das "(Noch)-nicht-(ausreichend)-mit-Lautsprache-Kommunizieren-können" sehr unterschiedlich sein. Von "die Entwicklung ist noch nicht so weit" (Worte sind noch nicht bekannt oder können noch nicht klar ausgesprochen werden) über "Deutsch ist die Zweitsprache" (die Deutschkenntnisse sind noch nicht ausreichend) bis zu "Entwicklungsverzögerung", "Sprachstörung" oder "Gehörlosigkeit".

In vielen Kindergärten und Kindertageseinrichtungen werden heute schon mit steigender Tendenz die Lautsprachunterstützenden Gebärden zur Förderung der Sprachentwicklung angewendet.

Gerade unter dem Inklusionsaspekt sind Lautsprachunterstützende Gebärden ein Thema, welches immer mehr an Bedeutung gewinnt, da sie sich gut als "Vorläufer" von lautsprachlichen Äußerungen eignen und zudem den Lautspracherwerb fördern.

Was bedeutet "Lautsprachunterstützendes Gebärden" (LUG)?

Beim Lautsprachunterstützenden Gebärden (LUG) wird die Lautsprache unter Beibehaltung ihrer Grammatik von einzelnen Gebärden begleitet. Gebärdet werden (zeitgleich zur Aussprache des Begriffs) nur die Schlüsselwörter: also die Wörter im Satz, welche für das Verständnis wichtig sind.

Warum unterstützt das Lautsprachunterstützende Gebärden die Sprachentwicklung?

  • Durch das simultane Sprechen und Gebärden wird langsamer und deutlicher, also kindgerechter, gesprochen.
  • Automatisch werden einfachere, für das Kind verständlichere Sätze gebildet.
  • Dadurch, dass die gezeigten Bewegungen mit den Wortsilben übereinstimmen, werden die phonologische Bewusstheit und das Verständnis für Sprachrhythmus gefördert.
  • Durch das Nachahmen der Gebärden verbessert sich die Motorik des Kindes: Selbstwahrnehmung (Hand-Augen-Koordination und Feinmotorik) und die Konzentration werden gefördert und das Körpergefühl wird geschult.
  • Durch die Verbindung von visuellen, akustischen und motorischen Reizen ist die Gehirnentwicklung verbessert; es entstehen mehr Synapsen. Besseres Erinnerungs- und Vorstellungsvermögen sowie erhöhte allgemeine Lernfähigkeit sind die Folgen.
  • Das Gebärden hat einen positiven Einfluss auf den Blickkontakt und die Aufmerksamkeit.
  • Erfolgreiche Kommunikation motiviert!

Sehr erfreulich ist, dass immer mehr Materialien (Bilderbücher, Liederbücher, Kinderbücher mit Gebärdenlesung und Lehrprogramme) mit Gebärden erhältlich sind.

Anmerkung

Weitere Informationen und Gebärdenbücher unter: http://www.nora-und-ben.de

In der Broschüre "Frühe Sprachbildung und Frühförderung mit Gebärden für alle Kinder" werden die Fragen "Wie zeigt man lautsprachunterstützende Gebärden?", "Welche Kinder profitieren von Gebärden?" und "Worauf sollten Sie beim Gebärden mit Kindern achten?" ausführlich beantwortet.

Literatur

Mayer, Martina: Lautsprachunterstützende Gebärden. Eine Handreichung für die Praxis. Karlsruhe: Loeper Literaturverlag 2007

Nonn, Kerstin: Unterstützte Kommunikation in der Logopädie. Stuttgart: Georg Thieme-Verlag 2011